Die Erlöser des Wüstenplaneten
Zufriedenstellender Abschluss der Saga Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 14 Juni 2021
 
Titel: "Die Erlöser des Wüstenplaneten"
Originaltitel: "Sandworms of Dune"
Bewertung:
Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 656 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Tor Books (E)
Veröffentlicht: 02. Juni 2008 (D), August 2007 (E)
ISBN: 978-3-453-52449-7 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die entscheidende Schlacht gegen den nicht mehr unbekannten Feind steht bevor – hat sich dieser doch als die beiden Maschinenintelligenzen Omnius und Erasmus herausgestellt, welche den butlerschen Dschihad damals überlebten, und nun zurückkehren, um die Menschheit auszulöschen. Dafür haben sie nicht nur große, mächtige Kriegsschiffe gebaut, und infizieren zudem eine Welt nach der anderen mit einer alles Leben auslöschenden Seuche, sondern bedienen sich auch den Talenten ihrer engsten Verbündeten, den Tleilaxu-Gestaltwandlern, die mittlerweile zahlreiche Welten unterwandert haben – und damit auch laufend die Bemühungen von Murbella sabotieren, die Menschheit auf die alles entscheidende letzte Schlacht vorzubereiten. Auch auf einem anderen Schlachtfeld muss die Menschheit einen entscheidenden Rückschlag hinnehmen, denn nachdem sie nun jahrzehntelang erfolgreich vor dem Feind geflohen sind, gerät das von Duncan und Sheeana kontrollierte Nicht-Schiff in eine Falle der Maschinenintelligenz, die sie daraufhin aufspürt und zu ihrer Heimatwelt Synchrony bringt. Der sich an Bord befindliche Kwisatz Haderach soll das Schicksal der Menschheit endgültig besiegeln…

Review: Beginnen wir mit meinem absolut größten Kritikpunkt, wo ich mich mit "Die Erlöser des Wüstenplaneten" aufgrund der erzwungenermaßen (damit sich die Story wie von Brian Herbert und Kevin J. Anderson gewünscht entwickelt konnte) zur Schau gestellten Dummheit der Personen auf dem Nicht-Schiff einige Seiten lang derart geärgert habe, dass der Unterhaltungswert des Romans in den Keller sank: Die Identität der Saboteure an Bord war einfach derart offensichtlich. Ich hatte diesen Verdacht von bei "Jäger", aufgrund der angeblichen Flucht und der Rettung in letzter Sekunde. Nun wäre die reine Vorhersehbarkeit an sich noch nicht das Problem. Im Gegenteil, diese zeigt ja auch immer, dass eine entsprechende Offenbarung schon von langer Hand geplant war, und entsprechende Hinweise gestreut wurden – und damit, dass man dem Medien-Konsumenten fair umgeht (weil wenig ist schlimmer, als z.B. in einem Krimi dann auf der letzten Seite auf einmal einen Mörder zu präsentieren, den man zuvor nicht gezeigt hat. Ja, super, es ist euch gelungen, uns hinters Licht zu führen – leider aber habt ihr uns auch gar keine Möglichkeit gegeben, das Rätsel zu lösen; dies ist oftmals auch eine beliebte Art und Weise, um die Ermittler ganz besonders clever wirken zu lassen). Wobei es zugegebenermaßen schon etwas ungünstig ist, wenn man eine solche Offenbarung dann als große überraschend-schockierende Wendung inszeniert (wie ich hier den Eindruck hatte). Das Hauptproblem war aber eigentlich, dass niemand auf dem Nicht-Schiff die angebliche Diagnose des Rabbis, dass es sich beim jüngsten Ghola um Feyd Rautha handeln würde, nicht hinterfragt – durch die ja erst die Sabotage von Wellington Yueh (der dabei in Wahrheit Leto Atreides ermordete) initiiert wurde. Gerade auch, wenn man eh schon weiß, dass Saboteure an Bord ihr Unwesen treiben, war das doch völlig unverständlich. Da konnte ich jedenfalls kurz die Naivität, ja geradezu Blödheit der Besatzung, nicht fassen.

