Akte X: Staffel 10 - Band 2: Chitter
Eine Mischung aus alten und neuen Fällen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 21 November 2015
 
Titel: "Akte X: Staffel 10 - Band 2: Chitter"
Originaltitel: "The X Files - Season 10, Vol. 2: Chitter"
Bewertung:
Autor: Joe Harris
Zeichnungen: Elena Casagrande, Michael Walsh, Greg Scott & menton³
Tusche: -
Farben: Arianna Florean, Jordie Bellaire & Art Lyon
Übersetzung: Thomas Gießl
Cover: menton³
Umfang: 128 Seiten
Verlag: Dani Books
Veröffentlicht: 27. Mai 2014 (D)
ISBN: 978-3-944077-50-5
Kaufen: Softcover (D), Kindle (D), Hardcover (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt In Martha's Vineyard sind in kurzer Zeit mehrere Menschen verschwunden. Als Mulder und Scully den Fall untersuchen, bringt sie dies auf die Spur eines altbekannten Monsters: Dem Plattwurmmann. Im Zuge ihrer Untersuchung wird auch dessen Herkunft endlich restlos geklärt. Danach melden sich die Nachmieter von Mulders altem Apartment bei ihm, da sie etwas in der Wohnung gefunden haben, dass scheinbar ihm gehört. Als Mulder und Scully vorbeischauen, wartet eine rote Ampulle auf sie – und ein auf das Fenster aufgeklebtes "X". Etwas später soll Mulder eigentlich in einer Mordserie als Profiler tätig sein, doch als man einen Verdächtigen gefangennimmt, der behauptet, für den zirpenden Gott getötet zu werden, offenbart sich der Fall doch noch als klassische X-Akte. Und zuletzt lässt man uns an weiteren Gedanken des geheimnisvollen Rauchers teilhaben…


Review: Nachdem mich der erste Sammelband zur zehnten Akte X-Staffel (nicht zu vergleichen mit der im Frühjahr dieses Jahres angekündigten offiziellen Nachfolge-Miniserie) noch eher weniger überzeugt hat, hinterließ "Chitter" bei mir schon einen deutlich besseren Eindruck. Am besten haben mir dabei die ersten beiden der fünf hier versammelten Ausgaben gefallen, die – wie die Inhaltsangabe schon verrät – an die "Monster der Woche"-Folge "Der Parasit" aus der zweiten Staffel anknüpft. Nun war ich von besagter Episode zwar gar nicht mal so begeistert, aber a) finde ich die Idee, an frühere "Akte X"-Folgen (insbesondere die "Es ist noch nicht vorbei!"-Variante) anzuknüpfen, sehr interessant, und b) hat für mich das Design des Monsters – warum auch immer – in Comicform besser funktioniert als in der "Realserie". Zudem fand ich die Anspielungen auf "Der weiße Hai" – schon allein der Einstieg erinnert stark an diesen; und auch der Schauplatz Martha's Vineyard, der im Film für Amity Pate stand, wurde wohl nicht zufällig ausgewählt – überaus gelungen. Generell konnte mir die Geschichte – mit den Rückblenden auf die Chernobyl-Katastrophe – sehr gut gefallen, und beantwortete auch gleich einige der offenen Fragen zum Ursprung der Kreatur. Einzig die Tatsache, dass der Sheriff von Martha's Vineyard zufällig damals Teil des Aufräumtrupps war, könnte man als etwas doch zu großen Zufall kritisieren. Zudem hätte ich angesichts der Tatsache, dass man die Story schon aufgreift, ein endgültigeres statt eines neuerlich offenen Endes vorgezogen. Davon abgesehen hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen.

Was übrigens nicht nur an ihrem Inhalt, sondern vor allem auch an der künstlerischen Gestaltung lag. Nachdem mich der erste Band optisch ja eher enttäuscht hatte, aufgrund eines etwas gar minimalistischen Zeichenstils, entsprach "Hosts" schon eher meinen Erwartungen an die Comic-Reihe. Sehr gut und detailreich gezeichnet, mit lebensechten Farben und stimmungsvollen Schattierungen, waren die ersten zwei hier enthaltenen Ausgaben ein Augenschmaus. Etwas, dass ich über den dritten hier enthaltenen Einzelband, "Being for the Benefit of Mr. X", leider nicht mehr behaupten kann. Zwar stach die sehr bewusste künstlerische Farbgebung der Rückblenden positiv ins Auge, mit dem hervorstechenden roten Elementen im ansonsten tristen Grau (was mich als nicht den größten Comic-Experten in erster Linie an "Sin City" denken ließ), aber von diesem Punkt abgesehen waren mir die Zeichnungen wieder einmal viel zu wenig detailliert. Teilweise war nicht mal eine richtige Mimik in den Gesichtern zu erkennen. Von den schlichten Hintergründen, die meist nur einfarbig daherkommen, ganz zu schweigen. Ne, sorry, aber abseits der netten Farbgebung in den Rückblenden konnte ich mich für Michael Walshs Stil leider wieder einmal nicht so recht erwärmen. Auch von der Story her war ich nicht so begeistert wie bei "Hosts". Nach den Lone Gunmen kehrt hier nun also auch X zurück, wobei er am Ende auf eine Art und Weise wieder verschwindet, die mich in erster Linie verwirrt hat. Natürlich, "Akte X" war und ist eine Mystery-Serie; dass es da ab und an mal mysteriös zugeht, liegt in der Natur der Sache. Aber das kam für mich völlig aus dem Nichts und war mir dann doch zu unerklärlich. Zudem hätte ich weniger dagegen, dass man innerhalb der zehnte Staffel immer mehr Fragen aufwirft, wenn mich dies nicht frappant an den Lauf der Serie erinnern würde, wo die wenigsten dann auch wirklich (schlüssig-überzeugend) beantwortet wurden. Die Rückblenden in die 80er fand ich allerdings sehr gelungen und interessant.

