Der seltsame Fall des Benjamin Button |
Magisches Gefühlskino von David Fincher
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 22 Februar 2009 |
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Kurzinhalt: Genau zum Ende des 1. Weltkriegs wird in New Orleans ein außergewöhnliches Baby geboren: Benjamin Button kommt als Greis zur Welt, und bringt seiner Mutter aufgrund der Strapazen dabei leider den Tod. Sein Vater, am Boden zerstört aufgrund des Todes seiner geliebten Frau, legt das Baby, dass so aussieht als würde es ohnehin in Kürze sterben, vor einem Altersheim ab, wo sich deren Leiterin Queenie des Kleinen annimmt. Doch Benjamin Button stirbt nicht – ganz im Gegenteil. Von Woche zu Woche wird er agiler, lebendiger – und jünger. Schon bald ist klar, dass Benjamin sein Leben in die entgegengesetzte Richtung beschreitet: Statt zu altern, wird er immer jünger. Als noch relativ alter Mann – aber innerlich ein Junge – lernt er das Mädchen Daisy kennen, und zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Freundschaft. Als Benjamin das Altersheim verlässt um seinen eigenen Weg zu gehen, und auf einem Schlepper anheuert, schreibt er ihr eine Postkarte von jedem Ort den er besucht. Doch dann zieht es ihn in den zweiten Weltkrieg, und er kehrt desillusioniert in seine Heimat zurück. Daisy ist mittlerweile zu einer jungen Frau herangewachsen, doch Benjamin ziehrt sich. Zwar hatte er bereits eine Liebesaffäre mit einer älteren Frau, doch diesen Schritt mit Daisy zu gehen, erscheint ihm nicht richtig. Jahre später bereut er es, Daisy zurückgewiesen zu haben, doch diese ist nun ihrerseits mit jemand anderem liiert und geht voll und ganz in ihrer Karriere als Balletttänzerin auf. Es müssen erst noch ein paar Jahre mit einigen Schicksalsschlägen vergehen, ehe sie zueinander finden. Für kurze Zeit genießen sie ihr Glück – doch beiden ist klar, dass dieses nicht von langer Dauer sein kann... Review: ![]() Um Scott Fitzgeralds Geschichte, die lange Zeit als unverfilmbar galt (weniger aufgrund der Handlung an sich als aufgrund der technischen Voraussetzungen), auf die Kinoleinwand zu bringen, bediente man sich modernster Tricktechnik. So wurde Brad Pitt's Gesicht in hoher Auflösung eingescannt und digital gealtert. Per Motion Capture wurden seine Gesichtszüge und Bewegungen auf sein älteres alter Ego übertragen und dieses Gesicht dann auf den Kopf eines alten Schauspielers projiziert. Das Ergebnis ist zwar einerseits durchaus beeindruckend, andererseits aber auch nicht immer 100%ig überzeugend. So lange Benjamin Button still sitzt, ist die digitale Welt soweit noch in Ordnung (und selbst in diesen Szenen kann sein digital gealtertes Gesicht die Herkunft aus dem PC nicht völlig verbergen), aber kaum bewegt er sich mal kann es schnell passieren, dass das Gesicht die Bewegungen des Kopfes nicht immer ganz exakt oder/oder flüssig mitmacht und es daher für Sekundenbruchteile nicht genau dort ist wo es eigentlich sein sollte. Völlig überzeugen können hingegen die Make-Up Effekte sowie der digital verjüngte Brad Pitt, bei dem man wirklich glauben könnte, die betreffenden Szenen wären bereits vor 20 Jahren gedreht und seither gelagert worden, um sie nun in diesem Film zu verwenden. ![]() "Der seltsame Fall des Benjamin Button" ist voller großartiger und denkwürdiger Momente, und hat deutlich mehr Humor als man das aufgrund der durchaus ernsten Thematik vielleicht erwarten würde. Doch trotz aller positiver Aspekte und toller Szenen verhindern zwei Schwächen für mich, dass ich ihn zu den ganz großen Dramen dieses Jahrzehnts zählen kann. Einerseits sind das die ständigen Schwenks zur Handlung in der "Gegenwart" im Krankenhaus. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, grundsätzlich gefällt mir die Idee, dass wir diese Geschichte aus Benjamins Tagebuch und damit quasi seinen eigenen Worten erzählt bekommen, sehr gut, und die trostlosen Szenen im Krankenhaus bilden einen großartigen Kontrast zur lebhaften Geschichte über das Leben des Benjamin Button, die uns hier erzählt wird. Nicht zuletzt auch dank eines interessanten Twists, der hier nicht verraten werden soll, wertet diese Handlung den Film ohne jeden Zweifel auf. Nur... meines Erachtens unterbricht man die faszinierende Geschichte von Benjamin Button einfach viel zu oft und teilweise vor allem auch zu abrupt. Da ist man gerade dabei in diese faszinierende, magische Handlung einzutauchen, und schon wird man in die harte Realität zurückgeholt. Zugegeben, dies mag von David Fincher sehr wohl so beabsichtigt gewesen sein, aber meiner Meinung nach hat es den Erzählfluss erheblich gestört, und ich hätte es besser gefunden wenn man diese Szenenwechsel deutlich spärlicher eingesetzt hätte. ![]() Fazit: Es ist bedauerlich, dass einen die Rahmenhandlung im Krankenhaus viel zu oft aus dieser phantastischen Geschichte reißt, und es keinem der Ereignisse des Films gelungen ist, mich so richtig zu berühren. Davon abgesehen macht David Fincher hier allerdings alles richtig und zeigt, dass sein hochwertiger inszenatorischer Stil nicht nur bei düsteren Thrillern gut aufgehoben ist. Seine kraftvollen Bilder und seine clevere Inszenierung sind eine der größten Stärken des Films; Cate Blanchett's großartige schauspielerische Leistung ist eine weitere, während Brad Pitt eine gute aber sicherlich nicht überragende Performance abliefert. "Der seltsame Fall des Benjamin Button" mag nicht perfekt sein, aber er ist ein magischer Film, ein großes Kinomärchen, dass zum Nachdenken anregt, über die Vergänglichkeit des Lebens und was wir mit der Zeit anfangen wollen die uns gegeben ist. Er besticht mit vielen großartigen, denkwürdigen Momenten und ist insgesamt ein großartiger Film, den man sich als Fan des anspruchsvolleren Kinos nicht entgehen lassen sollte. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros. Pictures)
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