Ring (Original) |
Review zum Begründer des J-Horror-Kults
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 04 Oktober 2023 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Die Reporterin Reiko Asawaka ist erschüttert, als sie vom Tod ihrer jungen Nichte Tomoko erfährt. Umso mehr, als ihr Sohn Yoichi – den sie nach der Trennung von ihrem Mann Ryuji alleine großzieht – mit ihr eng befreundet war. Als sie Tomokos Mitschülerinnen befragt, stößt sie auf Gerüchte rund um ein mysteriöses Video. Die moderne Legende besagt, dass unmittelbar nachdem man es sich angesehen hat, das Telefon läutet, und einem eine furchterregende Stimme sagt, dass man nur noch sieben Tage zu leben hat. Reiko will dies eigentlich als Humbug abtun – wäre da nicht die Tatsache, dass Tomoko vor etwas mehr als einer Woche das Wochenende zusammen mit ein paar Freunden in einer abgelegenen Hütte verbracht hat, und all diese Freunde genau zur gleichen Zeit gestorben sind, wie Tomoko. Kann es sein, dass an diesem Mythos tatsächlich etwas dran ist? Reiko beschließt, der Sache nachzugehen, und der besagten Waldhütte selbst einen Besuch abzustatten. Dort angekommen findet sie ein unbeschriftetes Video – und beschließt, es sich anzusehen. Nachdem das rund einminütige Video voller mysteriöser und teilweise verstörender Bilder zu Ende ist, klingelt das Telefon… Review (kann Spoiler enthalten): ![]() Eine der größten Stärken von "Ring" ist dabei sicherlich das Setup. Zugegeben, der Film ist natürlich stark in der damals dominierenden Technologie (die DVD steckte zu der Zeit noch in den Kinderschuhen, und sollte ihren Siegeszug erst 2-3 Jahre später antreten) verankert; einem modernen (TikTok-)Publikum mag es daher ein bisschen schwerfallen, hineinzufinden. Anno 1998 lag das Konzept eines verfluchten Videos aber genau am Puls der Zeit; umso mehr, als damals durchaus auch das eine oder andere "Underground"-Video (ich erinnere nur an das berühmt-berüchtigte Sextape von Pamela Anderson – und bestreite zugleich vehement, jemals eine Kopie davon besessen zu haben!) herumgereicht wurde. Insofern wird aus meiner Sicht jedweder Reiz, den "Ring" dadurch eingebüßt haben mag, dass das Konzept nicht mehr zeitgemäß ist, durch den dafür sich aus heutiger Sicht hinzukommenden Retro-Charme mehr als nur wieder wettgemacht. In jedem Fall kann mich die Grundidee (die natürlich auf Kôji Suzukis Roman zurückgeht, der hier lose adaptiert wurde) auch heute noch begeistern. Sie ist so einfach wie effektiv: Es gibt ein Video, und wenn du es dir ansiehst, bist du sieben Tage später tot. Außer, du kopierst es und zeigst es jemand anderem. Damit erweist sich "Ringu" als clevere Variante des guten alten Kettenbriefs, der im digitalen Zeitalter dann ja durchaus auch wieder zunehmend Verbreitung fand. Zumal das Video echt verdammt gruselig umgesetzt ist. Diese scheinbar willkürliche Zusammenstellung von geheimnisvollen bis beunruhigenden Bildern, die dann schließlich am Brunnen mündet, dem in der Legende von Sadako entscheidende Bedeutung zukommt. Aus meiner Sicht ist das Video jedenfalls einer jener Aspekte, wo das Original dem US-Remake überlegen ist. Neben dem Video an sich gilt dies nicht zuletzt auch für die Art und Weise, wie uns Hideo Nakata dieses präsentiert: Denn nachdem sich Reiko vor den Fernseher setzt und es einschaltet, zeigt er solange das Video läuft auch wirklich nur den TV-Schirm, ohne davon wegzublenden. ![]() Und vor allem am letzten Tag von Reikos Frist wird es dann nochmal so richtig spannend. Zuerst mit der coolen (und logischen) Schlussfolgerung, warum das Telefon nur in der Hütte geklingelt hat, dem Fund des Brunnens, vor allem aber mit der Aufgabe, in kürzester Zeit so viel Wasser wie möglich abzuschöpfen, um darin Sadakos Leiche zu finden. Vor allem dieser Teil ist wirklich spannend. Der Clou von "Ring" ist aber natürlich, was danach kommt: Nachdem Sadakos Leiche gefunden wurde, gelingt es dem Film nämlich, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass alles vorbei wäre – bis bei Ryuji plötzlich der Fernseher angeht. Was dann folgt, zählt zu den denkwürdigsten Momenten der Horror-Filmgeschichte: Wir sehen den Brunnen, aus dem Sadako hervorklettert, langsam auf den Fernsehschirm zugeht – und schließlich aus diesem hervorkriecht. Unvergesslich! "Ring" profitiert darüber hinaus von Hideo Nakatas höchst atmosphärischer Inszenierung, die er zudem um gut platzierte Schockmomente anreichert. Aber auch die Besetzung sticht positiv hervor. Insbesondere Nanako Matsushima macht ihre Sache ausgesprochen gut. Und Hiroyuki Sanada hat seiner prominenten Rolle hier wohl seinen Auftritt in "Last Samurai" – und damit seinen internationalen Durchbruch – zu verdanken. Wenn es etwas gibt, was ich kritisieren würde, dann, dass neben Sadako auch Yoichi übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen scheint. Davon ausgehend, dass diese nicht alltäglich sind, ist das schon ein bisschen großer Zufall. Und zumindest im ersten Teil tragen besagte Fähigkeiten letztendlich nichts zum Gelingen des Films bei. Aber auch auf die Vorgeschichte rund um Shizuko (und hier insbesondere das mit dem Vulkan) muss man sich einlassen können. Vor allem aber gibt es zwischendurch doch ein paar Stellen, die nicht ganz so packend geraten sind. Hier offenbart der Countdown auch insofern eine Schattenseite, als man im Prinzip weiß, dass der Person bis dahin nichts passieren kann. Die ökonomische Laufzeit von knapp über neunzig Minuten trägt jedoch maßgeblich dazu bei, dieses potentielle Manko zu minimieren. Fazit: ![]() Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1998 Toho Company)
Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2023
Kommentar schreiben
|