James Bond 007 - Der Kunstsammler
Bonds alter Feind SPECTRE kehrt zurück Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 18 Juli 2015
 
Titel: "James Bond 007: Der Kunstsammler"
Originaltitel: "James Bond - For Special Services"
Bewertung:
Autor: John Gardner
Übersetzung: Anika Klüver & Stephanie Pannen
Umfang: 368 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 16. März 2015
ISBN: 978-3-86425-453-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor Jahren hat James Bond ihren Anführer Ernst Stavro Blofeld getötet und sich damit am Mord an seiner Frau gerächt, nun ist SPECTRE zurückgekehrt. Nach einigen für sie lukrativen Flugzeugentführungen sind sie nun für ihren nächsten großen Coup bereit. Als die CIA davon Wind bekommt, schicken sie die Agentin Cedar Leiter – Tochter von Bonds gutem Freund Felix – zum MI-6, um sich Bonds Hilfe zu sichern. Man vermutet, dass SPECTRE mit dem reichen Exzentriker Markus Bismaquer in Verbindung steht. Dieser ist Besitzer eines riesigen Anwesens in den USA, und als leidenschaftlicher Sammler von Drucken bekannt. James Bond soll sich nun selbst als Kunstsammler ausgeben, der einige ganz besondere Exemplare besitzt, und darüber nachdenken soll, diese in New York versteigern zu lassen. Kurz nach ihrer Ankunft im Hotel lauern ihnen auch schon Bismaquers Schläger auf. Nachdem es ihnen mit knapper Not gelungen ist, zu entkommen – sie dabei jedoch auch ihre Deckung aufgaben – beschließt James Bond, selbst aktiv zu werden, und sich direkt zur Ranch zu begeben. Doch damit tappt er SPECTRE geradewegs in die Falle…

Review: "Der Kunstsammler" beschert uns die Rückkehr jener Organisation, die – neben SMERSH – in Ian Flemings Bond-Romanen am häufigsten für Ärger gesorgt haben, nämlich die ehemals von Bonds Erzfeind Blofeld angeführte Terrororganisation SPECTRE. Die Idee, sie zu reaktivieren, fand ich grundsätzlich mal großartig, weshalb mir auch der Einstieg mit am besten gefallen konnte. Nett war auch die Idee, Felix' Tochter einzubinden. Zwischen ihr und 007 herrscht auch eine nette Dynamik, da sich James Bond ungewöhnlich (und angemessen) zurückhaltend zeigt, und ihre sexuellen Avancen zurückweist. Was Gardner auch sehr gut gelingt, ist sich die eine oder andere originelle, gefährliche Situation für 007 einfallen zu lassen, sei es nun ein abstürzender Fahrstuhl oder ein privates Autorennen, dass nicht immer mit legalen Mitteln geführt wird. In diesen – natürlich völlig überzogenen – Momenten steht "Der Kunstsammler" in der besten Tradition sowohl von Ian Flemings Romanen als auch insbesondere den Filmen. Die größte Stärke des Romans war für mich aber die Offenbarung, bei wem es sich um Blofeld handelt. Den ganzen Roman über hatte ich eine Vermutung bzw. eine Hoffnung – weshalb ich mich auch nicht geärgert hatte, es schon lange im Voraus geahnt zu haben, sondern mich ganz im Gegenteil gefreut hatte, dass Gardner genau jene Richtung einschlug, auf die ich gehofft hatte. Jedenfalls… dieser Moment in der kleinen Hütte war phantastisch, und für mich ganz klar der Höhepunkt des Romans.

Schade fand ich allerdings, dass sich Gardner sich Blofelds Nachfolger auch sogleich entledigt. Nicht falsch verstehen, der Plan von SPECTRE selbst musste natürlich vereitelt werden, aber ich hätte es schön gefunden, wenn Gardner den Mut bewiesen hätte, die Handlung nicht 100%ig abzuschließen, und sich diesen Bösewicht für weitere Auftritte in der Hinterhand zu halten. Immerhin verdankte Blofeld seine Wirkung ja sowohl in den Filmen als auch den Romanen der Tatsache, dass er eben kein Eintagsfliegen-Bösewicht war. Hier ging in meinen Augen jedenfalls etwas Potential verloren – denn mit diesem Blofeld verbindet James Bond ja keine gemeinsame Vergangenheit, weshalb sich ihre Konfrontation am Ende längst nicht mit dem Endkampf aus "Man lebt nur zweimal" (Roman) messen konnte. Etwas negativ machten sich für mich auch die zunehmenden Ähnlichkeiten zu seinem ersten 007-Roman "Kernschmelze" bemerkbar. Wieder verschlägt es James Bond auf das riesige Anwesen eines reichen Exzentrikers, da wie dort muss er sich in einem sportlichen Wettkampf (dort: Highland-Games. Hier: Autorennen) messen, und wird ihm von einer verführerischen jungen Frau zur schnellen Flucht geraten. Zudem gab es bei aller gelungener Action auch das eine oder andere, was ich doch etwas überzogen fand. Dies gilt allen voran für den Angriff der Killer-Ameisen. Generell fand ich, dass der Roman nach packendem Beginn ein bisschen an Spannung und Tempo verliert, sobald Bond und Leiter die Ranch erreichen. Und auch die Pläne, die es zu vereiteln gilt, fand ich schon mal mitreißender. Solide Agenten-Unterhaltung bot "Der Kunstsammler" aber durchaus.

Fazit: Die Stärken von "Der Kunstsammler" liegen eher in den Ideen, als irher Umsetzung. So gefällt mir das Konzept, SPECTRE hier zurückkehren zu lassen, sehr gut – wirklich viel holt Gardner aus diesem aber leider nicht heraus. Letztendlich hätte es sich genauso gut um jeden x-beliebigen größenwahnsinnigen mit einem schrillen Plot den es zu vereiteln gilt handeln können. Die Auflösung, wer Blofelds Platz eingenommen hat, fand ich zwar phantastisch – darin lag für mich auch die größte Stärke des Romans – zugleich fand ich es aber auch sehr schade, dass diese Figur sogleich auch wieder über den Jordan geschickt wurde, statt sie für weitere Auftritte in der Hinterhand zu halten – und so jene längere Fehde aufzubauen, wie dies Ian Fleming bei seinen Romanen zwischen Bond und Blofeld getan hat. Negativ fällt zudem auf, dass der Roman sobald 007 Bismaquers Anwesen erreicht, ein wenig an Tempo und Spannung verliert. Und auch der große Plot von SPECTRE hat mich nur bedingt überzeugt. Gut gefallen konnten mir in erster Linie Einstieg und Finale, sowie einzelne gelungene – oftmals mit Bedrohungsszenarien, wie z.B. dem abstürzenden Fahrstuhl, verbundene – Momente zwischendurch. Insgesamt ist auch "Der Kunstsammler" wieder ein solider, kurzweiliger Agenten-Thriller – an die besten 007-Romane von Ian Fleming kam John Gardner jedoch auch bei seinem zweiten Versuch nicht heran.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: