James Bond 007 - Das Spiel ist aus
007 soll DoppelagentInnen beschützen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 05 Dezember 2015
 
Titel: "James Bond 007: Das Spiel ist aus"
Originaltitel: "James Bond - No Deal, Mr. Bond"
Bewertung:
Autor: John Gardner
Übersetzung: Anika Klüver & Stephanie Pannen
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 27. November 2015
ISBN: 978-3-86425-772-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor fünf Jahren half James Bond dabei, eine Gruppe von AgentInnen aus dem Osten zu schmuggeln, die an der sogenannten "Operation Sahnetorte" beteiligt waren. Für diese wurden attraktive Männer und Frauen verpflichtet, um wichtigen Personen der gegnerischen Geheimdienste schöne Augen zu machen, sich ihr Vertrauen zu erschleichen, und so ihre Geheimnisse zu erfahren. Nach ihrer Extraktion bekamen sie allesamt neue Identitäten verpasst, und tauchten über den Erdball verteilt unter. Nun ist es GRU, der Nachfolgeorganisation von SMERSH, jedoch gelungen, sie aufzuspüren. Die ersten beiden Frauen wurden bereits ermordet und mit herausgeschnittener Zunge aufgefunden. M beauftragt 007 damit, die anderen vor den Russen zu finden und zu beschützen. Allerdings handelt es sich um eine inoffizielle Mission – falls man ihn schnappt, wird der MI-6 jegliche Kenntnis des Auftrags leugnen. Auf sich allein gestellt, sucht 007 die erste Frau auf der Liste auf. Zusammen mit ihr reist er nach Irland, wo sie sich mit der nächsten Person treffen wollen. Doch ein Verräter in ihren Reihen bringt die Mission in Gefahr…

Review: Ähnlich wie schon beim sehr empfehlenswerten "Niemand lebt ewig" (an den er insgesamt hier jedoch nicht ganz herankommt) hat sich John Gardner auch bei "Das Spiel ist aus" für das grundlegende Konzept wieder etwas anderes und deutlich originelleres überlegt, als "James Bond schleicht sich in eine Geheimorganisation ein, die das Ende der Welt plant" (die in seinen ersten 007-Romanen dominierten). So gilt es diesmal, einige ehemalige AgentInnen aufzuspüren und vor dem russischen Geheimdienst zu beschützen. Damit – sowie mit M's Versicherung, dass Bond bei dieser Mission auf sich allein gestellt ist – ist praktisch von Anfang an für Spannung gesorgt. Die Handlung entwickelt sich zudem flott und abwechslungsreich vorwärts, und präsentiert einerseits einige spannende Momente zwischendurch, widmet sich andererseits aber auch den Charakteren, damit wir zumindest zu einigen von ihnen beginnen, eine Verbindung aufzubauen. Und der Showdown überzeugte dann mit einem perfiden Todesspiel, mit dem John Gardner spät aber doch noch auch der Tradition der ungewöhnlichen Todesfallen für 007 Tribut zollt. Und insgesamt war der Roman flüssig geschrieben, flott erzählt, und ließ keine Langeweile aufkommen.

Kritisch sehe ich hingegen John Gardners Vorliebe für überraschende Wendungen. Solche Twists erhielten eigentlich erst durch ihn in die 007-Romane Einzug; Ian Fleming selbst verwendete dieses Stilmittel kaum. Insofern ist das ein Aspekt, wo sich seine Romane recht deutlich von der Vorlage abheben. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass sich meine starke Vermutung bezüglich des Verräters bestätigen sollte. Der nachfolgende zweite Twist kam dann zwar auch für mich überraschend, war aber nach wenigen Zeilen auch schon wieder erledigt, und verpuffte somit de facto wirkungslos. So unterhaltsam der Roman auch war, er hätte insgesamt noch etwas mehr Spannung vertragen, was insbesondere auch für den Showdown gilt. So interessant das Todesspiel auch ausgedacht war, ich hatte den Eindruck, dass man hier noch etwas mehr hätte herausholen können, bzw. dieser Teil noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte. Auch, wie 007 hier durch reines Glück von einer anderen Person gerettet werden musste, gefiel mir weniger. Generell agierte Bond in diesem Roman teilweise etwas unglücklich – wie z.B., als er zur Insel reist und mir nichts dir nichts in die Falle hineinmarschiert, ohne groß Vorbereitungen zu treffen (vom Verbuddeln des Pakets abgesehen). Und insgesamt erschien mir – flotte Erzählweise in allen Ehren – das Finale ein wenig überhastet, weshalb gerade auch der Oberbösewicht des Romans irgendwie kaum zur Geltung kam. Merkliche Auswirkungen auf den Lesegenuss hatten diese Kritikpunkte letztendlich aber kaum.

Fazit: "Das Spiel ist aus" ist ein weiterer kurzweiliger, grundsolider 007-Roman von John Gardner. Wie schon "Niemand lebt ewig" vor ihm besticht auch er in erster Linie mit dem interessanten Grundkonzept, dass vom zuvor dominanten Schema der Infiltration einer diabolischen Geheimorganisation abweicht. So gilt es diesmal, einige AgentInnen vor der Rache des russischen Geheimdienstes zu beschützen. Die Handlung entwickelt sich dabei flott und abwechslungsreich, bietet zwischendurch immer wieder den einen oder anderen Spannungsmoment, und wusste vor allem zum Finale hin mit einer netten "Todesfalle" für 007 aufzuwarten. Kritisch sehe ich in erster Linie John Gardners langsam aber sicher etwas Überhand nehmende Vorliebe zu Plottwists – was insbesondere auch im Vergleich zu Ian Flemings Bond-Romanen hervorsticht, wo diese selten bis nie auftraten. Auch darüber hinaus gab es wieder den einen oder anderen kleineren Kritikpunkt; so hätte man z.B. aus dem Showdown noch etwas mehr machen können. Und auf Ian Flemings Stil und "Stimme" muss man natürlich auch hier wieder weitestgehend verzichten. Trotz dieser Mankos bot "Das Spiel ist aus" aber wieder einmal nette Spionagethriller-Unterhaltung.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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