Star Wars: Der letzte Jedi-Ritter
Nicht ganz der erhoffte, hochdramatische Abschluss Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 Juni 2015
 
Titel: "Der letzte Jedi-Ritter"
Originaltitel: "The Last Jedi"
Bewertung:
Autoren: Michael Reaves & Maya Kaathryn Bohnhoff
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 576 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 20. Januar 2014 (D), 26. Februar 2013 (E)
ISBN: 978-3-4422-6959-8
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Spoiler-Warnung! Zwar versuche ich in meinem Review so vage wie möglich zu bleiben, allerdings ist der Ausgang des Geschehens maßgeblich für meine Meinung über den Roman verantwortlich. Ich nenne zwar keine Details, dennoch werdet ihr euch wohl schon in etwa denken können, wie das Ganze ausgeht, wenn ihr euch mein Review durchlest. Seid gewarnt!

Kurzinhalt: In den letzten Wochen ist die Luft auf Coruscant sowohl für Jax Pavan und seine Gefährten, als auch für die Widerstandsbewegung Whiplash, zunehmend heiß geworden. Man beschließt daher, das Herz des Imperiums zu verlassen, und fliegt mit einem Schiff los, um den Anführer von Whiplash, Thi Xon Yimmon, nach Dantooine zu bringen. Doch auf dem Weg dorthin werden sie von imperialen Sternenzerstörern unter dem Kommando von Darth Vader angegriffen. Dabei verliert nicht nur einer von ihnen sein Leben, es gelingt Vader zudem, Yimmon gefangen zu nehmen. Für die Whiplash bedeutet dies eine Katastrophe, denn auch wenn der Cereaner über eine außergewöhnlich hohe geistige Widerstandskraft verfügt, ist es dennoch nur eine Frage der Zeit, bis Vader von ihm alle Informationen über die Rebellion erfährt. Jax Pavan ist daher fest dazu entschlossen, einen Befreiungsversuch zu starten. Doch geht es ihm dabei wirklich darum, Yimmon zu befreien und Whiplash zu retten, oder strebt er vielmehr nach Rache?

Review: Vier Jahre mussten Fans von "Coruscant Nights" auf eine Fortsetzung bzw. einen Abschluss der Saga rund um Jax Pavan und seine Gefährten warten. Und auch wenn "The Last Jedi" wieder besser ist als die letzten beiden Teile der Trilogie, konnte er meine Erwartungen auf einen tragischen, hochdramatischen Abschluss nicht so recht erfüllen. Und dabei hat alles so vielversprechend begonnen! Vaders erster Angriff, der unter der Truppe ein Opfer fordert (davon, dass es diesem erfolgreich gelingt, den Anführer von Whiplash gefangen zu nehmen, mal ganz abgesehen), vermittelte mir glaubhaft eine Art "Endzeitstimmung" – das Gefühl, dass das Ende nun kurz bevorsteht. Eine Erwartungshaltung, die vom Rest des Buches dann jedoch leider eher enttäuscht wurde. Ich hab keine Ahnung, woran es liegt. Vielleicht war Michael Reaves damals noch nicht bewusst, dass Disney das EU einstampfen wurde, und hatte er gehofft, eines Tages zu jenen Figuren, die hier Überleben, von denen ich das nicht erwartet hatte, zurückkehren zu können. Oder vielleicht sind sie ihm in all den Jahren auch einfach zu sehr ans Herz gewachsen, so dass er es einfach nicht übers Herz brachte. Als Abschluss der Saga rund um Jax Pavan und seine Gefährten, die von vornherein eigentlich auf ein ganz bestimmtes, tragisches Ende hinauszulaufen schien, war mir "Der letzte Jedi-Ritter" jedenfalls letzten Endes viel zu offen. Es ist eigentlich weniger ein Abschluss, als einfach ein weiteres Abenteuer. Eben deshalb empfand ich den Roman in erster Linie als vertane Chance (und erinnerte mich, in seiner Weigerung, auch wirklich ein Finale für die Geschichte zu bieten, an den – allerdings noch ungleich frustrierenderen – letzten Republic Commando-Roman von Karen Traviss).

