Avatar - Aufbruch nach Pandora |
Ein atemberaubendes Filmerlebnis!
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 20 Dezember 2009 |
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Kurzinhalt: Der nach einem Einsatz im Rollstuhl festsitzende Soldat Jake Sully wird darum ersucht, den Platz seines kürzlich verstorbenen Bruders einzunehmen und nach Pandora zu reisen. Dort soll er am Avatar-Projekt teilnehmen, mit dem eine Gruppe von Wissenschaftlern versucht, das Vertrauen der Einheimischen, sie sich selbst die Na'vi nennen, zu gewinnen. Die Menschen legen sich dabei in Kammern, und treten daraufhin mit einem künstlich geschaffenen Wesen in Verbindung – einen Avatar, der wie einer der Eingeborenen aussieht. Man hofft, so eine Brücke zwischen den Völkern schaffen und sinnloses Blutvergießen verhindern zu können. Die Na'vi sollen friedlich zu einer Übersiedlung überredet werden, damit eine Firma daraufhin mit dem Abbau eines ungemein wertvollen Minerals beginnen kann. Gelingt es nicht, die Na'vi binnen drei Monaten dazu zu überreden, sollen sie gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben werden. Anfangs ist die leitende Wissenschaftlerin wenig begeistert, dass ihr mit Jake Sully ein Soldat zugeteilt wird. Nachdem er nach einer missglückten Expedition von einer Gruppe getrennt wurde und ihm die junge Na'vi-Frau Neytiri das Leben rettet, gelingt es ihm das Vertrauen der Na'vi zu gewinnen und sie dazu zu überreden, ihre Sitten und Bräuche zu lehren. Als der Anführer der Söldner davon erfährt, überredet er Sully dazu die Na'vi für ihn auszuspionieren, um die menschlichen Verluste im Falle eines Angriffs minimieren zu können. Doch je mehr Sully von den Na'vi und der zauberhaften Welt von Pandora sieht und hört, desto mehr beginnt er in den Bann dieser paradiesischen Welt gezogen zu werden. Bis er schließlich Zweifel an seiner Mission hegt und sich nicht mehr sicher ist, wem seine Loyalität gilt. Review: ![]() Ein weiterer großer Grund ist natürlich der Hype, der vom Filmverleih im Vorfeld bewusst geschürt wurde. Innovative Marketing-Ideen wie der "Avatar-Day" haben bereits Wochen und Monate vor dem Kinostart für Aufsehen gesorgt und den Film in die Schlagzeilen gebracht. Um die Hype-Maschinerie zusätzlich anzukurbeln, wurde fleißig mit Worten wie "Revolution des Kinos" und ähnlichen Prädikaten um sich geschmissen – die jedoch die Erwartungshaltung möglicherweise sogar schon in etwas zu lichte Höhen hinaufkatapultiert haben mögen. Der letzte große Grund für die Vorfreude auf diesen Film war wohl die revolutionäre Technologie, die von James Cameron und WETA für "Avatar" entwickelt wurde. Jeder, der so wie ich das Glück hatte, am bereits erwähnten Avatar-Tag einem der Previews beizuwohnen (einen Bericht dazu findet ihr hier), konnte sich damals bereits einen Eindruck von der beeindruckenden Qualität der Effekte und dem tollen 3D-Erlebnis, dass einen so richtig in den Film hineinzieht, überzeugen. Und so war ich spätestens nach dem Preview schon enorm gespannt und voller Vorfreude auf diesen Film. Die einzige Sorge war für mich die Story. Und auch wenn sich meine Befürchtung insofern bewahrheitet hat, als dass die Geschichte, die hier erzählt wird, in der Tat nicht als übertrieben originell eingestuft werden kann, so muss ich doch festhalten, dass James Cameron mit "Avatar" eine triumphale Rückkehr geglückt ist. Es ist ihm ein weiteres Mal gelungen, das Unterhaltungskino zu revolutionieren und einen ungemein unterhaltsamen Film abzuliefern, der es jedoch auch versteht, zum Nachdenken anzuregen. ![]() Die Special Effects von "Avatar" sind generell grandios, und schon allein das Geld für die Kinokarte wert – aber der Grund, ihn sich unbedingt im Kino anzusehen, sind die glänzenden 