Star Wars: Intrigen
Auftakt der neunteiligen "Wächter der Macht"-Saga Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 04 August 2019
 
Titel: "Wächter der Macht 1: Intrigen"
Originaltitel: "Legacy of the Force: Betrayal"
Bewertung:
Autor: Aaron Allston
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 631 Seiten (inkl. Bonus-Geschichten)
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 13. Oktober 2008 (D), 30. Mai 2006 (E)
ISBN: 978-3-442-26603-3
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Im Corellia-Sektor brodelt es. Die Galaktische Allianz glaubt, dass deren Anführer Thrackan Sal-Solo eine Flotte bauen lässt. Man befürchtet, dass er, sobald diese fertiggestellt ist, sich von der Allianz lossagt – und dann eben auch über die militärischen Mittel verfügen würde, um sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Ein Krieg zwischen Corellia und der Allianz könnte die Galaxis ins Chaos stürzen – und soll daher unbedingt verhindert werden. Doch es gibt einige Familien, die beiden Parteien verbunden sind. Han Solo stammt von Corellia, und wird von Leia dorthin begleitet. Sie versuchen, vor Ort die dortigen Kriegsvorbereitungen zu untergraben. Gleiches gilt für Wedge Antilles. Deren Kinder wiederum bleiben der Allianz treu ergeben – was dazu führt, dass sie am Ende beim ersten größeren Scharmützel auf unterschiedlichen Seiten kämpfen. Währenddessen plagen Luke Skywalker ganz andere Sorgen: Er hat Visionen einer dunklen Gestalt, welche die Galaxis ins Verderben stürzen könnte – kann diese jedoch nicht genauer identifizieren. Sein Sohn Ben wiederum begleitet Jacen nach Lorrd, wo die beiden nach den Hintermännern eines Anschlags auf eine Konferenz suchen. Eine Mission, die sich für Jacen als schicksalhaft erweisen wird…

Review: Wer meine "Legends"-Reviews verfolgt hat, wird sich vielleicht noch erinnern, dass Aaron Allston jetzt nicht unbedingt zu meinen absoluten Favoriten zählt. Umso überraschter war ich, wie begeistert ich zu Beginn von "Intrigen" noch war. Nach Troy Dennings aus meiner Sicht überwiegend vermurkster "Dunkles Nest"-Trilogie war es irgendwie eine Wohltat, zu einem altbekannten, erfahrenen "Star Wars"-Autoren zurückzukehren, und vor allem zu Beginn fühlte ich mich bei "Intrigen" endlich wieder bei "Star Wars". Leider aber sollte meine Begeisterung nicht anhalten. Denn es dauerte nicht lange, bis die von mir bei ihm üblicherweise verorteten Schwächen auch hier wieder zu Tage treten. Wie der Humor, den ich oftmals aufgesetzt und unpassend finde, der meinen persönlichen Geschmack nicht wirklich trifft, und der vor allem auch von ihm viel zu häufig eingesetzt wird. Diese ständigen Witzeleien, das kenne ich aus den Filmen nicht, und finde es generell immer sehr verkrampft. Zumal er sich leider selbst bei bzw. nach hochdramatischen Ereignissen damit nicht zurückhält. Nehmt zum Beispiel das Attentat, bei dem einige – u.a. Paellons Doppelgänger – ihr Leben verlieren. Kurz darauf werden schon wieder fleißig Witze gerissen. Das passt einfach nicht, und untergräbt die dramaturgische Wirkung solcher Entwicklungen. Da und dort mal ein lustiger Kommentar, gerne, aber aus meiner Sicht hat es Allston hier halt leider wieder übertrieben. Mir persönlich liegt dieser Aspekt seines Schreibstils halt nun mal leider überhaupt nicht. Mehr noch als das sollte sich jedoch in weiterer Folge die Handlung an sich als Schwachpunkt erweisen. Denn, ganz ehrlich: Vieles an "Intrigen" wirkte auf mich sehr konstruiert. Dinge geschehen, bzw. neue Fähigkeiten werden vorgestellt, einfach damit die Geschichte so wie von Allston (oder anderen?) gewünscht verlaufen und Jacen auf die Dunkle Seite gezogen werden kann. Angefangen vom seltsamen Schatten, den zuerst Luke (in männlicher) und Jacen (in weiblicher) Form sehen, über die Kämpfe, die am Ende ausgefochten werden, wo Luke z.B. glaubt, gegen eine böse Präsenz zu kämpfen, während Jacen wiederum gegen einen bösen Luke antritt, und in Wahrheit kämpfen die beiden vielmehr ohne es zu wissen gegeneinander – und das über Lichtjahre hinweg. Oder auch Jacens wieder mal überaus bequeme Visionen der Zukunft, die ihn am Ende davon überzeugen, keine andere Wahl zu haben, als Nelani zu töten.

