Departed - Unter Feinden |
Der Oscargewinner des Vorjahres im Review
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 17 Februar 2008 |
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Anmerkung: Dieses Review wurde kurz nach dem Kinorelease im Winter 2006, also ein paar Wochen vor der Oscarverleihung, verfasst. Kurzinhalt: ![]() Review: "Infernal Affairs" gehört wohl zu den bekanntesten und beliebtesten koreanischen Filmen, der selbst von vielen Skeptikern des asiatischen Kinos - so auch von mir - als sehr guter Thriller geschätzt wird. Dementsprechend skeptisch wurde die Nachricht aufgenommen, dass Martin Scorsese ein Remake des Stoffes drehen würde - fragten sich doch einige, was man denn an "Infernal Affairs" noch besser machen könnte. Nun, mir persönlich sind zu dieser Frage schon einige Aspekte eingefallen, in denen ich Potential sah, und zu meiner Freude wurden diese von Scorsese auch aufgegriffen und genutzt. Denn das Einzige, dass man dem großartigen koreanischen Thriller vorwerfen könnte ist die fehlende Einleitung und die mangelnde Konzentration auf die Figuren. ![]() Neben diesen drei Hauptcharakteren gibt es noch eine Fülle an Nebenfiguren, die dem Film zusätzliches Leben einhauchen: Der aufrechte Leiter der Sonderkommission, dargestellt von Martin Sheen, der ewig fluchende und schimpfende Dignam, oder auch Ellerby, der die Jagd auf Costello im Polizeirevier leitet - sie alle tragen ihren Teil dazu bei um die Handlung noch spannender und interessanter zu machen, und werden von ihren jeweiligen Schauspielern perfekt verkörpert. Dies gilt natürlich auch für die Hauptfiguren. Während Matt Damon - wohl vor allem aufgrund seiner Rolle - weniger beeindrucken kann, überrascht vor allem Leonardo diCaprio in der wohl ersten Rolle seines Lebens, in der er es geschafft hat sein Milchbubi-Image erfolgreich hinter sich zu lassen und einen harten (erwachsenen!) Kerl glaubwürdig darzustellen. ![]() Nach dem relativ gemächlichen Start nehmen Spannung und Tempo kontinuierlich zu. In jeder Sekunde des Films ist man sich der Gefahr bewusst in der Costigan schwebt - einen besonders großen Sprung macht die Spannung aber dann, als beiden Maulwürfen bewusst wird dass ein jeweiliges Gegenstück in "ihrer" Organisation arbeitet, und man versucht, sich gegenseitig auf die Schliche zu kommen. Dieses Katz- und Mausspiel ist das Herzstück des Films und sorgt für viele spannende Szenen, wie z.B. als Costigan seinen Gegenpart Sullivan nach dessen Treffen mit Costello im Kino verfolgt, oder die Szene auf dem Hochhaus als sich Costigan mit seinem Boss Queenan trifft, oder auch der geniale Coup rund um den Umschlag. Neben diesen eher actiongeladenen Szenen gibt es jedoch auch solche, in denen die Spannung deutlich subtiler, aber nicht weniger wirkungsvoll ist, wie z.B. als Costello offen Costigan verdächtigt, der Verräter in seinen Reihen zu sein. ![]() Doch auch das Ende des Films hatte es in sich: (Achtung, Spoiler!) Sullivan wird in seiner Wohnung von Dignam überrascht, und stellt sich fast apathisch seinem Schicksal. Einige waren von dieser Szene sehr irritiert - vor allem mit Sullivan's "Ok" konnten die wenigsten etwas anfangen. Für mich war sein Verhalten in diesem Moment aber nachvollziehbar und verständlich: Er hat alles verloren dass ihm etwas bedeutet hat - Costello, der wie ein Vater für ihn war, und auch seine Freundin - und wird andererseits von Schuldgefühlen geplagt. Er weiß einfach, dass er das, was jetzt gleich kommen wird, verdient hat - und schließt seinen Frieden mit sich und der Welt (Spoiler Ende). Ein sehr passendes Ende für die Figur und den Film... ![]() Bei allen Lobes... immerhin einen Aspekt gibt es dann doch, den ich in "Infernal Affairs" gelungener fand: Die Waffenübergabe. Während dieses Einsatzes leisten sich die beiden Spitzel einen richtiggehenden Wettkampf, um die eigene Seite zum Sieg zu führen, und tricksen sich immer wieder gegenseitig aus. Eine Szene, die im Original unheimlich spannend und packend war - sicher eine der besten des gesamten Films. Eine ähnliche Spannung wollte sich während der gleichen Szene bei "Departed" leider nicht einstellen - ganz im Gegenteil, ich würde diese Szene sogar als eine der wenigen bezeichnen die was die Spannung betraf eher dürftig waren. Dies überrascht mich insofern, als man die Figuren in "Infernal Affairs" zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wirklich kannte, da die entsprechende Szene relativ zu Beginn des Films gezeigt wurde. Insofern sollte man meinen, man würde eigentlich in "Departed" - wo man die Charaktere bis dahin ausgiebig kennen gelernt hat - mehr mitfiebern. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Der Brief von Costigan an die Psychologin entpuppte sich leider als waschechter roter Hering. In einem ansonsten derart gelungenen Thriller wie "Departed" stören mich solche Fehler gleich doppelt und dreifach - denn das ist einfach nur schlampig und muss ja nun wirklich nicht sein. Fazit: Martin Scorsese's Remake ist dem koreanischen Original in vielen Belangen überlegen. So räumt er den Figuren deutlich mehr Zeit ein um sich zu entfalten, was das Geschehen noch einmal deutlich interessanter macht. Generell fand ich "Departed" deutlich packender und spannender als das Original. Auch für sich allein betrachtet gelingt es "Unter Feinden" absolut zu überzeugen. Die Inszenierung ist wieder mal äußerst stilvoll und auf dem für Scorsese gewohnt hohen Niveau, und auch die schauspielerischen Leistungen sind über jeden Zweifel erhaben - wobei vor allem Jack Nicholson hervorsticht. Ein spannendes und packendes Katz- und Mausspiel, gewürzt mit vielen großartigen Szenen und schockierenden Wendungen - und für jeden Fan von knallharten, aber nichtsdestotrotz anspruchsvollen Thrillern ein absolutes Muss. Wertung: 9 von 10 Punkten
Christian Siegel
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