Discworld: Sourcery
Rincewind muss erneut die Scheibenwelt retten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 15 März 2014
 
Titel: "Sourcery"
Deutscher Titel: "Der Zauberhut"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 270 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: Mai 1988
ISBN: 978-0-552-13107-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Jeder achte Sohn ist ein Zauberer, und jeder achte Sohn eines Zauberers ist ein Hexenmeister. Diese verfügen über eine ganz besonders starke und dunkle Form der Magie, die seit den großen Magierkriegen auf der Scheibenwelt – welche diese über weite Teile verwüstet hat – ausgestorben ist. Seither sind Zauberer angewiesen, streng zölibatär zu leben, um einen weiteren Hexenmeister zu verhindern. Doch Ipslore hält sich nicht daran, und mit dessen achten Sohn Coin erhält die dunkle Magie wieder Einzug in die Scheibenwelt. Zehn Jahre später kommt Coin – dessen Zauberstab von Ipslore besessen ist – in die Unsichtbare Universität, und lässt sich zum Erzkanzler der Zauberer benennen. Daraufhin ruft er eine neue Epoche der Hexerei aus. Doch um sein volles Potential entfalten zu können, braucht er den Hut des Erzkanzlers. Dieser hat sich jedoch freiwillig von einer jungen Heldin namens Conina stehlen lassen, um Coins Fängen zu entkommen. Conina wiederum stolpert in einer Taverne zufällig auf Rincewind, und bittet ihn darum, ihr zu helfen. Auf ihrer abenteuerlichen Reise verschlägt es die beiden schließlich nach Al Khali, wo sie nicht nur die Bekanntschaft von Nijel dem Zerstörer machen, der sich ihrer kleinen Gemeinschaft anschließt, sondern auch auf den Wesir Abrim, ein verhinderter Zauberer, der in der Ankunft des Zauberhuts des Erzkanzlers seine Chance gekommen sieht, an den Magiern der Unsichtbaren Universität Rache zu üben. Ein weiterer verheerender magischer Krieg bahnt sich an…

Review: "Sourcery" ist das mittlerweile dritte Abenteuer mit dem unbegabten Zauberer Rincewind – und hat mir wie ich gestehen muss nicht mehr ganz so gut gefallen wie die ersten beiden Romane mit ihm. Dies dürfte zu einem Großteil daran liegen, dass die Handlung, zumindest in ihren groben Zügen, bekannt vorkommt – gilt es doch für Rincewind neuerlich, einen mächtigen Zauberer aufzuhalten, der die Scheibenwelt ins Verderben zu stürzen droht. Schade fand ich auch, dass sich seine Figur so überhaupt nicht weiterentwickelt hat, was seine magischen Fähigkeiten betrifft. Bei seinem Doppel-Abenteuer "The Colour of Magic" und "The Light Fantastic" wurde ja eigentlich etabliert, dass seine mangelnde magische Befähigung mit dem Zauberspruch aus dem Octavo zusammenhängt, der sich in seinem Kopf eingenistet hat. Diesen ist er am Ende des zweiten Romans losgeworden – auf sein magisches Talent hatte dies aber offensichtlich keine Auswirkungen. Von seiner Persönlichkeit her kann mir der immerfeige, dauerpessimistische Rincewind zwar nach wie vor sehr gut gefallen – wobei ich persönlich finde, dass seine Charaktereigenschaften im Zusammenspiel mit früheren Figuren, insbesondere Twoflower, bzw. auch generell bei seinen ersten beiden Abenteuern, etwas besser zur Geltung kamen – aber irgendwie hatte das schon ein bisschen den Charakter von "been there, done that".

Doch es liegt nicht nur daran, dass die Handlung in groben Zügen schon mal dagewesen ist. Ich fand auch die Nebenfiguren bei Rincewinds ersten beiden Abenteuern irgendwie gelungener und interessanter. Conina und Nijel z.B. sind zwar nett, halten aber dem direkten Vergleich mit beispielsweise dem naiven Daueroptimisten Twoflower oder Cohen dem Barbar nicht stand. Auch von ihnen abgesehen fand ich die Figuren, Orte, Völker usw. bei Rincewinds ersten beiden Abenteuern irgendwie gelungener, witziger, faszinierender. Es fehlte auch vergleichsweise – für Scheibenwelt-Verhältnisse – an den wirklich zündenden, amüsanten Ideen. Und auch seine lustigen Beschreibungen und Kommentare hat Pratchett hier vergleichsweise zurückgefahren. Allerdings: Dass "Sourcery" für mich nicht ganz an die bisherigen Scheibenwelt-Romane anknüpfen konnte, bedeutet natürlich noch lange nicht, dass er deswegen gleich schlecht wäre. Trotz der erwähnten Schwächen, die dafür sorgen, dass der Roman für mich nicht ganz mit Rincewinds bisherigen Abenteuern anknüpfen kann, befindet sich "Sourcery" dank Pratchetts amüsanter Schreibweise (Ein Beispiel: "What would humans be without love?" "Rare."), einigen netten Ideen (hier sticht vor allem der Flaschengeist hervor) und so manchem amüsanten Moment immer noch auf mehr als solidem Niveau. Oder, anders ausgedrückt: Selbst ein – vergleichsweise – weniger gelungener "Scheibenwelt"-Roman liegt immer noch klar über den Durchschnitt.

Fazit: Im Vergleich zu den bisherigen Scheibenwelt-Romanen, und vor allem auch den phantastischen ersten beiden Abenteuern des magisch minderbemittelten Zauberers Rincewind, fiel "Sourcery" für mich doch ein wenig ab. Im Vergleich zu "The Colour of Magic" und "The Light Fantastic" fehlte es mir ein bisschen an den originellen, faszinierenden und amüsanten Ideen, Orten und Figuren. Conina und Nijel sind zwar nett, verblassen aber im Vergleich zu Twoflower und Cohen dem Barbaren. Auch dass einem die Handlung in ihren Grundzügen – es gilt einen mächtigen Zauberer zu stoppen, der die Scheibenwelt zu zerstören droht – bekannt vorkommt, hilft nicht gerade. Trotz dieser Mankos bleibt "Sourcery" aber – in erster Linie dank Pratchetts Wortwitz, so manchem amüsanten Moment, sowie dank der Tatsache, dass der Roman trotz der vorhandenen Schwächen immer kurzweilig bleibt – ein insgesamt durchaus gelungener, unterhaltsamer und amüsanter Fantasy-Roman, der klar über dem Genre-Durchschnitt anzusiedeln ist.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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