Cloverfield
Das Dreifachreview zum größten Geheimnis des Kinojahres 2008 Kategorie: Filme - Autor: Schmidt / Siegel / Knowles - Datum: Sonntag, 31 August 2008
 
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Cloverfield
(AVPR: Cloverfield, USA 2008)
 
Studio/Verleih: Paramount Pictures
Regie: Matt Reeves
Produzenten: J.J. Abrams, Bryan Burk, Sherryl Clark, Guy Riedel
Drehbuch: Drew Goddard
Musik: Keine...
Genre: Action/Mystery/Sci-Fi/Thriller
Kino-Start (Deutschland): 31. Januar 2008
Kino-Start (USA): 18. Januar 2008
Laufzeit: 85 Minuten
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Offizielle Homepage: klick
Mit: Lizzy Caplan, Jessica Lucas, T.J. Miller, Michael Stahl-David, Mike Vogel, Odette Yustman

Kurzinhalt(Achtung Spoiler!)
Seine Freunde haben Rob, der in Kürze einen neuen Job in Japan antritt, eine Abschiedsfeier organisiert, die von Robs besten Kumpel, Hud, dokumentarisch auf Video festgehalten wird. Doch plötzlich gibt es eine Erschütterung, also geht man kurzerhand aufs Dach des Gebäudes, vom dem aus man wenig später eine gewaltige Explosion in einem der Hochhäuser sieht. Trümmer fliegen knapp an der Gruppe vorbei und der Strom fällt aus. Verständlicherweise vermutet die Menge einen Anschlag auf New York, sodass man sich entschließt, Manhattan zu verlassen. Kaum unten angekommen, fliegt der Kopf der Freiheitsstatue knapp an der Gruppe vorbei! Jetzt gibt's kein Halten mehr und die Einwohner der Gegend versuchen über die nahe Brooklyn-Bridge zu fliehen, doch da erhält Rob einen Anruf seiner großen Liebe Beth, mit der er sich auf der Feier noch gestritten hatte. Sie ist in ihrer Wohnung gefangen. Sofort macht er sich zusammen seinen Freunden auf den Weg zu ihr…

Review von Christian Siegel (fictionBOX)Der Hype um Cloverfield ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Nicht, dass ich ihn übersehen hätte... wenn man auch nur ein bisschen im Internet unterwegs ist und sich im einen oder anderen Filmforum herumtreibt, kam man gar nicht umhin, das virale Marketing mitzubekommen. Eine Strategie, die aber mich nicht wirklich überzeugen kann, und ganz im Gegenteil bei mir eher Skepsis bezüglich des entsprechenden Films auslöst. Nicht, dass jeder Hype schlecht oder ungerechtfertigt sein muss. Aber... es gibt den natürlichen Hype, wie z.B. bei den Herr der Ringe-Filmen oder "The Dark Knight", der einfach daraus entsteht, dass die Trailer und erste Kritiken eine enorme Begeisterung für den Film wecken - die jedoch in erster Linie von den Fans ausgeht. Und dann gibt es den künstlichen Hype, der von den Filmemachern bewusst inszeniert wird, um großes Interesse an ihrem Werk entstehen zu lassen. Und eben letzterem stand ich schon immer sehr skeptisch gegenüber. Bei Cloverfield war das nicht anders. Im Endeffekt hat dann aber doch die Neugier wegen des gut gemachten Trailers und des Konzepts überwogen, und so habe ich ihn mir Anfang des Jahres im Kino angesehen... und fand ihn eigentlich ganz gelungen.

