The Lays of Beleriand
Teil drei der "History of Middle-Earth" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 22 Juni 2021
 
Titel: "The Lays of Beleriand"
Bewertung:
Autor: J.R.R. Tolkien (herausgegeben und bearbeitet von Christopher Tolkien)
Umfang: 393 Seiten (E)
Verlag: Harper Collins (E)
Veröffentlicht: 22. August 1985 (E)
ISBN: 978-0-2611-0226-2 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Während die ersten beiden Bände der zwölfteiligen "History of Middle-Earth"-Reihe auch hierzulande – unter dem Titel "Das Buch der verschollenen Geschichten" (Teil 1 und 2) veröffentlicht wurde, gibt es die weiteren Teile nur mehr auf Englisch (was für mich insofern keinen Unterschied machte, als ich diesmal ohnehin alles in der englischen Originalsprache gelesen habe). Der dritte Band trägt den Titel "The Lays of Beleriand", und geht nochmal zu den Erzählungen der Kinder Húrins, sowie von Beren und Lúthien, zurück. Statt der im zweiten Band der Reihe – und später auch noch als Einzelveröffentlichungen herausgegebenen – Prosa-Erzählungen stehen hier jedoch die Gedicht-Fassungen der Geschichten im Mittelpunkt. Denn nachdem er die ursprünglichen Versionen geschrieben hatte, arbeitete J.R.R. Tolkien (überwiegend in seinen frühen Zwanzigern, wobei er auch später immer wieder mal zu ihnen zurückgekehrt ist) daran, sie in Versform nochmal komplett neu zu schreiben – wobei letztendlich sämtliche Fassungen (begann er doch teilweise mehrmals nochmal von vorn) unvollendet bleiben sollten. Nun ist es mit meinem Deutschunterschied zu den verschiedenen Gedichtsformen schon (zu) lang her, aber wenn man den Informationen im Internet glauben darf, dass ist ersteres in Stabreim- und zweiteres in Paarreim-Form gehalten. Hierzu sei gleich festgehalten, dass die Gedichtsfassung von "Beren und Lúthien" dann auch Teil der – erst Jahre später folgenden – Einzelveröffentlichung war, die im Gegensatz zu den Bänden drei bis zwölf auch ins Deutsche übersetzt wurde. So gesehen war mir zumindest dieser Teil von "The Lays of Beleriand" schon bekannt. Darüber hinaus musste ich auch hier wieder feststellen, dass mir solche Geschichten in Prosa-Form letztendlich doch lieber sind. Egal welches Versmaß, es zwingt zu Kompromissen, Ausschmückungen etc. – und zumindest für mich waren die Gedichte auch schwerer zu lesen, und verlangten deutlich mehr an Aufmerksamkeit. Was jedoch nicht heißen soll, dass sich der Aufwand nicht immer wieder lohnt – dann nämlich, wenn J.R.R. Tolkien eine besonders schöne Textstelle (insbesondere dann beim reimenden "Lay of Leiathan", also der Geschichte von Beren und Lúthien) auffährt. Letztendlich meinte ich aber den Gedichten hier anzumerken, dass sie in erster Linie auf Tolkiens Faszination mit Sprache zurückgingen, und sowohl eine Leidenschaft als auch irgendwie eine Herausforderung waren. Umso bedauerlicher, dass sie letztendlich unvollendet bleiben sollten.

