Johnny and the Dead
Die Toten kämpfen für ihren Friedhof Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 17 Juni 2017
 
Titel: "Johnny and the Dead"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 215 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 1993/td>
ISBN: 978-0-552-55106-9
Kaufen: Sammelband (E), Einzelband (E)
 

Kurzinhalt: Seit kurzem sieht Johnny Maxwell wenn er dem nahegelegenen Friedhof einen Besuch abstattet die Geister der dort begrabenen Toten. Seine Freunde versuchen dies als Scherz abzutun, sehen sich jedoch zunehmend dazu gezwungen, ihm zu glauben. Seine Verbindung zu den Toten gewinnt an Bedeutung, als Pläne verkündet werden, den Friedhof aufzulassen, und die dort begrabenen Leichen an einen anderen Ort zu bringen. Denn dort, wo nun der Friedhof steht, soll ein neues Wohnhaus errichtet werden. Die Toten sind jedoch von der Idee, "umzuziehen" alles andere als begeistert – immerhin können sie ihre Überreste immer nur für einen kurzen Zeitraum verlassen. Als das Unternehmen welches das Wohnhaus errichten will eine Bürgerversammlung einberuft, wird Johnny zum Sprachrohr der Protestbewegung gegen die Pläne, den Friedhof aufzulassen…

Review: Im Vergleich zu "Only You Can Save Mankind" fiel "Johnny and the Dead" in meinen Augen leider doch ein bisschen ab. Während es beim Vorgänger mit dem Computerspiel halbwegs einen Aufhänger gab, der zumindest ansatzweise erklärte, wie Johnny in diese Welt gerät, beginnt er hier nun auf einmal plötzlich von einem Tag zum nächsten, die Geister der Toten auf dem Friedhof zu sehen. Die Geschichte selbst fand ich leider auch nicht besonders spannend. Während es bei "Only You Can Save Mankind" eine ganze Zivilisation zu retten gilt, stand mir hier irgendwie zu wenig auf dem Spiel. Zumal sich Pratchett hier insofern in weiterer Folge widerspricht, als zuerst zumindest damit argumentiert wird, dass die Toten ihre Gebeine nicht für lange Zeit verlassen können, und halt nicht von diesem Friedhof weg wollen. Am Ende ziehen sie dann aber erst recht in der ewigen Nacht quasi (aufgrund der Zeitverschiebung) über die gesamte Welt. Insofern könnte man behaupten, es ist eigentlich eh nicht länger wichtig, ob der Friedhof aufgelassen wird. Jedenfalls verpufft mit dieser Wendung völlig der Grund dafür, warum man eigentlich für die Beibehaltung des Friedhofs kämpfen wollte. Und generell ist es dem Roman irgendwie nicht so recht gelungen, mich zu packen, oder gar ähnlich zu faszinieren wie "Only You Can Save Mankind". Dort fand ich die dahinterstehende Idee nun mal weitaus interessanter (und origineller).

Jedoch: Selbst ein nicht mehr ganz so guter Pratchett ist immer noch lesenswert. Dies verdankt er dessen schriftstellerischer Qualitäten, die auch bei "Johnny and the Dead" – trotz der meines Erachtens schwächelnden Handlung – wieder einiges herausreißen. Zumal es immer wieder einzelne Textstellen gibt, die für mich hervorstachen, und mir wohl noch länger in Erinnerung bleiben werden – wie z.B. seine düster-deprimierende Beschreibung des Lebens im Altersheim: "It was as if life had stopped and being dead hadn't started, so all there was to do was hang around." Was für mich – gerade auch bei einem Kinderoman – ebenfalls hervorstach, war dass er wie schon beim Vorgänger hier wieder den Krieg thematisiert, wenn auch auf völlig andere Art und Weise. Diesmal geht es nämlich nicht um die Parallelen zwischen dem immer unpersönlicheren modernen Krieg mittels Raketen, Drohnen etc. im Vergleich zu Computerspielen, sondern um die Opfer des Krieges in der Vergangenheit. Jeder Moment, wo Johnny erfährt, dass ein ganzes Bataillon aus seiner Heimatstadt im ersten Weltkrieg wenige Wochen nachdem sie für ein Foto posierten ums Leben kamen, war für mich der eindringlichste des gesamten Romans. Und auch seine nett geschriebenen Freunde trugen wieder einiges zum Gelingen bei (wenn ich auch Kirsty vermisst habe). Als Kinderbuch sticht jedenfalls auch "Johnny and the Dead" durchaus noch hervor – mir als Erwachsenem hatte aber halt "Only You Can Save Mankind" wesentlich mehr zu bieten.

Fazit: Im Vergleich zum ersten Band der Johnny Maxwell-Trilogie fiel "Johnny and the Dead" für mich doch etwas ab. Dies lag in erster Linie an der Handlung, die ich längst nicht so faszinierend und fesselnd fand. Es stand diesmal halt vergleichsweise wenig auf dem Spiel – zumal sich der Roman diesbezüglich dann zu allem Überfluss in weiterer Folge auch noch selbst widerspricht. Was positiv hervorsticht, ist die Behandlung des schwierigen Themas des Krieges auf kindgerechte Art und Weise, sowie Pratchetts unnachahmlicher Schreibstil, der auch diesmal wieder für amüsante Textstellen, aber auch den einen oder anderen nachdenklichen Moment, sorgt. Im Bereich der Kinderliteratur sticht "Johnny and the Dead" zwar trotz der Schwächen durchaus noch positiv hervor, Erwachsene dürften aber mit anderen – auch Kinder- – Büchern Pratchetts mehr anfangen können.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel






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