James Bond 007: Ewig und ein Tag
Erzählt die Vorgeschichte zu "Casino Royale" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 21 Dezember 2019
 
Titel: "James Bond 007: Ewig und ein Tag"
Originaltitel: "James Bond - Forever and a Day"
Bewertung:
Autor: Anthony Horowitz
Übersetzung: Stephanie Pannen
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 02. Dezember 2019
ISBN: 978-3-864257-59-9
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: 007 ist tot. Mit drei Kugeln in der Brust wird seine Leiche am Strand von Marseilles angespült. Um die Hintergründe seines Todes aufzuklären, erhebt der britische Geheimdienst MI-6 ihren jüngsten Anwärter in den Status eines Doppelnull-Agenten, und schickt ihn nach Frankreich, um den Mord an seinem Vorgänger aufzuklären. Sein Name: Bond. James Bond. Dort angekommen, stößt die neue 007 nicht nur auf einen Kollegen von der CIA, und die so geheimnisvolle wie verführerische Sixtine, sondern auch auf den undurchsichtigen Milliardär Irwin Wolfe, sowie den korsischen Verbrecherboss Jean-Paul Scipio. Nun gilt es, wer von ihnen in welcher Form mit dem Tod seines Vorgängers in Verbindung steht. Im Zuge seiner Ermittlungen stößt James Bond auf einen perfiden Plan, der die USA ins Chaos stürzen soll…

Review: Nach seinem Roman "Trigger Mortis", mit dem Anthony Horowitz die Zeit der guten alten Ian Fleming-Bonds erfolgreich wieder aufleben ließ, holte man ihn nun für eine ganz besondere Zusatzvorstellung zurück. Denn "Ewig und ein Tag" ist nicht einfach nur ein weiterer Roman, der in der Ära der Fleming-Bücher spielt, sondern ist vielmehr ein Prequel zu "Casino Royale" – und erzählt, wie James Bond zu 007 wurde. Dabei erreicht er zwar nicht ganz die Qualität von "Trigger Mortis", legt aber neuerlich einen 007-Roman vor, den ich allen Fans von James Bond im Allgemeinen und den Büchern von Ian Fleming im Besonderen nur wärmstens empfehlen kann. Besonders gut gefiel mir dabei vor allem, wie er Bond selbst darstellt. Dieser ist hier eben noch nicht jene Figur, wie wir sie aus "Casino Royale" und den weiteren dreizehn von Ian Fleming geschriebenen Abenteuern kennen – und das gilt sowohl sein dort zur Schau gestelltes Gespür für Luxus (und auch seinen Snobismus in solchen Dingen), als auch die Kälte und Härte seiner Figur. Erst im Verlauf von "Ewig und ein Tag" wird er zu dieser Person, wobei vor allem die Ermordung des Verräters in Stockholm – die ihm dann eben auch die Doppelnull-Lizenz einbringt – sowie das allerletzte Kapitel für die Entwicklung hin zu dieser Figur von entscheidender Bedeutung waren. Aber auch alles rund um ihn und Sixtine konnte mir sehr gut gefallen – wenn es auch zugegebenermaßen der Story rund um Bond und Vesper Lynd aus "Casino Royale" (der Filmadaption zwar mehr als dem Roman, aber dennoch) schon fast zu ähnlich war. So interessant und gelungen fand ich allerdings, wie Horowitz es in Bezug auf Sixtine schafft, den für Fleming ja leider so typischen Sexismus mit der modernen, von #metoo und ähnlichen feministischen Bewegungen geprägten, Zeit in Einklang zu bringen.

Was mir ebenfalls recht gut gefallen konnte, ist der doch eher ungewöhnlicher Plan, den der Bösewicht (ich will hier noch nichts Genaueres verraten, wenn es auch keine große Überraschung ist) hier verfolgt. Der Showdown hätte sich dann zudem auch in einem Film gut gemacht, bzw. würde genauso gut in eines der Bücher von Ian Fleming passen. Wie es Anthony Horowitz generell wieder sehr gut gelingt, dessen Ton und Flair einzufangen. Allerdings: Sonderlich komplex und/oder eben überraschend ist der Plot hier nicht. Auch echte Spannung wollte mir leider nur allzu selten aufkommen, wobei vor allem jene Momente, in denen Bond selbst in Bedrängnis gerät, aus offensichtlichen Gründen die betreffende, gewünschte Wirkung bei mir leider verfehlten. Die Action fand ich zudem bei "Trigger Mortis" irgendwie einfallsreicher, und auch packender beschrieben. Auch was die Figuren betrifft, gelingt es Horowitz leider nicht ganz, an seinen ersten Bond-Roman anzuknüpfen, wo er es schaffte, einen sowohl typisch Fleming als auch wirklich originellen und denkwürdigen Bösewicht zu erschaffen. Es ist in erster Linie dieser Teil, der mich an "Ewig und ein Tag" leider doch ein bisschen enttäuschte, da hier einfach nicht wirklich etwas dabei war, dass einem länger in Erinnerung bleiben würde. Und auch ein Twist am Ende war leider sehr vorhersehbar – auch wenn dieser dann zu einem der stärksten Momente des Romans führten. Doch auch wenn "Ewig und ein Tag" eine Spur schwächer gewesen sein mag als "Trigger Mortis" hat er mir wieder sehr gut gefallen – weshalb ich mir wünschen würde, dass es nicht das letzte Mal war, dass Anthony Horowitz ein klassisches, im Stile von Ian Fleming gehaltenes (und dementsprechend eben auch in den 50ern bzw. 60ern angesiedeltes) neues Bond-Abenteuer erzählt hat.

Fazit: "Ewig und ein Tag" mag sich nicht mit dem allerbesten messen, das Ian Fleming zu bzw. über James Bond geschrieben hat, und ganz kam hier Anthony Horowitz für mich auch nicht an seinen eigenen ersten 007-Roman "Trigger Mortis – Der Finger Gottes" heran. Dies liegt nicht zuletzt an der doch wenig überraschenden Richtung, in der sich die Geschichte entwickelt, sowie an den etwas unauffälligen Widersachern, denen sich James Bond hier gegenübersieht. Wo "Ewig und ein Tag" hingegen brillierte, war bei der Charakterisierung von Bond selbst, die es mir enorm angetan hatte. Er ist hier zu Beginn noch nicht jene "fertig" Figur, die wir in "Casino Royale" kennenlernen – Anthony Horowitz erzählt hier allerdings eben, wie er zu dieser Person wurde, wobei es dabei vor allem zwei Schlüsselstellen gibt, die mich begeistern konnten. Auch seine Romanze mit Sixtine ist sehr schön beschrieben. Und generell gelang es Horowitz hier wieder einmal ausgezeichnet, Ian Flemings typischen Stil einzufangen, und damit den unvergleichlichen Flair seiner 007-Abenteuer wieder aufleben zu lassen. Insofern kann ich allen James Bond-Fans auch "Ewig und ein Tag" (der für solche übrigens, wenn ihr's noch schafft, auch ein prima Weihnachtsgeschenk abgeben würde) wieder einmal nur wärmstens empfehlen.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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