Die Legende der Ranger
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: Legend of the Rangers
Episodennummer: Fx06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 19. Januar 2002
Erstausstrahlung D: 21. November 2005 (DVD)
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Mike Vejark
Hauptdarsteller: Dylan Neal als David Martell, Andreas Katsulas als G'Kar, Alex Zahara als Dulann, Myriam Sirois als Sarah Cantrell, Dean Marshall als Malcolm Bridges, Warren Takeuchi als Kitaro Sasaki, Jennie Rebecca Hogan als Na'Feel, Mackenzie Gray als Kafta, David Storch als Tafeek, Enid-Raye Adams als Firell, Gus Lynch als Tirk.
Gastdarsteller: Todd Sandomirsky als Tannier, Andrew A. Kavadas als Captain Bart Gregg, Simon Egan als Minbari Crewman, Bernard Cuffling als Sindell, Chris Robson als Ranger, Rob Morton als Drazi Diplomat u.a.

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 2265. Soeben ist der Ranger David Martell mit seiner Crew von einem Einsatz zurückgekehrt. Nun steht er davor, unehrenhaft entlassen zu werden, da er nach dem Tod ihres Captains den Befehl gab, sich zurückzuziehen. Damit hat er gegen das Credo der Ranger verstoßen, da er sich vor einem Kampf gedrückt hat. G'Kar, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade zufällig auf Minbar befindet, hält der Führung der Ranger jedoch vor, zu viel Wert auf den "Sterben"-Teil des Mantras "Wir leben für den Einen, wir sterben für den Einen" zu legen. Dank seiner Intervention bekommt David eine Chance, sich zu beweisen. Ihm wird das Kommando über die Liandra übertragen, ein kleines, abgewracktes Schiff der Ranger, deren letzte Crew spurlos verschwunden ist, weshalb ihm der Ruf eines Geisterschiffs anhaftet. David stellt seine neue Crew zusammen, und gemeinsam brechen sie auf, um dem neuen Flaggschiff der Ranger, der Valen, als Begleitschiff zu dienen. Diese hat den Auftrag, Delegierte zu einer Besprechung zu bringen. Nur kurz nachdem sie beim Planeten eintreffen werden sie jedoch von unbekannten Schiffen angegriffen. Die Valen wird dabei zerstört, kann jedoch gerade noch die Botschafter absetzen. Nachdem sie diese an Bord geholt haben, erfährt die Crew der Liandra, dass es sich bei den Angreifern um die sogenannte Hand handelt. Dem Gegner heillos unterlegen, versuchten sie zweifelt, das nächstgelegene Hyperraumsprungtor zu erreichen, um die Allianz vor dieser neuen Bedrohung des interstellaren Friedens warnen zu können…

Denkwürdige Zitate: "We live for the one, we die for the one. But we don't die stupidly."
(Ein kleiner Seitenhieb von JMS in Richtung TV-Landschaft des 20. Jahrhunderts.)

"Interesting that you put all the emphasis on the second half of that sentence."
(G'Kar geht mit den Rangern im Hinblick auf ihre Philosophie hart ins Gericht.)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Nachdem die geplante Nachfolgeserie "Crusade" aufgrund von kreativer Differenzen von TNT abgesetzt wurde, noch bevor eine einzige Folge ausgestrahlt wurde, unternahm JMS ein paar Jahre später unter der Ägide des SyFy-Channels einen weiteren Versuch, um "Babylon 5" wiederzubeleben. Das Ergebnis ist – bedauerlicherweise – aus meiner Sicht einer der absoluten Tiefpunkte des Serien-Universums. Ursprünglich als Backdoor-Pilot gedacht (sprich: Man produziert zuerst einen Piloten, und wenn dieser ausreichend erfolgreich ist, erfolgt die Bestellung einer Serie), litt "Die Legende der Ranger" zwar zugegebenermaßen unter der ungünstigen Platzierung (als Konkurrenz zu einem Football-Spiel der Playoffs), ich muss allerdings gestehen, dass ich sehr skeptisch bin, ob die Serie selbst bei einem günstigeren Sendeplatz mehr Zuspruch gewonnen und in Serie gegangen wäre. So ziemlich das einzig Positive, das mir ihm gegenüber ins Auge sticht, ist der Auftritt von G'Kar, der zugleich das letzte Mal sein sollte, dass Andreas Katsulas in diese Rolle schlüpfte. JMS schenkt ihm wieder einige sehr starke Momente, gute Reden, und auch den einen oder anderen amüsanten Moment ("Love to stay, can't, must go, kiss kiss, love love. Bye!"). Aber selbst das ist letztendlich zu wenig, um "Die Legende der Ranger" zu retten.