Den Anfang macht jedenfalls mal "The Lay of the Children of Húrin", welches gleich in zwei Versionen vorliegt. Hier ergibt sich der Vorteil, dass es sich hierbei um Material handelte, welches auch für mich neu war, da diese Gedichte auch nicht Teil der Einzelveröffentlichung waren. Zumal diese Neuerzählung in Versform auch das eine oder andere noch einmal vertiefte. So gesehen boten beide Fassungen einen interessanten Einblick – kamen aber letztendlich nicht an die in "Die Kinder Húrins" abgedruckte Prosa-Form heran, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die beiden hier enthaltenen Versionen lange vor dem hochdramatischen Finale, welches für mich einen der besten Aspekte der Story darstellt, abgebrochen wurden. Auch sonst waren mir einzelne Aspekte der Erzählung, wo Húrin und Turin jetzt nicht im Mittelpunkt standen, teilweise etwas zu ausgedehnt, und schien sich Tolkien in seinen Versen und Umschreibungen etwas zu verlieren. Und doch fand ich diese beiden Fassungen, gerade auch im Vergleich zum "endgültigen" Text der Einzelveröffentlichung, sehr interessant. Gleiches gilt für den Mittelteil von "The Lays of Beleriand", der drei leider sehr früh verworfenen Gedichten gewidmet ist: "The Flight of the Noldoli", "Lay of Earendel" und "The Lay of the Fall of Gondolin". Auch hier wieder: Vor allem der Vergleich zu den bislang veröffentlichten und bekannten Texten, sei es nun aus "Nachrichten aus Mittelerde", oder auch der dann fertigen, wenn auch verkürzt wiedergegebenen Mythologie aus "Das Silmarillion", ist hier spannend, da uns die Gedichte hier einen Einblick in den Entstehungsprozess der Welt von Mittelerde liefern. "The Lay of Leithian" hat dann das zuvor schon erwähnte Problem, dass der erste, lange, aus vierzehn "Gesängen" bestehende Teil, bereits bei "Beren und Lúthien" veröffentlicht wurde. Zugleich ist das lange Gedicht ein bisschen eine Zwischenform. Im Vergleich zur ersten Version der Geschichte (noch in Prosa-Form) gibt es zwar keinen Telvido mehr, zugleich ist aber hier erstmal noch von Thu, und nicht etwa Sauron, die Rede. Und generell muss ich auch hier sagen: Eine auf diesem Gedicht basierende Prosa-Erzählung hätte ich wohl vorgezogen. Und doch gibt es immer wieder sehr schöne Formulieren, und kann die Geschichte auch in dieser Form faszinieren und verzaubern. Ganz am Ende geht Christopher Tolkien dann auch noch auf die letzten, späten Überarbeitungen des "Lay of Leithian" ein, was soweit ich mich erinnern kann auch nicht bei der Einzel-Veröffentlichung enthalten war. Neben den Texten seines Vaters gibt es zudem wieder zahlreiche Anmerkungen, die einen – auf Wunsch – noch tiefer in den Entstehungsprozess bzw. die kreative Denkweise von J.R.R. Tolkien eintauchen lassen; wobei diese wohl zugegebenermaßen eher von akademischem Interesse sind. Insgesamt fand ich die ersten beiden Bände der Reihe zwar doch die Spur besser; dennoch ist es schade, dass der Tolkien Haus- und Hof-Verlang Klett Cotta bislang auf eine Übersetzung und Veröffentlichung der restlichen "History of Mittle-Earth"-Bücher verzichtet hat.

Fazit: Der dritte Band der "History of Middle-Earth"-Reihe, der (bislang?) nicht auf Deutsch übersetzt und aufgelegt wurde, setzt die Reise durch die Entstehungsgeschichte von J.R.R. Tolkiens Mythologie rund um Mittelerde fort. Diesmal stehen die Gedicht-Versionen der Geschichten rund um die Kinder Húrins, sowie Beren und Lúthien, im Mittelpunkt. Zwar muss ich in beiden Fällen gestehen, dann doch den Prosa-Erzählungen den Vorzug zu geben. Zudem ist es schade, dass beide Stories in dieser Form nie abgeschlossen wurden. Dennoch fand ich diese Versionen, gerade auch im Vergleich zu "Das Silmarillion" bzw. den Einzelveröffentlichungen, durchaus interessant (wobei angemerkt sei, dass die längere Fassung des "Lays of Leithian" auch im "Beren und Lúthien"-Einzelband schon abgedruckt war). Zugleich muss einem bewusst sein, es hier mit einem unvollendeten "work in progress" zu tun zu haben. Damit richtet sich auch "The Lays of Beleriand" wieder in erster Linie an absolute Tolkien-Enthusiasten, die nicht nur soweit als möglich alles von ihm lesen möchten, sondern sich auch an einem Einblick in die Entstehung der Mittelerde-Mythologie erfreuen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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