Susannah
Eher dürftiges Zwischenspiel vor dem großen Finale Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 12 Oktober 2019
 
Titel: "Susannah"
Originaltitel: "Song of Susannah"
Bewertung:
Autor: Stephen King
Übersetzung: Wulf Bergner
Umfang: 436 Seiten
Verlag: Heyne (D)
Veröffentlicht: 02. September 2005 (D), 08. Juni 2004 (E)
ISBN: 978-3-453-43103-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Mia hat die Kontrolle über Susannahs Körper übernommen, und ist mit Hilfe der Schwarzen Dreizehn nach New York gelangt, wo sie ihr Kind – Rolands Sohn Mordred – zur Welt bringen soll. Dich in dieser für sie völlig fremden Welt ist Mia auf die Hilfe von Susannah angewiesen – und so kommen sich diese beiden in einem Körper steckenden Persönlichkeiten langsam näher. Susannah erfährt mehr über Mias Herkunft, und Mia wiederum muss erkennen, dass sie offenbar getäuscht wurde, und die niederen Männer nicht vor haben, ihr Versprechen und halten und sie Mordred zumindest einige Jahre lang großziehen zu lassen. Roland und Eddie hat es indes beim Versuch, Susannah zu erreichen, vielmehr ins Jahr 1977 verschlagen. Dort treffen sie sich zuerst mit Calvin Tower, um diesem das Grundstück mit der Rose abzukaufen, und so zu verhindern, dass dieses der Sombra Corporation in die Hände fällt. Danach machen sie sich nach Maine auf, um ihrem Schöpfer Stephen King entgegenzutreten. Jake und Father Callahan sind indes im New York des Jahres 1999 gelandet – nur kurz, nachdem Susannah/Mia dort eingetroffen ist. Nun gilt es, sie ausfindig zu machen. Doch an jenem Ort, wo man Susannah/Mia hingebracht hat, um Mordred auf die Welt zu bringen, steht ihnen eine Übermacht gegenüber – und so scheint es, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen…

Review: Die ersten vier Bände der "Dunkle Turm"-Saga sind über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten verteilt entstanden (was man den Romanen durchaus auch anmerkte; vor allem der ersten ist vom Stil her noch ganz anders, als man das von Stephen King gewohnt ist). Nach seinem Unfall im Jahr 1999 scheint es Stephen King aber plötzlich eilig gehabt zu haben, sein Epos abzuschließen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist zweifellos, dass so gewährleistet war, dass die Geschichte auch wirklich einen Abschluss bekommen würde (vergleicht das mal z.B. mit "A Song of Ice and Fire", wo es mittlerweile doch mehr als fraglich erscheint, ob es George R. R. Martin noch gelingen wird, seinen Zyklus zu beenden), und man als Fan der Reihe zudem nicht lange auf Nachschub warten musste. Der Nachteil ist jedoch, dass das Ganze doch irgendwie etwas gehetzt erscheint, so als hätte es King nicht erwarten können, Roland und sein ka-tet endlich hinter sich zu lassen. Vor allem aber: In seinem – fiktiven – Tagebuch am Ende von "Susannah" schildert er, dass er immer darauf gewartet hat, ehe die Rose wieder zu ihm sang, und es ihn zum Dunklen Turm zurückzog. Hier nun scheint er es allerdings vielmehr erzwungen zu haben – und im Gegensatz zu "Wolfsmond" merkt man dies "Susannah" meines Erachtens an. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass er mir irgendwie diesmal nicht wirklich eine Geschichte zu erzählen zu haben schien. Denn letztendlich tut sich in Wahrheit in "Susannah" nicht wirklich viel, und hätte sich wohl auch in stark verkürzter Form an den Beginn von "Der Turm" stellen lassen. Bzw. angesichts dessen Umfangs wäre es vermutlich umgekehrt besser gewesen, nämlich, bereits einen Teil vom siebenten Band der Reihe vorzuziehen, und somit einen anderen Endpunkt für "Susannah" zu finden – weil einen solch billigen Cliffhanger wie er ihn hier am Ende fabriziert hat Stephen King ohnehin nun wahrlich nicht nötig.

