2012
Emmerich lässt wieder einmal die Welt untergehen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 12 Dezember 2009
 
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2012
(2012, USA 2009)
 
2012
Bewertung:
Studio/Verleih: Columbia Pictures
Regie: Roland Emmerich
Produzenten: U.a. Roland Emmerich, Ute Emmerich, Mark Gordon & Harald Kloser
Drehbuch: Roland Emmerich & Harald Kloser
Musik: Harald Kloser
Kamera: Dean Semler
Schnitt: David Brenner & Peter S. Elliot
Genre: Science Fiction/Katastrophenfilm
Kinostart (Deutschland): 12. November 2009
Kinostart (USA): 13. November 2009
Laufzeit: 158 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Homepage: klick
Trailer: klick
Kaufen: DVD, Blu Ray, Soundtrack
Mit: John Cusack, Amanda Peet, Chiwetel Ejiofor, Thandie Newton, Oliver Platt, Danny Glover, Woody Harrelson, Liam James, Morgan Lily, Zlatko Buric, Beatrice Rosen, Johann Urb, John Billingsley, Stephen McHattie u.a.


Kurzinhalt: ImageEnde 2009 entdecken Wissenschaftler die größte jemals beobachtete Sonneneruption. Ein knappes Jahr später finden indische Forscher heraus, dass sich der Erdkern zunehmend aufwärmt. Sie gehen davon aus, dass es binnen einigen Jahren zu einer bisher nie gesehenen Katastrophenwelle kommt, wenn sich die tektonischen Platten aufgrund dieser Erwärmung des Erdkerns verschieben. Erdbeben, Vulkanausbrüche und meterhohe Flutwellen wären die Folge. Der Präsident der Vereinigten Staaten weit die anderen Staatsoberhäupter bei einem Kongress ein, und man beginnt mit den Vorbereitungen zu einer Mission, mit der das Überleben der Menschheit gesichert werden soll. Doch als man 2012 zunehmend Erschütterungen und heftige Erdbeben erlebt wird klar, dass die Katastrophe nun unmittelbar bevorsteht. Der überwiegende Teil der Menschheit ist darüber nicht informiert. Und so denkt sich der Schriftsteller Jackson Curtis auch nichts dabei, mit seinen Kindern in den Yellowstone-Nationalpark zu fahren. Doch gerade während dieses Campingausflugs beginnt das Ende der Welt…

Review: Nach dem Trailer, der mich nicht wirklich angesprochen hat, bin ich mit verhältnismäßig geringen Erwartungen in "2012" gegangen – und wurde besser unterhalten, als ich das vermutet hätte. Das soll jetzt nicht heißen, dass "2012" ein sonderlich guter Film wäre, aber ich habe in diesem Kinojahr auch schon um einiges (und einige) schlechtere gesehen. Was wirklich zu gefallen weiß, sind die Katastrophenszenen. Diese sind sehr spektakulär inszeniert und auch recht überzeugend getrickst. Vor allem die erste Katastrophe, nämlich die Zerstörung von L.A., ist ein echter Augenöffner, mit einigen unglaublichen Einstellungen und Bildern. Wie sich Risse im Asphalt bilden, Häuser auseinanderbrechen, in die Tiefe stürzen, oder auch die aus dem Trailer bereits bekannte Einstellung mit den zwei aufeinander stürzenden Hochhäusern – einfach nur spektakulär und sehr packend. Hier fühlt man sich fast wie bei einer verrückten Achterbahnfahrt – nur, dass sich der Kinosessel nicht mitbewegt. Zwar kracht es danach auch noch einige Male ordentlich, aber meines Erachtens kam keine weitere Szene mehr an diese Verwüstungsorgie heran. Nichtsdestotrotz hat vor allem auch noch der Vulkanausbruch im Yellowstone Nationalpark mit den herumfliegenden Lava- und Steinklumpen noch einige imposante Bilder zu bieten. Gleiches gilt für das zerstörte Las Vegas oder die Flutwellen, die zuerst über Washington und später sogar über den Himalaya hereinbrechen. Und so kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sie Welt noch nie zuvor so schön und so spektakulär untergegangen ist wie in "2012".

ImageWas man sich jedoch bewusst machen muss, um diese Szenen und damit "2012" generell genießen zu können, ist: Die Action ist völlig übertrieben. Wie es Jackson und seiner Familie ständig gelingt, dem Unheil in allerallerletzter Sekunde zu entkommen, ist hart an der Grenze zur Parodie, und ist nur dann erträglich, wenn man bereit ist sich auf ein derart übertriebenes Actionspektakel einzulassen. Gleiches gilt für jene Szenen, wenn Jackson mit einem Auto über Risse in der Erde etc. springt, dass selbst Wunderauto K.I.T.T. vor Neid erblassen würde. Oder eben die x-te Flucht Sekundenbruchteile bevor es zu spät gewesen wäre. Wer mit diesen trashig-ironischen Untertönen nichts anfangen kann, da er "2012" völlig ernst nimmt, der wird mit diesem Film nicht viel Spaß haben. Denn genau darum geht es Emmerich bei all seinen Filmen in erster Linie: Er möchte, dass der Kinobesucher Spaß hat und gut unterhalten wird. Alles andere ist Nebensache.

