Star Wars: Treueschwur
Ein weiterer toller Roman von Timothy Zahn Kategorie: Literatur & Comics - Autor: C. Siegel | T. Thandor - Datum: Donnerstag, 24 Oktober 2013
 
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Titel: "Star Wars: Treueschwur"
Originaltitel: "Star Wars: Allegiance"
Bewertung:
Autor: Timothy Zahn
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 459 Seiten
Verlag: Blanvalet
Veröffentlicht: 07. April 2008
ISBN: 978-3-442-36980-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Nach einem imperialen Massaker auf dem Planeten Teardrop und dem tödlichen Zwischenfall mit einem Agenten des Geheimdienstes sehen sich fünf Sturmtruppen-Soldaten zur Fahnenflucht gezwungen. Dennoch sehen sie sich an den Eid, den sie dem Imperium geschworen haben, gebunden und treten fortan auf eigene Faust für die gerechte Sache ein. Auf ihrer Mission decken sie nicht nur den verräterischen Komplott eines imperialen Gouverneurs auf, sondern kreuzen außerdem die Wege von niemand anderem als Han Solo, Luke Skywalker und auch Prinzessin Leia. Während Leias Fähigkeiten als Diplomatin gefragt sind, gehen Han und Luke mysteriösen Überfällen durch Piraten auf den Grund. Eine weitere Person hat ganz andere Ziele. Gouverneur Ferrouz wegen seines Hochverrats zum Tode zu verurteilen – und das Urteil auch sogleich zu vollstrecken. Diese Aufgabe könnte niemand besser übernehmen, als die Hand des Imperators persönlich: Mara Jade…

Review von Christian Siegel: In "Treueschwur" rückt Timothy Zahn Figuren ins Zentrum, die ansonsten – gerade auch in der OT-Ära – doch eher die Prügelknaben waren, nämlich die Sturmtruppen. Ähnlich wie in der Comic-Reihe "Empire" macht er sich daran, die schwarz/weiß-Darstellung aus den Filmen zu verlassen, und ein differenzierteres Bild der Soldaten des Imperiums zu zeichnen. Und aufzuzeigen, dass trotz der schlimmen Taten des Imperiums nicht alle von ihnen ohne Ehre, Tapferkeit und/oder Gewissen waren. LaRone und seine Truppe glauben nach wie vor an die Werte des Imperiums, wollen jedoch nicht wahrhaben – bzw. bekommen teilweise auch gar nicht wirklich mit – welche Verbrechen dieses im Namen der Gerechtigkeit vollbringt. Erst als sie – mehr aus einer persönlichen Notlage denn Zweifel am Vorgehen des Imperiums heraus – einen vorgesetzten Offizier ermorden und daraufhin die Flucht ergreifen, beginnen sie von einigen der weniger ehrvollen Machenschaften des Imperiums zu erfahren, und Zweifel an dieser Institution zu hegen. Den Werten, welche das Imperium ihrer Meinung nach vertreten sollte, bleiben sie jedoch auch danach noch treu, und auch, sich den Rebellen anzuschließen, kommt für sie nicht in Frage. Stattdessen gründen sie ihre eigene Einheit, die Hand der Gerechtigkeit (so heißt sie zumindest bis zum Ende des Romans), um als unabhängiges Bataillon durch die Galaxis zu ziehen. Ähnlich wie die erwähnte "Empire"-Reihe, oder auch der Roman "Die Macht des Todessterns", zwingt Timothy Zahn den Leser somit, die bislang sehr festgefahrene, eindeutige Meinung des geneigten "Star Wars"-Fans zu den Sturmtruppen – oder auch dem Imperium an sich – zu überdenken. Von dieser netten Grundidee abgesehen fand ich ihren Plot zwar nett, jedoch nicht überragend.

