Akte X: Staffel 10 - Band 5: Elders
Ein (fast) perfekter Abschluss der Comicreihe Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 06 Februar 2016
 
Titel: "Akte X: Staffel 10 - Band 5: Elders"
Originaltitel: "The X Files - Season 10, Vol. 4: Elders"
Bewertung:
Autor: Joe Harris
Zeichnungen: Matthew Dow Smith
Tusche: -
Farben: Jordie Bellaire
Übersetzung: -
Cover: Francesco Francavilla
Umfang: 144 Seiten
Verlag: IDW Publishing
Veröffentlicht: 12. Januar 2016 (E)
ISBN: 978-1-63140-405-4
Kaufen: Hardcover (E)
 

Kurzinhalt Eigentlich wollen Mulder und Scully nur einen netten, gemütlichen Nachmittag in einem Freizeitpark in Clarke County, Virginia, verbringen, als plötzlich eine Frau Mulder mit einer Waffe bedroht. Sie wirft ihm vor, ihr Leben zerstört zu haben – und bringt sich vor seinen Augen um. Das FBI untersucht den Fall daraufhin, weshalb Mulder vorerst vom Dienst suspendiert ist. Dieser ist über den Vorfall in erster Linie deshalb so erschüttert, da die Frau eigentlich bereits seit Jahren tot war. Nur kurz nach seiner Suspendierung wird er von mysteriösen Männern in Schwarz gepackt. Daraufhin lernt er endlich den Drahtzieher der aktuellen Verschwörung kennen – bei dem es sich um einen alten Bekannten handelt. Nachdem Mulder verschwunden ist, macht sich Scully auf die Suche nach ihm. Ihre Spur führt sie dabei nach Kuba, genauer gesagt Guantanamo Bay…


Review: Für den letzten Sammelband zur ursprünglichen zehnten Staffel von "Akte X" – in Comicform – musste ich dem deutschen Verlag Dani Books nun leider insofern untreu werden, als ich diese unbedingt abschließen wollte, ehe ich mir die neue, "echte" TV-Fortsetzung im Fernsehen vorknöpfte. Bislang war die Comicreihe bei mir ja eher durchwachsen angekommen, wobei "Chitter" – die überwiegend aus "Monster der Woche"-Geschichten besteht – bei mir noch am besten abschneiden konnte. Die Fortsetzungen der Serien-Mythologie litten bei mir aber unter der Rückkehr einiger vermeintlich Toten, und meiner negativen Erfahrung aus der Serie, was das liefern von Antworten auf offene Fragen betrifft. Ich war einfach unsicher, ob sich Joe Harris für all diese Elemente – im Gegensatz zu Chris Carter – im Vorfeld eine schlüssige Erklärung überlegt hat, oder vielmehr nach dem "Schauen wie mal"-Prinzip des Serienschöpfers höchstselbst agierte. Mit "Elders" strafte er jedoch nun all meine entsprechenden Befürchtungen Lügen, und wertete die 10. Staffel in Comicform für mich rückwirkend auf.

Gleich zu Beginn gibt es die Auflösung, wer denn nun eigentlich hinter dieser neuen Verschwörung steckt, und es ist eine klassische Thriller-Wendung der besten Schule – und damit leider genau das, woran die Serie selbst zumeist gescheitert ist. Nicht nur kehrt hier eine etablierte Figur auf unerwartete Art und Weise zurück, man sieht damit rückwirkend betrachtet die komplette 25-teilige Reihe in einem völlig neuen Licht. Joe Harris beantwortet hier den Großteil der im Zuge dessen aufgeworfenen Fragen, und das auf schlüssige und überzeugende Art und Weise. Ich habe von der neuen "Akte X"-Staffel bislang ja nur die ersten drei Folgen gesehen, aber zumindest soweit es die Mythologie betrifft muss ich sagen, dass mir diese Fortsetzung der Geschichte, welche die Handlung aus den ersten neun Staffeln nicht einfach nur wiederholt (oder gar, wie in "Der Kampf" angedeutet wurde, für null und nichtig erklärt), sondern darauf aufbauend in eine neue Richtung führt, die mich wirklich begeistert hat. Neben der Identität des Drahtziehers fand ich dabei vor allem auch dessen Motivation, sowie seine Ziele, nachvollziehbar und sehr gelungen. Das war einfach wirklich mal etwas neues, und gefiel mir auch insofern sehr gut, als es auch auf die Tatsache Rücksicht nimmt, dass Mulder und Scully im Angesicht der drohenden Alien-Invasion sich vermeintlich einfach zurückgezogen und aufgegeben haben – und den Auswirkungen dieser Entscheidung.