3D-Effekte. Wie die meisten gelungenen Filme der 3D-Welle, die 2009 angerollt ist, verzichtet Cameron gänzlich auf irgendwelche billigen Momente, in denen Dinge auf einen zufliegen – so wie es sie z.B. bei "Final Destination 4" zuhauf gab, oder man sie auch bei dem 3D-Kurzfilmchen in diversen Vergnügungsparks zur Genüge findet. An solchen billigen Gags ist Cameron nicht interessiert. Er nutzt den Effekt stattdessen, um dem Film bzw. der hier geschaffenen Welt eine enorme, beeindruckende Tiefe zu geben. Es gibt so viele Szenen, die vor allem auch aufgrund des Effektes atemberaubend wirken, dass man gar nicht weiß, welchen davon man gesondert hervorheben soll. Egal ob jene Momente, in denen eine Figur in die Tiefe blickt und man wirklich ein Gefühl für die Distanzen bekommt, oder wenn mit den unterschiedlichen Größenverhältnissen der Na'vi und der Menschen gespielt wird, oder auch einfach wenn Funken, Lebewesen oder andere Dinge um die Figuren herumfliegen und man das Gefühl hat man bräuchte nur die Hand ausstrecken um sie berühren zu können – die 3D-Effekte sind grandios, flüssig und absolut fehlerfrei. Selbst in actionreicheren und schnelleren Szenen verschwimmt das Bild so gut wie nie – meine diesbezügliche Befürchtung nach dem Preview war wohl in der Tat auf die dort ausgeteilten, qualitativ minderwertigeren 3D-Brillen zurückzuführen (oder man hat die entsprechenden Szenen noch einmal überarbeitet). ![]() Doch dies ist nur einer der Gründe dafür, dass die Na'vi so erstaunlich real und glaubwürdig wirken. Mindestens einen ebenso großen Anteil daran hat das revolutionäre Motion Capture-Verfahren, dass bei "Avatar" eingesetzt wurde. Mit einer (weiteren) neuen, revolutionären Technologie ist es James Cameron und dem Team vom WETA Digital gelungen, die Mimik und Gestik der Schauspieler derart genau und detailreich zu übertragen, dass sich selbst die kleinsten Gesichtsbewegungen in der digitalen Figur widerspiegeln. Subtile, kaum erkennbare Muskelzuckungen, die realistische Bewegung der Augen, ja selbst die Bewegung der Pupillen finden sich auf den Gesichtern der Na'vi wieder. Das Ergebnis ist – sofern einem diese kleinen Details überhaupt auffallen – ungemein beeindruckend. Doch nicht nur die Gesichter können überzeugen, auch die Bewegungen des Körpers sind sehr realistisch, flüssig und wirken wie aus einem Guss. Hier sind jedoch definitiv auch die Schauspieler positiv hervorzuheben. Vor allem Zoe Saldana liefert eine grandiose Performance ab, die aus meiner Sicht jener von Andy Serkis als Gollum in nichts nachsteht. Mit ihren Bewegungen, ihrer ungewöhnlich wirkenden Mimik und zahlreichen kleinen Gesten und Details verleiht sie Neytiri sowohl eine Fremdartigkeit als auch eine Anmut, die einen in ihren Bann zieht. Jedenfalls trägt auch Zoe Saldana's tolle Performance maßgeblich dazu bei, dass man ihre Figur als real akzeptieren und mit ihr mitfühlen kann. ![]() Der einzige Nachteil, den ich in der grandiosen Effektarbeit dieses Films sehe ist die Tatsache, dass uns damit wohl eine neue CGI-Welle ins Haus steht. In den letzten Jahren ist man ja, nach einem kurzfristigen Boom der entsprechenden Technologie, bedingt durch die "Star Wars"-Prequels sowie die in ihrem Einsatz immer noch wegweisenden "Herr der Ringe"-Trilogie, zunehmend wieder davon abgerückt, und hat sich wieder vermehrt auf praktische Effekte, Modelle und Masken verlegt. Was ich insofern als gut empfand, als die CGI nur bei einigen wenigen Filmen wirklich voll und ganz überzeugen konnte. Wie fast alle Aspekte einer Filmproduktion ist der Einsatz dieses Mittels nicht grundlegend gut oder schlecht – es kommt halt immer darauf an, wie man es einsetzt. Und oftmals haben einfach die erforderlichen Mittel gefehlt, um die CGI-Effekte