FollowTheBox #18: "From The Earth To The Moon" - 40 Jahre Mondlandung |
HBO-Dokudrama über die Apollo-Missionen
Kategorie:
Kolumnen -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 21 Juli 2009 |
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![]() Nachdem sich Ron Howard (als Regisseur), Brian Grazer (als Produzent) und Tom Hanks (als Hauptdarsteller) 1995 zusammentaten, um die Mission von Apollo 13 in einem Spielfilm zu schildern, müssen sie wohl auf den Geschmack gekommen sein... denn nur ein paar Jahre später arbeiteten sie gemeinsam an einer Dokuserie über die Apollo-Missionen für den amerikanischen Pay TV-Sender HBO. "From the Earth to the Moon" ist ein 12-teiliges Dokudrama, dass die Geschichte der Mond-Missionen der NASA erzählt – von JFK's Ankündigung, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Amerikaner auf den Mond zu bringen, über Armstrongs großen Schritt für die Menschheit bis hin zur bislang letzten bemannten Mondmission im Jahre 1972. Für jede der Episoden wurde ein eigener Regisseur (u.a. Frank Marshall, Gary Fleder, John Turteltaub, Jonathan Mostow, Sally Field und Tom Hanks höchstselbst) verpflichtet, welcher der jeweiligen Folge seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt hat; lediglich David Frankel durfte gleich 3x ran. Mit 12 sehr unterschiedlichen Episoden und Geschichten, nimmt uns diese Serie mit auf eine manchmal berührende, manchmal amüsante, aber immer faszinierende Reise von der Erde zum Mond. Den Anfang macht "Can we do this?": Nach einer Rede von JFK im Jahr 1961 – kurz nachdem die Russen mit Yuri Gagarin den ersten Menschen ins All befördert und sicher wieder zurückgebracht haben – sieht sich die NASA mit der Herausforderung konfrontiert, bis zum Ende der Dekade einen Mann auf den Mond zu bringen. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Amerikaner im All gewesen ist. Die Episode schildert die ersten Pläne der NASA zur Mondlandung, die erste Reise eines Amerikaners ins All, und stellt uns zudem einige jener Astronauten vor, die uns in den kommenden Folgen noch des öfteren unterkommen werden. Mit "Apollo 1" folgt unmittelbar darauf auch schon eines der großen Highlights der Serie. Das Unglück rund um die Raumfähre, die noch auf der Erde während eines Tests Feuer fing, wodurch alle an Bord befindlichen Astronauten ihr Leben verloren, wird teilweise in Rückblenden erzählt, und ist – obwohl die Ereignisse bereits bekannt sind – eine sehr dramatische und durchaus bewegende Episode. Folge 3, "We have cleared the tower", verfolgt den interessanten Ansatz, die Geschichte rund um den ersten bemannten Raumflug der Apollo-Missionen (Apollo 7) aus Sicht von Reportern zu erzählen, die eine Dokumentation über die Ereignisse filmen. Nach der sehr dramatischen Episode zuvor schlägt man hier trotz der Bedeutung der Ereignisse doch etwas leichtere Töne an, und konzentriert sich mehr darauf, gut zu unterhalten. Ein interessantes Stück Zeitgeschichte bietet dann die Episode "1968". In kurzen Rückblenden werden wir mit den dramatischen und tragischen Ereignissen dieses für die USA katastrophalen Jahres konfrontiert (die Ermordung von Bobby Kennedy und Martin Luther King, der zunehmende Konflikt rund um den Vietnam-Krieg, etc.). Eingebettet sind diese Ausschnitte in die Mission von Apollo 8, die zum ersten Mal drei Amerikaner in die Umlaufbahn des Mondes bringen sollte. Vor allem gegen Ende hin sehr dramatisch und bewegend, wird die Episode durch die glänzende schauspielerische Leistung von Rita Wilson zusätzlich aufgewertet. ![]() Zum wiederholten Mal folgt mit "That's All There Is" auf eine sehr dramatische und bedeutsame Folge deutlich leichtere Kost. Geschildert aus der Sicht des Astronauten Al Bean, ist sie voller amüsanter Szenen und lustigen Kommentaren. Die Crew der Apollo 12 war mehr als nur ein Team, sie waren die engsten und besten Freunde, und eben diese Freundschaft wird hier ausgiebig zelebriert und sorgt für einige Highlights der Serie. Eine der größten Herausforderungen von "From The Earth To The Moon" war wohl die Folge mit Apollo 13. Immerhin gibt es bereits einen mehr als 2-stündigen Film, der die Ereignisse und die Dramatik dieser Mission ausführlichst schildert – wie könnte eine einstündige Episode damit jemals konkurrieren? Die Antwort darauf lautet natürlich "gar nicht", was auch den Produzenten der Serie bewusst war, weshalb sie es gar nicht erst versuchten. Stattdessen nehmen sie die Katastrophe rund um Apollo 13 zum Anlass für eine ordentliche Portion Medienkritik. In "We interrupt this program" muss die fiktive Figur des Nachrichtensprechers Emmett Seaborn (der eindeutig an