Star Wars: Das Ultimatum
Die Neue Republik erleidet eine schwere Niederlage Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 28 April 2019
 
Titel: "Das Ultimatum"
Originaltitel: "Star By Star"
Bewertung:
Autor: Troy Denning
Übersetzung: Andreas Helweg
Umfang: 756 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: Mai 2005 (D), 30. Oktober 2001 (E)
ISBN: 978-3-442-24342-4
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nom Anor stattet dem Senat der Neuen Republik einen Besuch ab, um dort ein Ultimatum der Yuuzhan Vong zu verkündern: Falls man ihnen nicht den Standort jenes Sternenzerstörers verrät, auf dem sich ein Großteil des Jedi-Ordens versteckt hält, wollen sie ein Flüchtlingsschiff nach dem anderen gnadenlos vernichten. Dies sorgt für einigen Wirbel im Senat, doch Borsk Fey'lya, der im Vergleich zu früher geläutert scheint, stellt sich ganz klar auf die Seite der Jedi. Was es jedoch den Yuuzhan Vong nur umso leichter macht, mit Hilfe von Agenten daran zu arbeiten, den Senat zu spalten. Währenddessen bereitet sich das Militär auf den nächsten Großangriff der Yuuzhan Vong vor. Zugleich schmiedet Anakin Solo einen gefährlichen Plan: Zusammen mit seinen Geschwistern will er eine Gruppe von Jedi-Rittern anführen, die sich an die Yuuzhan Vong übergeben lassen. So will man die im dortigen Weltschiff gefangenen Jedi befreien, und zudem herausfinden, wo die neuerdings von den Vong eingesetzten Voxyn-Kreaturen herkommen, die Jagd auf Jedi machen. Wie sich herausstellt, werden diese auf Mrykr geklont. Nach dem Absturz des Weltschiffes setzen die jungen Jedi-Ritter alles daran, die Voxyn-Königin auszuschalten…

Review: Ich kannte von Troy Denning bislang nur "Der Geist von Tatooine", von dem ich doch eher weniger begeistert war. Hatte ich dort noch die Hoffnung, es könnte einfach am unglücklichen Konzept lag, das Denning dort aufgezwungen wurde (da sich Leia dort auf Anakins Spuren begab, jedoch ohne dass diese Reise für den Leser neuer Erkenntnisse bereitgehalten hätte), fürchte ich nun nach "Das Ultimatum", dass ich vielmehr generell kein großer Fan seines Werks mehr werde. Zuallererst fällt auf, dass er einer jener Autoren zu sein scheint, wo man das Gefühl hat, dass sie nach der Anzahl der Worte bezahlt werden. Schon "Der Geist von Tatooine" erschien mir wesentlich länger zu sein, als es für die ohnehin recht dünne Story notwendig gewesen wäre, aber mit seinem 750 Seiten langen Wälzer hier (wobei da zugegebenermaßen auch noch die ursprünglich als eigenes eBook erschienene Vorgeschichte "Genesung" mit eingerechnet ist) hat er nun wirklich den Vogel abgeschossen. Als Ergebnis daraus ist ein Roman, der packend und mitreißend hätte sein sollen, vielmehr schleppend, zäh und mit der Zeit sogar richtiggehend anstrengend. Letzteres liegt einerseits daran, dass sich Troy Denning für die hier erzählte Geschichte einfach viel zu viel Zeit nimmt, aber auch einzelne Szenen immer wieder zu sehr ausdehnt. Und andererseits daran, dass ich die von ihm geschriebenen Actionszenen – egal ob Weltraumschlachten oder Bodenkämpfe – sehr schwach fand. Es fiel mir schwer, dem Geschehen zu folgen, und dementsprechend war ich leider auch selten so richtig im Geschehen involviert. Vielleicht liegts ja nur an mir, aber ich fand das teilweise unnötig kompliziert und verwirrend beschrieben – wobei es zugegebenermaßen nicht hilft, dass mir so manche NJO-Begriffe noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wenn irgendwo was von einem imperialen Sternenzerstörer geschrieben wird, habe ich halt automatisch ein Bild dazu im Kopf. Wenn hingegen Denning hier etwas von Yammosk, Dovon basal und so weiter daherfaselt, kann ich mir darunter leider nicht wirklich etwas vorstellen. Und sorry, aber meine Lust, nebenbei ein Tablet greifbar zu haben um schnell mal die Star Wars-Wikipedia zu befragen, hält sich dann doch in Grenzen.

