Sherlock Holmes: Das Spinnennetz
Holmes und Watson ermitteln in Washington Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 30 Juni 2024
 
 
Das Spinnennetz
Originaltitel: The Spider Woman
Produktionsland/jahr: USA 1943
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: Roy William Neill
Produzenten: Roy William Neill
Drehbuch: Bertram Millhauser, nach den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle
Filmmusik: Hans J. Salter
Kamera: Charles Van Enger
Schnitt: William Austin
Genre: Krimi/Thriller
Kinostart BRD: 14. Februar 1958
Kinostart USA: 21. Januar 1944
Laufzeit: 63 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray (Komplettbox), DVD (Komplettbox)
Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Gale Sondergaard, Vernon Downing, Alec Craig, Arthur Hohl, Mary Gordon u.a.


Kurzinhalt: Eine Reihe von Selbstmorden erschüttert London. Sherlock Holmes ist jedoch davon überzeugt, dass es sich dabei vielmehr um eine Mordserie handelt – und eine Art weibliche Moriarty dahintersteckt. Aus seiner Sicht ist es ihr irgendwie gelungen, diese Männer in den Selbstmord zu treiben. Um herauszufinden, wie, muss Sherlock Holmes zuerst seinen Tod inszenieren, um so seine Gegnerin in Sicherheit zu wiegen. Danach schlüpft er in die Rolle eines reichen indischen Offiziers, Ranji Singh, um sie in die Falle zu locken. Doch Adrea Spedding durchschaut sein Spiel, und beginnt ihrerseits, ihr Spinnennetz rund um Holmes zu weben. Welches der beiden Meisterhirne wird am Ende den Sieg davontragen?

Review: Szenenbild. Bei "Das Spinnennetz" bleibt man insofern dem Muster des Vorgängers treu, als man zwar – wie bei den Universal-Filmen üblich – in der Gegenwart bleibt, Holmes jedoch nicht auf eine Spionagemission im Zweiten Weltkrieg schickt, sondern einen Mord – genauer gesagt, eine Mordserie – aufklären lässt. Und auch wenn mir das Endergebnis grundsätzlich wieder gut gefallen hat, hat "Gespenster im Schloss" in meinen Augen trotzdem die Nase knapp vorn. Dies liegt u.a. am aus meiner Sicht unnötig effekthascherischen Einstieg rund um Holmes' vermeintlichen Tod (unnötig deshalb, weil man ihnen das ohnehin nie abkauft), wo Sherlock bei mir auch einige Sympathien verspielte. Dass er es für notwendig hielt, seinen Tod vorzutäuschen, um gegen Adrea in Ruhe ermitteln zu können, gut, ok. Aber sich in Verkleidung in die Wohnung zu schleichen, sich nicht erkennen zu geben, und sich dann über Watsons Reaktion auch noch lustig zu machen, war schon ziemlich arschig. Auch mit dem Ende war ich nicht ganz glücklich. Die Todesfalle war zwar cool, die Art und Weise, wie Holmes der Spinnenfrau hier ins Netz geht, und nur von Glück und Zufall gerettet wird, lässt den Meisterdetektiv allerdings wenig meisterlich erscheinen.

Von diesem Punkt abgesehen war die Szene aber zugegebenermaßen super; nicht zuletzt, als sie auf grandiose Art und Weise Spannung und Humor miteinander verband. Vor diesem launigen Finale sorgte vor allem der nette Wettstreit zwischen Holmes und Spedding für ein paar starke Momente. Insbesondere die Szenen, wo die beiden direkt aufeinandertrafen, konnten mir überwiegend sehr gut gefallen. Das Zusammenspiel zwischen Basil Rathbone und Gale Sondergaard fand ich sehr gut, und ihren Figuren dabei zuzuschauen, wie sie versuchen, sich gegenseitig auszutricksen (wie z.B. wenn Adrea "zufällig" Wasser über seiner Hand verschüttet, und beim Abwischen die Farbei seiner Verkleidung abgeht) machten schon Laune. Vor allem auch, da es ein nettes hin- und her war, und beide jeweils ihre Siege und Niederlagen zugestanden bekamen. Einzig ihr Besuch in Holmes' Apartment in Begleitung des komischen Kindes war eher seltsam, und fiel für mich ein bisschen ab. Davon abgesehen lebte "Das Spinnennetz" aber überwiegend von diesem Wettstreit der Intellekte. Aber auch der Humor war zweifellos wieder ein wichtiger Aspekt – wobei dies zugegebenermaßen der erste Film war, wo ich ein bisschen den Eindruck hatte, dass man im Hinblick auf die schusselige Darstellung von Watson etwas übers Ziel hinausschoss (was auch daran liegen mag, dass man ihm hier, im Gegensatz zu den Vorgängern, keinen einzigen Erfolg gönnt). Last but not least fand ich den Fall an sich – trotz einiger Anleihen an den Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle – nicht ganz so mitreißend wie den herrlich ausgeklügelten Plot aus "Gespenster im Schloss" (der natürlich auch vom Whodunit-Charakter profitierte, der hier wiederum fehlt). Für solide Krimi-Unterhaltung war jedoch auch bei diesem Einsatz von Basil Rathbone als Sherlock Holmes und Nigel Bruce als Dr. Watson wieder gesorgt.

Fazit: Szenenbild. In "Das Spinnennetz" matcht sich Sherlock Holmes mit einem weiblichen Verbrechergenie. Dass er am Ende seinen Triumph mehr dem Glück als seiner Cleverness verdankte, ist einer meiner Kritikpunkte am Film. Der andere, wie sich Holmes hier über seinen Freund, der seinen vermeintlichen Tod betrauerte, lustig macht, was ihn doch ziemlich arschig rüberkommen lässt. Den Wettstreit mit Adrea fand ich aber größtenteils gelungen; nur die Szene mit dem sich komisch verhaltenden Kind hätte ich nicht gebraucht. Ansonsten machte das Duell zwischen den beiden Meisterintellekten aber durchaus Laune, und gefiel mir vor allem, wie es hin und her ging, und beide sowohl kleine Siege feiern konnten, als auch Niederlagen hinnehmen mussten. Der Plot rund um die Mordserie war zwar auch ganz gut ausgeklügelt, diesbezüglich kam "Das Spinnennetz" für mich aber nicht ganz an den direkten Vorgänger "Gespenster im Schloss heran". Nicht zuletzt dank den wieder famos aufspielenden Rathbone und Bruce – diesmal neben Hoey unter anderem auch noch von Sondergaard als Adrea unterstützt – konnte mich aber auch dieser Universal-Holmes-Film, trotz des eigenwilligen Settings in der damaligen Gegenwart, wieder gut unterhalten.

Wertung: 6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1943 Universal Pictures)





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