Was übrigens schon der nächste Punkt ist: Diese war bislang eine derart unauffällige Nicht-Präsenz, dass mich ihr Tod leider nicht weiter kratzte. Hätten sie Tenel Ka genommen, wäre das weitaus tragischer gewesen. Und lasst mich erst gar nicht mit der Erklärung anfangen, dass es sich bei den Mynoks zwar um Trugbilder der Macht handelt, diese sie aber sehr wohl verletzten können – weil ein Laserstrahl besteht ja auch nur aus Licht, tut aber dennoch weh. Da schlug ich mir echt mit der Hand auf den Kopf. In der deutschen Übersetzung fällt leider zudem wieder einmal auf, dass es keine klaren Vorgaben für bestimmte Begriffe gab, was sich, wenn man alles auf Deutsch liest, halt schon negativ auswirkt. So heißt der Korporationssektor hier z.B. auf einmal Genossenschaftssektor. Mit etwas mehr Sorgfalt hätten sich diese Unstimmigkeiten vermeiden lassen. Und auch, dass auf Corellia Han Solo und Wedge Antilles gegen ihre Töchter kämpfen, wirkte auf mich aufgesetzt. Wie ich es generell nicht wirklich nachvollziehen konnte, was Solo und Antilles in ihre alte, mittlerweile aber längst verlassene, Heimat zog. Ärgerlich sind diese nicht überzeugenden Entwicklungen in der Handlung insofern, als ich – abseits der übertriebenen Späßchen – mit "Intrigen" einige Zeit lang wirklich meinen Spaß hatte. Der Einstieg machte durchaus noch Laune. Mein absolutes Highlight war jedoch die Mission auf der Centerpoint-Station, wo Jacen als Ablenkung fungiert, und es letztendlich an Ben Skywalker ist, die Maschine – die glaubt, Anakin Skywalker zu sein – auszuschalten. Das war alles noch wirklich cool und packend. Danach ist der Roman für mich aber halt leider ziemlich in sich zusammengefallen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Allston eine bestimmte Vorgabe im Hinblick auf Jacens Fall hatte, sich aber schwer damit tat, sich einen logischen und nachvollziehbaren Weg dorthin einfallen zu lassen. Und das wir das mit seiner Vision einer kriegsgebeutelten Galaxis gerade erst in der "Dunkles Nest"-Trilogie hatten, half halt auch nicht gerade. Dass sich die "Legends"-Romane so kurz hintereinander selbst kopieren, macht keinen guten Eindruck – und lässt die "Dunkles Nest"-Trilogie gleich noch einmal unnötiger erscheinen. Zuletzt sind neben der eigentlichen Geschichte dann auch noch zwei Kurzgeschichten rund um Darth Vader enthalten. Geschrieben von Karen Traviss, die zu dem Zeitpunkt in erster Linie für ihre "Republik Commando"-Romane bekannt war, sind diese zwar solide, letztendlich aber zu belanglos, um auf die Wertung des Gesamtpakets Einfluss zu nehmen.

Fazit: Eigentlich hat alles gut begonnen. Nachdem ich mit Troy Denning bisher ja so meine Probleme hatte, war es eine echte Wohltat, zu einem alteingesessenen Autor zurückzukehren, und vor allem zu Beginn verströmte "Intrigen" noch echtes "Star Wars"-Feeling. Bedauerlicherweise dauerte es nicht lange, bis ich mich wieder daran erinnerte, warum Allston noch nie zu meinen Lieblings-"Star Wars"-Autoren zählte. Die ständigen Witzeleien passen für mich irgendwie nicht zu recht zu "Star Wars", wirken generell oftmals aufgesetzt und unpassend, und sind halt auch viel zu zahlreich. Dass sein Humor mit meinem nur bedingt korreliert – sprich, ich diese Gags noch dazu selten witzig finde – hilft natürlich auch nicht. Dennoch war die erste Hälfte insgesamt noch gelungen, und war Allston auf den besten Weg, seinen – aus meiner Sicht – bislang besten "Star Wars"-Roman vorzulegen. Im drohenden Konflikt mit Corellia steckte viel Potential, und vor allem die Centerpoint-Mission hatte es mir echt angetan. Leider aber häuften sich danach die konstruiert wirkenden Wendungen. Alles steuert auf einen eindeutigen, finsteren Ausgang zu – den Weg dorthin fand ich nur leider teilweise alles andere als überzeugend. Vor allem die seltsame Kampfeinlage, wo auf einmal Fähigkeiten erfunden werden, von denen ich bisher noch nichts bemerkt hatte, störte mich. Auch Jacens neuerliche Vision einer im Krieg versinkenden Galaxis – wie schon bei der "Dunkles Nest"-Trilogie – fällt störend auf. Und die vermeintlich tragische Wendung am Ende verfehlte aufgrund der Tatsache, dass es eine unwichtige Nebenfigur erwischte, die gewünschte schockierende Wirkung bei mir leider überwiegend. Nicht zuletzt dank der – für seine Verhältnisse – noch gelungenen ersten Hälfte lässt "Intrigen" aber zumindest die "Dunkles Nest"-Trilogie hinter sich.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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