Die Philosophie in Star Trek
Philosophie-Lehrbuch am Beispiel Star Trek Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 21 Mai 2016
 
Titel: "Die Philosophie in Star Trek"
Bewertung:
Autor: Klaus Viewig & Olivia Viewig
Illustrationen: Olivia Viewig
Übersetzung: -
Umfang: 300 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 20. Juni 2016
ISBN: 978-3-86425-865-7
Kaufen: Taschenbuch (D)
 

Review: Gleich vorneweg: Das Sachbuch "Wozu braucht Gott ein Raumschiff? – Die Philosophie in Star Trek" ist mit den Ratgebern von Andrea Bottlinger und Christian Humberg, die in den letzten Jahren im Cross Cult-Verlag erschienen sind, nicht zu vergleichen. Waren diese mit einem Augenzwinkern verfasst und offenkundig nicht 100%ig ernst gemeint, handelt es sich hier um eine sachliche, nüchterne und teils doch auch ein wenig trockene Betrachtung des Themas der Philosophie innerhalb des "Star Trek"-Universums. Die Comic-Zeichnerin Olivia Viewig lockert mit ihren Illustrationen den Text zwar auf durchaus gelungene Art und Weise auf, wer sich jedoch hiervon ein ähnliches Level an Amüsement und … Unterhaltung erwartet, wird unweigerlich enttäuscht werden. Zudem wurde mir erst im Nachhinein bewusst, dass der Titel "Die Philosophie in Star Trek" wohl nicht allein deshalb gewählt wurde, weil es unter den ähnlichen Titeln "Die Philosophie von Star Trek" und "Die Philosophie bei Star Trek" schon ähnliche Werke (zu denen ich mangels Kenntnis keinen Vergleich ziehen konnte) gibt. Vielmehr ist der Name insofern Programm, als in den meisten Kapiteln weniger "Star Trek", als vielmehr die philosophischen Ansätze von insbesondere Hegel und Kant im Mittelpunkt stehen. "Star Trek" dient letztendlich nur dafür, knackige und markante Beispiele zu liefern, durch die ihre jeweiligen Thesen untermauert werden.

Auf den ersten Blick mag das wie Beckmesserei wirken, aber ich halte es für eine wichtige Grundsatz-Feststellung, da Klaus Viewigs Zugang, zumindest so wie ich ihn wahrgenommen habe, ein anderer ist. Er sah eben nicht in erster Linie auf "Star Trek", und erklärt die darunter liegenden, zentralen philosophischen Gedanken, sondern bringt dem Leser vordergründig die gängigsten und wichtigsten Thesen dieser Denker näher, und zieht dafür Beispiele aus dem "Star Trek"-Universum heran. Dadurch entstand bei mir auch der Eindruck, dass sich "Die Philosophie in Star Trek" letztendlich mehr an jene richtet, die sich für Philosophie interessieren, als für Trekkies. Schade fand ich zudem, dass einige Themen, die ich gerne näher betrachtet gehabt hätte, ausgespart wurden. Nun bin ich zugegebenermaßen kein Student der Philosophie – weder im akademischen noch im hausgebräuchlichen Sinne – und lasse mich somit insofern gerne eines Besseren belehren, als man wohl argumentieren könnte, dass dies weniger mit Philosophie als Politik und/oder Psychologie zu tun hat. Aber dass z.B. die Oberste Direktive der Nichteinmischung nur einmal kurz in einem Nebensatz erwähnt wurde, statt sich näher mit ihr auseinanderzusetzen, fand ich schon schade. Und vor allem auch über den gespaltenen Kirk in "Kirk : 2 = ?" hätte sich in meinen Augen ein sehr interessantes Kapitel füllen lassen.

All dies soll jetzt jedoch nicht heißen, dass ich "Die Philosophie in Star Trek" nicht interessant gefunden und/oder nicht viel gelernt hätte. Denn auch wenn ich mir persönlich einen anderen Zugang erwartet und gewünscht hätte, und ich mich persönlich in meinem Leben bislang kaum mit der philosophischen Wissenschaft auseinandergesetzt habe, war es durchaus erhellend zu lesen, welche philosophischen Gedanken sich in der klassischen "Star Trek"-Serie wiederfinden lassen, bzw. welche Themengebiete dort behandelt wurden. Und das ist, wie ich teilweise durchaus mit Überraschung zur Kenntnis nahm, doch eine ganze Menge. Zudem war es zweifellos lehrreich und meiner Allgemeinbildung zuträglich, einen kurzen Abriss der wichtigsten philosophischen Thesen von Hegel und Kant zu erhalten, die einem dank der markanten Beispiele aus dem "Star Trek"-Universum auf anschauliche Art und Weise vermittelt werden. Philosophie ist ja normalerweise doch etwas sehr abstraktes; durch solche Beispiele werden die gängigsten Theorien jedoch greifbar gemacht. Am besten konnten mir letztendlich allerdings jene (wenigen) Kapitel gefallen, in denen auch wirklich mal "Star Trek" im Mittelpunkt stand, und man z.B. die eine oder andere dortige Problemstellung anhand der Philosophien von Hegel, Kant und anderen diskutierte. In eben diesen Kapiteln war für mich persönlich der Erkenntnisgewinn, zumindest in Bezug auf "Star Trek", am größten, und so manche Episode, die bislang bei mir nicht so gut abgeschnitten hatte, wurde durch diese philosophischen Ansätze für mich nun nachträglich aufgewertet. Genau davon hätte ich mir letztendlich eben halt nur mehr gewünscht.

Fazit: "Die Philosophie in Star Trek" richtet sich in meinen Augen in erster Linie an (angehende oder ehemalige) Philosophie-Studenten mit "Star Trek"-Bezug, denn an den gemeinen Trekkie von Nebenan. Dies zeigt sich auch schon am dominierenden Zugang: Anstatt die einzelnen Philosophien, die sich in der klassischen Serie finden lassen, zu thematisieren, und von diesem Ausgangspunkt auf ihre Ursprünge und Einflüsse einzugehen, legt Klaus Viewig den Fokus überwiegend auf philosophische Grundsätze von Denkern wie Hegel und Kant, und benutzt Beispiele aus "Star Trek" dafür, um diese abstrakten Denkansätze greifbar zu machen. Mir persönlich lag daher der Fokus zu wenig auf den Serien und den Filmen, die teilweise eher wie Mittel zum Zweck wirkten, um dem Leser die betreffenden Thesen leichter verständlich zu machen. Zudem sollte man sich darauf einstellen, es hier auch wirklich mit einem echten, nüchternen und teilweise auch ein bisschen trockenen Sachbuch zu tun zu haben, und nicht mit einem weiteren augenzwinkernden Ratgeber, wie man diese im Cross Cult-Verlag zuletzt von Andrea Bottlinger und Christian Humberg gewohnt war. All dies soll allerdings nicht heißen, dass ich "Die Philosophie in Star Trek" nicht interessant, informativ und aufschlussreich fand. Als jemand, der sich bislang mit dem Themengebiet der Philosophie kaum beschäftigt hat, diente das Sachbuch als erhellender "Schnupperkurs", der mir die wichtigsten Grundlagen anhand von markanten Beispielen aus dem "Star Trek"-Universum verständlich vermittelte. Trotzdem hätte ich persönlich einen stärkeren Schwerpunkt auf "Star Trek", denn auf den Theorien der allgemein anerkannten Philosophen, vorgezogen. Wer sich für Philosophie interessiert, darf auf die angegebene Wertung aber locker einen Punkt aufschlagen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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