Michael Clayton |
Anspruchsvoller Justizthriller mit George Clooney
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 20 Februar 2008 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: Trotz Oscarnominierung bin ich an "Michael Clayton" mit überschaubaren Erwartungen herangetreten – und wurde positiv überrascht. Die ersten 30 Minuten sind zwar – vom gelungenen Einstieg mal abgesehen – noch etwas arm an Handlung und Spannung, werden aber dennoch nie langweilig. Zudem ist der Anfang mit einigen guten Momenten gespickt, wie z.B. die Gespräche zwischen Michael und Arthur, wie Michael Clayton versucht, die Vertreter von U_North einzulullen, oder auch jene Szene, als Arthur sich mit Michaels Sohn unterhält und dieser ihm von seinem neuen Lieblingsbuch erzählt (welches übrigens nur eine Requisite ist – schade! Das Buch klang nämlich wirklich interessant). Doch spätestens als wir mehr über das Geheimnis erfahren und die Bedeutung dahinter erkennen, steigen Spannung und Dramatik fast kontinuierlich an. Wirklich nervenzerreißende Spannung erreicht „Michael Clayton“ zwar nie, er ist und bleibt also eine her ruhiger Thriller, doch dank der sehr realistischen Handlung fand ich ihn um einigen mitreißend als andere Thriller der letzten Jahre. Zwischendurch gibt es auch immer wieder eher ruhige Charakterszenen, welche jedoch keine Lückenfüller sind, sondern dem Zweck dienen die Figuren facettenreicher zu gestalten – was vor allem bei Michael Clayton wirklich gut gelingt. ![]() Tony Gilroys Inszenierung ist sehr stilvoll und erinnert mit seiner ruhigen Hand und seinem Gespür für die richtige Länge einer Szene an Clint Eastwood. Wo andere Regisseure durch die Handlung hetzen, lässt Gilroy dem von ihm selbst verfassten Drehbuch ausreichend Zeit, um sich zu entfalten, ohne dabei auch nur eine Sekunde Film zu verschwenden. Zudem tappt er auch nicht in die Falle, berührende Szenen zu übertrieben zu inszenieren und dadurch an Wirkung zu verlieren – ganz im Gegenteil. Gänzlich unspektakulär und ohne auf Teufel komm raus die gewünschte Gefühlsregung beim Zuschauer erzwingen zu wollen, vertraut er auch bei emotionalen Szenen auf die Wirkung der Geschichte, der Bilder und der Musik, was die entsprechenden Momente nur noch wirkungsvoller macht. Auch James Newton Howard trägt mit seiner wieder einmal sehr stilvollen und gelungenen – wenn auch für ihn mittlerweile schon fast etwas zu typischen – Inszenierung zum Gelingen des Films bei. Neben den großartigen Schauspielerischen Leistungen ist der wahre Star von „Michael Cayton“ allerdings das Drehbuch, dass eine sehr realistische und ehrliche Geschichte erzählt. Vor allem im späteren Verlauf des Films ist "Michael Clayton" mit einigen Wendungen gespickt, die unter die Haut gehen. Auf eben diese werde ich im Rest des Reviews nun etwas genauer eingehen, wer den Film noch nicht gesehen hat und dies möglichst unvorbereitet tun will, sollte daher lieber erst beim Fazit weiterlesen. ![]() Bei all meiner Begeisterung sollen jedoch auch die paar Kritikpunkte die ich vorzubringen habe – auch wenn diese im Vergleich zu den gelungenen Aspekten verblassen und eigentlich kaum der Rede wert sind, da sie der Qualität des Films keinen Abbruch tun – nicht verschwiegen werden. Nach dem äußerst professionell durchgeführten Mord an Arthur wirkt der Mordversuch an Michael Clayton vergleichsweise schlampig. Bei Arthur bemüht man sich extra so, keine Spuren zu hinterlassen und es ja wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, doch anstatt bei Clayton einen Unfall zu inszenieren, steckt man ihm eine Bombe ins Auto? Wie überaus subtil. Irgendwie will das zu diesen Killern, die den Mord davor so professionell und wohl durchdacht durchgezogen haben, nicht wirklich passen. Dadurch, dass man dank des Einstieges schon weiß, dass Michael überlebt, hält sich die Spannung beim Mordversuch sehr in Grenzen. Sicher war dieser Beginn ein netter Kniff und recht gelungen, doch das Attentat wäre um einiges spannender gewesen, wenn man mit Clayton hätte mitfiebern können. Last but not least: Dass sich der Bösewicht am Ende des Films selbst verrät, hat man mittlerweile in so vielen Filmen gesehen, dass es aufgrund der Klischeehaftigkeit und Einfallslosigkeit schon einen fahlen Beigeschmack hinterlässt. Da ich jedoch, wie oben schon erwähnt, Karen diese Niederlage wirklich gegönnt habe, will ich ausnahmsweise mal Gnade vor Recht ergehen lassen und wohlwollend darüber hinwegsehen… Fazit: "Michael Clayton" ist ein großartiger Justizthriller, bei dem sich Spannung und Anspruch die Klinke in die Hand drücken. Einerseits ein fieser, erstaunlich realistischer Thriller über die illegalen Machenschaften eines mächtigen Konzerns, andererseits ein Schaustück über die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und über moralische Grenzen - und inwieweit wir dazu bereit sind, für unseren Job und/oder Geld diese zu überschreiten. Neben dem wunderbaren Drehbuch überzeugen vor allem die grandiosen schauspielerischen Leistungen von George Clooney, Tilda Swinton und Tom Wilkinson, sowie die stilvolle Inszenierung und der passende Soundtrack. Komplettiert wird der positive Gesamteindruck durch einige Wendungen, die wirklich unter die Haut gehen, sowie dem großartigen Ende. Ein empfehlenswerter Justizthriller, der sich vor Genregrößen wie z.B. "Die Firma" nicht zu verstecken braucht. Wertung: 9 von 10 Punkten
Christian Siegel
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