James Bond 007: Trigger Mortis - Der Finger Gottes
Ein neues Abenteuer von 007 in den 50ern Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 12 September 2015
 
Titel: "James Bond 007: Trigger Mortis - Der Finger Gottes"
Originaltitel: "James Bond - Trigger Mortis"
Bewertung:
Autor: Anthony Horowitz
Übersetzung: Anika Klüver & Stephanie Pannen
Umfang: 367 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 08. September 2015
ISBN: 978-3-86425-774-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Wenige Wochen nach seiner Mission gegen Auric Goldfinger erhält James Bond schon den nächsten Auftrag. Der MI-6 befürchtet, dass die russische Geheimdienstabteilung SMERSH beim Grand Prix auf dem Nürburgring einen Anschlag auf einen britischen Fahrer plant. 007 wird damit beauftragt, nach Deutschland zu fliegen, ebenfalls am Rennen teilzunehmen und dabei das Ziel des Anschlags zu beschützen und diesen zu vereiteln. Nur kurz nach seiner Ankunft beobachtet er, wie der Koreaner Sin Jai-Seong, auch Jason Sin genannt, mit jenem russischen Fahrer spricht, der das Attentat durchführen soll. Dies scheint ihm sofort verdächtig, und so stellt er am Abend nach dem Rennen beim offiziellen Empfang in dessen Schloss weitere Nachforschungen an. Dabei lernt er nicht nur die angebliche Journalistin Jeopardy Lane kennen, die ebenfalls großes Interesse an Sin zu haben scheint, sondern entdeckt auch Photos und Pläne, die darauf hindeuten, dass Sin den in Kürze bevorstehenden Start der Vanguard-Rakete sabotieren will – was das Raketenprogramm der USA um Jahre zurückwerfen würde…

Review: Rund zwei Monate vor dem Kinostart des neuen Films "Spectre" wurde mit "Trigger Mortis – Der Finger Gottes" weltweit ein neuer James Bond-Roman veröffentlicht, der teilweise auf Material basiert, dass Ian Fleming für eine angedachte aber letztendlich nie produzierte 007-TV-Serie geschrieben hat. Im Gegensatz zu den letzten Bond-Veröffentlichungen, die entweder in der Gegenwart oder Ende der 60er – nach dem letzten Roman von Ian Fleming – angesiedelt waren, geht Anthony Horowitz noch eine Spur weiter in der Vergangenheit zurück, und siedelt sein Bond-Abenteuer im Jahr 1957, zwischen "Goldfinger" und "Feuerball", an. Ich selbst bin ja eigentlich gerade dabei, die in den 80ern geschriebenen Bond-Romane von John Gardner durchzulesen – und bin dabei vorläufig noch nicht weiter als "Eisbrecher". Alle danach entstandenen 007-Romane, egal ob von Gardner oder anderen, kenne ich noch nicht, und kann daher "Trigger Mortis" auch nicht mit den letzten, teils gefeierten, Veröffentlichungen wie "Der Tod ist nur der Anfang" oder "Solo" vergleichen. Stattdessen drängt sich mir vielmehr eine Gegenüberstellung zu den Gardner-Romanen auf – und was das betrifft weist "Trigger Mortis" einige positive und hervorstechende Merkmale auf. Nicht, dass ich Gardners Romane – soweit ich sie bislang gelesen habe – nicht auch gemocht hätte, aber James Bond als Figur war in seinen Büchern leider kaum mehr als solcher zu erkennen. Was diesen Aspekt betrifft, ist Anthony Horowitz Roman Gardners Veröffentlichungen schon mal klar und deutlich überlegen.

Zugegeben, die Art und Weise, wie Gardner Bond modernisiert und sowohl seinen Sexismus als auch teilweisen Rassismus abgeschwächt hat, hat mir grundsätzlich ja gut gefallen. Zugleich sind aber leider auch seine Eleganz, sein Snobismus, seine Weltgewandtheit und sein erlesener Geschmack verloren gegangen – Aspekte, die zu James Bond ganz einfach dazugehören und ihn aus der Masse anderer Agenten hervorstechen lassen. Generell gelingt es Anthony Horowitz sehr gut, Ian Flemings typischen Stil zu imitieren, so dass man wirklich glauben könnte, hier einen lange verschollenen Roman des 007-Erfinders vor sich zu haben. Der kleine Haken an der Sache ist halt natürlich, dass sich auch eine kleine Dosis Sexismus und Rassismus (im vorliegenden Fall in erster Linie gegenüber den bösen Russen) eingeschlichen hat. Mit den entsprechenden Stellen tat ich mir ja schon bei Flemings Romanen immer wieder schwer – die konnten aber wenigstens auf die Ausrede verweisen, aus einer ganz anderen Zeit zu stammen. Andererseits, zu einem "echten" Bond-Roman gehören diese Elemente halt auch einfach irgendwie dazu, und insgesamt ist Horowitz der Spagat, sie einerseits ansatzweise einzubinden, ohne andererseits dabei zu anstößig zu werden, gut gelungen. Zumal man bei ihm – im Gegensatz zu Fleming – den Eindruck hat, dass der Autor die Vorurteile seiner Figur wenigstens nicht teilt.

