Star Wars: Wege des Schicksals
Der Wendepunkt im Krieg gegen die Yuuzhan Vong Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 02 Juni 2019
 
Titel: "Wege des Schicksals"
Originaltitel: "Destiny's Way"
Bewertung:
Autor: Walter Jon Williams
Übersetzung: Regina Winter
Umfang: 667 Seiten (inkl. der Kurzgeschichte "Ylesia")
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: September 2006 (D), 01. Oktober 2002 (E)
ISBN: 978-3-442-24398-X
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Leia und Han brechen nach Bastion auf, um mit Admiral Paellon zu verhandeln. Sie hoffen, dass sich das Imperium dem Kampf gegen die Yuuzhan Vong anschließt. Dazu kann sich Paellon zwar nicht durchringen, zumindest erhalten sie aber von ihm detaillierte Karten über den inneren Kern der Galaxis, in dem das Navigieren ohne solche höchst gefährlich ist. Währenddessen feiert die Neue Republik einen großen militärischen Erfolg gegen die Yuuzhan Vong. Federführend war dabei Jaina Solo, die den Plan erdacht hat; aber auch die neu entwickelte Technologie, um die Korallenskipper der Vong zu verwirren und dazu zu bringen, sich gegenseitig aus dem Himmel zu schießen, hat sich als effektiv erwiesen. Kurz darauf kann sich Jaina darüber hinaus über die Nachricht freuen, dass ihre Mutter recht hatte: Ihr Zwillingsbruder Jacen ist doch noch am Leben. Mit Vergeres Hilfe ist er den Fängen der Yuuzhan Vong entkommen. Nun gilt es für ihn erstmal, sowohl körperlich als auch geistig zu heilen. In weiterer Folge sind Jaina und Jacen, neben einigen alten Freunden und Weggefährten, die ersten Jedi der nächsten Generation, die im neu gegründeten Jedi-Orden zu Rittern ernannt werden. Doch es gibt noch einen weiteren Grund zur Freude: Mit Cal Omas wurde ein ausgewiesener Freund der Jedi zum neuen Staatschef der Neuen Republik gewählt. Kurz darauf gründet Luke Skywalker einen neuen Jedi-Rat, der nur zur Hälfte aus Jedi und zur anderen Hälfte aus "gewöhnlichen" Personen besteht, die nicht stark in der Macht sind. Und zuletzt bereitet man mit Admiral Ackbars Hilfe im inneren Kern eine Falle für die Yuuzhan Vong vor, die im Krieg gegen die Invasoren den Wendepunkt bedeuten könnte…

Review: Mit "Wege des Schicksals" legt Walter Jon Williams – bei seinem ersten und zugleich auch (bisher) letzten Einsatz im "Star Wars"-Universum – einen wahrlich epischen Roman vor. Und das bezieht sich nicht nur auf seinen Umfang, sondern auch den Inhalt. Nicht nur aufgrund der zahlreichen Figuren, Schauplätze und Geschichten, sondern auch, da im Verlauf des Romans mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate, ins Land ziehen. Für einen "Star Wars"-Roman – die sonst ja meist, getreu den Filmen, nur einen relativ kurzen Zeitabschnitt behandelten – schon mal eine Besonderheit. Darüber hinaus konnte mir dann zudem sowohl das wie, als auch das was, sehr gut gefallen. Sprich: Einerseits hatte es mir sein Schreibstil durchaus angetan, weshalb ich es doch etwas bedauere, dass er bislang keine weiteren "Star Wars"-Abenteuer verfasst hat. Er versteht es, weder die Figuren (die er zudem wirklich sehr gut trifft) noch die Geschichte aus den Augen zu verlieren, sondern findet eine gute Balance zwischen Charaktermomenten und Vorwärtsbewegung. Das war, gerade auch bei der NJO-Reihe, nicht immer so. Generell ist der Roman einerseits flüssig geschrieben, bewegt sich andererseits aber sprachlich auch nicht auf Kindergarten-Niveau. Trotz der Länge des Romans: Ähnlich flott bin ich bislang durch die wenigsten NJO-Romane durchgekommen.