Neben den Sturmtruppen setzt Zahn jedoch für "Treueschwur" auch auf die eine oder andere bekannte Figur. Während Han, Luke, Chewie und Leia eher nur Nebenrollen einnehmen, die auf mich teilweise auch ein wenig aufgesetzt wirkten (so als hätte er Angst davor gehabt, einen Roman zu schreiben, der völlig ohne sie auskommt), gehört er neben den Sturmtruppen-Bataillon in erster Linie noch Mara Jade. Da diese schon immer meine Lieblingsfigur aus dem Erweiterten Universum war (neben Thrawn), habe ich mich über dieses Wiedersehen mit ihr sehr gefreut. Zumal wir hier mal ein Abenteuer aus jener Zeit erleben, wo sie noch als Hand des Imperators tätig war. So war es dann auch dieser Teil des Romans, der mich am meisten begeistern konnte. Es machte mir einfach ungemein Spaß, sie in Aktion zu erleben, und zu sehen, dass sie ihren Ruf als Vollstreckerin des Imperators zu Recht genoss. Ob ihr Duell mit Darth Vader wirklich nötig war, steht auf einem anderen Blatt – hier schien mir Timothy Zahn etwas zu sehr vom Wunsch der Fans beseelt gewesen zu sein, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wer in so einem Duell wohl gewinnen würde. Etwas aufgesetzt wirkte es auf mich aber schon. Davon abgesehen fand ich aber alles rund um Mara grandios. Und nicht damit wir uns falsch verstehen: Die Story rund um Han und Luke, bzw. jene von Leia, konnte grundsätzlich ja ebenfalls gefallen. Zumal Timothy Zahn hier wieder einmal sein Gespür für die Figuren unter Beweis stellt, und sie allesamt sehr gut getroffen sind. Aber wie hier alle Handlungsstränge am Ende zusammengeführt werden und man sich "zufällig" auf dem gleichen Planeten trifft, wirkte auf mich weniger meisterlich, als eher etwas verkrampft. Ich persönlich hätte jedenfalls auch nichts dagegen gehabt, wenn sich "Treueschwur" rein auf die Sturmtruppen sowie auf Mara konzentriert hätte. Generell muss ich sagen, dass ich "Glücksritter" doch eine Spur packender (und origineller) fand. Und an seine grandiosen beiden Trilogien kommt er ohnehin auch in "Treueschwur" nicht ganz heran. Sehr gute und stimmige "Star Wars"-Unterhaltung wird dem geneigten Fan hier aber sehr wohl wieder geboten.

Fazit: Von der Geschichte her hat mich "Treueschwur" jetzt nicht ganz so gepackt und/oder begeistert wie frühere Zahn-Abenteuer (wie z.B. "Glücksritter"). Ja, die Idee, mal eine andere Seite der Sturmtruppen zu zeigen, war sehr nett (wenn auch damals schon nicht mehr unbedingt neu), und eben dies war für mich, zusammen mit dem Auftritt von Mara Jade, auch die größte Stärke des Romans. So richtige Spannung kam bei mir aber leider nie auf. Und auch die Art und Weise, wie am Ende alle Handlungsfäden auf Shelkonwa zusammenlaufen, wirkte auf mich doch etwas verkrampft und konstruiert. Dafür ist der Roman an sich wieder sehr gut geschrieben, und die (bekannten) Figuren neuerlich phantastisch getroffen. Insgesamt machte mir "Treueschwur" durchaus Spaß und hat mich gut unterhalten. An Zahns beste Werke kommt er aber in meinen Augen nicht ganz heran.

