Southland Tales |
50% Frustration, 50% Faszination, 100% Originalität
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 13 Dezember 2008 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: "Southland Tales" ist das, was man im englischen Sprachraum als "mess" (zu deutsch etwa "Schlamassel") bezeichnet. Kein durch und durch schlechter Film und mit einigen guten Aspekten... trotzdem kann das Gesamtergebnis nicht so recht überzeugen. Das Hauptproblem des Films ist, dass sich Kelly in seinen (zu) vielen Figuren und (zu) vielen Handlungssträngen verliert, und "Southland Tales" über weite Strecken einen erkennbaren narrativen und/oder dramaturgischen Faden vermissen lässt. Im Gegensatz zu "Donnie Darko", wo Kelly seine Zuschauer mit der Ankündigung vom Ende der Welt in 28 Tagen sofort am Haken hatte, ist uns zudem das Ziel diesmal lange Zeit unbekannt – und der Weg dorthin mit so vielen Seitenstraßen gepflastert, dass man leider des Öfteren das Interesse verliert. Und so plätschert die Handlung langsam und unmotiviert vor sich hin, wechselt von einem Schauplatz zum anderen, während man selber als relativ unbeteiligter Beobachter am Beifahrersitz hockt, ohne zu wissen, wo die Fahrt hingeht, und warum einen das überhaupt interessieren soll – und hat zudem oftmals den Eindruck, dass der Mann hinterm Lenkrad bei der letzten Kreuzung irgendwie falsch abgebogen ist. ![]() Ein weiteres Problem von "Southland Tales" ist, dass dem Film jegliche Atmosphäre fehlt. Wo "Donnie Darko" – faszinierende Handlung hin oder her – allein aufgrund von Kelly's ungemein beklemmender Atmosphäre schon Spannung aufgebaut und einen förmlich an den TV-Schirm gefesselt hat, fehlt diese Stärke bei Kelly's neuestem Film leider – von einigen wenigen Szenen (insbesondere gegen Ende) mal abgesehen. Dadurch, dass der Film sich und seine Figuren nicht so recht ernst nimmt (dazu gleich mehr) entsteht irgendwie eine Distanz zum Zuschauer. Ich konnte einfach durch diese satirischen Elemente nicht mehr wirklich in die Handlung eintauchen und mitfiebern. Dadurch fehlt "Southland Tales" leider selbst beim wieder einmal sehr ausgeklügelten und auch recht dramatischen Ende jegliche emotionale Wirkung. Zudem ist "Southland Tales" für meinen Geschmack etwas zu skurril, surreal und satirisch überzeichnet; insbesondere alles rund um den Baron fand ich einfach nur grauenhaft. Last but not least verfehlten auch einige (wenn nicht gar die Mehrheit) der Gags bei mir ihre gewünschte Wirkung. All dies führt dazu, dass "Southland Tales" irgendwie unausgewogen und unausgegoren wirkt... so als hätte sich Richard Kelly nicht entscheiden können, was für eine Art Film er denn eigentlich abliefern will. ![]() Um zum letzten Mal den Vergleich mit Richard Kelly's genialem Erstlingswerk zu bemühen: Das Casting ist bei "Southland Tales" zwar nicht so gelungen, weist allerdings einige interessante Entscheidungen auf, die mich im Endeffekt besser überzeugen konnten als ich das erwartet hatte. Insbesondere Dwayne Johnson darf hier endlich mal schauspielern, nachdem er in seinen bisherigen Rollen nicht viel mehr zu tun hatte als sich – abwechselnd mit und ohne Holzlatte – durch eine Gruppe böser Buben zu prügeln. Ich will nicht behaupten, dass seine Darstellung perfekt ist und kein anderer Schauspieler die Rolle besser hätte hinbekommen können (wie bei Jake Gyllenhaal in Don... ok ok, ich hör ja eh schon auf), aber bis auf seine Mr. Burns-Parodie (das ständige Bewegen der Finger, das mit der Zeit wirklich irritiert) wäre mir seine Leistung nicht negativ aufgefallen. Wirklich positiv überrascht war ich von Sean William Scott, den ich eine derartig überzeugende Performance in solch einer Rolle nicht zugetraut hätte. Sarah Michelle Gellar machte ihre Sache ebenfalls gut, wie auch der Rest der Besetzung, die einige bekannte Gesichter aufweist (wie z.B. den einzig wahren "Highlander" Christopher Lambert oder auch Justin Timberlake, der sich ebenfalls erstaunlich gut schlägt). Die größte Stärke von "Southland Tales" ist aber Richard Kelly's stilvolle Inszenierung. Man mag vom Rest des Films halten was man will, aber die Bilder, die er uns hier teilweise präsentiert, sind – vor allem in Anbetracht des mageren Budgets – wieder einmal sehr beeindruckend. Fazit: Das Hauptproblem an "Southland Tales" ist, dass es ihm nicht gelingt, die vielen verschiedenen Figuren und Handlungen zu einem stimmigen Ganzen zu vereinen. Kelly scheint sich in dieser von ihm geschaffenen düster-skurrilen Zukunftsvision förmlich zu verlieren, und vergisst völlig auf einen erzählerischen roten Faden, der alle einzelnen Geschichten logisch und klar erkennbar miteinander verbindet. Erst gegen Ende gewinnt der Film deutlich an Tempo und Spannung – doch bis dahin dürfte er leider schon viele Zuschauer verloren haben. Vor allem die starke satirische Überzeichnung macht eine Identifikation mit den Figuren fast unmöglich, was sich insbesondere beim zwar dramatischen, aber unverzeihlich unemotionalen Finale rächt. Nichtsdestotrotz weist Richard Kelly's zweiter Film einige faszinierende Elemente auf, und vor allem die Optik kann wieder einmal völlig überzeugen. "Southland Tales" mag ein erzählerischer "mess" sein – aber er ist zumindest ein schön anzusehender, ungemein origineller und stellenweise wirklich faszinierender Schlamassel. Und das ist deutlich mehr, als man über einige andere Filme sagen kann... Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © United International Pictures)
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