Der Einstieg ist zugegebenermaßen sehr gemächlich und vor allem wenn man bedenkt, wie wenig man die Figuren in diesen Szenen kennen lernt, definitiv zu lang. Wenn man in dieser Zeit eine richtige Bindung zu den Personen aufgebaut hätte, dann hätte es sich ja wenigstens gelohnt, aber keine der Figuren ist sonderlich interessant und geht in der Charakterzeichnung über die üblichen Katastrophenfilm-Klischees hinaus. Wir erfahren zwar etwas über die Beziehung der handelnden Personen untereinander, lernen aber leider keinen davon gut genug kennen, um danach wenn sie vom Monster verfolgt und ihr Leben bedroht wird sonderlich mit ihnen mitzufieben. So sehr das Amateur-Videokonzept auch zu den größten Stärken des Films zählen mag, aber hier hat es die Filmemacher doch eingeschränkt, und sie fanden wohl keine gute Gelegenheit, die Figuren näher vorzustellen. Im Gegenteil, einige Informationen die man dem Zuschauer unbedingt übermitteln will wirken sogar eher verkrampft. Und so schleicht sich in den ersten Minuten doch gelegentlich auch etwas Langeweile ein.

Wenn es aber dann mal losgeht, dann geht es auch wirklich so richtig los. Die Spannung steigert sich praktisch von einer auf die nächsten Sekunde enorm, und hält trotz kürzerer Verschnaufpausen ein hohes Niveau bis zum Ende bei. Das Geschehen wirkt dabei nie übertrieben und ist zudem sehr abwechslungsreich. Zuerst gibt es eher kurze Blicke auf die Katastrophe aus der Distanz, ehe wir im Verlauf des Films der Bedrohung immer näher kommen, und so auch einige lebensbedrohliche Szenen erleben, z.B. wenn die kleineren Baby-Monster über die Gruppe herfallen. Hauptgrund hierfür ist, dass die Überlebenden die wir mit der Kamera näher verfolgen ab einem bestimmten Zeitpunkt die Entscheidung treffen, nicht mehr zu fliehen, sondern noch eine weitere Person zu retten - die im Zentrum der Verwüstung lebt. Einigen Kinobesuchern war diese Entscheidung ein Dorn im Auge, ich muss aber gestehen, mich hat es nicht im geringsten gestört. Ganz im Gegenteil... zumindest ich konnte ihr Verhalten durchaus nachvollziehen und wage zu hoffen, dass ich in einer solchen Situation ähnlich handeln und versuchen würde, diejenigen die ich liebe zu retten, anstatt mich einfach nur aus dem Staub zu machen und mir zu denken "Hinter mir die Sintflut". Insofern kann ich den handelnden Personen hier keinen Vorwurf machen.

Die Handlung des Films ist wirklich sehr abwechslungsreich... mal versucht die Gruppe in der U-Bahn vor den kleinen Monstern zu entkommen, dann landet man in einem Versorgungszelt der Army, dann gerät man mitten in den Kampf gegen das Monster, und schließlich erreicht man auch das Hochhaus, in der man eine junge Frau zu retten hofft. Erschwert wird dies dadurch, dass das Hochhaus schwer beschädigt ist und kurz davor steht, einzustürzen - tatsächlich neigt es sich bereits zum Nachbarhaus, was die Rettung natürlich erschwert. Es sind genau solche Szenen, die für Abwechslung sorgen - einfach da das Monster nicht für JEDE spannende Situation verantwortlich ist, sondern man sich auch darüber hinaus das eine oder andere überlegt hat. Und so bleibt - selbst wenn es einem leider relativ egal ist ob die Gruppe überlebt oder nicht - die Spannung bis zum Ende aufrecht. Einziger kleiner Haken an der Sache: Durch die Fundzeit und den Fundort ist klar, dass zumindest eine Person so lange überleben muss, aber vermutlich dann eben auch genau dort sterben muss - sonst hätte man ja das Video nicht finden können. Dies macht zumindest das Ende des Films recht vorhersehbar...

