Star Wars: Die verborgene Königin
Auf vielversprechendem Beginn folgt der Absturz Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 21 Juli 2019
 
Titel: "Die verborgene Königin"
Originaltitel: "The Unseen Queen"
Bewertung:
Autor: Troy Denning
Übersetzung: Regina Winter
Umfang: 382 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 13. Mai 2008 (D), 27. September 2005 (E)
ISBN: 978-3-442-26567-3
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Ein Jahr nach dem ersten Angriff des dunklen Nests werden Vertreter der Galaktischen Allianz auf den neuen Heimatplaneten der Killiks gebeten. Dort breitet sich eine Seuche aus – und die Killiks machen die Allianz dafür verantwortlich, ja glauben gar, dass sie bewusst in die Falle gelockt wurden. Während die meisten daraufhin abreisen, um der Sache auf den Grund zu gehen, bleiben Luke und Han zurück – einerseits, um mehr über die Ursache der Seuche herauszufinden, und andererseits als Faustpfand, um den Killiks zu beweisen, dass es der Allianz ernst damit ist, das Problem in den Griff zu bekommen. Währenddessen wird Jacen von Tenel Ka darum gebeten, ihr einen Besuch abzustatten. Auf Hapes erfährt er, dass er nach seinem letzten Besuch vor einem Jahr Vater einer kleinen Tochter geworden ist. Nur kurz nach seiner Ankunft werden sie vom Dunklen Nest angegriffen. Jacen vermutet dahinter Tenel Kas Großmutter, und nimmt auf bittere Art und Weise Rache. Davon überzeugt, dass die Tochter von ihm und Tenel Ka nur dann in Sicherheit sein wird, wenn die Killiks ausgelöscht sind, setzt er einen Plan im Gang, um einen Krieg zwischen ihnen und den Chiss vom Zaun zu brechen. Der Rest der Solo-Familie arbeitet indes fieberhaft daran, eben diesen zu verhindern. Leia Organa Solo wird dabei jedoch insofern behindert, als der Präsident der Allianz dafür sorgt, dass sie auf einem Kreuzer festgehalten wird. Auch innerhalb des Jedi-Rates kommt es in Abwesenheit von Meister Skywalker zu Unstimmigkeiten. Und Han und Luke müssen gemeinsam versuchen, aus den Fängen der Killiks zu entkommen…

Review: Von ersten Teil der Trilogie war ich ja nicht unbedingt angetan. Zu Beginn von "Die verborgene Königin" war ich hingegen noch hoffnungsfroh, dass es Troy Denning diesmal besser gelingen würde, mich zu überzeugen. Weil den Einstieg auf dem neuen Heimatplaneten der Killik fand ich – vielleicht mit Ausnahme der nach wie vor stupiden Weigerung, an die Existenz eines dunklen Nests zu glauben, weil das war auch hier wieder sehr mühsam – eigentlich noch recht vielversprechend. Vor allem die Idee, Han und Luke nach all der Zeit endlich wieder Mal zusammenzustecken, fand ich sehr interessant. In eben dieser Figurenkonstellation sehe ich letztendlich auch die größte Stärke des Romans. Wie gesagt, ist lange her, dass wir das Duo gemeinsam erleben durften, und nicht zuletzt auch deshalb hatten es mir ihre gemeinsamen Momente sehr angetan. Auch Leia als Jedi-Schülerin war grundsätzlich eine nette Idee (wenn mir auch ihre präpotente Meisterin rasch auf den Wecker ging, und ich es schade fand, dass sich diese Ikone der starken Frauen im SF-Genre derart herumschubsen lässt). Der Rest hingegen rangierte wieder einmal von "naja" bis "schwach". Das fängt schon bei Jacen an. Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis hat leider noch niemand von Safer Sex gehört, weshalb Jacen nun von Tenel Ka ihre gemeinsame Tochter in die Hände gelegt bekommt. Soweit, so seifenopernartig, aber grundsätzlich noch ok. Die sich daraus dann ergebende Charakterentwicklung von Jacen konnte ich aber absolut nicht nachvollziehen. Schon klar, er will seine Tochter beschützen, aber wie zum Teufel kamen wir von jenem jungen Mann in der "Das Erbe der Jedi-Ritter"-Saga, der nicht einmal gegen die tausende Leben abschlachtenden Yuuzhan Vong kämpfen wollte, zu einem jungen Mann, der der Urgroßmutter seiner Tochter das Hirn brutzelt, und danach seine Schwester und einen alten Freund dazu manipuliert, die Chiss anzugreifen – mit dem Ziel, einen totalen Krieg zwischen beiden Mächten zu entfachen, der mit den Killiks ein intelligentes Volk zur Gänze ausrotten soll?! Hallo?!?! Hab ich da was verpasst?!?!?!

