Ring: Spiral
Inoffizielle "Ring"-Fortsetzung von Jôji Iida Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 11 Oktober 2023
 
Halloween-SPECiAL

 
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Originaltitel: Rasen
Produktionsland/jahr: Japan 1998
Bewertung:
Studio/Verleih: Basara Pictures/Toho Company/Anolis Entertainment
Regie: Jôji Iida
Produzenten: U.a. Takashige Ichise, Shin'ya Kawai & Takenori Sentô
Drehbuch: Jôji Iida, nach dem Roman von Kôji Suzuki
Filmmusik: La Finca
Kamera: Makoto Watanabe
Schnitt: Hirohide Abe
Genre: Horror/Drama
Heimkino-Premiere Deutschland: 17. Juni 2004
Kinostart Japan: 31. Januar 1998
Laufzeit: 97 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Kôichi Satô, Miki Nakatani, Hinako Saeki, Shingo Tsurumi, Shigemitsu Ogi, Yutaka Matsushige, Hiroyuki Sanada u.a.


Kurzinhalt: Mitsuo Ando arbeitet als Leichenbeschauer. Er ist ein alter Jugendfreund von Ryuji Takayama – und verstört, als dieser eines Tages auf seinem Tisch landet. Umso mehr, als die Umstände seines Todes höchst mysteriös, und die unmittelbare Todesursache unklar sind. Mitsuo möchte unbedingt Licht in die Angelegenheit bringen, die Autopsie bringt ihn dabei jedoch nur bedingt weiter. Allerdings kommen ihm die Gerüchte rund um ein verfluchtes Video zu Ohren; wer es sich ansieht, soll genau sieben Tage später sterben. Angeblich hat Ryuji zusammen mit seiner Ex-Frau Reiko eben dieses Video vor seinem Tod untersucht. Doch auch Reiko und ihr gemeinsamer Sohn Yoichi sind kurz darauf – während sie mit dem Auto auf dem Weg zu Reikos Vater waren – gestorben. Bei seinen Nachforschungen stößt er jedoch nicht nur auf das Video an sich, sondern auch den Notizen über Sadako Yamamura. Zusammen mit Ryujis Studentin – und Freundin – Mei Takao setzt er deren Arbeit fort – und findet schon bald einen Zusammenhang mit dem Video und einen todbringenden Virus…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Die offizielle Fortsetzung "Ring 2" sowie das Prequel "Ring 0" dürften den meisten Fans des japanischen "Ring"-Originals geläufig sein. Nicht ganz so bekannt ist, dass es davor noch eine andere Fortsetzung gab: "Rasen", der hierzulande unter dem Titel "Ring: Spiral" veröffentlicht wurde. "Ringu" und "Rasen" wurden annähernd gleichzeitig von selben Produktionsteam gedreht, wobei für Rasen ein anderer Drehbuchautor und Regisseur verantwortlich waren. Auch die Besetzung ist weitestgehend ident, wobei Hiroyuki Sanada, Miki Nakatani und Yutaka Matsushige sicherlich die prominentesten Überschneidungen sind. Sadako wurde zwar von einer anderen Darstellerin gespielt, da deren Gesicht in "Ringu" aber ohnehin von den schwarzen Haaren verdeckt war, fällt dies nicht weiter auf. So wie der "Vorgänger" basiert auch "Rasen" auf einer Romanvorlage des Autors Kôji Suzuki, nämlich eben dessen Fortsetzung zu "Ringu". Letztendlich wurden beide Verfilmungen relativ zeitnah ins Kino gebracht, in der Hoffnung, dass sie sich gegenseitig an der Kinokasse helfen würden; letztendlich war "Ringu" ein sensationeller Erfolg, während "Rasen" unterging, und nicht zuletzt dadurch, dass man später mit "Ringu 2" (wieder mit Hideo Nakata als Regisseur) eine offizielle Filmfortsetzung nachlegte, praktisch in Vergessenheit geriet.

