Star Wars: Tarkin
Wie Gouverneur Tarkin zum Großmoff wurde Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 10 Januar 2021
 
Titel: "Tarkin"
Originaltitel: "Tarkin"
Bewertung:
Autor: James Luceno
Übersetzung: Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak
Umfang: 374 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 15. Februar 2016 (D), 04. November 2014 (E)
ISBN: 978-3-7341-6061-5 (D), 978-0-345-51152-2 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Moff Tarkin ist auf einer Raumbasis in den Randwelten stationiert, wo er auch im Bau des Todessterns involviert ist. Eines Tages wird er durch eine gefälschte Videoübertragung auf die Aktionen einzelner Aufständischer aufmerksam. Er reist nach Coruscant, um dem Imperator selbst zu berichten, der ihn daraufhin zusammen mit seiner rechten Hand Lord Vader losschickt, um eine allfällige Rebellion im Keim zu ersticken. Doch bereits ihre erste Station stellt sich als Falle heraus, und Tarkins eigene Korvette, die Aasdorn, wird von den Aufständischen gestohlen. Diese starten daraufhin eine Angriffswelle auf imperiale Ziele im äußeren Rand. Vader und Tarkin setzen alles daran, um die Aasdorn aufzuspüren und die Rebellen ihrer gerechten Strafe zuzuführen…

Review: "Tarkin" war nach "Eine neue Dämmerung" der zweite Roman, der innerhalb des neuen Kanons veröffentlicht wurde; ich konnte mich aber beim Lesen nicht des Eindrucks erwehren, dass James Luceno den ursprünglich noch für den Legends-Kanon geschrieben hat. So finden sich auf eben diesen doch einige Anspielungen, nicht zuletzt auch auf Lucenos eigenen Prequel-Roman "Darth Plagueis" (von dem ich offen gestanden auch wünschte, dass man ihn kanonisiert hätte). So wird letztendlich nun mit "Tarkin" auch im neuen Kanon etabliert, dass Palpatine/Sidious der Schüler von Darth Plagueis war (und ja, es wird in "Die Rache der Sith" angedeutet, aber nicht direkt bestätigt). Auf mich wirkte der Roman dadurch ein bisschen wie ein Zwitterwesen – auf der einen Seite noch im "Legends"-Kanon verankert, zugleich aber den neuen Kanon – als einer der ersten Romaneinträge darin – etablieren. Schwerer als das wiegt, dass ich mit der Charakterisierung der Figuren, insbesondere Tarkin und Vader, nicht ganz glücklich war. Hierzu sei erwähnt, dass der Roman in etwa fünf Jahre nach "Die Rache der Sith", und damit zugleich in etwa fünfzehn Jahre vor "Eine neue Hoffnung" spielt, und die Figuren somit noch einige Jahre Zeit haben, um sich zu jenen zu entwickeln, wie wir sie aus "Eine neue Hoffnung" kennen. Aber ich tat mir hier teilweise doch etwas schwer, die beiden wiederzuerkennen.

Dies gilt insbesondere für Vader. Schon allein sein erster Auftritt störte mich; so wie er sprach, und er sich verhielt, das wollte einfach zu Vader nicht passen. Auch danach gab es noch einige Momente, die mich stutzig machten, wie z.B. wenn Vader vor Frust auf die Instrumente des Schiffes schlägt. Hallo, das ist Vader, nicht Kylo Ren! Keine Ahnung, ob diese Szenen Luceno einfach passiert sind, oder er sie ganz bewusst und absichtlich eingebaut hat, um quasi die Entwicklung vom impulsiven Anakin zum kalten, in der dunklen Seite der Macht ruhenden Vader zu zeigen, aber mich hat das teilweise doch etwas irritiert. Bei Tarkin ist es nicht ganz so schlimm; lediglich seine Überzeugung, dass die Rebellen eine echte Bedrohung darstellt, wollte zum überheblichen Tarkin aus "Eine neue Hoffnung" nicht ganz passen. Ansonsten schien er mir aber gut getroffen zu sein. Wobei ich auch gleich nochmal klarstellen will, dass es auch bei Vader viele Momente gab, die genau nach ihm klangen. Es war kein dauerhaftes Problem; ich würde schätzen, zwei Drittel der Zeit hat die Charakterisierung gepasst, und im anderen Drittel dachte ich mir: "Das klingt/wirkt jetzt nicht unbedingt wie Vader". Und eben diese Augenblicke rissen mich halt doch immer wieder mal heraus.

