Nightflyers
Review zur Vorlage der SyFy/Netflix-Serie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 März 2019
 
Titel: "Nightflyers"
Bewertung:
Autor: George R. R. Martin
Umfang: 355 Seiten
Verlag: Bantam Books (E)
Veröffentlicht: 21. September 2015 (E)
ISBN: 978-1-5247-9708-9
Kaufen: Hardcover (E), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Eine neunköpfige Crew aus Wissenschaftlern bricht an Bord des vollautomatisierten, modernen Raumschiffs Nightflyer auf, um mit den sagenumwobenen Volcryn in Kontakt zu treten. Doch die Expedition steht unter keinem guten Stern, denn auf der Nightflyer treibt eine mörderische Entität ihr Unwesen, die ein Crewmitglied nach dem anderen umbringt…

Review: George R. R. Martin mag in erster Linie für sein Opus "Das Lied von Eis und Feuer" bekannt sein, dessen TV-Adaption "Game of Thrones" sich ja nun langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Allerdings hat der Autor in seiner bald 50-jährigen Karriere auch noch zahlreiche weitere Romane und Novellen geschrieben. Darunter u.a. auch die Kurzgeschichte "Nightflyers", die das erste Mal 1980 veröffentlicht und sieben Jahre später eher billig für das US-Kino verfilmt wurde. Etwas mehr als dreißig Jahre nach dem Erstversuch wagte sich SyFy an einer Neuadaption – mit qualitativ ebenfalls überschaubarem Erfolg. Doch sind es wirklich die Adaptionen, die misslungen sind, oder liegt die Wurzel des Problems vielleicht in der Vorlage? Um eben dies zu ergründen, habe ich mir die Kurzgeschichte von GRRM nun vorgeknöpft – und die Antwort liegt wohl irgendwo in der Mitte. Nun bin ich zugegebenermaßen was sein Werk betrifft, noch nicht der Mega-Experte. Bislang kenn ich gerade mal die in der Welt von "Game of Thrones" angesiedelte Kurzgeschichtensammlung "A Knight of the Seven Kingdoms", und stecke gerade im ersten Band der "Lied von Eis und Feuer"-Reihe. Und, zugegeben, dass "Nightflyers" den Vergleich mit dieser epischen Saga nicht stand halten würde, war von vornherein klar – und wäre auch ein unfairer Vergleich. Aber auch davon abgesehen ist "Nightflyers" doch irgendwie dünn (und dabei habe ich eh schon die erweiterte Fassung gelesen). Was bei seinen späteren Romanen dann wohl oftmals zu viel war, ist hier zu wenig: Er hetzt doch ziemlich durch die Handlung, stellt das Setup und die Figuren nur sehr rudimentär vor, und das Geschehen bleibt bis zuletzt leider sehr oberflächlich. Hätte er sich die Zeit genommen, der Idee einen vollwertigen Roman zu spendieren, wäre das Ergebnis wohl besser ausgefallen.

Auffällig finde ich zudem GRRMs Inzest-Neigung (also künstlerisch, nicht persönlich; zumindest will ich ihm diesbezüglich nix unterstellen). Klar, das ist natürlich ein Kritikpunkt, der nur rückblickend ins Auge sticht, aber es fällt halt auf, wenn dieser bei "Game of Thrones" eine wichtige Rolle spielt, und hier dann ebenfalls vorkommt. Vor allem aber war halt eben aufgrund der raschen Erzählweise und dem nur flüchtigen Eindruck, den man von den Figuren gewinnt, die Bindung zu diesen längst nicht stark genug, als dass man am Ende mit ihnen mitfiebern würde – was dann halt leider auch ziemlich auf die Spannung drückt. Dennoch möchte ich "Nightflyers" jetzt auch nicht krampfhaft schlecht reden. Als Kurzgeschichte, die sowohl Science Fiction- als auch Horrorelemente miteinander verbindet (und teilweise ein bisschen wie der geistige Vorläufer von Filmen wie "Event Horizon" wirkt) ist die Novelle schon durchaus launig. Mir gefiel das Grundkonzept, der von der Story beschworene Forscher- und Entdeckergeist, das Mysterium rund um die Volcryn, sowie vor allem dann auch der Ausgang des Geschehens, wobei es mir die Beschreibung des Volcryn-Schiffes dabei ganz besonders angetan hatte. Da ich die Serie zu dem Zeitpunkt schon kannte, waren zwar weder die Auflösung rund um den geheimnisvollen Captain Royd Eris (der sich hier jedoch, im Gegensatz zur Serie, auch wirklich bis zuletzt im Verborgenen hält), noch die Identität des Mörders, eine Überraschung, dennoch konnten sie mir grundsätzlich gefallen. Der Schreibstil sticht ebenfalls hervor. Wie auch bei "A Song of Ice and Fire" hat sich GRRM hier einige eigenwillige Ausdrücke einfallen lassen, welche die Geschichte sprachlich hervorheben und ihr auch irgendwie etwas Fremdartiges geben (wie z.B. "sexen"). Und auch die Illustrationen von David Palumbo hatten es mir angetan, und schafften das Kunststück, einerseits einen Eindruck vom Geschehen zu vermitteln, jedoch ohne dabei die Fantasie des Lesers einzuschränken – sondern diese vielmehr anzuregen. Insgesamt blieb mir "Nightflyers" aufgrund der überhasteten Erzählweise aber leider zu oberflächlich.

Fazit: "Nightflyers" liegt eine interessante Prämisse zugrunde. Leider aber fand ich, dass die Geschichte aufgrund ihres Novellen-Charakters das innewohnende erzählerische und dramaturgische Potential nicht ganz ausschöpfen konnte. Die Grundidee ist wirklich faszinierend, und die Vermischung von Science Fiction- und Horrorelementen gelingt GRRM ebenfalls ausgezeichnet. Und vor allem alles rund um die Volcryn, sowie deren Erscheinen am Ende, hatte es mir angetan. Aber auch die Handlung an Bord des Raumschiffs war spannend und kurzweilig beschrieben. GRRMs Schreibstil besticht mit einigen originellen, eigenwilligen Wortkreationen. Die Auflösung am Ende war ebenfalls grundsätzlich gefällig (auch wenn das mit dem Inzest langsam aber sicher auffällt). Und auch die Illustrationen hatten es mir angetan. Leider aber blieb mit das Geschehen zu oberflächlich. Ich wäre gern viel tiefer in die Story eingetaucht, und hätte die Figuren gern besser kennengelernt – um dann in weiterer Folge auch stärker mit ihnen mitzufiebern und zu -fühlen. Letztendlich wirkt "Nightflyers" aber leider eher wie ein Entwurf denn eine vollständige und vollwertige Geschichte.

Bewertung:2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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