Die Effekte sind, vor allem wenn man das geringe Budget des Films betrachtet, großartig gelungen. Das Design des Monsters ist wirklich originell und weiß zu gefallen - auch wenn man es die meiste Zeit über nur teilweise und immer nur für Sekunden zu sehen bekommt. In diesen Momenten konnte es aber absolut überzeugen. Doch auch die Zerstörung von New York wirkt sehr realistisch - wobei dieser Eindruck wohl auch aufgrund der bewusst auf real getrimmten Inszenierung verstärkt wird. Diese zählt wohl - mit einer Ausnahme (aber dazu gleich) - zu den größten Stärken des Films. Wir haben schon oft gesehen, wie ein Monster, eine Naturkatastrophe, Außeridische oder irgend eine andere zerstörerische Kraft über eine US-Großstadt hereinbrachen. Aber es ist halt doch ein Unterschied, ob man das Geschehen deutlich als Film erkennen kann oder ob man zumindest den Versuch unternimmt, dem Zuschauer den Eindruck zu vermitteln, das wäre wirklich passiert. Durch die unangenehmen Erinnerungen an 9/11 wird die emotionale Wirkung der Bilder zusätzlich verstärkt.

Was mich gestört hat, ist die sehr verwackelte Kamera und der zu sehr auf amateurhaft getrimmte Stil, der die Message "He, das haben keine Filmemacher gedreht, sondern normale Menschen!" bzw. den Homevideo-Charakter zu sehr mit dem Holzhammer einprügeln will. Und dabei spreche ich jetzt nicht einmal von jenen Szenen, nachdem das Monster mit seinem wütenden Angriff begonnen hat - weil wenn man um sein Leben rennt hat man natürlich und verständlicherweise besseres zu tun, als sich um den Bildausschnitt Sorgen zu machen. Aber bereits davor, auf der Party, gab es massig ruckelnde Kamerabewegungen, unnötige Zooms, abgeschnittene Köpfe etc.. Leute, ich mache jetzt schon seit 10 Jahren Urlaubsvideos, aber nicht einmal meine ersten Gehversuche mit dem Medium haben ähnlich grauenhaft ausgesehen. Ja, das soll ein Amateurvideo sein - aber es gibt eben immer noch einen Unterschied zwischen Amateuren und Dilettanten. Jedenfalls kann ich alle, die meinen von diesen schnellen Kamerabewegungen Kopfweh bekommen oder auch Übelkeit verspürt zu haben, durchaus verstehen. Hier wäre ein bisschen weniger wohl eindeutig mehr gewesen...

Ein weiteres Problem war für mich das eine oder andere zumindest mir bekannte Gesicht (wie z.B. ), dass mich doch für ein paar Sekunden aus der Illusion, all dies wäre wirklich passiert, gerissen hat. Hier hätte man vielleicht doch eine Spur besser aufpassen sollen und wirklich nur unbekannte Darsteller verpflichten sollen. Auch der eine oder andere Logikfehler - wie z.B. der im Laden gestohlene neu verpackte, aber voll aufgeladene Akku - hätte nicht sein müssen. Der größte Kritikpunkt war aber für mich die jene Szene, in der das Monster für mindestens 10 Sekunden in die Kamera glotzt. Mehr als 60 Minuten lang haben die Filmemacher den Mut bewiesen, ihrem Anspruch auf Realismus treu zu bleiben und das Monster immer nur kurz und eher undeutlich zu zeigen - ein Ansatz, der mir wirklich extrem gut gefallen hat. Endlich steht mal nicht das geniale Monsterdesign im Mittelpunkt, sondern die Geschichte. Und dann kommt diese völlig unpassende Szene, die wie in letzter Sekunde draufgepappt wird, da man wohl Angst hatte, die ganzen enttäuschen Fanboys könnten ihnen sonst die Bude einlaufen. Schade, denn diese aufgesetzte Szene das macht diesen innovativen Film um einiges typischer und gewöhnlicher, als er hätte sein müssen...