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel


Review von Tobi Thandor: Über siebzig Romane mit dem ikonischen Star Wars-Schriftzug schlummern in meinen Regalen, die meisten wurden dabei mehrfach gelesen. Unter all den Autoren gibt es einen speziellen, der bei mir selbst heute noch nach dem x-ten Lesen das wohlige Gefühl gibt, für einige Stunden vollends in einer galaxy, far far away zu verschwinden. Sein Name ist Timothy Zahn, Schöpfer der drei unangefochten besten Bücher des Expanded Universe, der Thrawn-Trilogie. Selbstverständlich sind mir auch sämtliche seiner anderen Werke bekannt, allerdings nur bis zu "Treueschwur". Ein Fauxpas, der nunmehr behoben wurde. Umso vorsichtiger ging ich nun an das Review heran, um ein Höchstmaß an Objektivität zu gewährleisten. Man möge mir dennoch den ein oder anderen Komparativ und Superlativ verzeihen. Den ersten muss ich auch schon gleich zu Beginn anbringen. Gibt es eine bessere Einstiegsszene, als an Bord des Falken die Blockade eines imperialen Sternzerstörer zu durchbrechen? Schwer vorstellbar. Han Solo ist wie immer mit allen Wassern gewaschen und – natürlich – entkommt der Bedrohung. Im weiteren Verlauf der Geschichte spielen er, Chewie und Luke zwar auch weiter eine wichtige Rolle, sie sind aber definitiv nicht als Hauptpersonen gedacht. Diese Position wird von zwei Personen, oder besser gesagt, einer Person und einer Gruppe geteilt. Bei letzterer handelt es sich um fünf imperiale Elite-Soldaten der Sturmtruppen. Diese stoßen den größten Denkprozess in "Treueschwur" an, dessen Hergang ich kurz zusammenfassen möchte: Zusammen mit ihren Einheiten landen sie auf dem Planeten Teardrop, der kurz zuvor noch als Rebellenbasis diente. Die Bewohner Teardrops werden im Rahmen der imperialen Landung massakriert, was in den Köpfen der Sturmtruppen moralische Zweifel sät. Schon die Vernichtung Alderaans wird hinter verschlossener Tür durchaus in Frage gestellt. Als es dann noch zu einem tödlichen Zwischenfall mit einem Agenten des ISB, dem imperialen Sicherheitsbüro, kommt, bleibt ihnen nur die Flucht oder die sichere Exekution.

Sie wählen die Flucht, um ihr Leben zu retten, vergessen jedoch nicht den Eid, den sie als Soldaten des Imperiums abgelegt haben. Nach wie vor fühlen sie sich diesem verpflichtet und stecken damit in einem Dilemma. Wie wollen sie ihn erfüllen, wenn ihnen bei der Rückkehr zum Imperium nur der sichere Tod droht? Dieses Dilemma bestimmt bis zum Ende des Buchs ihr Handeln, was den sonst oft sehr eindimensional dargestellten imperialen Soldaten eine angenehme Note verleiht. Mit diesem Buch bricht Zahn definitiv eine Lanze für die Truppen in den weißen Schutzpanzern. In den Filmen sind sie, ohne eigenes Profil, zunächst als Erfüllungsgehilfen von Darth Vader zu sehen, ehe sie in "Rückkehr der Jedi-Ritter" der Lächerlichkeit preisgegeben werden. In "Treueschwur" werden sie dagegen als das beschrieben, was sie der Logik nach sein müssen: Intelligente Zeitgenossen, die zwar Kraft ihrer Ausbildung, aber auch wegen ihres Verstandes die Elite in den imperialen Streitkräften darstellen. Und keine Amateure, die sich von kleinen Bärchen mit Steinen und Stöcken niederknüppeln lassen. Das musste mal gesagt werden. Die zweite Hauptperson neben den Sturmtruppen geht ursprünglich auch auf Timothy Zahn zurück. Mara Jade, die Hand des Imperators, wurde in "Erben des Imperiums" zunächst zu Luke Skywalkers erbitterter Feindin, eine ganze Weile später seine Ehefrau. Wie das Leben eben manchmal so spielt. In "Treueschwur" sehen wir eine junge Mara, gerade mal 17 Jahre alt, die mit einer ihrer ersten Missionen betraut ist. Ihre Aufgabe kann auch als das Schwert von Palpatine verstanden werden, denn sie ist, wie sie selbst sagt, Ermittler, Richter und Henker in einer Person. Schon in ihrem jungen Alter geht sie überaus professionell vor und erlaubt sich bei ihrer kritischen Arbeit keinerlei voreilige Schlüsse. Sie entspricht bereits zum größten Teil der Mara, wie man sie aus später in der Timeline spielenden Büchern kennt. Dennoch ist es ein wahres Vergnügen mit zu verfolgen, wie Timothy Zahn diesen blinden Fleck in der Star-Wars-Historie tilgt: Die Geschichte der Mara Jade vor "Erben des Imperiums". Man merkt bei ihr zudem deutlich, dass hier der Erfinder der Figur selbst zugange ist, was den Lesespaß zusätzlich erhöht.