Es ist aber eben nicht nur der Schreibstil, sondern auch der Inhalt. Angefangen vom anfänglichen Abenteuer von Leia und Han, über Jainas erfolgreiche Mission gegen die Yuuzhan Vong, Jacens Rückkehr, die Wahl zum neuen Überhaupt der Neuen Republik, der Gründung des neuen Jedi-Rats, bis hin zur abschließenden Mission im inneren Kern folgt hier eine interessante (Kurz-)Geschichte und/oder Entwicklung auf die nächste. Die Aufzählung ist auch beispielhaft für die gute Mischung, die Williams hier findet; mal Action, mal Verhandlungen, mal politisches Ränkespiel, mal eine militärische Strategie ausarbeiten, die eine oder andere größere Raumschlacht – und zwischendurch eben immer wieder Charaktermomente, damit die Figuren nie aus dem Fokus geraten. Besonders interessant fand ich dabei den Plan rund um Alpha Red, also die biologische Waffe, die man gegen die Yuuzhan Vong einzusetzen gedenkt. Da lief es mir tatsächlich kalt den Rücken runter. Dass die Alte Republik den Einsatz einer solchen grauenhaften Waffe ernsthaft in Betracht zieht, fand ich wirklich erschreckend – weil damit sind sie in Wahrheit kaum mehr besser als das Imperium. Natürlich sind die Yuuzhan Vong die Aggressoren, aber sie zurückzuschlagen bzw. zu vertreiben ist das eine; sie völlig auszurotten aber etwas ganz anderes. Das Highlight von "Wege des Schicksals" war aber zweifellos der Ritterschlag der jungen Jedi, inklusive Lukes persönliche Worte an jeden von ihnen.

Ganz perfekt war jedoch auch "Wege des Schicksals" nicht. Zuerst fällt die Zusatzgeschichte rund um Ylesia auf, die hier inkludiert ist. Liest man sie danach, wirkt sie doch eher unwichtig, banal, und im Anschluss an die Schlacht im inneren Kern auch antiklimaktisch. Macht man es hingegen so wie ich und schiebt sie an der chronologisch richtigen Stelle – zwischen den Kapiteln 21 und 22 – ein, wird die interessante Handlung für diesen 150 Seiten langen Nebenstrang unterbrochen. Sprich: Wie man's macht, macht man's falsch. Da Williams in "Wege des Schicksals" ja direkt auf die Ereignisse in der Novelle verweist, denke ich, dass er diesen Handlungsstrang rausgenommen hat, da der Roman sonst zu lang gewesen wäre. Letztendlich denke ich aber, es wäre besser gewesen, das in verkürzter Form im Roman zu lassen, als es so herauszulösen. Aber auch bei der finalen Schlacht – so packend sie grundsätzlich auch gewesen sein mag – hätte man noch ein paar Seiten einsparen können; vor allem der Showdown auf dem Mond drohte sich dann kurzfristig ein bisschen zu ziehen. Und so gut mir die Alpha Red-Story grundsätzlich auch gefallen hat, aber aus meiner Sicht machte es Williams unseren Helden mit der vorläufigen Beseitigung der Bedrohung etwas zu leicht. Es hätte wirklich spannend sein können, wenn sich die Jedi hier, angeführt von Luke Skywalker, gegen die Neue Republik hätten stellen müssen. Stattdessen greift Vergere ein, und unsere Helden müssen sich die Hände – vorerst – nicht schmutzig machen. Ein bisschen bequem war das schon. Und, Dauerbrenner bei meiner Kritik: Auch wenn Nom Anor hier wieder eine größere Rolle zukommt – die Yuuzhan Vong finde ich als Feinde halt nicht unbedingt interessant. Daran konnte auch Walter Jon Williams nichts ändern.

Fazit: "Wege des Schicksals" ist für mich bisher das Highlight der "Das Erbe der Jedi-Ritter"-Saga. Kleinere Kritikpunkte – wie die Ylesia-Zusatzgeschichte, der etwas zu lange Showdown, die mich nach wie vor nur bedingt interessierenden Streitereien innerhalb der Yuuzhan Vong, sowie die gar bequeme Lösung rund um Alpha Red – mögen zwar den ganz großen Wurf verhindern, dennoch war das endlich wieder einmal das "Star Wars", in das ich mich als kleines Kind verliebt habe. "Wege des Schicksals" besticht dabei vor allem mit seiner epischen und abwechslungsreichen Handlung, der richtigen Mischung aus Charaktermomenten und Story-Weiterentwicklung, sowie Williams' guten, flüssigen Schreibstil. Er findet auch die richtige Balance aus Action, Politik und persönlichen Geschichten. Und mit Momenten wie z.B. dem Ritterschlag von Jaina, Jacen & Co. bietet er so manches großes Highlight. Bleibt zu hoffen, dass mit "Wege des Schicksals" nicht nur der "Wendepunkte" im Krieg gegen die Yuuzhan-Vong, sondern auch der bislang eher durchwachsenen Qualität der NJO-Reihe an sich, erreicht ist!

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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