Die Probleme beginnen schon beim Anfang, wo wir quasi in medias res einsteigen, und ohne Kontext mitten in die Handlung, oder genauer gesagt in die Schlacht, geworfen werden – ein doch sehr untypischer Beginn, der einem den Einstieg in die Handlung nicht gerade erleichtert. Auf die völlig nachvollziehbare Entscheidung Davids folgt dann seine Verurteilung durch die Rangers, der für mich sehr konstruiert wirkte, und wo JMS zudem nur des Setups wegen das Ansehen dieser bislang sehr ehrenhaft und positiv auftretenden Gruppe nachhaltig schädigt, in dem es plötzlich heißt, Ranger ziehen sich nie zurück. Zwar wird dies von G'Kar wenigstens kritisiert, und bleibt somit nicht unwidersprochen stehen, ist aber dennoch ein Vollholler, der für mich auch nicht zur Philosophie der Ranger so wie man sie bislang in der Serie gesehen hat passt. Wenig anfangen konnte ich auch mit der ganzen Geister-Vorgeschichte rund um die Liandra. Mal abgesehen davon, dass das hier erstmal nichts mit der Geschichte zu tun hatte und sich JMS das aus meiner Sicht eher für eine allfällige Serie hätte aufheben sollen, wollte mir gerade auch der "geister-fühlige" Minbari nicht zum ansonsten doch recht wissenschaftlich geprägten "Babylon 5"-Universum passen. Gut möglich, dass JMS in weiterer Folge für diese Geister eh eine halbwegs wissenschaftliche Erklärung gefunden hätte, so wie er eine solche auch für die Seelenjäger bzw. -kugeln anbietet, oder die Prophezeiungen der Minbari. Aber davon hab ich insofern nichts, als ich mangels einer Nachfolgende Serie nur das beurteilen und bewerten kann (und muss), was in diesem TV-Film zu sehen ist. Gleiches gilt übrigens für die Hand. JMS hat später immer wieder festgehalten, dass diese längst nicht so gefährlich waren, wie sie sich hier darstellten, und Kafta einfach nur deren PR verbreitete. Letztendlich ist man aber wenn man den TV-Film sieht doch dazu gezwungen, das erstmal für bare Münze zu nehmen (nicht zuletzt, da einem der Film auch keinen Grund gibt, an Kaftas diesbezüglichen Worten zu zweifeln), und dann fällt halt schon kritisch auf, dass "noch viel gefährlicher und grausamer als die Schatten" so ziemlich das einfallsloseste ist, was man im Hinblick auf einen neuen Gegner machen kann. Schlagwort: Größer, schneller, weiter! Bei mir erreicht man damit aber eher genau das Gegenteil.

Episodenbild (c) Warner Bros. Einer der größten Kritikpunkte ist das hier vorgestellte neue Waffensystem. Auf dem Papier kann das vielleicht ganz gut klingen (wobei man auch gleich festhalten muss, dass es von JMS ursprünglich ganz anders geplant war, nämlich mit einem Sessel in der Mitte; und somit nicht so, dass Sarah darin herumfliegt), und zugegebenermaßen ist es im ersten Moment noch visuell ganz interessant. Aber dass Sarah die Waffen durch Schläge und Tritte auslöst, war eine Schnapsidee. Das sieht einfach derart lächerlich aus – vor allem dann bei ihrem Wutausbruch wo sie nur mehr wild herumzappelt. Wenn sie die Ziele auswählen und dann daneben ein Knopf zum Feuern erscheinen würde, könnte das cool aussehen. Aber so. Trashiger als hier war "Babylon 5" nie. Wobei einem eben dieser Begriff bei "Die Legende der Ranger" leider öfter in den Sinn kommt. Möglicherweise lag's an den Kameras, die verwendet wurden. Bzw. dürfte das Budget generell nicht das größte gewesen sein. Aber im Gegensatz zur Serie und den nachfolgenden TV-Filmen, die eigentlich von Anfang an (ja, selbst beim Pilotfilm) irgendwie etwas Großes und Episches hatten, wirkt "Die Legende der Ranger" – eben – trashig.

