Star Wars: Flucht ins Ungewisse
Auftakt zur "Jedi Akademie"-Trilogie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 06 Mai 2018
 
Titel: "Flucht ins Ungewisse"
Originaltitel: "Jedi Search"
Bewertung:
Autor: Kevin J. Anderson
Übersetzung: Thomas Ziegler
Umfang: 376 Seiten
Verlag: Heyne (D), Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: März 1995 (D), 01. März 1994 (E)
ISBN: 978-3-442-35198-7
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Han Solo und Chewbacca fliegen mit dem Millennium Falken nach Kessel. Sie wollen im Namen der Neuen Republik mit den Betreibern der dortigen Gewürzminen verhandeln, und wurden auf ihrer früheren Schmuggelkontakte ganz bewusst für diese Mission ausgewählt – da man ausgeht, da den beiden ein freundlicherer Empfang bereitet wird, als für gewöhnliche Botschafter. Doch eben dies stellt sich als Irrtum heraus: Moruth Doole, der Anführer der dortigen Minengilde, lässt auf das Schiff das Feuer eröffnen, im Glauben, die Neue Republik würde versuchen, sich Kessel unter den Nagel zu reißen. Als er seinen Fehler entdeckt, steckt er Han und Chewie in die Glitzerstim-Minen, und behauptet gegenüber der Neuen Republik, sie seinen nie eingetroffen und wohl im nahegelegenen Schlund – einer Ansammlung Schwarzer Löcher – ums Leben gekommen. Währenddessen bereitet sich Leia auf Coruscant auf die Ankunft ihrer Zwillinge Jaina und Jacen vor. Mittlerweile zwei Jahre alt, ist es an der Zeit gekommen, ihr Exil zu verlassen und in die Heimat ihrer Mutter zu ziehen. Doch die Trennung von ihrer Hüterin Winter fällt ihnen schwer. Luke setzt indes nun endlich erste Schritte, um einen neuen Jedi-Orden zu gründen. Dafür sucht er die Galaxis nach Personen ab, die stark in der Macht sind – und fliegt los, um die ersten Kandidaten persönlich zu rekrutieren…

Review: Zwar habe ich die Nachfolge-Trilogie von Barbara Hambly und Kevin J. Anderson vor rund 15-20 Jahren schon mal gelesen (Mitleidsbekundungen werden in den Kommentaren gerne angenommen), zur ursprünglichen Jedi-Akademie-Trilogie hatte ich es damals aber irgendwie nicht geschafft (ich glaube, die waren damals kurzfristig vergriffen). Nun war es aber endlich soweit – und ich muss gestehen, ich hätte mir doch ein wenig mehr erwartet. Mein erstes Problem hat dabei zugegebenermaßen nicht einmal direkt etwas mit "Flucht ins Ungewisse" zu tun: Kevin J. Anderson referenziert gleich zu Beginn und auch danach noch mehrmals auf die Ereignisse aus der "Dark Empire"-Reihe. Grundsätzlich ja legitim, wenn nicht gar lobenswert, da es vom Versuch zeugt, ein in sich stimmiges Expanded Universe zu schaffen. Problematisch ist halt nur, dass man im gegenteiligen Fall bei "Dark Empire" auf die Romane – bzw. bis zu diesem Zeitpunkt nur die "Thrawn"-Trilogie von Timothy Zahn – keine Rücksicht nahm, und die Geschichte rund um den Bürgerkrieg auf Coruscant usw. mit dieser nicht wirklich zusammenpassen wollte. Insofern wäre es mir lieber gewesen, wenn man für die Romanfortsetzungen "Dark Empire" ignoriert hätte, weil's für mich halt einfach nicht nur – grandiosen – "Thrawn-Trilogie" passt, und ich zugegebenermaßen auch generell von "Dark Empire" nicht übermäßig begeistert war.

Kritisch sehe ich auch, dass hier ein weiterer Weltenvernichter vorgestellt wird. Nach dem bekannten Motto "Schneller, höher, weiter" kann der Sternenhammer nicht mehr "nur" einzelne Planeten, sondern überhaupt gleich ganze Sonnensysteme vernichten. Der weitere Verlauf rund um die Waffe hebt sich dann zwar wohltuend von den bisherigen Angriffen auf die Todessterne und ihre diversen Varianten ab, da Han & Co. diesen einfach klauen, noch bevor dieser in Betrieb genommen werden kann. Dennoch zeugt die x-te Weltuntergangs-Maschine halt nun mal nicht unbedingt von Originalität. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mich die Geschichte des fast zehn Jahre im Schlund versteckten imperialen Forschungszentrums wirklich überzeugt. Und bei der Übersetzung hat sich ebenfalls ein Fehler eingeschlichen, wird doch aus dem aus den Filmen bekannten Planeten Bespin kurzerhand Bspin (dachte Thomas Ziegler etwa, das klänge exotischer?). Generell fand ich den Plot längst nicht so spannend und die neuen Figuren (noch) bei weitem nicht so interessant, wie das bei der Thrawn-Trilogie der Fall war. Auch die Aufteilung der Geschichte in so viele verschiedene Handlungsstränge und Schauplätze ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite macht dies "Flucht ins Ungewisse" abwechslungsreich, andererseits kann Kevin J. Anderson aber aufgrund der Tatsache, dass Luke, Han und Leia in diesem Roman die meiste Zeit getrennt voneinander agieren, auch den Vorteil der ganz eigenen Dynamik zwischen ihnen nicht ausspielen.

Von diesen – teils nicht unerheblichen – Mankos abgesehen ist "Flucht ins Ungewisse" aber ok. Am besten konnte mir dabei Lukes Suche nach Jedi-Anwärtern gefallen. Einerseits aufgrund seines Abenteuers auf Eol Sha, vor allem aber, da ich die drei Rekruten von den neu hinzugekommenen Figuren mit Abstand am Interessantesten fand. Da ist einfach etwas an jungen Adepten in der Macht, und dem Risiko und der Verantwortung, der mit ihrer Ausbildung einhergeht, dass mich wirklich anspricht – und auch wenn ich nach "Flucht ins Ungewisse" meine, fast schon eine zu gute Idee davon zu haben, wo sich das hinentwickeln wird, ist mit den ersten Rekruten und der Gründung der Jedi-Akademie auf Javin IV (und ganz ehrlich, ein schönerer und passenderer Standort hätte sich dafür gar nicht finden lassen) eine spannende und interessante Ausgangssituation für den Rest der Trilogie geschaffen. Aber auch Hans Story war soweit ok, wobei ich vor allem alles ab seiner Gefangennahme auf der imperialen Forschungsstation nett fand. Das hatte einfach irgendwie einen klassischen "Star Wars"-Touch. Die Geschichte davor, rund um die Arbeit in den Minen, hätte ich zwar nicht unbedingt gebraucht (und die "Indiana Jones"-Anspielung mit der Minenfahrt fand ich auch etwas verkrampft), trotzdem war auch diese in Ordnung, wobei mir vor allem die Einblicke in den Glitzerstimabbau gefielen (wobei A.C. Crispin eben darauf ein paar Jahre später ja aufbaute, und es somit aus chronologischer Sicht bereits bekannt war).

Landos Ausflug nach Umgul hingegen hat mich nur bedingt überzeugt. Vor allem die Idee mit dem Blobrennen fand ich jetzt nicht unbedingt spannend (schade, dass Anderson damals noch nichts von Podrennen wissen konnte; das hätte auch beide Trilogien wieder näher zusammenrücken lassen). Und dass er den Betrüger einfach so an seine Frau ausliefert hatte schon auch einen etwas bitteren Nachgeschmack. Vor allem aber hätte ich mir gewünscht, dass der Roman dies direkt thematisiert und die Moral dahinter hinterfragt, statt einen Gag daraus zu machen. Last but not least ist dann auch noch die Geschichte rund um Leia. Anderson tat sich aus meiner Sicht schwer, sie vernünftig in die Handlung einzubinden, und auch wenn er ihr die eine oder andere diplomatische Mission gibt, wird sie von ihm doch recht stark auf die Mutterrolle reduziert. Das fand ich doch auch etwas schade. Immerhin verhalten sich die Figuren aber so, wie aus den Filmen bekannt, wobei Anderson was sie betrifft leider kaum in die Tiefe geht, und uns nur selten an ihrem Innenleben teilhaben lässt. Auch das hat Zahn besser gemacht. Zugegebenermaßen mag der Vergleich ein bisschen unfair sein, aber als Autor der (chronologisch nach dem Entstehungsdatum betrachtet) zweiten großen Trilogie des Erweiterten Universums, muss sich Kevin J. Anderson diesen nun mal gefallen lassen – und zieht dabei aus meiner Sicht halt doch recht deutlich den Kürzeren.

Fazit: "Flucht ins Ungewisse" – der mir bislang unbekannte Auftakt zur "Jedi Akademie"-Trilogie – war zwar soweit solide, ich muss allerdings gestehen, mir doch etwas mehr erwartet zu haben. Irgendwie wollte mich das Geschehen nie so recht packen, und vor allem den Vergleich mit Timothy Zahns großartiger Thrawn-Trilogie hält er einfach nicht stand. Dort war das Abenteuer ungleich spannender, und die Figuren wesentlich interessanter. Auch den x-ten Todesstern-Verschnitt sehe ich kritisch (wenn auch immerhin die Handlung rund um den Sternenhammer – noch – nicht so klischeehaft verlieh wie ich das befürchtet hatte). Die Plot rund um Lando und Leia konnten zudem mit jenen von Han und Luke nicht wirklich mithalten. Und als jemand, der "Dark Empire" äußerst kritisch sieht und findet, dass sich die Comic-Saga kaum vernünftig mit der Zahn-Trilogie in Einklang bringen lässt, tat ich mir auch mit Andersons Anspielungen darauf – womit er diese quasi "offiziell" machte – etwas schwer. Dafür ist die Geschichte immerhin recht abwechslungsreich, der Roman überwiegend kurzweilig, und vor allem alles rund um Lukes Suche nach Jedi-Schützlingen fand ich interessant. Die besagten drei Kandidaten waren dann auch mit Abstand die interessantesten Neuzugänge, und sorgten zusammen mit der Gründung der Jedi-Akademie auf Yavin IV für eine vielversprechende Ausgangssituation für den Rest der Trilogie.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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