Der mutlose Ausgang des Geschehens ist allerdings nicht mein einziger Kritikpunkt an "Der letzte Jedi-Ritter". So fand ich, dass der Roman im Mittelteil doch deutlich an Spannung und Tempo verloren hat. Es gibt einfach zu viele Gespräche und Treffen, ohne dass wesentliches passieren würde. Hier hätte man wohl gut und gerne kürzen können. Auch der kurze Besuch auf Coruscant nach Vaders erfolgreichem Angriff erscheint rückwirkend betrachtet narrativ als völlig überflüssig. Hier hätte sich die Erzählung etwas straffen lassen. Und generell fand ich das Geschehen auf Coruscant irgendwie leidlich spannend, und hätte ich es vorgezogen, wenn man den Fokus auch wirklich auf Jax Pavan und seiner Truppe belassen hätte. Nicht viel anfangen konnte ich auch wieder mit den Cephalon, die bereits in "Patterns of Force" eine relevante Rolle gespielt haben. Ich weiß schon, dass Prophezeiungen im "Star Wars"-Universum seit "Episode I" nichts neues bzw. ungewöhnliches mehr sind, aber ich fand die betreffenden Passagen in erster Linie nervig, und wollten die Cephalon – die mich sehr an die Propheten aus "Star Trek: Deep Space Nine" erinnert haben – nicht so recht ins "Star Wars"-Universum passen. Mein letzter Kritikpunkt ist dann die Art und Weise, wie Jax und der Rest seiner Mannschaft am Ende in der Station der imperialen bei ihrem Befreiungsversuch von Thi Xon Yimmon plötzlich aufeinandertreffen. Ja, ich weiß, die Wege der Macht sind unergründlich, aber mir persönlich war das doch etwas zu viel es Zufalls.

Trotz dieser nicht unwesentlichen Kritikpunkte hat mir "Der letzte Jedi-Ritter" soweit gut gefallen. Vor allem die ersten rund 100 Seiten fand ich sehr gelungen, wobei Vaders Angriff ganz besonders packend umgesetzt war. Die hier vermittelte düstere Stimmung gefiel mir ungemein gut (und hätte ich mir auch in weiterer Folge vermehrt gewünscht). Auch die tragische Wendung dort wertete den Roman zweifellos auf, und sorgte zudem dafür, dass die Spannung auch über den Rest des Romans zu erhöhen, da man einen Tod der Figuren nach diesem dramatischen Einstieg jederzeit in Betracht zog. Und abseits des etwas mutlosen Ausgang des Geschehens sowie des großen Zufalls, dass sie alle zur gleichen Zeit im imperialen Gefängnis landen, um Yimmon zu befreien, war auch der Showdown packend geschrieben. Neben dem wundervollen, hochdramatischen Einstieg war mein Lieblingsteil des Romans aber wohl alles rund um Jax Pavan und seinen Besuch von Dathomir. Die Machthexen hier einzubinden, war ein toller Einfall, und ich fand dieses Segment – und insbesondere Pavans Dilemma, als er erkennt, was zur Öffnung des Sith-Holocrons erforderlich ist, sowie seine clevere Lösung dafür – wirklich sehr gelungen, insbesondere dann eben den Teil in der Höhle. Auch durch die nette Interaktion zwischen den Beteiligten, insbesondere Den und I-5, wurde der Roman wieder aufgewertet. Und auch wie dieser in weiterer Folge des Romans sein "Aussehen" verändert, war ein netter, origineller Einfall. Last but not least habe ich mich auch über den Auftritt von Prinz Xizor sehr gefreut. Insgesamt überwiegen also – knapp aber doch – zweifellos die positiven Aspekte. Das von mir erhoffte Highlight ist jedoch leider ausgeblieben.

Fazit: Insgesamt war "Der letzte Jedi-Ritter" ja durchaus unterhaltsam. Als epischer, hochdramatischer Abschluss der Saga rund um Jax Pavan und seine Gefährten konnte er halt nur leider meine Erwartungen nicht so recht erfüllen. Dafür agierten die Autoren hier letztendlich nämlich – aus welchem Grund auch immer – zu mutlos; was gerade auch angesichts der tragischen Wendung im ersten Drittel, die diesbezüglich bei mri einfach ganz andere Erwartungen gehegt hatte, eine ziemliche Enttäuschung war. Jedenfalls fand ich, dass die dramaturgischen Möglichkeiten eines Finales von Michael Reaves und Maya Kaathryn Bohnhoff nur bedingt ausgeschöpft wurden. Auch davon abgesehen haben mich noch Kleinigkeiten gestört, aber das ist sicherlich mein größter Kritikpunkt. Sieht man von diesem ab, weiß "Der letzte Jedi-Ritter" aber durchaus zu unterhalten. Vor allem der mitreißende Einstieg weiß zu gefallen, aber auch die Befreiungsaktion am Ende war packend geschrieben. Und im Mittelteil begeisterte mich vor allem Pavans Besuch auf Dathomir. Mit einem tragischeren Ausgang des Geschehens hätte "Der letzte Jedi-Ritter" ein Highlight unter den "EU-Legenden" werden können. So reicht es immerhin noch für einen guten, unterhaltsamen und insgesamt durchaus lesenswerten Roman.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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