Star Wars - Republic Commando: Feindkontakt
Ein packender Einblick in die Klonsoldaten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 05 Oktober 2014
 
Titel: "Republic Commando: Feindkontakt"
Originaltitel: "Republic Commando: Hard Contact"
Bewertung:
Autorin: Karen Traviss
Übersetzung: Jan Dinter
Umfang: 331 Seiten
Verlag: Dino
Veröffentlicht: 21. Februar 2005 (D)
ISBN: 978-3-8332-1199-7
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Nach der Schlacht von Geonosis werden die vier überlebende Klon-Kommandanten Darman, Niner, Fi und Atin zur Omega-Einheit ernannt, die besonders gefährliche Sonderaufträge übernehmen soll. Ihr erster Einsatz führt sie zum Planeten Qiilura, wo sie die Versuche der Separatisten, ein Nano-Virus zu erschaffen das Klone tötet, vereiteln sollen. Doch während der Landung wird Darman vom Rest der Gruppe getrennt. Während er sich zum vereinbarten Treffpunkt begibt, trifft er auf die unsichere Jedi-Schülerin Etain, die sich seitdem ihr Meister getötet wurde vor den Separatisten versteckt hält. Von ihr erfährt er, dass der Rest seines Trupps geradewegs in eine Falle läuft. Mit Hilfe einer Gurlanin, die über die Fähigkeit verfügt, ihre Gestalt zu verändern, gelingt es ihm, sie vorzuwarnen, und einen neuen Treffpunkt zu vereinbaren. Dort schmiedet der kleine Trupp schließlich einen Angriffsplan, mit dem sie die leitende Wissenschaftlerin entführen und ihre Forschungsdaten vernichten wollen…

Review: Noch lange vor der Serie "Clone Wars" machte es sich Karen Traviss zur Aufgabe, sich den Klonsoldaten zu widmen und dem geneigten "Star Wars"-Fan zu vermitteln, dass sie kein gesichtsloses Kanonenfutter sind, sondern jeder von ihnen über eine eigene Persönlichkeit verfügt. Ihre Romane über die Omega-Einheit sind dabei unter dem "Republic Commando"-Banner erschienen, und waren eigentlich als reine Cash In-Bücher für Fans der Videospiele gedacht. Doch was Karen Traviss daraus gemacht hat, ist so viel mehr – und hat mich, wie ich offen gestehen muss, absolut positiv überrascht. Ohne jegliche Vorkenntnis hatte ich eigentlich ein recht seelenloses Actiongewitter erwartet, wo man sich von einer Schlacht zur nächsten handelt. Möglich, dass sich die weiteren Romane der Reihe diesen Muster zunehmend annähern werden, aber zumindest bei "Feindkontakt" lag ich mit diesem Verdacht völlig falsch. Stattdessen stehen hier auch wirklich die vier Klonsoldaten – sowie eine recht untypische Jedi-Schülerin – im Mittelpunkt des Geschehens. Das Ergebnis ist ein überraschend charakterorientierter Roman, der auch einige anspruchsvollere Töne anschlägt, und der mir insgesamt sehr gut gefallen konnte.

Die ersten fünfzig Seiten sind dabei noch etwas gemächlich, und wirken auch ein wenig ziellos. Auch schien der Roman an dieser Stelle noch meine Befürchtungen ihm gegenüber voll und ganz zu erfüllen. Nachdem die Omega-Einheit aber mal auf dem Planeten abgestürzt ist, nimmt die Handlung einerseits an Fahrt auf, und andererseits kommen die unterschiedlichen Persönlichkeiten der vier Soldaten erst ab diesem Zeitpunkt so richtig zur Geltung. Auf den darauffolgenden knapp 200 Seiten kommt es zwar zu gelegentlichen Scharmützeln, dennoch stehen die Figuren im Mittelpunk des Geschehens, und über die Art und Weise, wie sie mit dieser Situation bzw. auch der einen ode anderen Herausforderung umgehen, lernen wir sie immer besser kennen. Sehr gut gefallen hat mri auch alles rund um Jedi-Padawan Etain, die sich unwürdig vorkommt – aber durch das Vertrauen, dass ihr Darman entgegenbringt (der gelernt hat, dass Jedi über den Klonsoldaten stehen, weshalb er sie auch ständig mit Commander anspricht), lernt sie auch, sich selbst zu vertrauen, und wächst in dieser Notlage zunehmend über sich hinaus.

