Spider-Man 2 |
Ein Superheld mit Identitätskrise
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 17 April 2014 |
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Kurzinhalt: Das Doppelleben als Student und Retter in Not gestaltet sich für Peter Parker schwieriger als erwartet. Er verliert seinen Job als Pizza-Lieferant und Dr. Conners droht ihn durchfallen zu lassen, falls er auch weiterhin dessen Vorlesungen verpasst. Nachdem er schließlich auch seine große Liebe Mary-Jane Watson erneut schwer enttäuscht und sich der Hass von Harry Osborn auf Spider-Man auch negativ auf deren Freundschaft auszuwirken droht, beschließt Peter, das rot-blaue Spinnenkostüm an den Nagel zu hängen. Den Zeitpunkt dafür hat der Wandkrabbler jedoch höchst ungünstig gewählt, terrorisiert doch der nach einem misslungenen Experiment mit vier mechanischen Tentakel-Armen ausgestattete Doctor Octavius die Stadt. Sein Ziel: allen zu beweisen, dass der Fehlschlag nicht auf ihn zurückzuführen ist, und der Menschheit die Fusionsenergie zum Geschenk zu machen. Doch falls das Experiment erneut schief geht, droht "Doc Ock" halb New York in Schutt und Asche zu legen. Um einen erneuten Versuch zu starten, braucht er jedoch ein seltenes Metall, welches sein ehemaliger Finanzier Harry Osborn für ihn besorgen soll. Dessen Preis für den Gefallen: Spider-Man… Review: ![]() Anstatt sich der Tatsache zu stellen, dass er selbst wenn er 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr im Einsatz ist, niemals alle und jeden retten wird können, und halt einfach sein bestes zu tun, ohne dabei sich selbst und jene die ihm am Herzen liegen zu vernachlässigen, meint Peter, sich entweder für sein Leben als Peter Parker oder als Spider-Man entscheiden zu müssen – was in meinen Augen völliger Quatsch ist. Dass es auch einen gesunden Mittelweg geben könnte, scheint ihm nicht in den Spinnen-Sinn zu kommen. Stattdessen beschließt er erst dann, nachdem er eh schon praktisch alles verloren hat und somit eigentlich in weiterer Folge unbelastet als Spider-Man durch die Häuserschluchten New Yorks hätte schwingen können, den Anzug an den Nagel zu hängen, und den Leuten überhaupt nicht mehr zu helfen. Und das ist jetzt besser? Und überhaupt: Bloß weil er sein Spinnenkostüm nicht mehr anhat kann er z.B. wenn er einen Überfall sieht plötzlich nicht mehr einschreiten? Ich bitte euch! Und eben das ist für mich die ganz große Krux an diesem Film: Denn ein Großteil der Laufzeit geht für ein Dilemma drauf, das mich nun mal eben nicht wirklich überzeugen konnte. Erschwerend kommt nun noch alles rund um Peters verlorene Kräfte hinzu – was für mich angesichts der Tatsache, dass es sich um genetische Veränderungen handelt, einfach keinen Sinn ergibt. Gut, ok… seine Webshooter-Ejakulationsstörung mag sich noch psychologisch begründen lassen, und an einem gut gelaunten Tag mag ich ihnen sogar noch durchgehen lassen, dass ihm die Klebehärchen an seinen Fingern den Dienst versagen. Aber wenn er dann auf einmal auch wieder schlechter sieht, hört sich der Spaß bei mir auf. Das war einfach nur dämlich. ![]() Kommen wir zum neuen Bösewicht. Doc Ock wird erst erstaunlich spät "erschaffen"; zuvor lernen wir ihn noch als zwar leicht besessenen Wissenschaftler, gleichzeitig aber auch sehr liebenswerten Gatten kennen. Doch trotz der längeren Einführung von Otto Octavius ist es mir nicht gelungen, eine Verbindung zu ihm aufzubauen und ob seines späteren Schicksals mit ihm mitzufühlen. Und obwohl ich Alfred Molina eigentlich für einen guten Schauspieler halte und er im Vergleich zu Dafoe den Vorteil hatte, dass sein Gesicht nicht die Hälfte der Zeit hinter eine starren Power Rangers-Maske versteckt war, fand ich leider doch, dass Willem Dafoes Grüner Kobold selbst in seinem lächerlichen Kostüm