Nicht selten durfte ich bei Star Wars erleben, wie Autoren mit "geborgten" Charakteren so ihre Probleme hatten. Bei Zahn konnte ich derlei noch nie entdecken, auch diesmal nicht. Luke, Han, Chewie und Leia sind in sämtlichen Situationen problemlos wiederzuerkennen. Besonders charmant ist dieser Umstand bei Luke Skywalker, der zum Zeitpunkt von "Treueschwur" zwar schon den Todesstern in die Luft gejagt hat, aber noch immer ein naiver Bauernjunge von Tatooine ist, mit sehr geringen Kenntnissen der Macht. Ihn als solchen darzustellen hat Zahn sichtbar Spaß gemacht, ohne sich jedoch darüber lustig zu machen. Luke ist noch immer auf die Hilfe des alten Kenobis angewiesen, dessen Stimme in Schlüsselszenen nochmals die Bedeutung der Macht betont. Neben den Rebellen und Mara erfährt der Leser auch mehr über die Karriereanfänge von Kendal Ozzel und Vilim Disra. Ersteren kennen Fans vor allem aus "Das Imperium schlägt zurück", wo er eine eher unglücklichere Rolle spielt, die auch zu seinem Ableben führt. Disra dagegen entstammt wieder aus der Feder Zahns, spielt seine größte Rolle zeitlich betrachtet aber erst sehr viel später, in der "Hand von Thrawn"-Trilogie. Zur Story an sich bleibt wenig zu sagen: Mehrere Handlungsstränge mit unzähligen losen Enden werden zum Ende hin geschickt miteinander verbunden, während das Erzähltempo die Spannung hoch bleiben. Wo es nötig wird, nimmt sich Timothy Zahn die Zeit, Sachverhalte zu erklären, nicht selten geschieht dies aber schon im Rahmen der nächsten Aktion. Langweile kommt so eher selten auf. Einen kleinen, nicht wirklich negativ gemeinten Kommentar muss ich mir zur Übersetzung erlauben. Hier hat Andreas Kasprzak einen wirklich guten Job gemacht, jedoch mit einigen kleinen Aussetzern. Diese haben weniger was mit richtig oder falsch zu tun, sondern vielmehr mit Kontinuität. Ich habe noch in keiner deutschen Übersetzung gelesen, dass Han Chewie als ersten Maat bezeichnet, sondern eher als ersten Offizier. Auch aus dem Rancor oder dem Bacta hat bisher kein Autor einen Rankor das das Bakta gemacht. Alles eigentlich nicht der Rede wert. Nur bei einer Übersetzung brauchte ich einige Seiten, bis ich wirklich verstand, was gemeint war. Im gesamten Buch ist von "Fremdweltlern" die Rede. Ich dachte für mich erst, es wären damit schlicht Fremde auf diesem speziellen Planeten gemeint, ehe mir klar wurde, dass damit tatsächlich Nichtmenschen gemeint waren. Das finde ich insofern ungeschickt, wo doch gerade in der "New Jedi Order"-Serie Präsident Borsk Fey’lya Ressentiments wegen des Begriffs "non-humans" schürt. Aber hier suche ich nun wirklich das Haar in der Suppe.

Fazit: Nach sechs Stunden war das Buch verschlungen, was absolut für Timothy Zahn spricht. Eine hohe Erzähldichte wird gepaart mit geliebten Charakteren und weiteren, die schnell zu solchen werden. Dazu eine spannende Story und fertig ist ein Roman, der seiner Thrawn-Trilogie nur minimal nachsteht. Selbst wenn man mir hier die Fanboy-Brille gewaltsam entwendet hätte, so kann etwas anderes als die Höchstwertung nicht vergeben werden.

Bewertung: 5/5 Punkten
Tobi Thandor





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