Das Haus Harkonnen
840 Seiten Langeweile mit wenigen Lichtblicken Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 November 2021
 
Titel: "Der Wüstenplanet - Die frühen Chroniken 1: Harkonnen"
Originaltitel: "Prelude to Dune: House Harkonnen"
Bewertung:
Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 841 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Spectra (E)
Veröffentlicht: 01. November 2001 (D), 2000 (E)
ISBN: 978-3-453-19652-X (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Imperator Shaddam IV arbeitet gemeinsam mit seinem engsten Berater Fenring an einem Plan, um das Spice-Monopol von Arrakis zu durchbrechen: So hat er die Tleilaxu auf Ix damit beauftragt, an einer künstlichen Form des Gewürzes zu arbeiten. Ein langwieriger Prozess, der nach mehreren Jahren nun langsam Früchte zu tragen scheint. Im Haus Harkonnen sorgt indes das weiße Schaf der Familie, nämlich der Bruder des Barons, Abulurd, immer wieder für Wirbel, geht er doch mit seinen Untertanen viel zu freundlich um. Schließlich lässt Vladimir ihm durch Abulurds eigenem Sohn, Rabban, eine Lektion erteilen. Zugleich erfährt er vom Suk-Doktor Yueh den Grund für den Verfall seines Körpers, und dass er von den Bene Gesserit vergiftet wurde. Doch sein Versuch, sich an der Schwesternschaft zu rächen, bleibt fruchtlos. Duncan Idaho hat indes Caladan verlassen, um auf Ginaz die acht Jahre dauernde Ausbildung zum Schwertmeister anzutreten. Nachdem er dies erfolgreich abgeschlossen hat, wäre eigentlich die Zeit zum Feiern gekommen. Stattdessen sorgt ein zuvor ausgeschlossener, verärgerter Schüler für ein Massaker. Und auf Caladan kommen sich Leto und Kailea immer näher, bis sie ihm schließlich einen Sohn gebärt. Doch danach ist sie – auch durch den Einfluss ihrer manipulierenden Zofe – mit ihrer Rolle als Konkubine zunehmend unglücklich. Sie versteht nicht, warum Leto sie nicht heiraten und so auch ihren gemeinsamen Sohn legitimieren kann. Ihre Unzufriedenheit treibt Leto zunehmend in die Hände seiner zweiten Konkubine – der Bene Gesserit-Schwester Jessica…

Review: Es ist kein gutes Zeichen, wenn man einen Roman vor nicht einmal einer ganzen Woche abgeschlossen hat, und sich kaum mehr an etwas erinnern kann – weshalb ich nun für die Inhaltszusammenfassung stark auf den Wikipedia-Eintrag zurückgegriffen habe. Fakt ist: Ich fand die Handlung eigentlich nicht weiter interessant und/oder bemerkenswert. War ich schon von "Das Haus Atreides" nicht wirklich begeistert, schien mir der Nachfolger nun auch noch am typischen Problem des Mittelteils einer Trilogie zu leiden, dass hier letztendlich im Großen und Ganzen nur Wasser getreten und Zeit bis zum Ende der Geschichte geschunden wird. Darüber hinaus haben Brian Herbert und Kevin J. Anderson auch diesmal wieder die eine oder andere Entscheidung getroffen, die mir nicht wirklich gefallen hat. Exemplarisch sei erwähnt, wie man Jessica hier über ihre Liebe zu Leto hinaus noch einen ganz besonderen Grund gibt, warum sie die Anordnung ihres Ordens ignoriert und ihm vielmehr einen (weiteren) Sohn schenkt. Das fand ich unnötig, und irgendwie nahm es der Figur für mich auch an Stärke, weil man sagen könnte, dass sie in dieser Situation kaum mehr eine andere Wahl blieb. Wäre es wirklich rein ihre, willkürliche, Entscheidung gewesen, hätte mir das besser gefallen. Einer meiner größten Kritikpunkte ist zudem, dass "Das Haus Harkonnen" meines Erachtens völlig dabei versagt hat, die sich langsam entwickelnde Liebe zwischen ihr und Leto zu vermitteln. Bis zum schweren Schicksalsschlag rund um den Anschlag (dazu auch gleich noch) haben die drei, maximal vier gemeinsame Momente im Roman. Das war einfach zu wenig, um die Gefühle, die zwischen ihnen entstehen, zu vermitteln.

