Star Wars: Die schwarze Flut
Michael Stackpole bringt die NJO-Reihe auf Kurs Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 10 März 2019
 
Titel: "Die schwarze Flut"
Originaltitel: "Dark Tide I: Onslaught"
Bewertung:
Autor: Michael Stackpole
Übersetzung: Ralf Schmitz
Umfang: 384 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: Dezember 2001 (D), 01. Februar 2000 (E)
ISBN: 978-3-442-35673-3
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Leia Organa Solo wendet sich an den Senat der Neuen Republik, um sie von der Bedrohung durch die Yuuzhan Vong zu überzeugen, die langsam beginnen, in den Randzonen einen Brückenkopf zu errichten. Doch die politischen Führer der Neuen Republik können oder wollen der Wahrheit nicht ins Auge sehen, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als so viele Getreue wie möglich um sich zu versammeln, und mit ihnen in den Rand aufzubrechen, um dort so viele Leben wie möglich zu retten, weitere Beweise für die Bedrohung zu sammeln, und ihr Möglichstes zu tun, um die Angreifer zurückzuschlagen. Um eben dies zu erreichen, begeben sich das neu formierte Sondergeschwader unter der Führung von Gavin Darklighter, sowie zahlreiche Jedi-Ritter – nicht zuletzt Luke, Mara, Jacen, Jaina, Anakin, Kyp, aber auch Corran Horn – in die Randzone, um sich den Yuuzhan Vong entgegenzustellen. Auf Dantooine kommt es dann schließlich zum zweiten großen Showdown zwischen den Verteidigern und den Invasoren…

Review: Der erste Band der NJO-Reihe litt aus meiner Sicht einerseits an R.A. Salvatores Schreibstil (und dabei vor allem den irgendwie unpassend-düsteren Grundton), sowie der mich damals doch ziemlich ärgernden Entscheidung, Chewbacca sterben zu lassen. Beides Probleme, die "Die schwarze Flut" von vornherein nicht hat. Also natürlich bleibt Chewbacca hier auch weiterhin tot, alles andere wäre ja auch ein Holler, dennoch macht es ja jetzt keinen Sinn, dies jedem weiteren Roman der Reihe vorzuhalten. Vor allem aber profitiert der Roman aus meiner Sicht davon, dass man statt R.A. Salvatore, der zu dem Zeitpunkt zwar schon ein anerkannter Fantasy-Autor war, mit "Star Wars" bis zu diesem Zeitpunkt (und auch danach ließ man ihn "nur" mehr den Roman zu "Star Wars – Episode II: Angriff der Klonkrieger" verfassen) aber schriftstellerisch noch nichts am Hut gehabt hatte (und der eben aus meiner Sicht dessen Ton nicht wirklich gut traf), mit Michael A. Stackpole nun vielmehr auf ein Urgestein des erweiterten Universums zurückgriff, der dieses mit seiner X-Wing-Reihe maßgeblich geprägt, und zugleich für einige der besten und beliebtesten Einträge ins "Legends"-Universum gesorgt hat. Jedenfalls zeigt aus meiner Sicht der Vergleich zwischen "Die Abtrünnigen" und "Die schwarze Flut" sehr gut, wie viel der Autor und dessen Schreibstil ausmachen. Es gibt jene, die scheinen "Star Wars" fast instinktiv zu verstehen, und denen es vermeintlich leicht fällt, weitere Abenteuer in bester OT-Tradition zu verfassen. Und neben Timothy Zahn steht auch Michael A. Stackpoles Name auf dieser Liste ganz weit oben. Und so hat sich "Die schwarze Flut", im Gegensatz zum Vorgänger, für mich praktisch ab der ersten Seite auch wieder wie "Star Wars" angefühlt. Und das allein macht halt schon wirklich viel aus. Zudem hat Stackpole ein Talent dafür, packende Action und/oder Weltraumschlachten zu beschreiben – auch dies kommt ihm bei "Die schwarze Flut" zu gute. Und generell hat mir die Story insgesamt recht gut gefallen – auch wenn die fortlaufende Geschichte rund um die Invasion der Yuuzhan Vong letztendlich vorerst noch keine großen, relevanten Schritte nach vorne macht.

