Avatar 2: The Way of Water |
Wasser treten mit James Cameron
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 30 Dezember 2022 |
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Kurzinhalt: Vor zehn Jahren hat der zum den einheimischen übergelaufene Marine Jake Sully die Na'vi zum Sieg gegen die Eindringlinge von der Erde geführt. Daraufhin gründete er mit Neytiri eine Familie. Eine Zeit lang lebten sie in Frieden – bis die Menschen eines Tages mit neuen Schiffen zurückkehrten. Sully führte den Widerstand in Sabotageaktionen gegen die Eindringlinge an. Schließlich wird ein Klon von Quaritch reaktiviert, um Sully auszuschalten. Dieser nimmt gezielt ihn und seine Familie ins Visier – woraufhin Jake keine andere Möglichkeit sieht, um seine Familie zu beschützen, als dem Krieg, und ihrem Stamm, den Rücken zu kehren. Sie ziehen von den Wäldern und Hügeln in die Inselgebiete Pandoras, wo sie hoffen, bei einem befreundeten Stamm Unterschlupf zu finden. Ihre Kinder kommen mit der Umstellung sehr unterschiedlich zu recht; vor allem ihr jüngster Sohn Lo'ak tut sich schwer, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, und nicht zuletzt von den anderen akzeptiert zu werden. Als man nach einem Zwischenfall einen Hubschrauber in die neue Heimat einfliegen lässt, weckt dies die Aufmerksamkeit von Quaritch. Zwar kennt er ihren genauen Standort noch nicht, er ahnt aber nun, dass sie sich in eine der Inselstämme zurückgezogen haben. Um sie hervorzulocken, nimmt er einen Stamm nach dem anderen ins Visier. Schließlich bleibt Jake und seiner Familie keine andere Wahl, als neuerlich in den Krieg zu ziehen… Review: ![]() Dementsprechend hielt sich zugegebenermaßen auch meine Vorfreude im Hinblick auf die Rückkehr nach Pandora eher in Grenzen – und es mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass meine Reaktion auf "The Way of Water" deutlich ernüchterter ausfällt, als bei so manch anderen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zuerst einmal fällt unangenehm auf, dass dies das erste Mal in seiner Karriere ist, das sich James Cameron wiederholt. Was grundsätzlich nichts damit zu tun hat, dass es sich hier um eine Fortsetzung handelt. So hat er in seiner Karriere 2x an die Arbeiten von anderen Filmemachern angeknüpft, und 1x auch ein Sequel zu seinem eigenen Werk vorgelegt. In all diesen Fällen – sei es nun der von ihm nicht sehr geschätzte "Piranha II - Fliegende Killer", "Aliens" oder eben "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" – hat die Fortsetzung eine andere Richtung eingeschlagen als der Vorgänger. Bei "Avatar - The Way of Water" ist nun das genaue Gegenteil festzustellen. Dieser ist vom Aufbau her fast eine 1:1-Kopie des Originals; einzig die Kinder als neues Element mögen diesen Eindruck zumindest ein bisschen minimieren. Insgesamt war es mir der Aspekte, die sich hier einfach wiederholen, aber definitiv zu viel. Angefangen beim grundlegenden Konzept der einfallenden Menschen, über den Aspekt, dass Jake hier – mit seiner Familie – bei einem neuen Stamm Unterschlupf suchen und sich dort aufs Neue wieder beweisen (und z.B. das "reiten" lernen) muss, die den "sense of wonder" der hängenden Berge erfolgreich kopierende Unterwasserwelt, einzelne Story-Entwicklungen bzw. Szenen, die wie Kopien identischer Momente des ersten Teils wirken, bis hin zum unweigerlich bombastischen, mich hier im Vergleich zum Vorgänger jedoch eher ermüdenden Showdown. Nicht zuletzt auch im Hinblick darauf, dass bereits der erste was die Geschichte betrifft nicht übermäßig revolutionär war, sticht diese neuerliche Wiederholung der gleichen Themen negativ ins Auge. Erschwerend kommt hinzu: Die Story von "Avatar" mag nicht neu gewesen sein – es gab aber wenigstens eine. Jake Sully machte hier eine zwar bekannte, aber dennoch gefällige Wandlung durch. Demgegenüber ist bei "The Way of Water" Charakterentwicklung ein Fremdwort, sind alle am Ende im Wesentlichen die Gleichen, die sie zu Beginn waren. ![]() Ich tat mir auch wieder mit der aus meiner Sicht sehr naiven Weltsicht schwer, die Cameron hier propagiert– in dem er die naturverbundenen und Technologie größtenteils ablehnenden Na'vi dem Lebensweg der Menschen als deutlich überlegen darstellt. Dies findet dann seinen Höhepunkt in jener Szene, wo nach dem Anfall von Kiri die Schamanin dort erfolgreich ist, wo zuvor die Schulmedizin versagte. Das ist so überhaupt nicht meine Welt(sicht) – und es verleiht "The Way of Water" insofern eine ziemlich schizophrene Note, als der Film an sich ja ohne Technologie nicht möglich wäre, und sich letztendlich auch als technologisches Wunder präsentiert. Ob Cameron dieser inhärente Widerspruch eigentlich selbst bewusst ist? Ein weiterer ganz wesentlicher Kritikpunkt war in meinem Fall auch HFR. Ja, ich weiß, bis zu einem gewissen Grad bin ich ja selbst schuld, dass ich mir den Film – nach zwei desaströsen