Fazit:"Cloverfield" zeigt, dass ein künstlicher Hype ein zweischneidiges Schwert ist. Einerseits weckt man damit Interesse am eigenen Film und lockt viele Leute in die Kinos, allerdings ist die Erwartungshaltung dann nach all den kurzen ... so groß, dass sie fast nicht zu erfüllen ist. Dass "Cloverfield" bei vielen hinter eben diesen hohen Erwartungen zurückgeblieben ist, haben demnach J.J. Abrams & Co. selbst zu verantworten. Da mich der Hype eher kalt gelassen hat, ging ich recht vorbelastet ins Kino, und kann festhalten: "Cloverfield" ist sicher kein Meisterwerk der Filmgeschichte und keine Revolution, aber er ist ein gut gemachter Monsterthriller, der das Konzept aus "Blair Witch Project" gelungen auf eine größere Katastrophe umlegt, und bietet im sonstigen Hollywood-Einheitsbrei - trotz seiner Schwächen - eine gelungene, innovative Abwechslung.

Wertung: 8/10

Autor: Christian Siegel
Redaktion: Martin Wenzel



Review von Max Schmidt (fictionBOX):Die Idee zu "Cloverfield" soll Abrams bei der PR-Tour für "Mission Impossible 3" in Japan gekommen sein. Beim Besuch eines Spielzeugladens mit seinem Sohn war er wohl von der Vielzahl der Godzilla & Co-Spielzeuge überrascht. Aber natürlich muss an so einen Film für den US-Markt ganz anders herangegangen werden als für den japanischen. Schließlich beschloss man, den Angriff eines wolkenkratzerhohen Monsters aus der Warte einer kleinen Gruppe Menschen zu zeigen und eben nicht aus der totalen, weiten Perspektive eines japanischen Godzilla-Films, oder Roland Emmerichs Godzilla. Also erlebt man die Ereignisse stur aus der Sicht der Kamera die die meiste Zeit von Robs Freund Hud gehalten wird. So hat man natürlich ein oft verwackeltes und hektisches Bild, was zudem öfters unterbrochen wird, wenn sich die Protagonisten selber kurz das Videomaterial anschauen. An diesen Unterbrochenen Stellen, ist meist dann der Rest eine Aufnahme zu sehen, der sich zuvor auf der Kassette befand.

Dabei handelt es sich um eine Aufnahme Robs wie er zusammen mit Beth einen Tag verbringt. Was allerdings erst besondere Bedeutung gewinnt, wenn man erfährt, dass Beth Robs große Liebe ist, sie aber immer gute Freunde waren, zwischen denen nichts war. Eben bis auf diesen Tag. Da Rob eben in Kürze nach Japan gehen wird, läuft danach auch nichts mehr, was für gewisse Spannungen zwischen den beiden sorgt. Diese B-Handlung ist insoweit wichtig, daß durch diese kurzen Sequenzen klar wird, wie groß seine Liebe ist, und weshalb er, und seine Freunde immense Gefahren begegnen, um Beth zu retten.

Auch wenn es etwas abgedroschen scheint, so kann man durchaus sagen, daß Cloverfield eine Mischung aus Godzilla und Blair Witch Project ist. Auf der einen Seite, ein Monsterfilm (mehr oder weniger) in der Tradition der japanischen Godzillafilme, auf der anderen ein alternativer Film mit Kleinstbudget, der vor allem für seine ungewöhnliche Kameraführung besticht, die nur aus der Sicht einer Videokamera der Akteure besteht.

Die Idee mit der Kamera führt aber auch zu einigen offenen Fragen. Hud nimmt die Sache mit der Dokumentation der Party ja sehr genau, allerdings ist es doch fraglich, ob man bei solch einem Ereignis, vor allem wenn das eigene Leben ein ums andere Mal auf dem Spiel steht, immer die Kamera drauf hält. Genauso stellt sich die Frage, was das denn bitte für eine Kamera ist, die rund 7 Stunden Film aufzeichnen kann, und welcher Akku das denn bitte mitmacht. Warum fällt Rob erst ein, daß die Kamera einen Nachtsichtmodus hat, als man im Tunnel Geräusche hört? Und überhaupt: seit wann verkaufen Geschäfte aufgeladene Handyakkus?