Sehr schwer tat ich mir auch mit dem Handlungsstrang rund um Kailea. Natürlich war von vornherein klar, dass mit ihrem Sohn etwas passieren muss, nachdem wir in Frank Herberts Werken von ihm nie etwas gehört haben. Aber wie das Ganze dann ablief, fand ich doch ziemlich konstruiert. Zumal ich mit ihr als Figur – so leicht, wie sie sich von Chiara manipulieren lässt – nicht anfangen konnte. Und generell war mir unverständlich, warum alle am Hof so lange untätig dabei zusehen, wie Chiara ganz offensichtlich ihre Gedanken vergiftet und sie gegen Leto aufhetzt. Nicht viel anfangen konnte ich leider auch mit der Geschichte auf Ix – wir wissen einfach von Anfang an, dass der Versuch, künstliches Spice herzustellen, scheitern muss, daher wollte mich das alles nicht wirklich interessieren. Gleiches gilt für die Bemühungen, den Planeten aus den Fängen der Tleilaxu zu befreien. Auch auf Dune selbst wurde in meinen Augen viel Wasser getreten. Ja, es gibt ein wichtiges Ereignis aus Liets Leben, dass wir hier mitverfolgen, davon abgesehen tat sich aber auch dort nicht wirklich viel. Da hätte man schon viel früher eingreifen müssen, ganz egal, wie beleidigt Kailea dann kurzfristig reagiert hätte. Die Ausbildung von Duncan wiederum hatte für mich etwas wie eine Beschäftigungstherapie, damit auch er im Mittelteil der Prequel-Trilogie irgendwas zu tun bekommt. Wirklich interessant fand ich seine Ausbildung aber leider nie. Erst das Finale der Geschichte, mit dem Überfall auf die Akademie, konnte mir dann gefallen, und stelle für mich auch einen der wenigen Lichtblicke des Romans dar. In erster Linie stach aber alles rund um die Harkonnens, und hier insbesondere Abulurd, hervor. Denn bislang konnte man den Eindruck gewinnen, dass alle Harkonnens durch die Bank böse und verdorben sind – was mir dann doch etwas zu schwarz/weiß gezeichnet wäre. "Das Haus Harkonnen" schwächt diesen Eindruck durch Abulurd gehörig ab. Das war für mich mit Abstand das Beste am Roman; wobei das allein in meinen Augen dennoch viel zu wenig war, um ihn lesens- und lohnenswert zu machen.

Fazit: Normalerweise würde ich zu "Das Haus Harkonnen" ja sagen: "So schnell vergessen wie gelesen", da man aber aufgrund seiner wieder einmal übertriebenen Länge dafür mindestens zehn Stunden kalkulieren muss, halte ich das eigentlich schon für zu viel gesagt. Tatsache ist: Abseits von ein paar hervorstechenden Kritikpunkten haben Roman und seine Handlung bei mir praktisch keinerlei Eindruck hinterlassen. Er dürfte dabei nicht zuletzt unter dem klassischen Mittelteil-Problem bei Trilogien leiden, weil es hier halt einfach irgendwie die Zeit bis zum Abschluss zu füllen scheint – und meinem Empfinden nach taten sich Brian Herbert und Kevin J. Anderson überaus schwer damit, hierfür eine interessante Story zu finden. Und so plätschert die Handlung vor sich hin, ohne dass sich groß etwas tun würde. "Das Haus Harkonnen" scheitert in meinen Augen zudem völlig damit, uns die Liebe, die zwischen Leto und Jessica entsteht, zu vermitteln. Und auch, dass man ihr neben seiner Liebe für ihn noch einen weiteren Grund mitgibt, um die Anordnung der Bene Gesserit zu ignorieren und ihm einen Sohn zu schenken, hat mir nicht geschmeckt. Und so habe ich mich durch "Das Haus Harkonnen" leider ziemlich durchgequält; mehr noch als es ebenfalls schon alles andere als überragenden Vorgänger. Bleibt zu hoffen, dass der dritte und letzte Band davon profitieren kann, dass wir uns nun zunehmend dem Zeitrahmen aus "Der Wüstenplanet" nähern.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: