Star Wars: Luke Skywalker und die Schatten von Mindor
Luke als Held in einem zu übertriebenen Abenteuer Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 10 September 2017
 
Titel: "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor"
Originaltitel: "Luke Skywalker and the Shadows of Mindor"
Bewertung:
Autor: Matthew Stover
Übersetzung: Michael Nagula
Umfang: 379 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 11. Mai 2009 (D), 30. Dezember 2008 (E)
ISBN: 978-3-442-26599-2
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Der frisch zum General ernannte Luke Skywalker soll eine Einsatztruppe anführen, die zum Planeten Mindor aufbricht, um den von dort aus operierenden Kriegsherrn Shadowspawn das Handwerk zu legen. Doch dieser wartet nur auf den Angriff der Rebellen, verfolgt er doch einen finsteren Plan. Da sein eigener Körper langsam verrottet, möchte er in jenen von Luke Skywalker schlüpfen – der sich zuvor in einem inszenierten Kampf zum neuen Imperator des galaktischen Imperiums aufschwingen soll. Von Lukes jungen und gesunden Körper aus möchte er so die Kontrolle über das Imperium – und in weiterer Folge die Galaxis – erlangen. Doch Shadowspawn hat die Rechnung ohne Luke, Han, Leia, Lando, Chewbacca, R2D2, C-3PO und die anderen Helden der Rebellenallianz gemacht…

Review: Die beiden "Star Wars"-Romane von Matthew Stover, die ich bislang gelegen habe, sind bei mir äußerst unterschiedlich angekommen. So konnte ich bei "Mace Windu und die Armee der Klone" zwar grundsätzlich anerkennen, was er dort machen wollte, das Ergebnis selbst sprach mich jedoch leider nur bedingt an. Demgegenüber steht seine phantastische Adaption von "Die Rache der Sith", die zwar einerseits davon profitierte, wie sehr ich den Film und die Geschichte mag, wo ich aber schon auch fand, dass es Stover phänomenal gelang, auf das Drehbuch aufzubauen und es in einen der besten "Star Wars"-Romane die ich bislang gelesen habe umzuwandeln (und dabei sogar die eine oder andere kleinere Schwäche des Films auszumerzen). Seinen "New Jedi Order"-Beitrag kenne ich noch nicht, aber ausgehend vom Beweisstück "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor" behaupte ich, dass ich es vorziehe, wenn er nicht eine eigene Geschichte erzählt, sondern bereits ein Grundgerüst (von einem anderen Autor) hat, auf das er aufbauen kann. Weil seinen Eintrag in die Post-OT-Ära fand ich leider sehr dürftig. Das beginnt schon bei eben dieser Story, die mir persönlich zu übertrieben war. Vor allem mit den ganzen "spirituellen" Geschichten rund um Lukes Ausflug in die "Dunkelheit" oder auch wie die Macht dann als Licht dargestellt wird konnte ich überhaupt nichts anfangen. Mir persönlich war das viel zu spirituell und abgehoben, und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass es Stover wirklich gelang, dieses sehr abstrakte Geschehen greifbar zu machen.

Auch eine Schwäche, die ich bereits bei "Mace Windu und die Armee der Klone" attestierte, machte sich hier wieder bemerkbar: Ich halte ihn für einen jener Autoren, die sich ziemlich schwer damit tun, packende und nachvollziehbare Action zu schreiben. Bei "Die Rache der Sith" hatte er den Vorteil, diesbezüglich aufs Drehbuch zurückgreifen zu können, und sich selbst nichts überlegen musste. Außerdem hatte ich beim Lesen wiederum den Vorteil, die Bilder des Films vor meinem Kopf ablaufen lassen zu können. Aber bei "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor" fand ich die Action nicht nur teilweise sehr übertrieben, sondern zudem auch enorm konfus beschrieben. Ich hatte in den zahlreichen Schlachten und Kampfszenen teilweise keine Ahnung, was hier vor sich geht, und tat mir echt schwer damit, mir das Geschehen bildlich vorzustellen – weshalb ich die entsprechenden Einlagen mit der Zeit nur mehr überflogen habe, da sie mich ziemlich langweilten. Ziemlich irritiert hat mich auch, wie sich Stover im letzten Kapitel über Lektoren auszulassen schien, Im letzten Kapitel schien, die es wagen, an seinem Werk herumzudoktern bzw. Verbesserungsvorschläge anzubringen. Ob er uns damit sagen will, dass er ja eigentlich einen ganz anderen Roman schreiben wollte, oder er auf diese Weise einfach seinem Frust Luft verschaffen wollte, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Aus meiner Sicht hätte es aber nicht geschadet, wenn ihm die Leute von Del Rey das Manuskript zurückgepfeffert und gesagt hätten "versuch's nochmal".

Fast am schwersten wiegt aber Stovers krampfhafter Versuch, einen auf lustig zu machen. "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor" geht förmlich über vor bemüht witzigen Dialogen, Sprüchen und Einfällen (ein Kreuzer heißt z.B. "Wait a Minute" – ha ha, wie lustig, was habe ich doch gelacht. Nicht.), die einerseits zum teils hochdramatischen Geschehen sowie dem grundsätzlich doch ernsten Ton und Inhalt (immerhin kommt es im Verlauf des Romans zu einem Massensterben) überhaupt nicht passen wollte, und andererseits meinen persönlichen Humor-Geschmack überhaupt nicht traf Weshalb es meines Erachtens eben auch tatsächlich beim "bemühen" blieb. Beispiel gefällig? "General Calrissian, wir können doch nicht einfach nur hier herumstehen!" "Ich stehe herum", sagte Londo. "Ihr geht auf und ab." Was für ein Schenkelklopfer! Und so geht das DIE GANZE VERFICKTE ZEIT. Ein tieffliegender Kalauer jagt den nächsten, und keinen von ihnen fand ich sonderlich gelungen, und die meisten sogar leider ziemlich nervig. Natürlich zeichnete sich die Original-Trilogie teilweise durch amüsante Dialoge aus, aber doch nicht am laufenden Band! Bei Stover hat man den Eindruck, dass er einen Roman nach dem Muster "einen Gag pro Seite" schreiben wollte, und es wirkt einfach nur verkrampft und erzwungen.

Dass der Roman trotz dieser Schwächen kein völliger Reinfall ist, liegt an vereinzelten netten Ideen, dem einen oder anderen gelungenen Moment (wie z.B., als Luke vom Gemetzel an den Jünglingen erfährt), sowie in erster Linie an Stovers Betrachtung von Luke Skywalker, dem er doch einiges an Tiefe und Gewicht verleiht. Bedauerlicherweise ist Luke aber auch der einzige, dem er gerecht wird. Han, Leia, Lando usw. fallen alle unter "ferner liefen", da er ihnen kaum Aufmerksamkeit schenkt, geschweige denn es schafft, ihnen neue, interessante Aspekte abzugewinnen. Zwar sind sie soweit ganz gut getroffen, und bekommt auch jeder der Helden aus der Original-Trilogie seinen oder ihren heldenhaften Moment im Rampenlicht, insgesamt wirkten ihre Auftritte aber eher wie ungeliebte Pflichtübungen, als dass es Stover zu genießen schien, mit ihnen "spielen" zu dürfen. Und von den neuen Figuren will ich erst gar nicht anfangen; denn statt das EU um neue, interessante Charaktere zu bereichern, waren diese derart langweilig und einfallslos, dass sie nicht den geringsten Eindruck bei mir hinterließen. Was leider auch insgesamt für den Roman an sich gilt.

Fazit: Wie ihr wisst, bin ich ein großer Verfechter des EU, und finde es schade, dass es von Disney so gänzlich geschasst wurde. Das heißt aber nicht, dass ich jeden einzelnen Roman der darin erschienen ist phantastisch finde. Wie man auch am Beispiel von "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor" sieht, den ich nun wirklich ziemlich dürftig fand, und wo es mir im Gegensatz zu einigen anderen Werken des EU nun wirklich nicht leid tut, dass er ins Reich der Legenden verbannt wurde. So grandios ich Stovers Adaption von "Die Rache der Sith" auch fand, so schwer tue ich mir – zumindest wenn man nach diesem Roman sowie nach "Mace Windu und die Armee der Klone" geht, mit seinen originären Werken. Mir persönlich war das Geschehen hier viel zu übertrieben und teilweise auch abstrakt, die Action derart konfus beschrieben dass ich ihr kaum folgen konnte (was die entsprechenden Einlagen statt mitreißend vielmehr sehr langweilig machte), die Figuren mit der positiven Ausnahme von Luke Skywalker sehr oberflächlich beschrieben, und die neu geschaffenen Charaktere völlig austauschbar und uninteressant. Am schwersten wog für mich aber der Humor, der sich mit den ernsteren Thematiken spießte, mir generell zu übermächtig war, stellenweise sehr verkrampft und aufgesetzt wirkte, und zu allem Überfluss dann auch noch meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht traf. Weshalb mich die entsprechenden Einlagen nicht zum Schmunzeln, sondern zum Augenverdrehen einluden. Einzelne gute Momente und Ideen mögen einen völligen Absturz verhindern, ändern aber auch nichts daran, dass das mit Abstand beste an "Luke Skywalker und die Schatten von Mindor" das coole Cover ist – dem der Inhalt leider nicht einmal ansatzweise gerecht wird.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel





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