deutlich mehr Ausstrahlung hatte als Doc Ock während des gesamten Films. Bezeichnend: Die kurze Szene mit Willem Dafoe am Ende gehört – auch wenn sie nicht wirklich viel Sinn ergibt – zu den besten des ganzen Films, und sticht locker jede einzelne Szene aus, die Doc Ock zuvor hatte. Das ist dann doch etwas schade. Jedenfalls: Dadurch dass ich mit dem Peter-MJ-Hickhack sowie dem zentralen Dilemma rund um "Spider-Man no more!" nicht viel anfangen konnte – und diese in den ersten 1-1/2 Stunden tonangebend waren – haben mich die ersten zwei Drittel des Films leider nur stellenweise überzeugt. Dennoch gab es auch in diesem Teil des Films schon vereinzelte positive Aspekte. Gut fand ich z.B. die nett gestaltete Intro-Sequenz, die in Comic-Bildern die Geschichte des ersten Teils aufrollt. Ebenfalls gelungen sind die kleinen Gags (wie die Alarm-Anlage), die das Geschehen immer wieder auflockern und für einige Lacher sorgen. Die "Raindrops Keep Falling On My Head"-Szene fand ich ebenfalls klasse; wie auch Doc Ocks "Geburt" und wie seine Tentakeln die Ärzte ausschalten. Und auch Peters "Geständnis" gegenüber seiner Tante May hat mir sehr gut gefallen. Last but not least: der erste Kampf zwischen Doc Ock und Spider-Man war richtig Klasse – und in meinen Augen (leider) auch der spektakulärste und insgesamt beste des gesamten Films. ![]() Der große Showdown ist dann ebenfalls überwiegend gelungen. Zwar ist es schon etwas klischeehaft, wie Spidey dem Bösen seine bösen Taten ausreden kann, und sich Octavius letztendlich sogar selbst opfert, um New York zu retten, dennoch war der Showdown packend umgesetzt und auch wieder sehr gut getrickst. Generell sind die Effekte wieder einmal positiv hervorzuheben – wobei es mir vor allem Doc Ocks Tentakeln angetan haben. Und am Ende ist es dann auch endlich soweit, und MJ erfährt, dass Peter Spider-Man ist. Ein letztes "MJ will, aber Peter nicht" hat Sam Raimi jetzt zwar noch auf Lager, da jedoch kurz darauf das erwartete, lang ersehnte Happy End folgt, als Mary Jane ihren Verlobten vorm Altar stehen lässt und stattdessen zu Peter läuft, will ich es ihm nachsehen. Zumal Kirsten Dunst am Ende endlich MJs "catchphrase" von sich geben darf. Und mit Harry Osborn, der das Geheimversteck seines Vaters inklusive des Green Goblins-Kostüm und dem Schlitten entdeckt, hat man zudem einen netten Cliffhanger in petto, der förmlich "To be continued" von der Kinoleinwand (bzw. dem TV-Schirm) schreit, und eine spannende Ausgangssituation für den Abschluss von Raimis "Spider-Man"-Trilogie liefert. Was den ganzen Film über wieder überzeugen konnte, waren die schauspielerischen Leistungen. So sehr ich manches an Peters Dilemma auch kritisieren mag, an Tobey Maguires Performance gibt es nichts zu mäkeln. Auch Kirsten Dunst spielt den Zwiespalt ihrer Figur sehr gut. Im Vergleich zum ersten Teil konnte sich diesmal auch James Franco – nicht zuletzt da er deutlich mehr zu tun bekam – um einiges besser in Szene setzen und in einigen Momenten brillieren. Alfred Molina macht seine Sache grundsätzlich auch gut, schafft es aber wie schon erwähnt bis zuletzt nicht, aus dem langen, großen Schatten von Willem Dafoe hervorzutreten. Dafür können die Nebendarsteller – allen voran Rosemary Harris als Tante May und J.K. Simmons als hektisch-zynischer Verleger J.J. Jameson – wieder glänzen. Vor allem letzterer stiehlt den anderen mit seiner energischen Darstellung in jeder Szene die Show. Und auch die Filmmusik von Danny Elfman fand ich diesmal etwas besser als beim Vorgänger; an seine Komposition für "Batman" oder auch nur "Hulk" kam er in meinen Ohren aber leider auch hier wieder nicht heran. Fazit: ![]() Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2002 Sony Pictures)
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