die kürzlich verstorbene Legende Walter Cronkite angelehnt wurde) hilflos mit ansehen, wie sich sein von Respekt und Anstand geprägter Zugang zum Journalismus zunehmend überholt, als ein junger, frecher Reporter mit ruchlosen Taktiken die Privatsphäre der Angehörigen verletzt. Es ist ein Abgesang auf die gute alte Zeit des seriösen Journalismus, und stellt zugleich den sensationsgeilen, boulevardesken Stil, der heutzutage leider mehr regiert als jemals zuvor, an den Pranger. Die eigentliche Katastrophe rund um Apollo 13 gerät darob in den Hintergrund, was sicherlich nicht jedem gefallen wird, aber... wer sich für die Geschichte dieser Mission interessiert, legt ohnehin am besten gleich die DVD des Films ein. "For Miles and Miles" konzentriert sich in erster Linie auf Alan Shepard, den ersten amerikanischen Astronauten im Weltall. Ein paar Jahre nach seinem historischen Flug erkrankte er am Meniere's Syndrom, eine Krankheit die das Innenohr befällt und neben immer wieder auftretendem Tinnitus auch den Gleichgewichtssinn stark beeinträchtigt. Eine neue, experimentelle Operation heilt ihn jedoch von dieser Krankheit, und so konnte er sich als Commander von Apollo 14 doch noch den Traum erfüllen, auf dem Mond zu wandeln. Dementsprechend bewegend (und gelungen) ist auch die Episode geraten – vor allem zum Ende hin. Wie so oft bei der Serie folgt dieser dramatischen Folge auch hier wieder eine amüsantere Geschichte nach: "Galileo was right" erzählt davon, wie den Astronauten von Apollo 15 von einem Geologieprofessor diese Wissenschaft näher gebracht wurde, auf das sie auf dem Mond auch wirklich ernsthafte wissenschaftliche Arbeit verrichten konnten. Die eigentliche Mission zum Mond am Ende der Episode gestaltet sich zwar auch recht emotional, und hat einige großartige Szenen zu bieten (wie z.B. das Galileo-Experiment), aber zuvor regiert eindeutig die lockerere Unterhaltung. ![]() Was über alle Folgen hinweg gleichermaßen überzeugen kann, sind die Spezialeffekte. Obwohl die Serie mittlerweile auch schon mehr als 10 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man ihr das Alter nicht im Geringsten an. Die Effekte sind immer noch großartig und ohne nennenswerte Schwächen. Was ebenfalls immer wieder sehr gut gelingt ist, das neu gedrehte Filmmaterial künstlich zu altern bzw. so zu verändern, dass es wie Archivmaterial aussieht, wodurch man in einigen Episoden echtes mit neu gedrehtem Material vermischen konnte. Die Schauspieler leisten allesamt sehr gute Leistungen ab, und auch die Inszenierung leistet sich keine Schwächen. Besonders hervorheben muss ich auch noch den Soundtrack, von dem es leider bisher nur das von Michael Kamen komponierte Titelthema käuflich zu erwerben gibt (auf einer Soundtrack-CD, die überwiegend Songs aus der Serie enthält). Neben Michael Kamen (u.a. "X-Men") steuerten auch Mark Isham (u.a. "Der Nebel"), Brad Fiedel (u.a. "Terminator 1 & 2"), Mason Daring (u.a. "Ohne Worte"), James Newton Howard (u.a. "The Sixth Sense") und noch einige andere die musikalische Untermalung zur Serie bei. Mit ihren vielschichtigen Kompositionen, die sich der abwechslungsreichen Serie perfekt anpassen, tragen sie ebenfalls viel zum Gelingen von "From the Earth to the Moon" bei. Lange Rede, kurzer Sinn: "From the Earth to the Moon" bietet einen sehr abwechslungsreichen und informativen Blick auf das Apollo-Programm der NASA. Ja, dadurch, dass es sich hier um keine reine Dokumentation sondern ein Dokudrama handelt, bei dem man sich nie sicher sein kann, inwieweit sich die Macher einige dramaturgische und erzählerische Freiheiten genommen haben, kann sich der Informationsgehalt hier – trotz der 12-stündigen Laufzeit – nicht mit waschechten Dokumentation wie den ebenfalls sehr empfehlenswerten "For all Mankind" und "In the Shadow of the Moon" messen. Dafür kann man nirgends sonst die Reisen von der Erde zum Mond so hautnah miterleben wie hier. Einziger Haken: Laut Berichten aus dem Internet sind sowohl die deutsche Synchronisation als auch die deutschen Untertitel unter aller Kritik. Daher mein Tipp für alle, die der englischen Sprache soweit mächtig sind und über einen codefree-Player verfügen: Holt euch die amerikanische DVD-Box, die es aktuell für gerade mal 11,00 Dollar - bei amazon.com zu kaufen gibt. Selbst mit Versandkosten solltet ihr da noch locker unter 15,00 Euro bleiben (damit ist das Set aktuell um rund 35 Euro billiger als die deutsche Box); angesichts der Fülle an Materials, dass ihr hier serviert bekommt, kann man bei diesem Preis nun wirklich nicht meckern... Fazit: ![]()
Christian Siegel
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