Und dann ist da noch die umstrittene Entscheidung Kings, sich selbst als Figur in die Erzählung aufzunehmen. Es mag jene geben, die diese Wendung genial fanden, ich tat mir hingegen leider damit doch ziemlich schwer. Dass sie am Ende von "Wolfsmond" auf das Buch "Brennen muss Salem" stoßen, wäre noch kein Problem gewesen, immerhin ist "Der dunkle Turm" ja offenkundig eine Verschmelzung verschiedenster phantastischer Erzählungen bzw. Einflüsse (siehe auch den "Der Zauberer von Oz"-Teil am Ende von "Glas"). Sich hier aber nun selbst als Charakter auftreten zu lassen, fand ich dann doch eher schräg. Mich riss es da leider völlig aus der Illusion, und mir wurde bewusst, dass ich eben doch nur eine Geschichte lese. Vor allem aber kommt die Art und Weise, wie sich King hier zum Mittelpunkt seines eigenen Universums – oder zumindest einen der Balken des dunklen Turms – erhebt, doch ziemlich egozentrisch rüber. Am schwersten wiegt aber einfach die Tatsache, dass hier zu wenig Handlung auf zu viele Seiten gestreckt wird, und sich letztendlich einfach nichts wichtiges, Entscheidendes zuträgt. Dies macht "Susannah" zu einem entbehrlichen Zwischenspiel, dass ich für die Saga vielleicht sogar noch unwichtiger einschätzen würde, als "Wind". Trotz dieses großen Mankos ist aber auch "Susannah" nicht grundsätzlich schlecht. Dies liegt einerseits daran, dass man als Fan der Reihe die Figuren mittlerweile kennt und schätzt, und es dementsprechend durchaus genießt, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen – selbst wenn sich dabei nicht wirklich was tut. Zudem kann King nun mal grundsätzlich schreiben, wovon "Susannah" eben auch wieder profitiert. Und auch wenn ich insgesamt nicht übermäßig begeistert gewesen sein mag, und sowohl echte Spannung als auch große Wendungspunkte vermisste, aber ein paar interessante Einfälle und/oder nette Momente hat "Susannah" dann ja doch zu bieten. Für meinen Geschmack waren diese aber halt leider viel zu spärlich gesät.

Fazit: Die ersten vier Bände der Reihe sind über einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entstanden. Nach seinem Unfall schien es Stephen King aber plötzlich eilig gehabt zu haben, bzw. es hinter sich bringen zu wollen. Was man "Wolfsmond" noch nicht anmerkte – "Susannah" aber sehr wohl. Zumindest ich kann mich jedenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass es dem Roman geholfen hätte, hätte sich King mehr Zeit genommen, um die Geschichte auszuarbeiten und sich zu überlegen, was genau im vorletzten Teil der Reihe denn eigentlich geschehen soll, anstatt es erzwingen zu wollen. Denn genau darin liegt der Billy-Bumbler begraben: Es tut sich bei "Susannah" nicht viel – was King allerdings nicht daran hindert, dieses wenig an Handlung auf seine gewohnt ausschweifende Art und Weise auf für die Reihe zwar vergleichsweise kurze, für diese dünne Story aber viel zu lange 436 Seiten auszudehnen. Da King das Schreiben nach wie vor nicht verlernt hat, mag dies zwar grundsätzlich gut geschrieben und erzählt sein. Sein Schreibstil kann den mangelnden, dürftigen Inhalt aber halt nur teilweise kompensieren. Und vor allem auch seiner Entscheidung, sich selbst als Figur in die Erzählung aufzunehmen, stehe ich überaus skeptisch gegenüber. Mich riss es leider völlig aus der Geschichte heraus; darüber hinaus wirkt es doch auch ziemlich selbstverliebt. Und so einen billigen Cliffhanger wie ihn King hier am Ende präsentiert hat der Autor nun wirklich nicht nötig. Und so erweist sich "Susannah" letztendlich als doch ziemlich entbehrliches Intermezzo vor dem großen Finale.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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