Abbitte |
Literaturverfilmung über Schuld und Sühne
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 18 Februar 2008 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: Ich konnte mit Theater noch nie viel anfangen. Was mir an Filmen so gefällt, ist dass sie – wenn es nicht gerade Actionfilme sind – realer sind als eine Theateraufführung, wo ich automatisch immer Schauspieler und das sehr eingeschränkte Set sehe. Alles wirkt künstlich und verhindert, dass ich so richtig in die Handlung eintauchen kann. Was mir an Romanen so gefällt, ist die Möglichkeit, die Bilder zur Geschichte im Kopf entstehen zu lassen. Romane regen meine Phantasie an und lassen quasi einen "Film" in meinem Kopf entstehen. Theater ist eine Mischform aus den beiden, und irgendwie nichts halbes und nichts ganzes. Es lässt einerseits nicht genug offen, um mich meine eigenen Bilder im Kopf entstehen zu lassen, und ist andererseits zu künstlich, als dass ich die Handlung als real akzeptieren und mich sonderlich hineinversetzen könnte. ![]() Ein weiteres wesentliches Problem ist Briony. Durch die Zeitsprünge (dazu gleich mehr) versucht man zwar, verständlich zu machen, wie sie letztendlich zum Schluss kommt, dass Robbie der Vergewaltiger sei, doch wirklich nachvollziehen konnte ich das nicht – vor allem, da der eigentliche Täter so verdächtig war, dass selbst bei einem 13-jährigen wohlbehüteten Mädchen die Alarmglocken schrillen sollten. Dass neben der Naivität und Unerfahrenheit auch Eifersucht bei ihrer Beschuldigung eine Rolle gespielt hat, wird zudem erst viel zu spät deutlich. Was allerdings durchaus gelungen ist, sind die Zeitsprünge, die der ansonsten sehr banalen Inszenierung zumindest einen Hauch von Raffinesse verleihen. So springen wir nicht nur immer wieder in die Vergangenheit, sondern erleben zudem Schlüsselszenen des Films aus verschiedenen Perspektiven – wobei Briony's Sichtweise immer die erste ist, die wir miterleben, womit der Regisseur hofft, Briony's Schlussfolgerungen nachvollziehbar zu machen – was wie gesagt nur bedingt gelungen ist. ![]() Das Ende des Films ist dann ebenfalls recht gelungen. (Achtung, Spoiler!) Denn während des Interviews mit der gealterten Briony, diemittlerweile eine angesehene Schriftstellerin ist und über ihren definitiv letzten, autobiographischen Roman "Abbitte" spricht, erfahren wir schließlich, dass die zuvor erlebte Aussprache zwischen Briony, Cecilia und Robbie so nie stattgefunden hat. Im Gegensatz zu ihrer Romanfigur war es ihr nicht vergönnt, ihr Seelenheil wiederzufinden, ist doch Robbie in Frankreich gestorben, und Cecilia bei einem Bombenangriff auf London ums Leben gekommen (Spoiler Ende). Diese Wendung hat mich wirklich eiskalt erwischt und war die einzige Szene, die mich zumindest ansatzweise berühren konnte. Trotzdem, für einen potentiellen würdigen Oscargewinner war das definitiv zu wenig. Fazit: "Abbitte" ist ein interessantes Schaubild über Schuld und Sühne, bei dem vor allem die Zeitsprünge (die einzelne Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zeigen) und das Ende zu gefallen wissen. Anfang und Mittelteil gestalten sich allerdings etwas träge und verhindern gemeinsam mit der fehlenden emotionalen Wirkung eine Wertung über dem Genredurchschnitt. Wertung: 6 von 10 Punkten
Christian Siegel
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