Der titelspendende Einzelband "Chitter" war für mich dann nach dem "Hosts"-Zweiteiler das zweite Highlight dieses Sammelbands. Die erste "originelle" (also nicht auf einen bekannten Fall basierende) Monster der Woche-Geschichte der zehnten Staffel, überzeugte sie mit einer originellen Grundidee, dem gänsehauterzeugenden Einsatz von zirpenden Grillen, dass selbst nur beim Lesen – und ohne entsprechenden Soundeffekt – seine Wirkung nicht verfehlte, die sehr atmosphärische Umsetzung der Geschichte, sowie der wieder deutlich hochwertigeren und aufwändigeren künstlerischen Gestaltung, durch die auch die gruselig-abstoßenderen Aspekte der Story sehr gut zur Geltung kamen. Mein einziger Kritikpunkt: Die Geschichte selbst verlief leider etwas gar überhastet. Rund 24 Seiten waren dann halt doch zu wenig, als dass diese sich so richtig hätte entfalten können. Daraus eine Doppelausgabe zu machen hätte in meinen Augen nicht geschadet – denn so war das Ganze gerade als dabei war, so richtig in die Handlung einzutauchen, auch schon wieder vorbei. An der letzten hier enthaltenen Ausgabe, "More Musings of a Cigarette Smoking Man", stach dann in erster Linie die sehr ungewöhnliche Optik hervor. Ein amazon.de-Rezensent hat hier, sehr treffend, den Vergleich zu aufsteigendem Rauch gezogen, in dem sich quasi die Bilder abzeichnen. Was vermeintlich auch die Intention von menton³ war. Mir persönlich war dieser visuelle Stil dann doch etwas zu eigenwillig und abgehoben, als dass ich so richtig in die Handlung hätte eintauchen können. Zusätzlich erschwert wurde mir dies durch die mosaikhafte Erzählung, die mehrere lose verbundene Momente aus dem Leben des Rauchers zusammenfasst. Angesichts der Tatsache, dass mein letzter Durchlauf der Serie mittlerweile auch schon wieder zwei Jahre her ist und ich die Handlung von "Akte X" nicht verinnerlicht habe, fühlte ich mich da teilweise doch ein wenig verloren, und könnte jetzt gar nicht sagen, wie viel davon neue Offenbarungen waren, oder ob bzw. inwiefern nur altbekanntes aufgewärmt wurde. So gesehen war ich vom letzten hier enthaltenen Comic mehr verwirrt als fasziniert.

Fazit: Im Gegensatz zum ersten Band der zehnten Staffel, der eine zusammenhängende Geschichte erzählte, besteht "Chitter" aus vier Einzelstories. Die Qualität hat dabei zwar etwas geschwankt, insgesamt hat mich das Endergebnis aber weitaus mehr überzeugt, als beim überwiegend frustrierenden und verwirrenden "Believers". Mein persönliches Highlight war dabei der an die Episode "Der Parasit" anknüpfende Zweiteiler "Hosts", der mit einigen witzigen Anspielungen auf "Der weiße Hai" aufwarten konnte, und mich neben einer packenden Handlung und der Aufklärung des Ursprungs des Plattwurmmanns in erster Linie mit der wunderschönen künstlerischen Gestaltung begeistert hat. Sehr gut gefallen hat mir darüber hinaus die erste unabhängige "Monster der Woche"-Geschichte "Chitter", die sich von Konzept und Stimmung her perfekt in die besten entsprechenden Folgen der Serie eingefügt hat. Ein etwas zweischneidiges Schwert war hingegen der Comic über Mister X. Die Rückblenden fand ich klasse, die Handlung in der Gegenwart mir persönlich schon wieder zu seltsam und mysteriös. Auch die Optik sehe ich durchwachsen: Die Farbgebung der Rückblenden war klasse, aber insgesamt waren mir die Zeichnungen zu skizzenhaft, und vor allem die schlichten, einfarbigen Hintergründe fand ich eher schwach. Der letzte enthaltene Comic dreht sich dann um den Raucher, und will an "Gedanken des geheimnisvollen Rauchers" anknüpfen, war mir persönlich aber zu verwirrend, und die Zeichnungen etwas gar zu eigenwillig und abgehoben. Nach meinem eher verhaltenen Eindruck zu "Believers" kann ich bei "Chitter" aber insgesamt für alle "Akte X"-Fans eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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