28 Weeks Later
Gelungene Fortsetzung des Endzeit-Horrors Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | M. Kael - Datum: Sonntag, 09 September 2007
 
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28 Weeks Later
(28 Weeks Later, USA/UK 2007)
 
28 Weeks Later
Bewertung:
Studio/Verleih: Fox Atomic/DNA Films/20th Century Fox
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Produzenten: U.a. Andrew Macdonald, Andrew Macdonald, Alex Garland & Danny Boyle
Drehbuch: Rowan Joffe, Enrique López Lavigne, Jesús Olmo & Juan Carlos Fresnadillo
Filmmusik: John Murphy
Kamera: Enrique Chediak
Schnitt: Chris Gill
Genre: Horror
Kinostart (Deutschland): 30. August 2007
Kinostart (USA/UK): 11. Mai 2007
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: keine Jugendfreigabe
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray (Doppelpack mit "28 Days Later"), DVD, Soundtrack
Mit: Robert Carlyle, Rose Byrne, Imogen Poots, Mackintosh Muggleton, Jeremy Renner, Harold Perrineau, Catherine McCormack, Idris Elba u.a.


Kurzinhalt: 28 Wochen sind seit dem Ausbruch des "Rage"-Virus vergangen. Nachdem die Infizierten verhungert und elendig zugrunde gegangen sind, scheint die Gefahr endlich gebannt. Das amerikanische Militär unterstützt England beim Wiederaufbau. In London wird eine Sicherheitszone eingerichtet, in der mit der Rücksiedelung der Überlebenden begonnen werden kann. Nachdem das Projekt bisher erfolgreich verlaufen ist, beginnt man nun auch damit, Familien und Kinder zurückzubringen – was es dem "Hausmeister" Don ermöglicht, seine beiden Kinder Tammy und Andy endlich wieder in die Arme zu schließen. Doch es liegt ein Schatten über dieser Familienzusammenführung, wurde doch seine Frau Alice während des Ausbruchs der Krankheit von Infizierten angegriffen. Don gelang gerade noch so in letzter Sekunde die Flucht; dabei überließ er jedoch seine Frau ihrem Schicksal – eine Tatsache, die er seinen Kindern verständlicherweise verschweigt. Umso überraschter sind diese, als sie bei einem Ausflug zu ihrem früheren Wohnhaus auf ihre Mutter treffen. Diese ist zwar tatsächlich infiziert, aufgrund einer genetischen Anomalie ist die Krankheit bei ihr jedoch nie ausgebrochen – sie dient lediglich als Träger des Virus. Als man sie für Forschungen in die Sicherzeitszone bringt, kommt es jedoch zur Katastrophe, und das Virus wird erneut freigesetzt. Schließlich sieht der militärische Kommandant keine andere Möglichkeit, als "Code Red" auszurufen – Eindämmung um jeden Preis. Auch wenn das bedeutet, alle Bewohner gnadenlos auszulöschen…

Review von Christian Siegel: ImageAls Fan des Horror-Genres ist man von Fortsetzungen ja so einiges gewöhnt. Allzu oft versucht man mit billigen Sequels im Fahrwasser des beliebten Originals an dessen Erfolg mitnaschen zu können, und vernachlässigt dabei die Qualität – und verliert dadurch oftmals genau jene Elemente, die das Original erst zu so einem Erfolg gemacht haben. "28 Weeks Later" fällt zum Glück nicht in diese Kategorie. Zwar wird natürlich auch hier die Hauptmotivation gewesen sein, durch die Fortsetzung zu Danny Boyle's Original, welches nach der Veröffentlichung schnell zum Kultfilm avancierte, einen finanziellen Erfolg einzufahren. Trotzdem merkt man, dass sich Regisseur Juan Carlos Fresnadillo mit seinen Drehbuch-Coautoren Gedanken darüber gemacht hat, wie man auf den ersten Teil aufbauen kann, ohne einfach nur eine billige, einfallslose Kopie und/oder einen müden Abklatsch abzuliefern: Während sich Danny Boyle auf die Folgen einer solchen Epidemie konzentriert hat, lässt uns die Fortsetzung nun den Zusammenbruch der Zivilisation hautnah erleben – wenn auch "nur" am Beispiel einer vergleichsweise kleinen Gesellschaft.

