Sherlock Holmes: Der Hund von Baskerville
Startschuss zur Filmreihe mit Basil Rathbone Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 19 Mai 2024
 
 
Der Hund von Baskerville
Originaltitel: The Hound of the Baskervilles
Produktionsland/jahr: USA 1939
Bewertung:
Studio/Verleih: Twentieth Century Fox
Regie: Sidney Lanfield
Produzenten: Darryl F. Zanuck & Gene Markey
Drehbuch: Ernest Pascal, nach dem Roman von Sir Arthur Conan Doyle
Filmmusik: David Buttolph, Charles Maxwell, Cyril J. Mockridge & David Raksin
Kamera: J. Peverell Marley
Schnitt: Robert L. Simpson
Genre: Krimi/Thriller
TV-Premiere BRD: 27. April 1987
Kinostart USA: 31. März 1939
Laufzeit: 80 Minuten
Altersfreigabe: Keine Einstufung
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray (Komplettbox), DVD (Komplettbox)
Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Richard Greene, Wendy Barrie, Lionel Atwill, John Carradine, Barlowe Borland, Beryl Mercer, Morton Lowry, Ralph Forbes, E.E. Clive, Eily Malyon, Lionel Pape, Nigel De Brulier, Mary Gordon, Ian Maclaren u.a.


Kurzinhalt: Sir Charles Baskerville erleidet bei der Flucht vor jemandem – oder etwas – einen Herzinfarkt. Sein Arzt und Freund Dr. Mortimer, ist der Einzige, der das Kind beim Namen nennt: Immerhin gibt es die Legende, dass die Baskervilles von einem Höllenhund, der im Moor lebt, gejagt werden. Hilfesuchend wendet er sich an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes – fürchtet er doch, dass Charles' Neffe Sir Henry, der nun das Anwesen erbt, und aus Kanada zu eben diesem zurückkehrt, das nächste Opfer des fürchterlichen Hundes der Baskervilles werden könnte. Holmes ist indes davon überzeugt, dass es eine rationale Erklärung für die mysteriösen Vorfälle im Moor gibt. Da er jedoch in London gerade an einem wichtigen Fall arbeitet, schickt er seinen Freund und Mitbewohner Dr. Watson nach Dartmoor, um auf Sir Henry ein Auge zu werfen…

Review: Szenenbild. Die letzten Jahre war der Sonntag (zumindest, soweit ich es geschafft habe, die Reviews pünktlich online zu stellen) in der Hand von Science Fiction-Serien aus den 90ern. Ab sofort – nachdem "Tek War" quasi als Übergang gedient hat – gehört dieser nun vielmehr in absehbarer Zeit dem Krimi-Genre. Den Anfang macht statt einer Serie vielmehr eine Filmreihe: Von 1939 bis 1946 sind insgesamt vierzehn "Sherlock Holmes"-Filme entstanden, in denen Basil Rathbone in die Rolle des in der Baker Street 221B in London residierenden Meisterdetektivs schlüpfte. Seine Interpretation der Figur ist legendär; bis heute zählt er für viele als der ultimative Sherlock Holmes, und muss sich in Umfragen wenn überhaupt maximal noch dem nicht minder verehrten Jeremy Brett aus der Granada-Serie (die dann als nächstes auf dem Plan steht) geschlagen geben. Ihm zur Seite steht Nigel Bruce, dessen Darstellung von Dr. Watson zwar etwas umstrittener ist – da er eindeutig zur komikhaften Auflockerung dienen soll, und man es dabei mit seiner Trotteligkeit teilweise schon fast etwas zu übertreiben drohte. Letztendlich ist es aber gerade die Dynamik zwischen dem kalten, clever-sinistrem Holmes und seinem zwar naiv-stümperhaften, aber warmherzigen Assistenten Watson, der die Filmreihe mitunter so auszeichnet – und sich für die weiteren Verfilmungen als vorbildhaft erweisen sollte.

