Truckers
Erster Teil der Bromeliad-Trilogie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 25 März 2017
 
Titel: "Truckers"
Deutscher Titel: "Trucker"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 192 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: September 1989/td>
ISBN: 978-0-3852-6961-7
Kaufen: Sammelband (D), Sammelband (E), Einzelband (E)
 

Kurzinhalt: Von Menschen unbemerkt leben die Nomen auf unserer Welt. Diese bewegen sich zehnmal so schnell wie Menschen – leben jedoch dementsprechend auch kürzer. Wobei die meisten Nomen in freier Wildbahn ohnehin nicht an Altersschwäche, sondern vielmehr an den ganzen Gefahren sterben, die dort lauern. Bis es Masklin eines Tages mit Hilfe von Grimma und Granny Morkie gelingt, sich in ein Auto zu schleichen. Mit diesem verschlägt es sie dann schließlich in ein großes Kaufhaus, das 1905 von den Arnold-Brüdern gegründet wurde. Dort treffen sie auf unzählige Clans von Nomen, die sich seit Jahren im Geschäft aufhalten, und die "Arnold Bros" als Gott verehren. Sie glauben auch nicht, dass außerhalb des Kaufhauses eine Welt existiert. Verzweifelt kämpft Masklin gegen diesen Aberglauben an – was vor allem auch dann an Bedeutung und Dringlichkeit gewinnt, als man während einer Exkursion innerhalb des Kaufhauses auf einen Zettel stolpert, dass dieses in wenigen Wochen abgerissen werden soll…

Review: "Truckers" ist eine sehr fantasievolle und einfallsreiche Geschichte, bei der mir vor allem die Grundidee bzw. der Einstieg sehr gut gefallen konnten. Ich mochte das Konzept der "Nomes" (abgeleitet vom englischen Wort "gnomes"), die zehnmal schneller leben wie Menschen, was sich einerseits in einer "reduzierten" Lebensspanne ausdrückt (wobei die Nomen letztendlich eh ähnlich lange leben wie Menschen, nur dass die Zeit für sie halt schneller vergeht; ein Menschenjahr entspricht zehn Nomen-Jahren), und andererseits bewegen sie sich aus menschlicher Sicht so schnell, dass sie von unserem Auge kaum erfasst werden können (da musste ich wiederum an die klassische "Star Trek"-Folge "Was summt denn da?" denken). Dies allein führt schon zu zahlreichen interessanten Umständen, wie z.B. dass die Jahreszeiten aus Nomen-Sicht mehrere Lebensjahre in Anspruch nehmen. Sehr faszinierend war zudem die Idee der Nomen, die ihr ganzes Leben in diesem Kaufhaus verbracht haben. Auch dies nutzt Pratchett als Basis für zahlreiche originelle Einfälle, wie z.B. die einzelnen Clans die sich aufgrund der Tatsache, in welcher Abteilung des Kaufhauses sie leben, gebildet haben, die Religion rund um Arnold Bros. der als Schöpfer verehrt wird (obwohl es sich dabei genau genommen um zwei Brüder handelt), wie die Nomen Werbesprüche u.ä. für bare Münze nehmen, Anweisungen im Kaufhaus, wie dass man mit Einkaufswagen nicht auf Rolltreppen fahren soll, quasi als Gebote betrachten, sowie vor allem auch ihre Überzeugung, dass die Welt nur aus dem Kaufhaus besteht, und draußen nichts existiert.

Es ist vor allem letzterer Teil, in dem ein ordentlicher Anteil an Religionskritik mitschwingt. Religion wird von Pratchett als Aberglauben offenbart, der im Falle der blind glaubenden Kaufhaus-Nomen wenn schon nicht zum Tod dann zumindest zum Ende "ihrer" Welt geführt hätte, wäre man einfach im Geschäft geblieben und hätte gewartet, bis es abgerissen wird. Retter Masklin hingegen ist ein aufgeklärter Nom, und damit – wie auch das gesamte Buch – ein Plädoyer für wissenschaftliche Neugier. Wer mich kennt, weiß, dass Pratchett damit genau auf meiner Wellenlänge liegt. Wie ich generell die Darstellung der Gesellschaftsstruktur der Nomen ungemein faszinierend und aussagekräftig fand. Womit wir zugleich beim ersten großen Kritikpunkt angekommen wären, denn tatsächlich fand ich eben diesen Aspekt so interessant, dass ich gern mehr davon gesehen hätte. Es hätte mir überhaupt nichts gemacht, wenn Pratchett uns noch 2-3 weitere Kapitel geschenkt hätte, die einfach nur das Leben der Nomen im Kaufhaus schildern, und noch stärker auf ihre Gesellschaftsstruktur, die einzelnen Clans etc. eingegangen wäre. Der zweite große Kritikpunkt war dann mein Eindruck, dass das Finale doch recht gehudelt war. Denn dafür, wie kompliziert die Flucht war, laufen sowohl die Vorbereitungen als auch die eigentliche Tat dann erstaunlich rasch ab. Teilweise hatte ich den Eindruck, Pratchett will nicht über eine bestimmte Seitenlänge hinaus und musste sich deshalb ranhalten, um möglichst rasch zum Ende zu kommen. Dabei ist jedoch meines Erachtens ein bisschen Potential auf der Strecke geblieben.

Fazit: "Truckers" konnte mich praktisch von der ersten Seite an begeistern – verlor jedoch leider zum Ende hin ein bisschen an Reiz. Ich mochte einfach die Vorstellung der Figuren sowie der Welt der Nomen. Schon allein die Grundidee dieser zehn Mal so schnell lebenden Wesen war faszinierend. Mein Lieblingsteil war aber ganz klar, wie Masklin & Co. ins Kaufhaus kommen und mit ihren Geschichten über das Leben außerhalb des Gebäudes das Leben der dort hausenden Nomen auf den Kopf stellen. Generell gefiel es mir, zusammen mit Masklin das Geschäft mit all seinen unterschiedlichen Abteilungen und den betreffenden Clans kennenzulernen, und in die Gesellschaftsstruktur, die sich dort gebildet hat, einzutauchen. Und auch mit der sehr religionskritischen Aussage traf Terry Pratchett genau meinen Geschmack. Allerdings hätte ich mir gewünscht, noch etwas mehr Zeit im Kaufhaus zu verbringen und so die eine oder andere Idee und/oder Aussage noch zu vertiefen. Und vor allem die Flucht ging mir persönlich zu überhastet vonstatten. Aus meiner Sicht hätten dem Buch jedenfalls noch 3-4 Kapitel mehr gut getan – wobei die Tatsache, dass ich mir mehr "Truckers" gewünscht hätte, letztendlich auch wieder für den Roman spricht.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel






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