War es im ersten Teil die Forschung (sowie militante Tierschützer; auch wenn ich nicht glaube, dass Danny Boyle und Alex Garland damit etwas Grundsätzliches aussagen wollten, á la "Keine Macht dem Tierschutz!"), liegt der neuerlichen Ausbreitung des Virus ein persönliches, familiäres Drama zugrunde, nämlich Don's Entscheidung, seine Frau zurückzulassen und seine eigene Haut zu retten – eine Tat, für die im Endeffekt alle in "New London" den Preis zahlen. Dennoch wird Don hierfür nicht verteufelt – vor allem, da bei der (natürlich teilweise gelogenen) Schilderung der Ereignisse an seine Kinder seine Selbstvorwürfe deutlich werden und man erkennt, wie er selbst mit dieser Entscheidung hadert. Natürlich war es egoistisch, rücksichtlos und fragwürdig von ihm, seine Frau einfach so ihrem Schicksal zu überlassen, dennoch ist die Entscheidung – vor allem in der Hitze des Gefechts – durchaus nachvollziehbar. Insbesondere, wenn man den Vorgänger kennt und weiß, wie schnell sich die Infizierten für gewöhnlich in blutrünstige Monster verwandeln. "28 Weeks Later" zwingt uns hier gleich zu Beginn – in einer der besten Szene des Films – uns in Don's Lage zu versetzen und uns zu fragen: Hätten wir in dieser Situation wirklich anders gehandelt? Wären wir selbstlos geblieben und hätten alles daran gesetzt, Alice zu retten – selbst wenn dies mit großer Wahrscheinlichkeit unseren eigenen Tod bedeutet hätte? Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Strafe für Don's kurzen Moment der Schwäche – nämlich der erneute Ausbruch der Krankheit – unangemessen hart.

ImageEine Thematik, die "28 Weeks Later" mit dem Vorgänger teilt, ist die kritische Betrachtung des Militärs. Nicht nur, dass man um die Verbreitung des Virus einzudämmen dazu bereit ist, jene zu töten, die man eigentlich beschützen sollte, scheitert man im Endeffekt sogar damit. Jene Szene, als die Soldaten den Befehl ihres Vorgesetzten ausführen und damit beginnen, keinen Unterschied mehr zwischen Infizierten und Gesunden zu machen, zählt zweifelsohne zu den dramaturgischen Höhepunkten des Films. Weitere diesbezügliche Highlights sind – neben dem bereits erwähnten Einstieg mit dem Angriff auf das abgelegene Landhaus – der Einsatz des Giftgases, die Zerstückelung mehrere Infizierter durch einen Hubschrauber, sowie die enorm spannende Szene, als sich die letzten verbliebenen Überlebenden auf der Flucht vor den Infizierten in einen U-Bahn-Schacht begeben. Letztere zieht ihre Spannung vor allem aus dem – damals noch recht unverbrauchten und sehr effektiven – Stilmittel mit dem Nachtsichtgerät, welches (im Vergleich zu z.B. "Das Schweigen der Lämmer") noch dazu nur einen sehr kleinen Bereich des Bildes sichtbar macht…

Mit Ausnahme des Drehbuchs orientiert man sich in praktisch allen anderen Bereichen der Produktion sehr stark am Original. Wie schon bei "28 Days Later" wurde John Murphy für die Filmmusik verpflichtet, der zwar auch das eine oder andere gelungene neue Thema komponierte, an den Schlüsselstellen des Films erklingt jedoch mit "In the House, In a Heartbeat" gleich mehrmals das wohl bekannteste und prägnanteste Stück aus dem Vorgänger. Ebenfalls an das Original erinnert die Verpflichtung eines starken Ensembles in den Haupt- und wichtigsten Nebenrollen. Neben Robert Carlyle und Rose Byrne, welche die größte Last auf ihren Schultern tragen (und meistern), überzeugen in Nebenrollen noch Jeremy Renner, Imogen Poots (die trotz der weniger interessanteren Rolle einen bleibenderen Eindruck hinterlässt als ihre quasi-Vorgängerin Megan Burns) und Catherine McCormack, während Harold Perrineau und Idris Elba leider nicht wirklich etwas zu tun bekommen und dadurch auch nur bedingt zum Erfolg des Films beitragen dürfen. Wie schon beim Vorgänger liegt die größte Stärke von "28 Weeks Later" aber in der tollen Inszenierung, die erneut statt auf Schockmomente auf eine dichte Atmosphäre setzt, und uns einige der spannendsten Momente des Kinojahres 2007 bescherte – nicht zuletzt war mir die oben bereits angesprochene Szene in der U-Bahn beim FilmRückblick damals ja sogar die Auszeichnung als "Nägelbeißer des Jahres" wert!