Auch davon abgesehen gab es ein paar tolle Momente, die teilweise an die ikonischen Momente aus der Serie anknüpfen konnten. Vor allem auch den Raucher fand ich hier fantastisch, da man ihn zumindest teilweise zum Helden der Geschichte macht, und mit ihm im weiteren Verlauf schon fast ein wenig Mitleid zu empfinden beginnt. Aber auch Mulder bekommt im Mittelteil einige großartige Momente beschert, wobei ich vor allem den Rückblick auf eine tragisch verlaufende, frühere Ermittlung rund um die X-Akten phantastisch fand. Und auch Scully kann sich hier in einzelnen Szenen auszeichnen, wobei für mich vor allem ein ganz bestimmter Moment gegen Endes des Comics hervorstach. Was die künstlerische Gestaltung betrifft ist zwar leider auch bei "Elders" festzuhalten, dass diese nicht 100%ig meinen Geschmack traf, im Vergleich zur Reihe zählten die hier enthaltenen Bildern aber eh noch zu den besseren. Wobei ich vor allem die Zeichnungen sehr gelungen fand, lediglich die Farbgebung hätte ich mir noch etwas besser vorstellen können. Insgesamt gelang es dem Zeichenteam aber sehr gut, vor allem auch die großen Momente von "Elders" sehr gut einzufangen. Und insgesamt war die Story hier einfach stark genug, als dass sich die meines Erachtens nicht ganz optimale künstlerische Gestaltung hätte negativ auswirken können.

Insgesamt war ich mit "Elders" aber sehr begeistert – zumindest bis zu den letzten zwei Seiten. Denn dort begeht Joe Harris dann leider doch noch einen Fehler seines Vorbilds: Anstatt einen klaren Schlussstrich zu ziehen und die Handlung am meines Erachtens perfekten Punkt abzuschließen, wird erst recht wieder ein Rückzieher gemacht, und die zuletzt mit 160 km/h dahinrasende Handlung legt leider von einem Bild aufs nächste eine Vollbremsung hin und legt den Rückwärtsgang ein. Was ich nicht einfach nur aus Prinzip schade fand, sondern vor allem auch dahingehend, dass Scullys Heldentat von zuvor damit quasi für null und nichtig erklärt wurde, und sich auch ihre gelungenen, düsteren Gedanken danach als überflüssig herausstellen. Das fand ich dann doch überaus schade. Und generell präsentiert er damit leider erst recht wieder ein "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende, als seine zehnte Staffel einfach mal stimmig und zufriedenstellend abzuschließen. Möglicherweise wusste er damals beim Schreiben ja noch nicht, dass die fünf hier versammelten Ausgaben auch die letzten seiner Comic-Fortsetzung sein würden, da kurz darauf ja die TV-Fortsetzung angekündigt wurde. So oder so verhinderte dieses Zurückrudern in letzter Sekunde für mich jedenfalls denkbar knapp die Höchstwertung.

Fazit: Damit hatte ich nicht gerechnet. Nachdem die Comic-Fortsetzung der Serie, die ja nun durch die TV-Miniserie abgelöst wurde, bislang eher durchwachsen bei mir angekommen ist, gelang es Joe Harris im letzten Sammelband, mich (fast) vollständig zu begeistern. "Elders" bietet einen wunderbaren Abschluss der Reihe und liefert zahlreiche – schlüssige und gefällige – Antworten auf die in dieser zehnten Staffel aufgeworfenen Fragen; etwas, dass ich von "Akte X" gar nicht gewohnt bin! Vor allem auch eine ganz bestimmte Wendung war großartig, und konnte sich meines Erachtens voll und ganz mit den besten Twists aus der Serie messen. Nett fand ich darüber hinaus den tragischen Rückblick in Mulders Vergangenheit, sowie den einen ungemein starken Moment von Scully. Einzig die letzten zwei Seiten, wo Harris den "Akte X"-typischen Fehler begeht, zurückzurudern und das Ende doch offener zu gestalten, stieß mir sauer auf. Trotz dieses Mankos ist es "Elders" aber gelungen, die gesamte zehnte Comic-Staffel in meinen Augen rückwirkend aufzuwerten. Rückblickend lässt sich also nun sagen, dass zumindest was die Fortführung der Mythologie betrifft, Joe Harris dem Serienschöpfer Chris Carter hier einiges vorgelegt hat – und ich mittlerweile fast bezweifle, dass es diesem gelingen wird, die Comic-"Season 10" in dieser Hinsicht zu übertreffen.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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