Sieht man von diesem Punkt ab, konnte mir "Tarkin" aber gut gefallen. Der Roman punktete dabei einerseits mit dem Konzept, Tarkin und Vader auf eine gemeinsame Mission zu schicken, und so auch zu zeigen, wie sich die beiden – die zu den engsten Vertrauten des Imperators zählen – näher kennengelernt haben. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob ich Tarkins Vermutung von Vaders wahren Identität wirklich gebraucht hätte; ich finde, das darf einfach auch innerhalb des Imperiums durchaus ein Mysterium sein. Ansonsten gefiel mir aber, wie diese beiden doch sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten im Zuge der Mission lernen, dem anderen zu vertrauen, und gegenseitiger Respekt zwischen ihnen entsteht. Eine weitere wesentliche Stärke waren für mich die Rückblicke zu Tarkins Jugend auf Eriadu. Auch hier gab's zwar einen kleinen Haken: Seine letzte Prüfung wäre mir als echter Flashback wohl lieber gewesen; dass Tarkin dass Vader in dieser Ausführlichkeit erzählen sollte, wirkte auf mich etwas konstruiert und unglaubwürdig. Ansonsten offenbarten aber diese Einblicke in seine Vergangenheit nicht nur, wieso Tarkin so wurde, wie wir ihn aus "Eine neue Hoffnung" kennen – hart, unerbittlich, und vor allem dem Ziel nach Ordnung in der Galaxis alles unterordnend – es zeigte zudem auch schon sein taktisches Geschick. Der letzte wesentliche Pluspunkt war für mich dann das wirklich starke und sehr unterhaltsame letzte Drittel. Denn nachdem die Handlung davor doch eher nur so dahingeplätschert ist, drückte Luceno hier dann nochmal ordentlich aufs Tempo, und bringt seine Geschichte auf kurzweilige Art und Weise an ihren Schlusspunkt.

Fazit: "Tarkin" fand ich soweit ok. Mir gefiel vor allem die Aufrollung von Tarkins Aufwachsen auf Eriadu, und dass wir hier zudem quasi live miterleben, wie der in "Eine neue Hoffnung" erkennbare, gegenseitige Respekt zwischen Tarkin und Vader entstand. Und vor allem das letzte Drittel war dann sehr kurzweilig und unterhaltsam. Bedeutet allerdings im Umkehrschluss zugleich auch schon: Die ersten beiden Dritteln haben mich noch nicht übermäßig begeistert. Vor allem aber wollte mir Lucenos Charakterisierung teilweise nicht wirklich passen. Keine Ahnung, ob das Absicht war, und aufzeigen sollte, dass der Vader fünfzehn Jahre vor "Eine neue Hoffnung" halt eben noch ein anderer war, aber es gab einige Momente, wo ich einfach nicht das Gefühl hatte, hier auch wirklich den Vader aus der Original-Trilogie vor mir zu haben. Tarkin ergeht es schon besser, bei ihm fehlte mir allerdings die Arroganz, die er in "Eine neue Hoffnung" zur Schau stellte, und die dann ja auch sein Untergang war. Grundsätzlich ist "Tarkin" aber ein solider Roman, der uns einen interessanten und erhellenden Blick in die Vergangenheit des Großmoffs werfen lässt.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2016 Blanvalet, gestaltet von David Smit)





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