Die Effekte mögen grundsätzlich ganz gut aussehen, aber davon abgesehen ist der Look des Films enorm billig. Man glaubt kaum, dass dieser von Mike Vejar inszeniert wurde, der bei der Serie so phantastische Arbeit geleistet hat, und selbst "Waffenbrüder" mit seiner Inszenierung noch deutlich aufwertete. Vor allem die ständigen Closeups machen sich negativ bemerkbar, die Kamera ist oftmals viel zu nahe an den Gesichtern dran (vermeintlich, um die Sets zu verbergen). Was auch immer da schiefgegangen ist, es schadet dem Film enorm. Selbst "The Lost Tales" sah da – trotz nicht minder akuten Geldmangels – wesentlich besser aus. Doch es ist nicht nur die Produktionsqualität an sich, auch das Drehbuch ist kein Reißer. Der Plot ist nun wirklich ziemlich dünn. Nach einer halben Stunde Vorstellung der neuen Figuren und des Settings – was wenn man daraus eine Serie machen will natürlich notwendig war – geht's letztendlich nur darum, das Sprungtor zu erreichen. Es gibt keine interessanten Rätsel, und Spannung kam auch nie wirklich auf, weil natürlich wird JMS wenn das eine Serie werden soll die Liandra nicht scheitern lassen. Natürlich ist mir klar, dass der Film eine größere Bürde hat als die vorangegangenen "Babylon 5"-TV-Filme (mit Ausnahme von "Die Zusammenkunft"), da er uns eben auch die Figuren vorstellen muss. Dennoch hätte man sich da etwas anderes ausdenken können. Und generell fällt halt auch negativ auf, dass G'Kar letztendlich – von der kurzen Alibi-Einstellung am Ende – unsere einzige Verbindung zum altbekannten "Babylon 5" ist. Auch dies hilft nicht dabei, sich heimisch zu fühlen.

Episodenbild (c) Warner Bros. Zugegebenermaßen gibt es dann schon noch ein paar Aspekte, die zumindest ok waren – wenn auch nicht gut genug, um die zahlreichen und teils eklatanten Schwächen auszugleichen. So gibt es schauspielerisch abseits des Captains des Ranger-Schiffes zu Beginn nichts zu bemängeln. Egal ob Dylan Neal (wenn dieser auch etwas wie ein gar typischer Schönling wirkt), Alex Zahara, Myriam Sirois oder auch Jennie Rebecca Hogan (die ihre sanfte Minbari-Doktorin wirklich sehr gut spielt), die Besetzung hätte ebenso Potential besessen wie die Figuren. Zwar kommt die Riege an Charakteren natürlich bei weitem nicht an "Babylon 5" heran, und auch jene aus "Crusade" fand ich besser und vielversprechender, trotzdem denke ich, dass das ganz gut hätte klappen können. Auch die Effekte sehen ganz nett aus (vor allem die bunten Weltraumnebel). Die Maske von Kafta war auch gelungen. So kritisch ich das Drehbuch sonst auch sehe, so gefiel mir doch zumindest das Grundkonzept, dass die Liandra-Crew ihre Gegner austricksen muss. Und wenn schon sonst nichts, so holte JMS für "Die Legende der Ranger" wenigstens wieder Christopher Franke für die Musik zurück. Wobei auch dessen Arbeit schon mal wesentlich besser war, als hier. Letztendlich reichen all diese "in Ordnung"-Elemente aber halt einfach nicht aus, um die Schwächen auszugleichen, und den TV-Film – vor allem auch angesichts der Tatsache, dass nie eine Fortsetzung folgte, und "Legende der Ranger" eine sehr belanglose, unwichtige und überflüssige Geschichte erzählt – lohnenswert zu machen.

