House of the Dead |
Wie schlecht ist Bolls Videospielverfilmung wirklich?
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 31 Oktober 2008 |
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Kurzinhalt: Auf einer kleinen, verlassenen Insel soll der geilste Rave aller Zeiten stattfinden (und nein, fragt mich jetzt bitte nicht, woher die den Strom für die ganzen Anlagen nehmen), und eine Gruppe von Teenagern möchte unbedingt dabei sein. Doch als sie schließlich dank eines etwas eigenwilligen Captains auf der Insel mit dem beruhigenden und wohlklingenden Namen "Isla de Muerte" angekommen sind, trauen sie ihren Augen nicht: Die (für den größten Rave aller Zeiten recht klein wirkenden) Bühnen und Zelte sind verlassen, nirgends ist auch nur eine Menschenseele in Sicht. Als die Teenies kurz darauf von einer Gruppe wüster Zombies angegriffen werden, wird ihnen klar: Keinesfalls dürfen sie von dieser Insel fliehen! Nein nein, stattdessen gilt es natürlich, ordentlich durch den Wald zu rennen, herumzukreischen, in sinnlosen überlangen Actionszenen gegen die Zombies zu kämpfen und einer nach dem anderen abzukratzen. Wer denkt bei solch rosigen Aussichten schon an Flucht? Review: ![]() Tatsächlich ist "House of the Dead" so schlecht, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich mit meiner Kritik überhaupt anfangen soll. Daher erscheint mir eine möglichst chronologische Wiedergabe des Grauens fast am Sinnvollsten. Und schon allein der extrem lächerliche und belämmerte Start in den Film ist eigentlich schon ein deutlicher Indikator, was man von "House of the Dead" zu erwarten hat - denn jetzt sind wir uns mal ehrlich, so anspruchslos solche Teenie-Slasherfilme auch sein mögen, sie können meistens zumindest den Anreiz bieten, herumzuraten, wer denn wohl am Leben bleiben und wer das Zeitliche segnen wird. Eben dieser Aspekt, der gerade bei "House of the Dead" zumindest für einen geringfügig höheren Unterhaltungswert hätte sorgen können (immerhin ist selbst ein klitzekleines bisschen Unterhaltung immer noch besser als gar nichts), geht schon mal dadurch flöten, dass einer der Hauptdarsteller uns die Protagonisten vorstellt und dabei auch gleich froh verkündet, dass die erwähnten Personen alle, außer ihm, verschieden sind. Soviel zur Herumraterei. Doch leider ist selbst die dämliche Entscheidung, das weitere Schicksal der Figuren schon zu verraten, nicht das Schlimmste am Einstieg - denn wenn man mal den kurzen Anfangsmonolog hinter sich hat, geht es erst so richtig los. Neben den in dieser Phase bereits zuhauf auftretenden grauenhaften Dialoge (denen ich mich dann gleich zuwenden werde) und dem extrem unauffälligen Sega Product-Placement (Achtung, Ironie!) fallen vor allem die völlig unnötigen und sinnlosen eingebauten Nacktszenen auf, die nicht etwa sexy sind und es verstehen, den Film aufzuwerten, sondern im Gegenteil einfach nur lächerlich und peinlich daherkommen. Schon allein bei der ersten entsprechenden Szene auf dem Boot sollte sich selbst bei den notgeilsten Männern (und solche, die es noch werden wollen) maximal der Kopf rühren - wenn eben dieser vor lauter Unglauben geschüttelt wird. ![]() Bei nachfolgendem Dialog wären aber selbst Schauspielikonen wie Robert deNiro und Al Pacino gescheitert: Auf die Frage, warum der Oberzombiemacker dies alles macht, antwortet dieser "To get immortal." "Why?" "To live forever"... Da kann man nur froh sein, dass die nachfolgenden Sätze "Why?" "So that I don't die", "Why?" "To stay alive", "Why?" "I'd miss answering the same stupid questions all over again" und "Why?" "I want to know how Lost ends" im Schneideraum