Nun da ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, muss ich allerdings leider sagen: Ein großer Verlust war das in meinen Augen nicht. Zuerst einmal fällt der eine oder andere Widerspruch auf, der sich dadurch ergibt, dass "Rasen" in erster Linie eine Verfilmung des gleichnamigen Romans ist, man bei der Adaption von "Ringu" jedoch einige Änderungen an der Vorlage vorgenommen hat; weshalb sich nun "Rasen" und "Ringu" (der Film) in Teilbereichen widersprechen. Dies gilt nicht zuletzt dafür, dass man hier scheinbar im Hinblick auf die Auflösung rund um das Kopieren des Videos wieder einen Rückzieher zu machen scheint; zudem tritt Yoichis Tod hier zu früh ein, waren es doch noch keine sieben Tage. Gerade auch im Hinblick darauf, dass man auf der anderen Seite Szenen aus "Ringu" übernimmt, und sich somit sehr wohl als Fortsetzung zum Film sieht, sind diese Widersprüche doch etwas irritierend. Ziemlich seltsam muteten für mich auch die Versuche an, den Plot rund um das verfluchte Video auf (pseudo-)wissenschaftliche Beine zu stellen. Ihr kennt mich, ich ziehe grundsätzlich eine bodenständige einer übernatürlichen Erklärung immer vor. Hier waren die Erläuterungen rund um den Virus, der durch das Video in den eigenen Körper übertragen wird, derart an Sakados langen schwarzen Haaren herbeigezogen, dass ich mich nie wirklich darauf einlassen konnte. Ganz ehrlich: Dann doch lieber einfach ein Fluch. Aber auch so manche Entwicklung zwischendurch, sowie nicht zuletzt der Ausgang des Geschehens (wo man auf den Mythos zurückgreift, dass DNS die gesamten Erinnerungen einer Person speichern würde), hat mich nicht wirklich überzeugt. Und auch inszenatorisch ist "Rasen" dem Vorgänger deutlich unterlegen; Jôji Iida schafft es leider zu keinem Zeitpunkt, eine ähnlich packend-dichte Atmosphäre zu erzeugen wie Hideo Nakata, und inszeniert seinen Film ziemlich sachlich und unaufgeregt. Und insgesamt ist er – zumindest über weite Strecken – eher ein Drama als ein Horrorfilm.

Szenenbild. Trotz dieser Schwächen gibt es bei "Rasen" doch ein paar durchaus interessante und/oder gelungene Aspekte. So sprach mich die – tragische – Vorgeschichte von Mitsuo durchaus an. Aus eben dieser ergibt sich dann auch ein spannendes Gedankenexperiment rund um seinen ursprünglichen Plan, den Fluch zu brechen: Er will dafür sorgen, dass niemand mehr das Video hat, das letzte Exemplar zerstören, und es ganz bewusst weder kopieren noch jemandem zeigen. Vielmehr soll der Fluch mit ihm als letztem Opfer sterben. Ich gebe zu, diese "Lösung" des Problems (auch wenn der Preis natürlich verdammt hoch ist) bei den diversen "Ring"-Filmen bislang nie in Betracht gezogen zu haben. Bzw. könnte man darauf aufbauend das Video jemandem zeigen, der im Sterbebett liegt (was dann wiederum die Frage aufwirft: Was passiert, wenn ich innerhalb der sieben Tage sterbe?). Die Romanze zwischen Mitsuo und Mai hat für mich auch soweit ganz gut funktioniert (wenn auch seine Bitte nach nur einer gemeinsam verbrachten Nacht ein bisserl viel verlangt war). Vor allem aber muss ich "Rasen" zugutehalten, keine Kopie des Vorgängers zu sein, sondern eine völlig neue Richtung einzuschlagen. Schade halt, dass mich eben diese nur sehr bedingt überzeugen konnte.

Fazit: Die parallel produzierten Verfilmungen der jeweiligen Romane von Kôji Suzuki – "Ringu" und "Rasen" – hätten sich an den (japanischen) Kinokassen gegenseitig befeuern sollen; eine Rechnung, die nicht wirklich aufgegangen ist, was auch dazu führte, dass das erste Sequel zu "Ring" in weiterer Folge in Vergessenheit geraten ist, und durch ein neues, wieder von Hideo Nakata inszeniertes Sequel abgelöst wurde. Und auch wenn ich durchaus anerkennen kann, dass "Rasen" keine einfache Kopie ist, sondern tatsächlich eine andere Richtung einschlägt, und viele neue Impulse setzt, ist dies für mich rückblickend nicht überraschend. So ist Jôji Iidas Fortsetzung dem "Original" vor allem spannungstechnisch deutlich unterlegen. Auffällig zudem, dass die beiden Filme zwar aufeinander aufbauen, sich in Teilbereichen aber – da sie letztendlich Adaptionen der Romane sind – gegenseitig widersprechen. Auch mit dem aus meiner Sicht gescheiterten Versuch, Sadakos Fluch auf (pseudo-)wissenschaftliche Art und Weise zu erklären, ist man aus meiner Sicht gescheitert. Und in weiterer Folge waren mir einige Entwicklungen dann doch etwas zu schräg, als dass ich mich darauf hätte einlassen können. Zwar verfügt "Rasen" durchaus über einzelne interessante Ansätze und/oder starke Momente. Letztendlich ist der Film aber nicht nur "Ringu" (und das haushoch), sondern auch Hideo Nakatas eigener Fortsetzung "Ringu 2", deutlich unterlegen.

Wertung: 4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1998 Toho Company)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2023





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