Auch der Bösewicht, Sin Jai-Seong aka Jason Sin, ist Horowitz sehr gut gelungen. In seiner gefühllosen, kalkulierten, selbstbezogenen und megalomanischen Art reiht er sich nahtlos in die Riege der denkwürdigen Fleming-Bösewichte ein. Neben seiner grauenerregenden Hintergrundgeschichte sticht dabei vor allem auch der Einfall mit dem ganz besonderen Kartendeck hervor, und bleibt in Erinnerung. Die Idee hätte wirklich von Fleming sein können. Auch die Action-Momente sind Horowitz sehr gut gelungen, wobei ich vor allem das Rennen auf dem Nürburgring sehr mitreißend geschrieben fand. Aber auch das Finale in New York wusste zu gefallen – wie auch die eine oder andere haarige Situation, aus der sich James Bond in bester 007-Manier befreien muss. Ein paar Kritikpunkte gibt es aber doch auch. So schien mir der eine oder andere Moment etwas zu sehr von Filmen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte inspiriert. Bonds unwiderstehliche Art, mit der er auch wirklich jede Frau die ihm über den Weg läuft, egal wie widerspenstig sie anfänglich auch sein mag, erobert, grenzt langsam aber sicher an Parodie. Mein größter Kritikpunkt ist aber – leider – der Auftritt von Pussy Galore. Ich verstehe ja, dass Horowitz ein ganz besonderer Fan von "Goldfinger" ist und Pussy in erster Linie deshalb eingebaut hat. Leider aber steht sie in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Plot, weshalb das ganze ziemlich willkürlich und überflüssig wirkt. Letztendlich ist – neben der Goldfinger-Hommage – der einzige Zweck, den ich in ihrem Auftritt erkennen kann, dass er einen Blick in Bonds düstere Psyche offenbart (was seine Gedanken ihrer Beziehung gegenüber betrifft). Das allein war mir als Grund für ihren Auftritt aber doch zu wenig.

Fazit: Wenn man so wie ich gerade dabei war, sich durch John Gardners 007-Romane zu lesen, kommt Anthony Horowitz "Trigger Mortis" einem Kulturschock gleich – was im vorliegenden Fall aber durchaus positiv gemeint ist. Während Gardner Bond die Zähne gezogen hat und die Figur leider teilweise kaum mehr zu erkennen war (wobei sich seine Romane deswegen nicht grundsätzlich schlecht reden will), orientiert sich Horowitz voll und ganz an der Art und Weise, wie Ian Fleming Bond beschrieben hat. Dies bedeutet auf der einen Seite zwar eine Rückkehr des doch eher sexistischen und ansatzweise rassistischen Bonds, zugleich aber auch des weltgewandten, stilvollen Edelmanns, der in jeder Stadt die besten Lokale kennt, und dem nur der beste Champagner aufs Zimmer kommt. Generell fängt Horowitz Flemings typischen Stil sehr gut ein, so dass man teilweise wirklich das Gefühl hat, einen alten, verschollenen Roman zu lesen. Auch was die Geschichte selbst betrifft weiß "Trigger Mortis" zu überzeugen. Neben den tollen Kapiteln rund um das Rennen auf dem Nürburgring stach dabei für mich vor allem die Thematik rund um das "Space Race" zwischen den USA und Russland sowie der originelle, gelungene und überaus Bond-typische Bösewicht Jason Sin hervor. Einzig auf den Auftritt von Pussy Galore hätte ich lieber verzichtet, da dieser doch recht willkürlich und überflüssig wirkt, da sie mit dem eigentlichen Plot in keinerlei Verbindung steht. Davon abgesehen ist Anthony Horowitz mit "Trigger Mortis – Der Finger Gottes" aber ein 007-Roman in bester Ian Fleming-Tradition gelungen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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