zurückgeblieben sind. Womit wir in gewisser Weise auch schon beim Humor wären. Es mag zwar einige unfreiwillig komische Szenen geben (wenn mich diese auch mehr dazu animiert haben, mir mit der Hand aufs Hirn zu klatschen denn lauthals zu lachen), aber davon abgesehen tut sich humoristisch gesehen genau gar nichts. Nicht, dass man es nicht versuchen würde - oh, ganz im Gegenteil. Der Film strotzt nur so vor bemüht cool oder witzigen Dialogen - aber auch wirklich nur bemüht. Fakt ist: KEIN EINZIGER der durchaus zahlreichen eingestreuten Gags hat bei mir gezündet. Aber vielleicht mag es euch ja bei solch lustigen Anspielungen wie einem Bootscaptain, der "zufällig" Kirk mit Vornamen heißt, anders ergehen, oder bei solch exquisiten Perlen des dialogorientierten Humors wie "How about Protection?" You mean, if I'm on the pill?" oder auch "Didn't you ever watch scooby-doo?". ![]() Doch all dies wäre ja noch nicht mal so schlimm, wenn wenigstens die Action überzeugen könnte - immerhin hat u.a. "Resident Evil: Apocalypse" bewiesen, dass das Niedermetzeln von Zombies durchaus Spaß machen kann - aber Fehlanzeige. Tatsächlich mag die Action sogar, glaubt es oder glaubt es nicht, der katastrophalste Aspekt der gesamten Produktion sein. "House of the Dead" strotzt nur so vor krampfhaft auf cool getrimmter Actionszenen, die jedoch genau dieses Ziel komplett verfehlen. So spickt Uwe Boll die Action in diesen Film mit den aus den Matrix-Filmen mittlerweile altbekannten Mitteln wie Zeitlupenszenen, Bullet Time etc. - doch wo die Wachowski-Brüder diese wohldosiert eingesetzt haben, geht "House of the Dead" fast über vor solchen Szenen. Dies gipfelt dann schließlich in einer minutenlangen Szene, in der es für unsere Protagonisten gilt, gerade mal 50 Meter zum nahe gelegenen Haus zu überqueren - und sie sich auf ihrem Weg dorthin in Zeitlupe bzw. Bullet-Time durch eine Reihe von hunderter Zombies schießen - natürlich ohne auch nur ein einziges Mal nachzuladen. Bereits nach einer Minute stellt sich hier beim Zuschauer eine Übersättigung ein - und die entsprechende Szene dauert deutlich länger. Irgendwann ist die Action einfach nicht mehr interessant, sondern wandelt sich kontinuierlich von überflüssig und langweilig bis hin zu nervtötend. Spätestens hier, nachdem man bereits mehrere grauenhafte Dialoge überlebt hat und den völlig atmosphärefreien Horror zuvor ertragen musste, beginnt man ernsthaft darüber nachzudenken, warum man sich diesen Schwachsinn überhaupt noch antut. Und da es danach nicht besser wird, kann ich eigentlich nur jedem raten, allfälligen "Abschalt-"Impulsen ohne zu Zögern nachzugeben - glaubt mir, ihr verpasst genau gar nichts... ![]() Fazit: Es ist bezeichnend, dass die oftmals kritisieren (und in der Tat völlig überflüssigen) eingestreuten Videospielszenen für mich noch das kleinste Übel bei diesem Desaster waren. Fakt ist: "House of the Dead" versagt auf der ganzen Linie. Die (gewollten) Gags sind nicht witzig, die Action ist nicht beeindruckend und der Horror ist nicht spürbar-beängstigend, sondern quasi nicht vorhanden. Das einzige erschreckende an dem Film ist, dass er Uwe Boll's Filmkarriere nicht gleich im Keim erstickt hat. Ehrlich, wie ihm auch nur irgend jemand auf diesem Planeten nach diesem Haufen filmischen Abfalls noch sein Geld anvertrauen konnte, übersteigt meinen Verstand. Ein imdb-User hat es in seiner Kritik auf den Punkt gebracht: "This guy makes Ed Wood look like Spielberg". Ich könnte es nicht besser ausdrücken... Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Artisan Entertainment)
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