Eine dieser Nebensachen gehört nichtsdestotrotz zu den besseren Elementen des Films, und das sind die sozialkritischen Untertöne. Zwar spießen sich diese ernsteren Szenen etwas mit jenen völlig überzogenen Momenten, die man nur genießen kann wenn man sie nicht ernst nimmt, dennoch gibt Emmerich seinem Katastrophenfilm damit zumindest einen Hauch von Anspruch, und verhindert, dass "2012" zu einer reinen belanglosen Zerstörungsorgie verkommt. Ich möchte diesbezüglich nicht zu viel vorwegnehmen, aber es erscheint mir jedenfalls nicht unplausibel, dass im Fall des Falles die Selektion derer, die überleben dürfen und gerettet werden, genau so ablaufen würde. Bei einigen der Nebenfiguren, die dazu da sind uns die Tragweite der Katastrophe spürbar zu machen, gibt es zudem auch die eine oder andere Szene, die es versteht emotional zu berühren. Hier ist aus meiner Sicht vor allem jener Moment hervorzuheben, als der ältere Jazzmusiker versucht, nach jahrelangem Streit seinen Sohn zu erreichen um sich mit ihm zu versöhnen, (Achtung, Spoiler!)und um wenige Minuten zu spät kommt(Spoiler Ende).

ImageTrotz dieser positiven Elemente gibt es aber auch so einiges, was an "2012" weniger gelungen ist. So hat es Emmerich diesmal, im Gegensatz zu "The Day After Tomorrow" nicht geschafft, dass ich zu einer der Figuren eine Verbindung aufbaue und mit ihr mitfühle und mitfiebere. Insbesondere das Schicksal der im Zentrum stehenden Familie Curtis hat mich erstaunlich kalt gelassen. Dies dürfte einerseits damit zu tun haben, wie vorhersehbar ihr Teil der Handlung war. (Achtung, Spoiler!) So stand für mich von Anfang an außer Frage, dass es Jackson natürlich gelingen würde, sich und seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Und da die Familie natürlich an Ende wieder ganz und heil sein muss, war für den armen Stiefvater kein Platz, weshalb er natürlich beim Showdown das Zeitliche segnen musste (Spoiler Ende). Womit wir schon bei einem weiteren wesentlichen Kritikpunkt wären: "2012" strotzt nur so vor typischen Katastrophenfilmklischees. Das mit Abstand schlimmste davon war für mich die zerrüttete Familie, die aufgrund der Ereignisse aus dem Film wieder zueinander findet. Das ist mindestens schon so alt und verbraucht wie jene Szene in romantischen Komödien, wo die Hauptfigur gerade in einer eher verfänglichen – und natürlich völlig ungewollten – Situation von seiner/ihrem Herzallerliebsten überrascht wird. Grauenhaft! Noch klischeehafter und abgenutzter geht es ja nun wirklich nicht mehr…

Während zur Mitte des Films die sozialkritischen Untertöne noch überzeugen können, versinkt diese Kritik leider gegen Ende des Films zunehmend in Pathos und einer optimistischen Message, die genau das Gegenteil davon aussagt. Der diesbezügliche Tiefpunkt ist die vor Schmalz und Pathos nur so triefende Rede von Adrian Helmsley. Der wesentlichste Kritikpunkt ist aber wohl, dass "2012" – wie oben bei den Actionszenen schon kurz angedeutet – sein Pulver etwas zu früh verschießt. Während andere Katastrophenfilme üblicherweise mit jeder Minute immer spektakulärer werden, nehmen im Gegenteil bei "2012" die Schauwerte laufend ab. Vor allem die letzten 45 Minuten haben diesbezüglich kaum mehr etwas zu bieten, und versinken stattdessen in Klischees, Pathos und Vorhersehbarkeit. Richtig langweilig wird es zwar auch in diesem Teil nie, aber spätestens zur Halbzeit hat man die besten Momente des Films leider schon hinter sich. Und angesichts der verheerenden Verwüstung zuvor war mir das Ende dann doch etwas zu fröhlich-optimistisch…

Fazit: Image"2012" ist immer dann am besten, wenn es Roland Emmerich so richtig krachen lässt. Zwar darf man die entsprechenden Szenen aufgrund ihrer Übertriebenheit nie zu ernst nehmen, aber in diesen Momenten versteht es der Film, zu packen und mit einigen imposanten Szenen zu beeindrucken. Auch die zarten sozialkritischen Untertöne, die 2012 nicht zu einer reinen Zerstörungsorgie verkommen lassen, konnten mir gefallen. Mit zunehmender Laufzeit hat man dann aber nicht nur die spektakulärsten Szenen bereits hinter sich, es nehmen auch die klischeehaften Elemente zu. Die Handlung wird zunehmend vorhersehbar, und vor allem gegen Ende hin trieft "2012" wieder mal nur so vor Pathos. Alles in allem halte ich "2012" für Emmerichs (bisher) schwächsten Katastrophen-Film, aber aufgrund der Schauwerte bietet er – vor allem auf der großen Leinwand! – solide Unterhaltung.

Wertung:5 von 10 Punkten



Christian Siegel
(Bilder © Columbia Pictures)


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