Da der Film allein in den USA aufgrund seines geringen Budgets von etwa 25 Millionen Dollar bereits das mehrfache seiner Produktionskosten eingespielt hat, darf man angeblich auch schon mit einer oder gar mehreren Fortsetzungen rechnen. Diese dürften die Ereignisse dann aus einer anderen Sicht zeigen. Ob das nun eine vergleichbare Gruppe ist oder nicht, wird man sehen. Wobei es wohl interessanter wäre, eine Sicht zu haben, die zumindest einige der offenen Fragen klärt, wie: Wo kommt das Ungeheuer her ? Warum greift es an ? Was hat es mit den kleinen Biestern auf sich ? Was ist mit Marlena passiert ?

Fazit:Erwartet man einen klassischen Hollywood-Blockbuster, wird man mit "Cloverfield" sicher teilweise enttäuscht. Wenn auch sicherlich nicht vollends, sind doch trotzdem genug Actionszenen vorhanden, beziehungsweise Szenen mit einem riesen Monster, das in New York wütet. Wie in nahezu jedem Film, gibt's es natürlich auch hier die eine oder andere Logikschwäche, was man allerdings getrost vernachlässigen kann. Was man bekommt, ist ein eher ungewöhnlicher Monsterfilm, bei dem eben nicht alles aufgeklärt und gezeigt wird und bei dem es auch kein Happy End gibt. Und eine Kameraführung streng aus der Perspektive der Akteure, mit denen man ein ums andere Mal mitfiebert, wie sie sich diesmal aus ihrer misslichen Lage befreien mögen.

Wertung: 8 von 10 Punkten
Autor: Max Schmidt
Redaktion: Roger Murmann



Als Bonus haben wir noch eine Übersetzung des Reviews von AintItCoolNews:


Review von Harry Knowles (AintItCoolNews)Harry weiß, was Cloverfield ist!
Absolut brilliant. 

Was ist Cloverfield?
Ungefähr das ganze letzte Jahr war das die Frage, die jeder gestellt hat. Also ... man wollte auch wissen: Was war dieser Trailer? Was bedeutet der Name des Films? Wer sind diese Schauspieler? Was ist ein Slusho? Was bedeutet das alles? 
Nachdem ich den Film gesehen habe, kann ich euch sagen – ich habe das Marketing völlig vergessen. Mich interessiert es nicht mehr, warum der Film Cloverfield heißt, ich glaube nicht, dass der Name eine geheime Bedeutung hat – außer vielleicht den, dass er die Gehirne von Kinogängern auf dem Boden des Kinobodens zerschmettern wird. 
Cloverfield ist eine heftige Genre-Neuerfindung und mit nichts vergleichbar, was wir jemals gesehen haben. 
Das uns bekannte Basisgerüst ist da. Das Filmmaterial ist gefunden, nicht montiert. Das Filmmaterial wurde im Central Park gefunden. Von den Trailern und der Werbung wisst ihr, dass der Film wahrscheinlich auf einer Party beginnt. Etwas passiert, und wir denken, da ist ein riesiges Monster. Man ist ziemlich sicher, dass ein großes Monster New York City attackiert, wahrscheinlich Manhattan. 

Nun, ich komme gerade vom Filmschauen nach Hause. Die Sicherheitsmaßnahmen für mich und meine Frau vor Filmbeginn waren verdammt noch mal unglaublich. Ich vermute, einige könnten in Versuchung gekommen sein, ein Foto des Monsters zu machen und es online zu stellen, um das „Geheimnis“ für immer zu lüften – aber, Leute, es gibt kein Geheimnis. 

Der Film ist verflucht genial. Er ist genau so, wie er uns angekündigt wurde. Eine intime Perspektive auf eine unglaublich große menschliche Katastrophe jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. 