Ich fand auch, dass in "Das Ultimatum" eigentlich schon fast wieder zu viel passierte, was dramatische Ereignisse betrifft. Hätte man Anakins Tod und den Fall von Coruscant auf zwei Bücher aufgeteilt, wäre das in meinen Augen nicht verkehrt gewesen, weil so canceln sich beide irgendwie ein bisschen aus, was die schockierende Wirkung betrifft. Überhaupt, Anakins Tod. Für mich eine ganz klare Fehlentscheidung. Einerseits, weil der von den drei Solo-Geschwistern in meinen Augen ganz klar die interessanteste Figur war – wie ja auch kürzlich erst "Anakin und die Yuuzhan Vong" eindrucksvoll gezeigt hat. Während mich Jacen mit seinem Pazifismus eher nervt, und Jaina bislang abseits ihrer Pilotenfähigkeiten noch nicht wirklich Eindruck hinterlassen hat, offenbarte Greg Keyes im gerade erwähnten Roman Anakin Solo als überaus komplexe und problemgebeutelte – und dementsprechend interessante – Figur, mit der man in weiterer Folge noch viel hätte anstellen können. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass dies zugleich auch Chewies Opfer in "Die Abtrünnigen" – eine Wendung, mit der ich ja ohnehin von vornherein nicht glücklich war – abwertete; weil genau genommen hat er sein Leben ganz umsonst weggeschmissen. Vor allem aber war mir sein Ableben dann doch zu banal. So sehr mich Chewbaccas Tod auch gestört haben mag, aber der starb wenigstens dabei, wie er seine Lebensschuld ein letztes Mal beglich, und den Sohn seines besten Freundes rettete. Aber Anakin? Wenn er denn bei der Aktion wenigstens Non Amor oder die Voxyn-Königin ausgeschaltet hätte. So jedoch wirkte es auf mich so, als hätte er sein Leben sinnlos weggeschmissen. Am "besten" war aber Hans Reaktion darauf. Was nach Chewies Tod zu viel war, ist hier nun mit Abstand zu wenig. Fast könnte man meinen, dass ihn das Ableben seines jüngsten Sohnes nicht weiter kratzt. Nun gebe ich schon zu, keine Lust auf eine weitere Lebenskrise wie aus den ersten paar Romanen der NJO-Reihe gehabt zu haben, in der Han seinen Kummer im Alkohol ertränkt und sowohl seine Familie als auch den Rest der Galaxis im Stich lässt. Aber man sollte meinen, dass das Spektrum zwischen dieser Überreaktion und einem Achselzucken breit genug wäre, um einen gesunden Mittelweg zu finden.

Natürlich ist nicht alles an "Das Ultimatum" schlecht. Grundsätzlich sticht die dramatische Handlung, mit dem Tod einer Hauptfigur, der Gefangennahme von Jacen, sowie dem Fall von Coruscant, zweifellos hervor. Derartige Wendungen war man von "Star Wars" damals ja doch eher nicht gewohnt. Schön fand ich zudem, wie Rat Fey'lya hier zumindest ansatzweise rehabilitiert wurde, zuerst in dem er sich (nun auf einmal) voll und ganz hinter die Jedi stellt, vor allem aber mit seiner Heldentat am Ende, wo er zusammen mit sich auch noch viele Yuuzhan Vong mit in den Tod reißt. Zudem gab es zwischendurch doch auch immer wieder einzelne spannende und/oder gelungene Momente. Die Figuren sind soweit gut getroffen. Ich mochte die hier wieder stärker zu Tage tretenden Anknüpfungen an die "Young Jedi Knighst"-Reihe (nicht zuletzt mit den Auftritten von Zekk, Lowie und Tenel Ka). Und Jainas Reaktion auf Anakins Tod ist mir durchaus nahegegangen. Insgesamt war mir "Das Ultimatum" aber wieder einmal zu zerfahren, und vor allem viel zu lang.

Fazit: "Das Ultimatum" ist um mindestens 200 Seiten zu lang, und entwickelte sich dadurch leider rasch zu einer Geduldsprobe. Zudem fand ich die Action sehr langweilig und teilweise auch unübersichtlich geschildert, weshalb ich mich durch die entsprechenden Stellen doch eher durchkämpfte. Aus meiner Sicht war's auch die falsche Entscheidung, Anakins Tod und den Untergang Coruscants in den gleichen Roman zu stecken, weil so die beiden Wendungen im Zusammenspiel für mich an Wirkung verloren. Und generell war ich mit der Entscheidung, Anakin Solo sterben zu lassen, nicht wirklich glücklich – nicht zuletzt, als er aus meiner Sicht die mit Abstand interessanteste Figur von den drei Solo-Kindern war. Von Han Solos fast nicht existenter Reaktion auf den Tod seines jüngsten Sohnes ganz zu schweigen. Dass man keine Wiederholung des Post-Chewie-Debakels wollte, verstehe und begrüße ich, will aber nicht glauben, dass sich da nicht ein gesunder Mittelweg hätte finden lassen. Einzelne Momente können zwar durchaus überzeugen, und ob sie mir nun gefallen oder nicht, die tragischen Entwicklungen stechen definitiv auch hier wieder mal hervor. Nach zwei gefälligen Romanen von Greg Keyes fiel die NJO-Saga mit "Das Ultimatum" für mich aber wieder aufs enttäuschende Niveau ihres Auftaktromans "Die Abtrünnigen" zurück.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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