Star Wars - Clone Wars: Keine Gefangenen
Ein weiteres Abenteuer aus den Klonkriegen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 September 2014
 
Titel: "Clone Wars: Keine Gefangenen"
Originaltitel: "Clone Wars 3: No Prisoners"
Bewertung:
Autorin: Karen Traviss
Übersetzung: Firouzeh Akhavan
Umfang: 316 Seiten
Verlag: Blanvalet
Veröffentlicht: April 2010 (D)
ISBN: 978-3-442-26637-1
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Während sich Anakin Skywalker zusammen mit seiner Frau Padme ein paar Tage Ruhe und Erholung gönnt, schickt er seine Jedi-Schülerin Ashoka allein los, um am Testflug eines neuen Schlachtkreuzers teil zu nehmen. Aus der Übung wird allerdings bald blutiger Ernst, als man den Notruf einer Geheimagentin der Republik empfängt, die auf dem Planeten Jan Fathal in Gefangenschaft geraten ist. Ashoka Tano fliegt daraufhin mit Captain Rex, einem Bataillon junger Klonkrieger sowie einer Gruppe von Jedi-Rittern, die sich den Dogmen des Ordens – wie z.B. dem Verbot von Bindungen – sehr zu ihrer Irritation nicht beugen, los, um Hallena Devis zu befreien. Die Mission gelingt – doch dann springen mehrere Schiffe der Separatisten in das System, und nehmen den neuen und noch unerprobten Schlachtkreuzer der Republik in die Zange…

Review: "Keine Gefangenen" ist insofern ein eher ungewöhnlicher "Star Wars"-Roman, als er die üblichen Hauptfiguren eher in den Hintergrund rückt, und sich stark auf andere – und noch dazu eine Vielzahl an – Protagonisten konzentriert. Besonders gefreut habe ich mich dabei über das Wiedersehen mit der einen oder anderen aus der Post-OT-Ära des erweiterten Universums bekannten Figur, die dafür sorgt, dass beide Zeitalter wieder stärker zueinander rücken und wirklich den Eindruck einer einzelnen, großen Saga vermitteln. So hat in "Keine Gefangenen" neben Gilad Pellaeon (der uns in der unvergleichlichen Thrawn-Trilogie erneut begegnen wird) auch Callista Masana einen Auftritt. Die mag zwar nicht unbedingt die beliebteste Figur aus dem EU sein – nicht zuletzt da sie viele damals bei "Palpatines Auge" und den Nachfolgeromanen als potentiellen love interest für Luke Skywalker und damit eine Bedrohung der Beziehung zwischen ihm und Mara Jade empfanden, dennoch ist sie ein wichtiger und prominenter Teil der Post-OT-Ära. Insofern hat es mir sehr gut gefallen, sie hier einzubinden, und dabei auch gleich ihre besondere Fähigkeit, mit Maschinen zu verschmelzen, zu etablieren. Ihr Verlobter ist bei "Keine Gefangenen" natürlich ebenfalls mit von der Partie, und die Art und Weise, wie Karen Traviss mit diesem vermeintlichen Widerspruch umgeht (war doch in der Zeit vor der Prequel-Trilogie noch keine Rede von einer "keine Bindungen!"-Regel, weshalb die Autoren des EU das auch kaum vorhersehen konnten), in dem sie die beiden als einer Gruppe von Jedi-Rittern zugehörig beschreibt, die sich von den Dogmen des Jedi-Ordens losgesagt haben, war sehr elegant und schlüssig.

Zugleich bringt es leider auch einen – meines Erachtens – großen Schwachpunkt der Prequel-Trilogie in den Vordergrund, für den sie zwar nichts kann, unter dem "Keine Gefangenen" für mich aber eben genau wegen der starken Konzentration auf dieses Dogma doch ein wenig gelitten hat. Denn ich halte diese "Keine Bindungen!"-Regel gleich nach dem Midichlorianern für die zweitdümmste Idee von George Lucas aus der PT. Es macht einfach überhaupt keinen Sinn, und schien nur dazu da zu sein, damit Anakin und Padme ihre Liebe heimlich ausleben müssen. Da werden Kinder ihren Eltern entrissen, damit sie keine Bindung zu ihnen eingehen (weshalb Anakin auch ursprünglich als zu alt abgelehnt wird – was wiederum die Frage aufwirft, warum zum Teufel Obi-Wan so lange wartet, um ihre vorletzte Hoffnung Luke Skywalker auszubilden, und ihn nicht gleich zu sich nahm), und dann steckt man sie zu einem Jedi-Meister der sie ausbildet – und zu dem natürlich eine Bindung entsteht. Genauso entstehen natürlich auch Freundschaften innerhalb der Jedi-Ritter. All das ist ok und keineswegs verpönt. Aber wehe man verliebt sich auf romantische Art und Weise – das ist dann böse und der erste Schritt auf die dunkle Seite. Wie gesagt, war nicht Karen Traviss' Idee, aber mitgefangen, mitgehangen, wie man so schön sagt. Und da sie sich in "Keine Gefangenen" eben mit dieser Regel fast zwangsweise beschäftigt, aufgrund des Auftritts von Callista und Geith, stach es mir hier eben wieder einmal ganz besonders negativ ins Auge.

