Discworld: Eric
Terry Pratchetts Parodie auf Goethes "Faust" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 19 Juli 2014
 
Titel: "Faust eric"
Deutscher Titel: "Eric"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 155 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: August 1990
ISBN: 978-1-875-98954-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Eric ist gerade einmal dreizehn Jahre alt, versucht sich aber in seinem Kinderzimmer als Dämonen-Beschwörer – eine Kunstform, die ihm sein Vater beigebracht hat. Er zeichnet einen Kreis auf den Boden und spricht die nötigen Worte – und staunt dann nicht schlecht, als auf einmal ein Dämon vor ihm steht, der wie ein Mensch in einem Kleid aussieht, und sich mit dem ebenfalls nicht gerade dämonisch klingenden Namen Rincewind vorstellt. Auch dieser ist über den plötzlichen Wechsel der Lokalität höchst überrascht, wenn auch nicht unangenehm – immerhin steckte er doch zuletzt in der Kerkerdimension fest, und war vor grauenerregenden Wesen auf der Flucht. Auf die Gefahr hin, dass Eric ihn wieder dorthin zurückschicken könnte von wo er gekommen ist, beschließt er seine Rolle so gut als möglich zu spielen, und sein bestes zu tun, um Eric seine drei Wünsche zu erfüllen: Er möchte über die ganze Welt herrschen, die schönste Frau der ganzen Scheibenwelt kennenlernen, und ewig leben. Leider ist Rincewind magisch ja eher wenig begabt – und ist deshalb umso erstaunter, als sich er und Eric nachdem er mit den Fingern geschnippt hat im Reich von Tsort wiederfinden, die Eric als König der Welt krönen wollen. Der Beginn eines Abenteuers, der die beiden in die Vergangenheit der Scheibenwelt, zum Beginn des Universums, und letztendlich auch in die Hölle führen wird…

Review: "Faust" gehört im Deutschunterricht der hiesigen Oberstufe naturgemäß zum Pflichtprogramm. Zwar ist es mittlerweile auch schon wieder mehr als 15 Jahre her, dass ich der Tragödie erster Teil gelesen habe (den noch um einiges komplexeren zweiten Teil hat uns unser Deutschprofessor erspart, und begnügte sich mit einer Zusammenfassung während des Unterrichts). Die grundlegende Handlung und sogar vereinzelte Textstellen sind mir aber durchaus noch in Erinnerung geblieben. Insofern habe ich mich als ich "Eric" las sehr darüber gefreut, dass sich meine im Deutschunterricht manchmal mühsam (denn nun mal ehrlich: Als Teenager interessieren sich wohl nur die wenigsten für diese Art von Literatur) erlesenen Grundkenntnisse hier endlich mal ausgezahlt haben. Hat das ganze also doch einen Sinn gehabt; dafür allein bekommt "Eric" schon mal einen Pluspunkt! Spaß beiseite: Auch wenn der Roman deutlich kürzer ist als die bisherigen "Scheibenwelt"-Geschichten, und ich persönlich nichts dagegen gehabt hätte, noch mehr Zeit mit Rincewind und Eric auf ihrem fantastischen Abenteuer zu verbringen, so habe ich ihn nichtsdestotrotz von der ersten bis zur letzten Seite sehr genossen.

Dies liegt einerseits daran, dass ich Rincewind als Figur nun einmal ungemein mag, und für mich schon allein durch seine Anwesenheit ein "Discworld"-Roman aufgewertet wird. Auch hier charakterisiert ihn Terry Pratchett wieder wunderbar als ängstlicher Zauberer mit Fluchttendenzen, der es oftmals mehr mit Glück als mit Verstand – und der Hilfe seiner treuen Truhe – schafft, sich aus den absurdesten ausweglosen Situationen doch noch zu befreien. Wie schon in den ersten beiden "Discworld"-Abenteuern wird ihm nun auch hier ein Begleiter zur Seite gestellt: Der 13jährige Eric, der von all jenen Problemen und Sehnsüchten geplagt wird, mit denen man sich als männlicher Teenager nun einmal herumschlagen muss. Die Dialoge zwischen den beiden sind teilweise köstlich, und generell hat mir die Dynamik zwischen dem unbegabten Zauberer und nicht viel begabteren Dämonen und dem unreifen Jüngling sehr gut gefallen. Auch der Schreibstil ist gewohnt witzig und mit zahlreichen amüsanten Kommentaren, Wortwitzen und ähnlichem gespickt. Die größte Stärke ist für mich aber die Handlung selbst. Ich fand es einfach nur köstlich, zu lesen, wie Terry Pratchett hier "Faust" aufgreift und parodiert, wobei er sich nicht allein auf Goethes Meisterwerk beschränkt, sondern u.a. auch noch Homers "Ilias" und Dantes "Inferno" einfließen lässt. Generell strotzt "Eric" nur so vor genialen Momenten und Wendungen über, wobei ich vor allem alles rund um Helena sowie Odysseus phantastisch fand. Und so kann ich am Ende vor Terry Pratchetts Einfallsreichtum, seiner humorvollen Prosa und seinem Wortwitz nur wieder einmal den Zauberhut ziehen.

Fazit: Für all jene die sich so wie ich im Deutschunterricht damals doch eher unfreiwillig durch Goethes "Faust" geplagt haben, kommt "Eric" einer Offenbarung gleich. Auf höchst unterhaltsame Art und Weise greift Terry Pratchett das Grundkonzept auf und parodiert es. In weiterer Folge macht er dann auch vor Homers "Ilias" und Dantes "Inferno" nicht halt. Das Ergebnis ist ein ungemein unterhaltsamer Roman, der diese Meisterwerke der Weltliteratur uminterpretiert bzw. als Ausgangslage für zahlreiche amüsante Momente nimmt. Die wendungsreiche Handlung, die vor genialen Einfällen nur so strotzt, war für mich jedenfalls die größte Stärke von "Eric" – der sich dann noch Rincewind (ohnehin eine meiner Lieblingsfiguren von der Scheibenwelt) und der Titelheld, die mit ihrer großartigen Dynamik bestechen, Pratchetts unvergleichlich-humorvoller Schreibstil sowie zahlreiche geniale Momente und lustige Szenen hinzugesellen. Einzig die Kürze des Romans verhindert die Höchstwertung.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel






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