"Der Hund von Baskerville" (genau genommen ja eigentlich "Der Hund der Baskervilles", da sich der Originaltitel auf die Familie, und nicht einen Ort bezieht) ist seit jeher das populärste "Sherlock Holmes"-Abenteuer. Dementsprechend war es naheliegend, den Roman auch als Vorlage für den ersten Film mit Rathbone und Bruce in den Hauptrollen auszuwählen (zu dem Zeitpunkt war natürlich weder der Erfolg des Duos absehbar, noch, dass es in weiterer Folge noch dreizehn weitere Filme mit den beiden geben würde) – wobei es mir insofern schon immer ein bisschen wie eine seltsame Wahl erschien, als man auf die Hauptfigur im Mittelteil der Geschichte für einen relativ langen Zeitraum verzichten muss (was dafür wiederum Nigel Bruce als Dr. Watson Gelegenheit gibt, sich in Szene zu setzen). Davon abgesehen konnte aber auch ich mich dem Reiz der Geschichte noch nie entziehen; vor allem die Idee, dem rational denkenden Sherlock Holmes, der glaubt, mit reiner Logik und Deduktionen jeden Fall lösen zu können, mit einem vermeintlich übernatürlichen Phänomen zu konfrontieren, welches seine Überzeugungen auf den Prüfstand stellt, hat zweifellos ihren Reiz. Zudem ist die Story sehr gut ausgearbeitet, und wartet sowohl mit einigen Verdächtigen, als auch parallel laufenden Mysterium wie rund um den entflohenen Sträfling, der sich im Moor versteckt, auf. Sir Henry ist zudem ein gütiger und sympathischer junger Mann, mit dem man mitfiebert. Und die Auflösung des Falls ist schlüssig (und dann eben doch angenehm bodenständig), und lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Von allen diesen Stärken profitiert "Der Hund von Baskerville" ebenso, wie all die anderen Verfilmungen (sowie natürlich der ihnen als Vorlage dienende Roman).

Szenenbild. Die Verfilmung von 1939 zeichnet sich darüber hinaus durch eine (für damalige Verhältnisse) hochwertige Inszenierung aus, die mir einigen netten Einfällen aufwartet. Diesbezüglich sei vor allem die Aufrollung der Familiengeschichte der Baskervilles erwähnt, wo man sich nicht nur an die "zeigen, nicht erzählen"-Regel hält, sondern dies mit den über den Seiten eingeblendeten Bildern (wo wir zudem sehen, wie dahinter immer wieder umgeblättert wird) überaus einfallsreich umsetzt. Zudem gelingt es Regisseur Sidney Lanfield zusammen mit seinem Kameramann J. Peverell Marley, und dank des fleißigen Einsatzes einer Nebelmaschine, den (offensichtlich im Studio gedrehten) Szenen im Moor eine düstere Atmosphäre zu geben. Zu dieser trägt auch das Sounddesign bei, wobei diesbezüglich vor allem das Heulen des (vermeintlich Höllen-)Hundes beiträgt (während mir die Musik wiederum zu sporadisch eingesetzt wurde). Allerdings: Basil Rathbone ist und bleibt mit seiner fast schon magnetischen Ausstrahlung die größte Stärke des Films (für mich auch noch vor Nigel Bruce, so gut ihr Zusammenspiel auch sein mag) – auf die "Der Hund der Baskerville" eben im Mittelteil für einige Zeit verzichten muss. Vor allem aber ist das Ende dann ziemlich überhastet (fast könnte man meinen, ihnen wäre das Filmmaterial ausgegangen), im Hinblick auf das Schicksal des Täters überraschend offen, und lässt den Zuschauer doch ein bisschen unbefriedigt zurück. Hier lässt der Film in letzter Minute (und ohne Not) noch einen Wertungspunkt liegen.

Fazit: Stolze 85 Jahre hat die erste Verfilmung von Sir Arthur Conan Doyles berühmtesten Sherlock Holmes-Abenteuer "Der Hund von Baskerville" mittlerweile auf dem Buckel. An Faszination hat der Film in den dazwischenliegenden Jahren kaum eingebüßt; lediglich der Mittelteil, wo man Basil Rathbone – welcher den Film dominiert – vorlagenbedingt mit Abwesenheit glänzt, sowie das überhastete und im Hinblick auf das weitere Schicksal des Täters eher unbefriedigende Ende kosten ihm ein bisschen. Davon abgesehen weiß "Der Hund von Baskerville" von Anfang bis Ende zu packen. Die Story ist ohnehin zeitlos, und lebt nicht zuletzt davon, dass sich der rational denkende Sherlock Holmes mit einem vermeintlich übernatürlichen Phänomen auseinandersetzen muss. Basil Rathbone ist ein grandioser Sherlock Holmes, dem man hier mit Nigel Bruce einen unter Fans zwar umstrittenen, im Zusammenspiel mit Rathbone aber über jeden Zweifel erhabenen Kompagnon zur Seite stellt. Und die Inszenierung von Sidney Lanfield ist nicht nur atmosphärisch (vor allem in den Moor-Szenen), sondern zeichnet sich auch mit einzelnen cleveren Einfällen (wie der Baskerville-Rückblende während Dr. Mortimers Erzählung) auf. Besser hat man es, was die Verfilmung von Doyles legendärer Geschichte betrifft, selten bis nie gemacht.

Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1939 Twentieth Century Fox)





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