wirklich überzeugend aussehen zu lassen. Nun, nachdem mit "Avatar" wieder einmal ein Film gezeigt hat, was mit diesem Werkzeug alles möglich ist, und welchen beeindruckenden Photorealismus man mittlerweile erreichen kann, werden wohl viele Filmemacher mit deutlich weniger Talent CGI erneut als Allheilmittel empfinden, dass alle anderen Schwächen einer Produktion kaschieren kann. Und das ist es natürlich nicht, denn auch wenn 3D, Effekte, Motion Capture bzw. generell die Optik des Films definitiv die größte Stärke von "Avatar" ist, so ist sie dennoch nicht die Einzige. ![]() Auch wenn die Stärken von "Avatar" eher im optischen Bereich und dem beeindruckenden Filmerlebnis liegen, dass er in 3D auf der großen Kinoleinwand bieten mag, so versteht es auch die hier erzählte Geschichte durchaus, zu überzeugen. Ja, natürlich ist die Story an sich nichts außergewöhnliches und alles andere als originell, doch die Art und Weise, wie James Cameron sie uns erzählt, zeigt erneut sein Talent als Drehbuchautor. Zu Beginn des Films wirklich die Handlung eher deprimierend, wenn nicht sogar ein bisschen langweilig. Wir erfahren kurz die Hintergründe, warum es Jake Sully nach Pandora verschlagen hat, und lernen seine Motive und seine Gedankenwelt kennen. Trotzdem ist dies für sich genommen noch nicht sonderlich interessant. Hier hält sich James Cameron mit Spektakel und optischen Leckerbissen noch bewusst zurück, um uns die Eintönigkeit von Jake's Existenz im Rollstuhl und seinen Frust darüber spüren zu lassen. Denn um so stärker können wir dann Jake's Begeisterung und das erhebende Gefühl jenes Moments teilen, als er – in der ersten energiegeladenen Szene des Films – aus dem Labor ausbricht und über ein Feld läuft. In weiterer Folge konzentriert sich James Cameron vor allem darauf, uns in die zauberhafte Welt von Pandora eintauchen zu lassen, bis wir über kurz oder lang merken, dass uns nicht nur der Mond und dessen Flora und Fauna, sondern auch die Handlung an sich in ihren Bann gezogen hat. In erster Linie geht es ihm hier aber darum, uns zu Pandora und den Na'vi – so wie Jake Sully – eine Verbindung aufbauen zu lassen. Und dies gelingt ihm wirklich gut. ![]() In diesen Szenen ist auch die Message des Films überdeutlich. James Cameron geht diesbezüglich nicht gerade subtil zu werke… möglicherweise hat er das Gefühl, dass all seine bisherigen, harmloser formulierten Warnungen nichts genutzt und keinen messbaren Erfolg gebracht haben, weshalb er es nun halt mit dem Holzhammer versucht. Da ich mit der Aussage des Films voll und ganz übereinstimme, hat mich diese Herangehensweise nicht gestört. Andere mögen sich jedoch vor allem daran stoßen, wie manipulierend James Cameron hier zu Werke geht. Andererseits… ist nicht jedes Gefühl, dass wir im Kino empfinden – sei es nun Erheiterung, Trauer oder Ärger – das Ergebnis einer Manipulation? Immerhin ist bei einem Film nichts echt, wir reagieren auf keine realen Ereignisse, sondern auf jene, die der Regisseur geschaffen hat. Ich für meinen Teil möchte "manipuliert" werden, ich möchte etwas fühlen – genau deshalb geht man doch überhaupt erst ins Kino, oder nicht? Und an dieser Stelle des Films schafft das "Avatar" wirklich mit Bravour, entsteht hier doch großer Ärger wenn nicht gar richtiggehender Hass – nicht auf die Menschheit insgesamt, aber auf jenen zerstörerischen Teil, der aus reiner Profitgier dazu bereit ist, andere Lebewesen zu unterdrücken, sie aus ihrer Heimat zu vertreiben, und wenn es sein muss gar zu töten. Jener Teil von uns, der meint, sich alles unter den Nagel reißen zu müssen, koste es was es wolle. Und der es aus Einfältigkeit und Ignoranz nicht vermag, das Schöne an gewissen Dingen zu sehen – oder noch schlimmer, dem diese egal sind. ![]() Wo