Fazit: "Die Legende der Ranger" macht insgesamt nicht nur einen billigen, sondern irgendwie auch einen gehetzten Eindruck. Mit etwas mehr Geld und Feinschliff hätte das was werden können. So hingegen ist er nicht nur der mit Abstand schwächste, sondern auch überflüssigste der "Babylon 5"-TV-Filme, der weder als unabhängiges Einzelabenteuer, noch als Pilotfilm, zu überzeugen vermag. Möglich, dass in der Grundidee, der Handlung und den Figuren das Potential für eine gelungene Serie gesteckt wäre (wobei ich "Crusade" diesbezüglich wesentlich vielversprechender und interessanter fand), aber wenn dem so ist, gelingt es dem angedachten Pilotfilm leider nicht wirklich, dies zu vermitteln. Ich störte mich dabei unter anderem an einzelnen Elementen (wie den Geistererscheinungen), der Uminterpretation der Philosophie der Ranger (die dem Ansehen dieses bislang sehr ehrenhaft wirkenden Bundes aus meiner Sicht enorm schadet), dem eher dünnen Plot, dem klischeehaften "größer, gemeiner, böser"-Bösewicht, dem billigen Look, dem trashigen Charakter, sowie vor allem auch dem neuen Waffensystem, dass zwar grundsätzlich eine nette Idee war, aber einfach nur ungemein peinlich und unfreiwillig komisch umgesetzt wurde. Wenn es überhaupt einen Grund gibt, sich "Die Legender der Ranger" anzusehen, dann wegen Andreas Katsulas' letztem Auftritt als G'Kar. Aber selbst das reicht nicht einmal ansatzweise, um ihn zu retten. Und so verpasst man aus meiner Sicht selbst als großer "Babylon 5"-Fan absolut nichts, wenn man ihn auslässt.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel


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Hintergründe zur Produktion
Bereits kurz nachdem die Absetzung von "Crusade" durch TNT angekündigt wurde, trat der SciFi-Channel an JMS, um eine Übernahme der Rechte zu besprechen. Der ursprüngliche Plan sah vor, "Crusade" direkt zu retten, allerdings verlangten die Verantwortlichen von TNT für die Rechte eine horrende Geldsumme (wesentlich mehr, als sie selbst für "Babylon 5" bezahlt hatten), die Sci-Fi nicht zu zahlen bereit war. Quasi als Ersatz entstand dann das Konzept einer neuen Serie, von der "Die Legende der Ranger" als Pilotfilm fungieren sollte. Nach den schlechten Einschaltquoten des Pilotfilms wurde jedoch nie eine Serie ein Auftrag gegeben.

Kommentare von JMS
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Dies sollte das letzte Mal sein, dass Andreas Katsulas das Makeup und das Gewand von Bürger G'Kar anziehen sollte. Ich erinnere mich daran, wie er während der Dreharbeiten zum ersten Mal damit aufs Set kam, und meinte dass wieder in diese Haut zu schlüpfen sich für ihn so anfühlte, als wäre er wieder zu Hause. Er fühlte sich energiegeladen. Glücklich. Der Rest der Crew und Besetzung umschwärmten ihn als den großen alten Mann von "Babylon 5", und gaben ihm all die Annehmlichkeiten und Aufmerksamkeit und Respekt, die mit dieser Position einhergeht. Andreas aalte sich darin. Er spielte mit der Besetzung, und improvisierte in einer Szene z.B. wie er galant die Hand einer Statistin küsste (sie wäre fast in Ohnmacht gefallen), und bot das Gravitationszentrum der Story. Und ich sah ihn nie widerwilliger als in dem Moment, als er das G'Kar-Gewand zum letzten Mal ablegte. Es war so, als würde er sich von einem alten Freund verabschieden, nicht wissend, ob sie sich jemals wieder treffen würden. Aber für diese paar Tage, war er glücklich. War er zu Hause. War er G'Kar.

  • Wie wolltest du diese Gruppe von Antagonisten von dem, was du zuvor bei B5 mit den Schatten gemacht hattest, abgrenzen?
    Kleinerer Maßstab, andere Ziele. Den Schatten ging es um Kontrolle über andere Kulturen und die Entwicklung der jüngeren Völker. Der Hand ging es mehr um politischen Einfluss, Geld, und persönlicher Macht.

  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczinsky - TV Movies"

    Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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