Was ist das Monster? Wie beschreibt man etwas, das anders aussieht als alles, was du jemals zuvor gesehen hast? Es ist nicht ein verdammter aufrecht gehender Wal. Es sieht nicht aus wie eine Inkarnation Godzillas. Es ist enorm. Und obwohl ich es gesehen habe, fällt es mir schwer, einen Vergleich mit einer anderen Kreatur anzustellen. Ihr kennt das große verdammte Ding in „Der Nebel“? So ist es nicht. Geht das Wesen auf zwei Beinen? Ich bin mir nicht sicher, ich denke, es könnte ein vierbeiniges Biest gewesen sein ... es hat eine Taille, es hat Zähne und seltsame Augen wie das Pferd, das in „Animal Horse“ gestorben ist. Es ist etwas wie ein grau-gelbes-schmutzigweißes Ding. Aber wichtiger als sein Aussehen ist das, was dieser Fucker tut. Hauptsächlich zerstört es. 
Die Kreatur ist nicht das Bahnbrechende an diesem Film. Sie ist es, und doch wieder nicht. 

Was mich an diesem Film so aufgewühlt hat, ist, dass dieser Monsterfilm anders ist als alle anderen Monsterfilme. 

Ich garantiere euch, dass in diesem Monsterfilm all das stattfindet, was in jedem Monsterfilm stattfindet. Irgendwo brüllt ein General, New York zu atomisieren ... irgendwo brüllt ein Politiker, dass man New York nicht atomisieren kann. Ein anderer General will wissen, warum unsere Waffen diesem Ding nichts anhaben können. Ein Präsident möchte wissen, woher es kam – und mehrere tausend Journalisten versuchen, genau dasselbe herauszufinden. 

Aber dieser Film handelt nicht vom Wissenschaftler, den Generälen, den Präsidenten, den Majoren oder irgendwelchen anderen wichtigen Menschen. Der Film handelt von den Menschen, die in den Häusern leben, die das Monster zerstört. Er handelt von den Menschen, die „Godzilla!“ schreien und rennen. Er handelt davon, diesen Wahnsinn zu überleben, und ein Leben zu retten. 

So wie „Der Soldat James Ryan“, nur dass hier die Nazis ein großes Monster sind. 

Dieser Film wurde mit einer Handkamera gedreht – das zu wissen und nicht zu nah an der Leinwand zu sitzen ist sicher eine gute Sache ... aber wo ich das gerade sage ... man kann nicht weit genug von der Leinwand weg sitzen, um sich sicher zu fühlen. Wie viele von euch wissen, sitze ich im Rollstuhl – und während ich Filme sehe, sind die Bremsen angezogen. Es gab eine Szene, die so unerwartet kam und so intensiv war, dass ich etwa anderthalb Meter zurückwich. 

Was ist mit den Charakteren? 

Alles, was man über sie wissen muss, erfährt man in den ersten 20 Minuten. Rob wird wegen eines neuen Jobs nach Japan gehen. Sein Bruder Jason und sein bester Freund Hud sind damit beauftragt, seine Überraschungsparty zu filmen – aber Hud interessiert sich eher für Marlena und wurde von Jason dazu überredet, der wiederum von Lily darum gebeten wurde, die sich in Jason verliebt hat. Oh – und sie überspielen eine Kassette, auf der Rob den Morgen gefilmt hat, nachdem er und Beth es endlich getan haben – nach jahrelanger Freundschaft. Aber jetzt muss er wegen seiner Karriere nach Japan gehen und Beth taucht mit irgendeinem Typen auf, weil er nicht wusste, wie er mit ihr reden sollte, nachdem sie Sex hatten. 

Es ist eine sehr realistische Situation, die jedem passieren könnte. Das sind ganz normale Menschen mitten im Leben, die versuchen, eine gute Zeit zu haben. Als es plötzlich passiert. 

Ich habe nicht erwartet, irgendeinen der Charaktere zu mögen. Das ändert sich. Sehr. 

Mein Lieblingscharakter? Wahrscheinlich Hud ... unser Kameramann. Er ist kein professioneller Fotograf, obwohl dieses Tape eine unglaublich fokussierte Geschichte erzählt, die eine sehr klare Struktur aufweist und intime Details verrät. Aber Hud ist „der beste Freund“. Aber wenn ich ihn mit irgendeinem anderen Charakter vergleichen könnte, würde ich sagen, er hat etwas von Bill Paxton. Er kommt nicht wie schreiende Nervensägen daher ... aber die Scheiße, die aus seinem Mund kommt, machte mich fertig. 

