Dante 01 |
Überzeugende Optik, enttäuschender Inhalt
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 19 Dezember 2008 |
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Kurzinhalt: Um den Planeten Hades kreist eine Raumstation, auf der an psychisch gestörten Verbrechern Experimente durchgeführt werden, in der Hoffnung, sie heilen zu können. Nun kommt neben einer weiteren Medizinerin, die eine ganz neue Behandlungsmethode mit Nanomaschinen im Gepäck hat, auch ein neuer Insasse an Bord. Dieser spricht nicht, und scheint ständig unter Schmerzen zu leiden. Von einem der Gefangenen erhält er kurz nach seiner Ankunft den Namen Saint Georges, und einer von ihnen meint, er wäre von Gott geschickt worden um sie alle zu heilen. Tatsächlich offenbart Saint George schon bald geheimnisvolle Kräfte, als er einige seiner Mitgefangenen von ihrem Wahnsinn befreit, und teilweise auch tödliche Wunden heilt. Zwischen den Medizinern entbrennt daraufhin eine heftige Diskussion, was mit ihm geschehen soll. Während eine in ihm den Messias sieht, der die Menschheit retten will, möchte ihn die andere mit ihrer Nanotherapie behandeln. Doch währenddessen arbeitet einer der Gefangenen an einem Plan, der die gesamte Station in große Gefahr bringt... Review: ![]() In "Dante 01" zeigt Caro auch wieder sein Gespür für Farbgebung. Verschiedenste Farben regieren in verschiedenen Teilen der Station, und auch zu verschiedenen Stellen des Films. Mal ist es lila, dann grün, dann orange... auch das macht "Dante 01" optisch sehr abwechslungsreich und sorgt dafür, dass die Bilder, mit denen diese Geschichte erzählt wird, immer in ein interessantes Licht getaucht werden – dass zudem auch viel zur Atmosphäre des Films beiträgt, sorgen doch die bei den Medizinern dominierenden Lila- und Blautöne dafür, dass man ihre Welt als kalt und unnahbar empfindet. Auch die Art und Weise, die Caro die Gesichter immer wieder mal einfängt, wenn er mit den verschiedenen Farbtönen und Schatten spielt, ist exzellent. Generell sind alle Schauspieler und –innen sehr markant in ihren Gesichtszügen, und damit schon für sich genommen optisch interessant; ein Eindruck, der dadurch, dass sie alle mit Glatzen herumlaufen, noch verstärkt wird. Die Schauspieler machen ihre Sache auch wirklich sehr gut, vor allem die Insassen, die nach Phasen der Ruhe auch immer wieder ihren Wahnsinn durchblitzen lassen. Besonderen Eindruck hinterlässt dabei "Merowinger" Lambert Wilson, dessen gepeinigter Saint Georges die zentrale Figur des Films ist. Last but not least auch ein Lob für den atmosphärischen Soundtrack von Raphael Elig und Eric Wegner, der "Dante 01" nicht nur einen Genuss für die Augen, sondern auch für die Ohren macht. ![]() Die ohnehin nicht gerade versteckte Aussage wird durch den Kommentar aus dem Off noch offensichtlicher, als sie ohnehin schon war. Auch die aufdringliche Symbolik macht dies immer wieder deutlich, sei es die Form der Raumstation oder auch die von Saint Georges am Ende eingenommene Jesus-Pose. Natürlich ist "Dante 01" kein hohler Film, aber die christliche Symbolik ist unübersehbar, und überschattet leider alle anderen metaphorischen Aspekte, die der Film zu bieten hat. Zwei sehr schlechte Szenen am Ende drücken dann die Gesamtwertung endgültig auf durchschnittliches Niveau. Zuerst erleben wir das klischeehafte Opfer von einem der Gefangenen, um die Station und ihre Insassen zu retten – was im sonst so originellen Film ganz besonders negativ hervorsticht. Vor allem habe ich aber auch nicht verstanden, wie ihm das gelungen ist – sollte er nicht eigentlich einen Code eingeben? Stattdessen hat er nur ein oder zwei Schalter umgelegt, und alle schienen gerettet. Eine der grauenhaftesten und nervtötendsten Szenen die ich dieses Jahr gesehen habe war dann Saint Georges Reise nach Hades, wo Marc Caro mehrere Minuten lang (zumindest fühlte es sich so an) die immer gleichen Kameraschwenks in Endlosschleife präsentiert – jedoch sich zunehmend beschleunigend. Kommentare im Internet deuten an, dass Marc Caro eigentlich ein anderes Ende im Sinn hatte, dieses jedoch aus Budgetgründen nicht umsetzen konnte. Nichtsdestotrotz zwang ihn niemand dazu, diesen Moment so grauenhaft und kopfschmerzverursachend umzusetzen. Schade; vor allem da mir das Ende an sich eigentlich ziemlich gut gefallen konnte (wenn es mir auch etwas zu offensichtlich war und meines Erachtens wenig Interpretationsspielraum bietet). Fazit: "Dante 01" schafft das Kunststück, einerseits zu mysteriös und andererseits zu offensichtlich zu sein. Als Metapher gedacht, steht die Geschichte rund um den Messias zu sehr im Vordergrund, und bietet wenig Raum für den Zuschauer, seine eigene Interpretation zu finden – zu sehr drängt Caro mit seiner christlichen Symbolik und dem Off-Kommentar seine eigene Interpretation des Geschehens auf. So sehr er auf inhaltlicher Ebene enttäuscht, so sehr überzeugt er im Bereich der optischen Umsetzung. Die Farbgebung ist sehr stilistisch, und auch die Effekte sind – vor allem angesichts des Budets – beachtlich. Um so bedauernswerter ist es, dass "Dante 01" längst nicht so clever und mysteriös ist, wie vom Regisseur beabsichtigt. Nichtsdestotrotz, Freunde der metaphorischen Science Fiction ("2001", "Solaris", "The Fountain" etc.) dürfen diesem europäischen Beitrag durchaus eine Chance geben - sollten sich jedoch keinesfalls eine zweite "Odyssee im Weltraum" erwarten. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Kinowelt Home Entertainment GmbH)
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