Davon abgesehen litt der Roman für mich auch etwas unter der Last der vielen Figuren, die hier eine größere Rolle spielen. Eine stärkere Konzentration auf eine wenige von ihnen hätte "Keine Gefangenen" in meinen Augen gut getan. Zudem kam für mich leider auch keine echte Spannung auf. Bei den etablierten, bekannten Figuren wusste man von vornherein, dass ihnen nichts passieren kann, und ihre Neukreationen lernte man in meinen Augen nicht ausreichend und gut genug kennen, um eine Bindung zu ihnen aufzubauen, so dass einen ihr weiteres Schicksal berühren würde. Sieht man von diesen Mankos ab, ist "Keine Gefangenen" aber ein guter, unterhaltsamer "Clone Wars"-Roman, der vor allem damit besticht, mal den Blick von den "üblichen Verdächtigen" abzuwenden und sich auf Nebenschauplätze und -figuren zu konzentrieren. Auch die individuellen Persönlichkeiten der Klonsoldaten streicht Traviss sehr schön hervor. Gut gefallen hat mir auch, dass der Rolle der Republik – und der Jedi – in diesem Krieg wieder einmal größere Beachtung geschenkt wird, und man sich nicht rein auf Action und Abenteuer konzentriert. Sehr gut gemacht fand ich auch das Zusammentreffen von Anakin und Jedi-Meister Altis. Für Anakin scheint dessen alternativer Orden die Erfüllung seiner Träume zu sein, und eine Bestätigung dafür, dass die "keine Bindungen"-Regel Willkür ist. Zugleich bemerkt Altis aber auch Anakins Besessenheit – und eine solche ist natürlich sehr wohl ein Problem. Wie Traviss dies gehandhabt hat, fand ich jedenfalls sehr geschickt. Und auch den Ausklang des Romans fand ich sehr gelungen.

Fazit: "Keine Gefangenen" leistet mit dem Auftritt bekannter Figuren aus den Post-OT-Romanen des EU wieder einen wertvollen Beitrag dazu, beide Ären von "Star Wars" näher zusammen rücken und in sich stimmiger und schlüssiger wirken zu lassen. Ein nicht unwesentlicher Nachteil der sich daraus ergibt ist, dass sich Karen Traviss eine Erklärung dafür einfallen lassen muss, wieso Callista mit einem anderen Jedi verlobt war, wenn Bindungen doch – wie wir (und die Autoren) erst seit der Prequel-Trilogie wissen – verpönt waren. Zwar gelingt ihr dies ausgesprochen gut und auf sehr schlüssige Art und Weise, allerdings erfordert dies, diese meines Erachtens bescheuerte Regel (und Lucas zweitgrößten Fehler innerhalb der Prequel-Trilogie nach den Midichlorianern) zu thematisieren, was den Roman zumindest in meinen Augen automatisch heruntergezogen hat. Zudem litt "Keine Gefangenen" bei mir etwas darunter, dass er sich sehr auf Randfiguren konzentriert, die wir teilweise auch noch nicht kannten, und die Fülle an Figuren im Roman erschwert es zusätzlich, zu einer von ihnen eine Bindung aufzubauen. Die etablierten Protagonisten etwas stärker einzubinden hätte hier Abhilfe schaffen können. Davon abgesehen hat mich "Keine Gefangenen" aber gut unterhalten, und überzeugte mich in erster Linie mit dem Versuch, die Prequel- und die Original-Trilogie bzw. die rundherum entstandenen EU-Geschichten stärker miteinander zu verknüpfen, sowie mit einer erstaunlich anspruchsvollen und nachdenklichen Betrachtung der Rolle der Jedi in den Klonkriegen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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