Die Geschichte dieses Film ist allerdings definitiv wundervoll. Die Welt geht zum Teufel, und die Leute denken nicht nur an sich, sondern auch an andere. Das ist die Geschichte. Beth hat Robs Party verlassen, bevor der Mist passierte. Rob und seine Freunde versuchen, von der Insel kommen, als sie einen Anruf bekommen. Beth ist irgendwo. Sie kann sich nicht bewegen, sie blutet und sie braucht Hilfe. Und seltsam ... 911 ist besetzt. 

Die Freunde gehen durch die größte Hölle, die ihr euch vorstellen könnt, um Beth zu retten. Charaktere sterben. Alles läuft furchtbar furchtbar falsch – und doch tun sie das, was sie tun.

Es gibt keine Ziele, keine Regeln, es fühlt sich an, als gäbe es weder Drehbuch noch Film. Es ist so groß, dass du es kaum glauben kannst ... Filme dieses Genres hatten noch nie eine derart fantastische oder große Story. Der Film ist ein Meilenstein. 

Er ist zugleich Kunst, Kommerz und grotesk-fröhliche Riesenhaftigkeit.

Offen gesagt, beginnen mit diesem Film zwei große Filmkarrieren gleichzeitig. Von heute an werde ich jeden Film, den J. J. Abrams produziert, sehen und ihm entgegen fiebern. Diese Art von Neuerfindung und Zurücktreten von einem Genre ist genau das, was getan werden muss. Es ist nicht einfach nur „Oh, ich kann einen besseren Godzillafilm machen“, sondern die Unverfrorenheit, sich hinzustellen und zu sagen: Ich erzähle die Geschichte aus einem der meist verabscheuten Film-Ansätze heraus – das entdeckte Filmmaterial – und mache einfach das verdammt erstaunlichste gefundene Tape, was es je gab. Es wird nicht nur das sein, was es ist, sondern die Summe aus Charakteren, Geschichte, Emotion und die Reise, durch die uns das Tape führt. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. 

Außerdem ist da noch Matt Reeves. Ich kenne den Mann nicht. Aber ich sag' euch was. Ihr werdet euch den Namen merken. Cloverfield ist wie ein Indie-Film – den auch Spielberg gemacht haben könnte. Erinnert ihr euch an Krieg der Welten? Jetzt stellt euch diesen Film vor, aber mit der entwaffnenden Natur handgemachter Bilder. Wo die Kamera kippt und man plötzlich in die andere Richtung sieht ... Ein verdammt zerrissenes Manhattan und sie sind gerade in Midtown gestrandet, wo sich ein riesiges Monster herumtreibt ... und dann ist da noch das verdammte Militär ... und sie sind Ziel, und Gebäude werden zerstört. Überall passiert Schreckliches – und der Mann, unter dessen Planung und Regie diese Apokalypse entstanden ist, ist Matt Reeves. Bravo!

Leute– Cloverfield ist die Besessenheit wert, die Monate wert, die ich mit Fans gerätselt habe, was dieser Film sein wird – die Diskussionen wert, die ich mit den Journalisten führen musste, die von mir wissen wollten, was dieser Film ist – und ich wusste es auch nicht. Es ist ein gewaltiger Film und ich liebe sogar die Geschichte. Ich liebe diesen Film und den einzigen Gedanken, den ich hatte, als er vorbei war, war wie gerne ich diesen Film weitere 5 Mal sehen wollte – heute, versteht sich. 

Ich möchte die kleinen Details sehen, ich möchte diesen Film so oft sehen, dass ich mit ihm irgendwann so vertraut bin, dass ich die Komplexität der Rahmen und Einstellungen zu schätzen weiß und versuchen kann, den Film in seine Einzelteile zu zerlegen – aber ich glaube nicht, dass das möglich ist. Er ist so verdammt gut! 

Autor: Harry Knowles, Aint It Cool News
Übersetzung: Martina Berghäuser

 


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