Uneingeschränkt begeistert war ich jedoch auch von "Die schwarze Flut" wieder nicht. So war die Geschichte zwar grundsätzlich durchaus gelungen, vor allem im Mittelteil aber aufgrund der Fülle an Figuren und Schauplätzen auch etwas zerfahren. Erschwerend kommen dann noch die kurzen Kapitel hinzu. Grundsätzlich finde ich solche ja eigentlich immer ganz angenehm, wenn diese dann aber zugleich mit einem Wechsel des Handlungsorts Hand in Hand gehen, wie im vorliegenden Fall, kann es vorkommen, dass gerade wenn ich in der Geschichte wieder drin bin und mich zurecht gefunden habe, ich auch schon wieder herausgerissen werde. Etwas schade finde ich zudem, dass die YJK-Reihe bislang keine Beachtung findet. Ja, die Romane waren nicht immer das Gelbe vom Ei, und man dachte sich wohl, dass die von vornherein eine andere Zielgruppe ansprachen, und daher viele die NJO lesen diese vielleicht nicht kannten. Dennoch ist es irgendwie schade, wenn keine der dort etablierten Figuren hier auftaucht, und bestimmte Kommentare (wie z.B. dass Jacen hier seine erste große Liebe kennenlernt; dabei hatte ich durchaus den Eindruck, dass zwischen ihm und Tenel Ka durchaus intensive – auch romantische – Gefühle im Spiel sind) den Eindruck erwecken, die Reihe wäre nicht wirklich, bzw. würde von den NJO-Autoren völlig ignoriert (gleiches gilt übrigens auch für Jacens Verbindung zu Tieren, die hier bislang völlig in Vergessenheit zu geraten scheint). Etwas seltsam fand ich auch das mit den Schwarzen Löchern als Verteidigung der Yuuzhan Vong. Ganz ehrlich, auch wenn "Star Wars" sicherlich mehr Fantasy als Science Fiction ist, und ich verstehen kann, dass es schwer ist, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen, aber damit tat ich mir doch schwer. Mein größter Kritikpunkt ist aber die Darstellung von Han Solo. Bei allem Verständnis dafür, dass dieser gerade einen schweren Verlust erlitten hat, den er erst mal verdauen muss, aber... dass er seine Frau und seine Kinder alleine in die Höhle des Löwen ziehen lässt, während er sich besäuft, will einerseits zur Figur überhaupt nicht passen, und lässt ihn vor allem auch in alles andere als einem vorteilhaften Licht erscheinen. Das grenzt schon fast an Charaktermord. Zuletzt noch eine kleine Randnotiz: Weder Stackpole noch Schmitz können das dafür – man kann bei Figurennamen nicht alle Sprachen der Welt checken – aber Jens als Frauenname war dann doch etwas irritierend.

Fazit: Zu den ganz großen Highlights der Legends-Romane würde ich zwar auch "Die schwarze Flut" nicht zählen, dennoch hat mir Michael Stackpole Beitrag zur NJO-Reihe schon mal um einiges besser gefallen, als R.A. Salvatores eigenwilliger Einstieg. Stackpole hat halt einfach das gewisse Gespür für "Star Wars", und versteht es, Romane zu schreiben, die sich wie eine Erweiterung der klassischen Trilogie anfühlen, und deren Stimmung, Ton und Atmosphäre sehr gut einfangen. Zudem hat er ein Talent für packende Actionszenen. Beides bringt er hier zum Einsatz, und kann sich hier so – nicht zuletzt auch, da hier eine ähnlich kontroverse Wendung wie Chewies Tod – gegenüber R.A. Salvatores Einstieg in die Reihe klar absetzen. Ein richtiges Highlight wird allerdings neben der vor allem im Mittelteil etwas zerfahrenen Handlung insbesondere von der Darstellung von Han Solo verhindert, weil Trauer in allen Ehren, aber dass dieser hier während sich seine Frau und seine Kinder in größte Gefahr begeben auf Coruscant zurückbleibt um sich zu besaufen, damit tut man dem ehemaligen Helden der Rebellion nicht wirklich einen Gefallen. Und auch wenn die YJK-Reihe sicher nicht das Gelbe vom Ei war, finde ich es schon schade, dass diese bislang von den NJO-Autoren praktisch völlig negiert wird. Trotzdem, im Vergleich zum doch eher frustrierend-Enttäuschenden Vorgänger macht die "New Jedi Order"-Reihe mit dem zweiten Band der Reihe – Michael Stackpole sei Dank – einen wesentlichen Schritt nach vorne.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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