Independence Day: Crucible
Schließt die Lücke zwischen den beiden ID-Filmen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 13 August 2016
 
Titel: "Independence Day: Crucible"
Bewertung:
Autor: Greg Keyes
Umfang: 375 Seiten
Verlag: Titan Books
Veröffentlicht: 24. Mai 2016
ISBN: 978-0-785-65130-4
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In einer globalen Offensive, die am 04. Juli 1996, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag gestartet wurde, ist es gelungen, die außerirdischen Invasoren zurückzuschlagen. Danach leckt die gesamte Menschheit ihre Wunden, und beginnt mit dem Wiederaufbau. In den kommenden 20 Jahren wird die Erde technologisch einen riesigen Schritt nach vorn machen, und u.a. eine Basis auf dem Mond errichten, die als erste Verteidigungslinie gegen eine mögliche weitere Invasion gedacht ist. Zudem rückt die internationale Staatengemeinschaft so nah zusammen wie nie zuvor. Und die neu geschaffene Earth Space Defense versucht, die Erde auf die mögliche Rückkehr der feindlichen Aliens vorzubereiten. In diesen 20 Jahren erleben sowohl die Helden von einst als auch jene von morgen so manches einschneidendes Ereignis…

Review: Nachdem mich der Comic "Dunkle Tiefen" insofern ein bisschen enttäuscht hat, als er eher ein Epilog zu "Independence Day" als ein Prequel zu "Wiederkehr" war, schickt sich "Crucible" von Greg Keyes nun an, die Lücke zwischen beiden Filmen zu schließen. Bereits vor zwei Jahren hat er mit "Planet der Affen: Feuersturm" einen Roman geschrieben, der zwischen zwei Filmen angesiedelt war, die zeitlich ein Jahrzehnt auseinanderliegen – konzentrierte sich dort jedoch nur auf die unmittelbaren Nachwehen von "Prevolution", um erst recht wieder eine recht große zeitliche Lücke zwischen "Feuersturm" und "Revolution" klaffen zu lassen. In "Crucible" rollt er nun aber auch wirklich die kompletten 20 Jahre, die zwischen dem ersten und dem zweiten "Independence Day"-Film liegen, auf – was sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Beginnen wir mit den positiven Aspekten: So erfahren wir hier nun einerseits, wie es mit den Helden aus dem ersten Teil weiterging und was sie in diesen 20 Jahren so erlebt haben, und andererseits – was ich fast noch für wichtiger halte – lernen wir die Vorgeschichte der neu hinzugekommenen Hauptfiguren aus "Wiederkehr", die dadurch teilweise deutlich an Charaktertiefe gewinnen. Dies gilt insbesondere auch für Jake, den wir hier vom vierten Juli hinweg über 20 Jahre begleiten, und somit auch erfahren, warum er in "Wiederkehr" so tickt wie er tickt. Zudem bekommt man hier einige Ereignisse besser mit, die in "Wiederkehr" nur angesprochen oder teilweise auch nur erahnt werden konnten, wie z.B. der Tod von Steve Hiller, oder auch, was denn eigentlich mit Davids Frau passiert ist, dass er im zweiten Film wieder Single ist. Und generell war es interessant, auszugsweise mitzuerleben, wie sich die Welt zwischen den beiden Filmen verändert hat, und aus der Erde aus dem ersten Teil jene aus Teil 2 wurde. Gerade auch die Einblicke in die Ereignisse in Afrika fand ich dabei sehr aufschlussreich.