Zahlreiche Aspekte der Klonsoldaten die man sich vielleicht nach den Filmen gefragt hat die jedoch nie wirklich thematisiert wurden, werden von Karen Traviss hier aufgegriffen. Wie z.B.: Wird der beschleunigte Alterungsprozess, den die Kaminoaner anwenden um ihre Klone schneller herstellen zu können, denn eigentlich beendet wenn sie ein gewisses Alter erreichen? Die ernüchternde Antwort darauf, von der zumindest ich mich nicht erinnern könnte, sie schon irgendwo aufgeschnappt zu haben, lautet: Nein. Die Klone werden dazu gezüchtet, um in den Krieg zu ziehen und in diesem zu Sterben. Selbst wenn sie den Krieg überleben sehen sie sich einer im Vergleich zu gewöhnlichen Humanoiden deutlich reduzierten Lebenserwartung von etwa 10-12 Jahren entgegen. Schon allein darin steckt ungemein viel, über das es sich Nachzudenken lohnt, und dass die Erschaffung dieser Klonarmee in einem noch einmal deutlich düsteren Licht erscheinen lässt. Die moralischen Implikationen dahinter, bzw. generell die Frage ob es richtig ist, Klone zu züchten die einzig und allein dem Zweck dienen, in den Krieg zu ziehen, werden von Karen Traviss immer wieder aufgegriffen. Jedenfalls empfand ich die Art und Weise, wie sich Traviss mit der Klonarmee befasst und den Leser zum Nachdenken anregt, als eine weitere ganz wesentliche Stärke des Romans.

Sehr gut gefallen konnte mir auch die Freundschaft, die im Verlauf des Einsatzes zwischen Etain und Darman entsteht. Generell machen die Figuren teilweise eine Entwicklung durch, was insbesondere für Etain gilt, die am Ende sehr verschreckt, verstört und verunsichert wirkt, und sich am Ende offen gegen einen Jedi-Meister auflehnt und darauf besteht, mit dem Abflug zu warten, bis auch die verbliebenen Soldaten der Einheit zurückgekehrt sind. Generell hat mir der Ausgang des Geschehens sehr gut gefallen. Ein paar kleinere Kritikpunkte gibt es dann aber doch noch. So fand ich den Showdown vergleichsweise unspannend. Karen Traviss tat zwar ihr bestes, aber für mich war das ein ziemlich chaotisches Mischmasch aus Schießereien und Explosionen, der mich zu keinem Zeitpunkt packen konnte. An dieser Stelle war der Roman ziemlich genau das, was ich erwartet und befürchtet hatte. Kritisch sehe ich auch einen Moment relativ zum Ende hin, der einfach dermaßen klischeehaft und abgedroschen ist, dass ich ihn dem Roman nicht ungestraft durchgehen lassen kann. Am schwersten wiegt für mich aber der sehr unbeeindruckende Wegwerf-Bösewicht, der auf mich keinen Eindruck hinterlassen wollte, und von dem nicht wirklich ein Gefühl der Bedrohung ausging. Bleibt zu hoffen, dass sich der Omega-Einheit in den Folgeromanen ein würdigerer Gegner in den Weg stellen wird.

Fazit: "Feindkontakt" hat mich überaus positiv überrascht. Angesichts der Tatsache, dass er sich um eine Eliteeinheit der Klonsoldaten dreht und auf dem "Republic Commando"-Videospiel basiert, hatte ich einen sehr actionorientierten – und letztendlich oberflächlichen – Roman erwartet, in dem sich die Protagonisten von einem "Level" zum nächsten hangeln. Meine Befürchtungen könnten kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein. Vielmehr hat sich Karen Traviss diese Lizenz geschnappt, und einen erstaunlich anspruchsvollen Roman geschrieben, der sich einerseits mit dem Krieg und seinen Auswirkungen generell auseinandersetzt, und andererseits einige faszinierende Hintergrundinformationen zu den Klonsoldaten aus dem "Star Wars"-Universum liefern. Vor allem aber sorgte sie noch lange vor der "Clone Wars"-Serie dafür, dem Leser klar zu machen, dass die Soldaten obwohl sie Klone sind dennoch über ihre ganz eigene Persönlichkeit verfügen. Zusätzlich aufgewertet wird der Roman durch den Auftritt der extrem unsicheren und verängstigten Jedi-Schülerin Etain, die überhaupt nicht so ist, wie man sich einen Padawan sonst vorstellt. Kleinere Schwachpunkte wie der etwas konfuse und wenig packende Showdown oder der etwas farblose Bösewicht mögen einen noch größeren Wurf verhindern. Dennoch bin ich der Ansicht, dass man als der Prequel-Trilogie nicht gänzlich abgeneigter "Star Wars"-Fan bei "Feindkontakt" – auch ohne Kenntnis des Videospiel – bedenkenlos zugreifen kann

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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