Erfahrungen mit "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" und "Gemini Man" – in diesem Format angetan habe. Aber einerseits wollte ich den Film halt trotzdem im IMAX (dessen 3D ich dem Real-D-Format immer noch deutlich vorziehe) sehen, und andererseits hatte ich ja doch die leise Hoffnung, dass ein Filmemacher wie James Cameron dort erfolgreich sein würde, wo Peter Jackson und Ang Lee versagten. Würde er es vielleicht irgendwie anders/besser einsetzen? Nein. Mir hat das HFR leider den Film dann auch noch in optischer Hinsicht ruiniert. Der erste war insbesondere auch diesbezüglich eine damals unvergleichliche Erfahrung. Die photorealistischen CGI-Bilder, das 3D… Avatar entführte in eine künstliche Welt, die teilweise realer aussah, als die Wirklichkeit. Das kann "The Way of Water" in meinem Fall nicht mehr in Anspruch nehmen, da ich mir durch das HFR der Künstlichkeit der Bilder ständig bewusst war, was eine ähnliche Immersion wie damals beim ersten Teil verhinderte. Ich schließe somit nicht aus, dass mir der Film mit normalen 24fps zumindest eine Spur besser gefallen hätte, auch wenn die inhaltlichen Schwächen die gleichen geblieben wären. ![]() Was also kann an "The Way of Water "überzeugen? In erster Linie sind es die "Unterwasseraufnahmen". Ich setze den Begriff bewusst unter Anführungszeichen, als dort natürlich letztendlich, so wie auch den restlichen Film hinweg, mindestens 99,5% des Bildes aus dem Computer stammen. Trotzdem sah das einfach nur (und trotz HFR) absolut beeindruckend aus. Das waren letztendlich für mich auch die einzigen Momente, die "Avatar" im Hinblick auf den Zauber, die Immersion und den "sense of wonder" das Wasser (Wortspiel nicht beabsichtigt) reichen konnten, und mich wieder daran erinnerten, wie es war, vor dreizehn Jahren im Kino zu sitzen. Ich hätte letztendlich keine (ohnehin kaum existente) Story und schon gar keinen klischeehaften Showdown gegen die bösen Menschen gebraucht; einfach nur mit Jake, Kiri & Co. abtauschen und die Wunder der Unterwasserwelt Pandoras zu erforschen, hätte mir persönlich schon gereicht. Apropos Kiri: Es ist natürlich kein Zufall, dass ich just sie erwähnt habe. Sie war für mich die eine positive Ausnahme unter all den größtenteils sehr uninteressanten Figuren. Ich fand sie nicht nur charmant, sondern auch faszinierend – und ihre rätselhafte Verbindung zu Pandora (ich wette mit euch, dass sich im dritten Teil herausstellen wird, dass Eywa quasi ihr Vater ist) war nicht nur eine der wenigen originellen Ideen des Films, sondern auch das, was mich an der Story am meisten interessiert hat. Und da ich erwarte, dass man eben dies im dritten Teil stärker beleuchten ist, besteht zumindest die Chance, dass mir der dann auch insgesamt wieder besser gefallen wird. Abseits des HFR ist zudem auch "The Way of Water" in technischer Hinsicht absolut nichts vorzuwerfen. Die Effekte sind grandios, das Motion Capture überzeugt und lässt die Figuren lebensecht wirken (und agieren), die Größenverhältnisse sind überzeugend dargestellt, und die CGI-Bilder insgesamt absolut hochwertig. Letztendlich hatte das für mich aber halt leider mehr von einer – vor allem in den Unterwasserszenen – beeindruckenden Tech-Demo, wie sie im Elektronikladen als Werbefilmchen über die neuesten und teuersten Fernseher laufen, denn einem Film. Fazit: ![]() "The Way of Water" ist einfach viel zu ausschweifend erzählt, und scheint sich darauf zu verlassen, dass man als Zuschauer von den Bildern völlig vereinnahmt wird. Und zumindest in den Unterwasserszenen ist ihm dies sogar in meinem Fall auch gelungen. Abseits von diesen vermisste ich aber eine interessante Handlung, in die ich mich verbeißen, sowie spannend-sympathische Figuren, zu denen ich eine Bindung hätte aufbauen können. In Verbindung mit dem von mir verhassten HFR, welches einer möglichen Immersion in diese Welt erfolgreich einen Riegel vorschob, sorgten diese Schwächen dafür, dass ich mich rasch langweilte. Wer die Welt von Pandora mindestens so sehr liebt wie sein Schöpfer, mag das anders sehen; ich halte "Avatar: The Way of Water" aber leider für ein ziemliches kreatives Armutszeugnis, und gerade auch für ein (früheres?) Ausnahmetalent wie James Cameron für eine gehörige Enttäuschung. Aus meiner Sicht hat er sich leider völlig in dieser von ihm erschaffenen Welt verloren; man vermisst sein Gespür für Dramaturgie, dass letztendlich all seine Filme (bisher) so auszeichnete. Für mich hat er mit "The Way of Water" jedenfalls den bislang schwächsten Film seiner Karriere abgelegt – und ja, das schließt "Piranhas II - Fliegende Killer" mit ein. Bleibt zu hoffen, dass sich der bereits abgedrehte dritte Teil in kreativer und erzählerischer Hinsicht wieder in frischere Gewässer wagen wird. Wertung: 4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Walt Disney Studios)
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