Der große Zeithorizont, den Greg Keyes hier abbilden muss, bringt jedoch auch Probleme mit sich. So wirkt die Handlung teilweise sehr zerfahren, aufgrund der immer wieder vorhandenen, teils durchaus auch größeren, Zeitsprünge. Der knapp 400 Seiten lange Roman erweist sich letztendlich auch als zu kurz für eine tiefergehende Betrachtung. Angesichts der 20 Jahre, die hier nacherzählt werden müssen, sowie vor allem auch der Fülle an Figuren, deren Werdegang hier zu verfolgen ist, bleibt der Roman sehr oberflächlich, und ist selten mehr Zeit als für kurze Vignetten. Wir erleben hier halt letztendlich eine Art "Best Of" bzw. die Höhepunkte aus diesem langen Zeitraum aus dem Leben der betreffenden Personen – und selbst das zieht Keyes teilweise nicht ganz durch. So erleben wir zwar z.B., wie es zu Steve Hillers Tod kam, sind dann jedoch erst recht wieder nicht bei dessen unmittelbaren Nachwehen dabei, sondern machen daraufhin einen ziemlich großen Zeitsprung. Das reduziert den Erkenntnisgewinn erheblich, bzw. sorgt dafür, dass wir hier auch nicht wirklich näher dabei waren bzw. die emotionale Wirkung größer ist, als bei der kurzen Informationsvermittlung in "Wiederkehr". Das fand ich schon sehr schade. Generell legt Keyes teilweise mehr Wert auf die neuen Figuren, als auf die alten Veteranen, die mir persönlich doch ein wenig zu kurz kommen. Und die eine oder andere Figur links liegen zu lassen und sich dafür stärker auf einige wenige zu konzentrieren, wäre ev. auch besser gewesen. Letztendlich leidet "Crucible" aber in erster Linie daran, dass sich einfach – vielleicht mit Ausnahme von Steve Hillers Tod (und selbst von dem erfuhren wir ja im Film selbst) – nichts wirklich Wichtiges zugetragen hat. Gerade auch was Action betrifft darf man sich von diesem Roman hier nichts erwarten, weil es natürlich in diesen 20 Jahren nicht etwa zu einer weiteren Invasion kam, oder so. Und generell halten sich die wirklich wichtigen Ereignisse in Grenzen. Damit hat "Crucible" ein bisschen etwas von der üblichen, überwiegend belanglosen Berichterstattung während des sogenannten Sommerlochs.

Fazit: "Crucible" füllt die Lücke zwischend en beiden "Independence Day"-Filmen, und erzählt, was sich in den dazwischenliegenden 20 Jahren zugetragen hat. Das Problem daran: Die kurze Antwort auf diese Frage lautet letztendlich: Nicht viel. Alles, was man unbedingt wissen muss, um "Wiederkehr" verstehen zu können, erfährt man – klarerweise – ohnehin auch dort. "Crucible" mag etwas mehr Kontext liefern, gewisse Ideen näher ausführen, und ein paar Informationen mehr liefern, wirklich essentielles ist hier aber letztendlich nicht dabei. Sehr enttäuscht war ich auch von der Art und Weise, wie er Steve Hillers Tod behandelt hat, weil wir bei dessen unmittelbaren Nachwehen erst recht wieder nicht dabei sind. Und generell wirkt die Handlung aufgrund der Fülle an Figuren sowie des langen Zeitraums, der hier in einer überschaubaren Seitenzahl abgedeckt werden musste, teilweise doch ziemlich zerfahren. Für eine wirklich tiefergehende Betrachtung ist meist keine Zeit, weshalb es überwiegend bei einer oberflächlichen Betrachtung ausgewählter Ereignisse bzw. einschneidender Erlebnisse bleibt. Immerhin gelingt es "Crucible" dadurch aber, einigen die im Film doch recht skizzenhaft gezeichneten Figuren aufzuwerten und ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Zudem ist der Roman soweit gut geschrieben und die hier erzählte Geschichte nicht uninteressant. Insgesamt verstand es "Crucible" also durchaus, gut zu unterhalten, weshalb Fans sicherlich einen Blick riskieren können – wobei man sich im Vorfeld aber unbedingt darauf einstellen muss, dass der Roman was Action und Spektakel betrifft mit den Filmen – natürlich – nicht mithalten kann. Essentieller Lesestoff ist er jedenfalls in meinen Augen selbst für Fans beider Filme nicht.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel






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