Dieser Abschnitt war umso frustrierender, als ich das Buch dann vor allem im letzten Drittel wirklich sehr gut fand, und der Ansicht bin, dass es einen runden, schlüssigen und zufriedenstellenden Abschluss der von Frank Herbert geschaffenen Saga rund um den Wüstenplaneten liefert. Zugleich muss ich aber auch sagen, dass ich etwas skeptisch bin, ob dieser der Geschichte einen ähnlich glücklichen Ausgang zugestanden hätte. Aus Leser-Sicht ist es natürlich sehr schön, hier am Ende Paul und Chani zurück auf Arrakis zu sehen, wie sie – befreit von der Last, das Schicksal der gesamten Galaxis in den Händen zu halten – eine zweite Chance auf ein gemeinsames Leben bekommen. Und doch bin ich skeptisch, ob das Ende von "Die Erlöser des Wüstenplaneten", wäre es noch von Frank Herbert geschrieben worden, auch so ausgesehen hätte. Etwas irritiert war ich darüber hinaus davon, dass wir im Epilog dann just bei Murbella, die eine der treibenden Kräfte dieser beiden Romane war, nicht mehr vorbeigeschaut haben. Was ich mir hingegen durchaus vorstellen kann, ist die Rolle, die hier Duncan Idaho zuteil wird. Zumal ich in den früheren Romanen teilweise den Eindruck hatte, Herbert konnte/wollte sich von der Figur nicht trennen (oder auch, dass er ihn als Anker zum ersten Roman erhalten wollte); hier hingegen erhält sein wiederholter Auftritt rückwirkend eine zusätzliche, größere Bedeutung. Das gefiel mir wirklich gut. Und wer weiß, vielleicht tue ich Frank Herberts Erben ja generell Unrecht; aber wenn ich mir all seine Romane ab dem ersten anschaue, so wirkt mir das Ende hier doch etwas zu "Friede, Freude, Eierkuchen". Insofern wird sich ein Teil von mir wohl immer fragen, wie das Ende der Geschichte mit ihm an der Tastatur/Schreibmaschine ausgesehen hätte.

Immerhin muss ich seinem Sohn Herbert sowie Kevin J. Anderson aber attestieren, dass sie dabei, aus dem Werk, den Notizen und den Andeutungen eines anderen ein Finale zu kreieren, definitiv weitaus bessere Arbeit geleistet haben als beispielsweise Benioff & Weiss bei ihrer "Game of Thrones"-TV-Adaption (wobei man argumentieren kann, dass diese Messlatte jetzt nicht allzu hoch liegt). Zwar denke ich, dass sich ihre Story auch in einem – dann vielleicht etwas längeren – Buch hätte erzählen lassen. Wobei sich vor allem im ersten Drittel hier wieder einmal nichts Essentielles tat (beim Vorgänger hätte man z.B. Murbellas Mühen rund um die Vereinigung der beiden Orden locker kürzen können, weil sie letztendlich für den weiteren Verlauf der Handlung nicht wirklich von Belang war). Zudem hat sich im Vergleich zu "Jäger" nichts daran geändert, dass der Schreibstil unter den beiden Nachfolgern definitiv ein anderer ist, als man das bei Frank Herbert gewohnt war (teilweise zum Besseren, überwiegend aber eher zum Schlechteren). Was nicht heißt, dass es nicht auch hier ein paar schöne Textstellen gab. Aber es ist halt alles doch etwas oberflächlicher, wesentlich Plot-orientierter, nicht einmal ansatzweise so philosophisch – und liest sich einfach generell irgendwie "gewöhnlicher". Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich doch sehr froh bin, dass die beiden die Saga von Herberts Vater auf diese Weise abgeschlossen haben, da dieses von ihnen geschriebenes Finale in meinen Augen jedenfalls besser und zufriedenstellender ist, als wenn das Ende von "Ordensburg" auf immer und ewig für sich allein gestanden wäre.

Fazit: Im ersten Drittel schleppte sich die Handlung noch etwas dahin, und generell habe ich den Eindruck, dass nach der Entscheidung, das von Frank Herbert geplante Finale der zweiten Trilogie auf zwei Romane aufzuteilen, einiges an entbehrlichem Füllmaterial eingefügt wurde. Und dann gab es auch noch die schrecklich vorhersehbare Offenbarung der Identität der Gestaltwandler an Bord des Nicht-Schiffs, wobei ich mich noch mehr als daran an der Art und Weise gestört habe, wie man sich nach Yuehs Geständnis der Sabotage verhielt – weil man aus meiner Sicht seinem Vorwurf in Richtung des Rabbis doch eigentlich sofort hätte nachgehen müssen. Im letzten Drittel wachsen dann aber alle zuvor parallel verlaufenden Handlungsstränge zusammen, und man merkt, dass Brian Herbert und Kevin J. Anderson im Verlauf der beiden Romane auf eben dieses Ende hingesteuert haben. Dieses war mir dann zwar fast schon wieder eine Spur zu glücklich; und offen gestanden bin ich mir nicht sicher, ob das Ende der Saga bei seinem Vater Frank auch so ausgesehen hätte. Zugleich war das aber zweifellos insbesondere für jahre- wenn nicht gar jahrzehntelange Fans zweifellos ein schöner Abschluss, der dafür sorgt, dass man "Die Erlöser des Wüstenplaneten" mit einem zufriedenen Lächeln ins Regal zurückstellt.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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