Auch die Spannungen zwischen dem Jedi-Rat und der Galaktischen Allianz werden mir mittlerweile etwas gar zu sehr auf die Spitze getrieben. Ich meine, hier geht es sogar so weit, dass Cal Omas Leia Organa Solo und ihre Meisterin auf einem Kreuzer festhalten lässt? Ich weiß ja nicht. Auch der Streit im Jedi-Rat wirkte aufgesetzt (und so schön es auch war, dort wieder mal den Namen Kyle Katarn zu lesen, agierte er für mich dort ebenso untypisch, wie Corran Horn). Der größte Schwachpunkt war für mich aber der Showdown. Dort, wo die ganzen Handlungsstränge dann schließlich zusammenlaufen und man eigentlich darauf hoffen würde, dass es der Geschichte endlich mal gelingt, einen so richtig zu packen, versagt Troy Denning leider wieder einmal fast auf der ganzen Linie. Es tut mir leid, aber ich finde einfach nicht, dass der Typ es versteckt, packende Action zu schreiben. Alles war zu zerfahren, nur leidlich spannend, und teilweise – wie z.B. das Duell zwischen Luke und Lomi Plo – derart verwirrend geschrieben, dass ich nicht etwa vor Schock und Anspannung meine Hand vor dem Mund hatte, sondern mich vielmehr mit dem Finger auf dem Kopf kratzte. Und überhaupt: Wann bitte schön hat Yoda zu Luke gesagt "Trüben deinen Blick der Zweifel wird?". Denning tut so, als wäre der Spruch das "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung" der "Star Wars"-Saga, was es doch ziemlich schräg macht, wenn man diesen Satz bislang noch nie irgendwie gehört oder gelesen hat. Denning mag ja grundsätzlich kein schlechter Autor sein; ich mag die Art und Weise, wie er uns ins Innenleben der Figuren eintauchen lässt. Und vor allem auch die alte Garde bringt er stimmig aufs Papier. Aber sowohl sein ausschweifender Erzählstil, seine teils ausufernden Dialoge als vor allem auch sein Unvermögen bei der Action machen ihn aus meiner Sicht zu einer schlechten Wahl, wenn es um "Star Wars" geht (wobei man ihm mit Übersetzerin Regina Winter, die halt einfach nicht das nötige Fachwissen hat, und z.B. "Flyboy" halt einfach gar nicht übersetzt, sicherlich auch keinen Gefallen tut). Wenn ich dran denke, dass der den Abschluss der letzten großen "Legends"-Saga geschrieben hat, könnte ich jetzt schon heulen. Aber vielleicht hat er ja bis "Apokalypse" dazugelernt – die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Fazit: Immerhin, "Die verborgene Königin" war zweihundert Seiten kürzer (und damit längst nicht so zäh wie der Vorgänger), und vor allem auch das Duo Han und Luke fand ich cool. Leider aber tat ich mir davon abgesehen mit dem zweiten Teil der "Dunkles Nest"-Reihe überaus schwer, weshalb er trotz dieser positiven Aspekte letztendlich dennoch schlechter abschneidet, als "Die Königsdrohne". Angefangen bei der für mich absolut nicht nachvollziehbaren Entwicklung von Jacen Solo, über so manch konstruiert wirkende Entwicklung, bis hin zum wieder einmal überhaupt nicht packenden und unnötig verwirrend beschriebenen Showdown (Troy Denning kann Action in meinen Augen halt einfach nicht) entwickelte sich "Die verborgene Königin" nach noch halbwegs netten und damit ansatzweise vielversprechendem Einstieg leider zu einer weiteren Post-"Die Hand von Thrawn"-Enttäuschung. Vom dritten Teil der Trilogie erwarte ich mir nun herzlich wenig – klammere mich aber an die Hoffnung, dass es mit den Reihen "Wächter der Macht" und "Das Verhängnis der Jedi-Ritter" doch nochmal aufwärts gehen wird.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel





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