Fazit: ImageDie befürchtete Schändung des Originals ist ausgeblieben. Dem Team von "28 Weeks Later" ist unter der Leitung von Regisseur und Drehbuch-Coautor Juan Carlos Fresnadillo eine würdige Fortsetzung zu Danny Boyle's Endzeit-Schocker gelungen, welche die dort erzählte Geschichte konsequent weiterführt und um einige interessante neue Ideen und Aspekte bereichert. Schauspielerische Leistungen, musikalische Untermalung und die sehr atmosphärische Inszenierung befinden sich auf dem Niveau des Vorgängers. Vor allem letztere zählt erneut zu den größten Stärken des Films und sorgt für einige sehr spannende Momente und Szenen. Das Drehbuch mag sich zwar nicht ganz mit jenem von Alex Garland messen können, weiß aber ebenfalls zu gefallen, und verfügt wie der Vorgänger über einiges an Anspruch und Sozialkritik. Vor allem das Militär bekommt wieder einmal sein Fett weg – aber auch individuelle Entscheidungen werden hinterfragt und kritisch beleuchtet. Das düstere Finale sorgt dann schließlich für einen stimmigen, gefälligen Abschluss eines überzeugenden Sequels, dass zwar die Klasse des Vorgängers nicht ganz erreicht, sich aber auch nicht vor ihm verstecken muss.

Wertung:8 von 10 Punkten


Christian Siegel


Review von Michael Kael: Danny Boyles Kultfilm "28 Days Later" läutete eine Zeitenwende im Bereich der Zombiefilme ein. Die behäbig schlurfenden und hirnlosen Kreaturen aus George A. Romeros Klassiker "Night of the Living Dead" verwandelten sich in rennende und wuterfüllte Killer. Die Protagonisten, in der Regel eine zusammengewürfelte Gruppe Überlebender, werden nicht mehr nur von der Masse an Untoten und der hohen Ansteckungsgehfahr bedroht, sondern auch von deren Schnelligkeit und Raserei. Und was heißt hier eigentlich Untote. In Boyles Zombiewelt haben wir es nicht mehr mit mystischen Wiedergängern zu tun. Wir reden von Infizierten. Damit wird der Zombie zum Produkt menschlicher Hybris. Die Forschung an Waffen und die Manipulation von Viren wird der Menschheit zum Verhängnis. Die Apokalypse ist hausgemacht. 28 Weeks Later, der zweite Teil der Reihe, muss leider ohne die Regie von Danny Boyle auskommen. Dieser war bei Drehbeginn gerade mit seinem neuen Projekt "Sunshine" beschäftigt und übernimmt mit seinem Freund und Autor Alex Garland die Produzentenrolle. Regie führt diesmal der Spanier Juan Carlos Fresnadillo, der 2001 einen internationalen Erfolg mit seinem Thriller "Intacto" hatte.

ImageÜber die Story sagt Fresnadillo in einem Interview folgendes: "Wir entwickelten die Geschichte einer Familie, die den ersten Teil des Films überlebt hatte. Eine Familie war für uns eine gute Ausgangsidee. Um sie herum konnten wir die Story bauen. Das Problem lag nun darin, den richtigen Handlungsfaden zu finden, eine Geschichte zu entwickeln, die alle Zuschauer interessiert verfolgen würden. Wir einigten uns schließlich auf eine Storyline, an die wir wirklich glauben. Sie basiert auf der Idee, dass niemand von seiner Vergangenheit unberührt bleibt" (Quelle: Presseheft 20th Century Fox). Der Film legt deshalb einen größeren Schwerpunkt auf die Beziehung der einzelnen Mitglieder der Familie untereinander. Umso tiefer wird dem Zuschauer die Zerstörung dieser Beziehung und die darauf folgende Menschenjagd unter die Haut gehen. Wir beobachten den Zerfall von sozialen Gemeinschaften im Angesicht des Horrors. Liebe und Familienbande zählen nicht mehr, wo es nur noch um das nackte Überleben geht. Die Apokalypse lässt keinen Platz für Helden.

Der Zuschauer wird in diesem Teil von deutlich stärkeren Bildern und Gewaltszenen überrollt. Besonders in der zweiten Hälfte des Films hetzen wir mit den Protagonisten von der Bildergewalt einer Brandbombenexplosion mitten in London zur Massenzerstückelung von Zombies durch die Rotorblätter eines Hubschraubers. Und mittendrin wütet neben den Zombies ein außer Kontrolle geratenes Militär. Die Bedrohung umschließt die kleine Gruppe Überlebender. Sie versuchen verzweifelt einen Evakuierungspunkt zu erreichen. Und wer ein Happy End erwartet, wird feststellen, dass der Virus immer einen Weg findet.

Fazit: Bildgewaltige und blutige Fortsetzung des Originals. Die Apokalypse, der Abgesang an die Menschheit und das Ende der Menschlichkeit. Ein modernes Zombiespektakel. Einfach ein weiterer Horrorkultfilm und definitiv nichts für schwache Nerven.

Wertung:8 von 10 Punkten


Michael Kael
(Bilder © 20th Century Fox)


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Weiterführende Links:
Halloween-Special
FilmRückblick 2007
Review zu "28 Days Later"
Review zu "Sunshine"







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