der Film ebenfalls kurzzeitig von der Klischeehaftigkeit der entsprechenden Wendung erdrückt zu werden droht, ist das Geständnis des Verrats von Jake. Hier droht "Avatar" schon fast an eine dieser typischen romantischen Komödien zu erinnern, wo sich kurz vor Ende noch ein scheinbar unüberwindbares Problem für die Protagonisten auftut, dass es dann bis zum vorprogrammierten Happy End zu überwinden gilt. Generell nehmen ab diesem Zeitpunkt die klischeehafteren Elemente – Heldentode inklusive – zu, was den Film stellenweise leider auch sehr vorhersehbar macht. Eins der besten Beispiele dafür ist die Art und Weise, wie Jake doch wieder das Vertrauen der Na'vi gelingt, die wohl niemanden der zuvor halbwegs aufgepasst hat sonderlich überraschen dürfte. Was den ganzen Film über nicht wirklich zu überzeugen vermag, sind Sully's ständigen Voice-Over Kommentare. Normalerweise sind diese ein Zeichen, dass der Regisseur der Kraft seiner Bilder nicht ausreichend vertraut, um seine Geschichte zu erzählen – was bei James Cameron allerdings nur schwer vorstellbar ist. Was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag, warum er sich genötigt sah diese einzubauen, sie verleihen "Avatar" leider einen etwas billigen Eindruck, und schaden ihm sicher mehr als dass sie nutzen. Der schwächste Teil des Films war für mich aber leider der Showdown. Bitte versteht mich nicht falsch: Er war nicht schlecht. Die Action war sehr gut und vor allem angenehm übersichtlich inszeniert, und durchaus spektakulär. Aber irgendwie… nach den optisch brillanten und derart herausragenden Minuten zuvor, hätte ich mir hier irgendwie mehr erwartet. ![]() Fazit: Mein erster Eindruck, nachdem ich "Avatar" Donnerstag Abend nach dieser langen Wartezeit – natürlich in einer 3D-Vorstellung – endlich zu Gesicht bekam, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Atemberaubend. "Avatar – Aufbruch nach Pandora" mag kein perfektes, unfehlbares Meisterwerk sein, dem es uneingeschränkt gelingt, an einige frühere Werke von James Cameron anzuschließen. Dafür zeigen sich vor allem im letzten Drittel des Films zu viele Schwächen, wie der zwar gefällige, jedoch nicht überragende Showdown, die mangelnde emotionale Intensität einiger Wendungen, sowie die zunehmenden klischeehaften Elemente und eine damit einhergehende Vorhersehbarkeit. Auch die wenig originelle Story mögen einige dem Film ankreiden, mich konnte sie aufgrund einiger frischer Elemente und der erzählerischen Kraft allerdings durchaus überzeugen. Ja, die Geschichte an sich mag bekannt sein, aber James Cameron versteht es, sie packend zu erzählen und uns in die Handlung hineinzuziehen. Hauptverantwortlich dafür sind die überragende CGI-Arbeit, die einem das Gefühl einer glaubhaften, realistischen und zugleich wunderschönen und faszinierenden Welt vermittelt. Vor allem der (Photo-)Realismus der Na'vi bzw. der Avatare ist absolut beeindruckend. Durch den wegweisenden 3D-Effekt fühlt man sich zudem mitten im Geschehen. Cameron setzt diese Technologie allerdings mit Bedacht ein und nutzt sie nicht für irgendwelche billigen Effekte, sondern um den Bildern eine beeindruckende Tiefe zu verleihen und uns stärker in die Geschichte des Films eintauchen zu lassen. Als Film mag er nicht ohne Schwächen sein, aber als Filmereignis und –erlebnis ist "Avatar – Aufbruch nach Pandora" die Krönung des Kinojahres 2009! Wertung:9 von 10 Punkten Anmerkung: Diese Wertung bezieht sich auf die 3D-Fassung des Films. Für die normale 2D-Version wäre aus meiner Sicht aufgrund der vorhandenen Schwächen, die ohne den beeindruckenden 3D-Effekt wohl stärker zu Tage treten, ein Wertungspunkt abzuziehen.
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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