Scream 5
Lauwarmer Aufguss der Horror-Reihe Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 27 Oktober 2022
 
Halloween-SPECiAL

 
Scream 5
Originaltitel: Scream
Produktionsland/jahr: USA 2022
Bewertung:
Studio/Verleih: Project X Entertainment/Paramount Pictures
Regie: Matt Bettinelli-Olpin & Tyler Gillett
Produzenten: U.a. Paul Neinstein, William Sherak & James Vanderbilt
Drehbuch: James Vanderbilt & Guy Busick
Filmmusik: Brian Tyler
Kamera: Brett Jutkiewicz
Schnitt: Michel Aller
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 13. Januar 2022
Kinostart USA: 14. Januar 2022
Laufzeit: 114 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Neve Campbell, Courteney Cox, David Arquette, Melissa Barrera, Jack Quaid, Jenna Ortega, Mikey Madison, Dylan Minnette, Jasmin Savoy Brown, Mason Gooding, Sonia Ammar, Marley Shelton, Kyle Gallner u.a.


Kurzinhalt: Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seitdem die – erste – Ghostface-Mordserie die amerikanische Kleinstadt Woodsboro erschütterte, die in weiterer Folge die Vorlage zur erfolgreichen Horror-Filmreihe "Stab" liefern sollte. Doch auch nach all der Zeit scheint es Woodsboro nicht zu gelingen, dem Schatten von Ghostface zu entkommen – treibt doch pünktlich zum Jubiläum ein weiterer Nachahmungstäter sein Unwesen. Dank des rechtzeitigen Eintreffens der Polizei überlebt sein erstes Opfer, Tara Carpenter, schwer verletzt. Dies wiederum ruft ihre große Schwester Sam auf den Plan, die ihrer Heimatstadt vor langer Zeit den Rücken kehrte. Zusammen mit ihrem Freund Richie kehrt sie nun zurück, um ihrer kleinen Schwester beizustehen, und sich jenem schrecklichen Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen, dem sie vor all den Jahren mit dem Umzug eigentlich zu entfliehen hoffte. Zusammen mit Taras Freundeskreis, sowie der – wenn auch widerwilligen – Unterstützung der Veteranen Dewey Riley, Gale Weathers und Sidney Prescott, macht sich Sam daran, die Hintergründe der jüngsten Mordserie aufzudecken, und den Killer aufzuhalten, bevor es weitere Opfer gibt…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Eigentlich wollte ich mir vor dem jüngsten Film der "Scream"-Reihe auch nochmal alle alten ansehen – da es jetzt eh schon wieder ein paar Jahre her war, dass ich sie mir zur Gemüte geführt hatte. Da mir jedoch zuletzt leider die Zeit dafür fehlte, habe ich mich stattdessen auf "Scre4m" (in weiterer Folge wieder "Scream 4" genannt) beschränkt – einerseits, da ich den bislang (no na) noch nicht so oft gesehen hatte, vor allem aber, da sich zwischen den beiden Filmen, bei denen es sich jeweils um relativ späte Fortsetzungen handelt, der Vergleich natürlich ganz Besonders anbietet. Leider muss ich sagen, dass "Scream" (der neue; der Einfachheit halber im restlichen Review als "Scream 5" betitelt) dabei sehr deutlich den Kürzeren zieht. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass ich mich definitiv zu den Fans von "Scream 4" zähle, und ihn nach dem Original für den besten Teil der Reihe halte. Sprich, im Vergleich zu anderen, die mit ihm weniger anfangen konnte, muss "Scream 5" in meinem Fall gegen ein recht hohes Niveau antreten. Doch es liegt nicht nur daran: Denn der jüngste Streich der Reihe enttäuscht leider fast auf der ganzen Linie, und hält maximal noch den Vergleich mit dem schwachen dritten stand (um genau sagen zu können, welchen der beiden ich vorn sehe, müsste ich mir den nochmal anschauen).

Zuerst einmal fällt auf, dass "Scream 5" überwiegend ein sehr geradliniger Horrorfilm ist. Dies mag manchen gefallen, für mich hat sich die Reihe aber schon immer durch einen Mix aus Horror und Komödie ausgezeichnet. Hier halten sich letztere Elemente leider enorm in Grenzen, insbesondere auch, soweit es die ironische Betrachtung des Genres betrifft. Letztendlich sticht eigentlich nur ein einziger Moment halbwegs hervor, nämlich, wie die Horrorexpertin die Figuren im Film anschreit, nach hinten zu schauen, während sich selbst der Killer ihr von hinten nähert. Es war der einzige ansatzweise gelungene Gag, der mich zumindest Schmunzeln ließ (im Vergleich zum direkten Vorgänger, der sich als deutlich lustiger erwies, als ich ihn in Erinnerung hatte, und mich mehrmals so richtig zum Lachen brachte). Ein weiteres Problem sind auch die extrem unscheinbaren und uninteressanten Figuren. Die Vorgänger lebten davon, dass man zusammen mit den Helden miträtselte, wer nur der oder die Killer sein könnte/n; da man hier zu keinem von ihnen eine Bindung aufbaut, ist einem die Auflösung herzlich egal. Erschwerend kommt hinzu: Während mich die Vorgänger hier jeweils meistens überraschen konnte, war es hier zumindest teilweise sonnenklar. Das trug dann nochmal zusätzlich zur Enttäuschung bei. Doch es sind nicht nur die Figuren, auch die Besetzung ist von allen bisherigen "Scream"-Filmen mit Abstand die Schwächste; und insbesondere zum diesbezüglich hervorstechenden vierten Teil fällt "Scream 5" leider deutlich ab. Der fuhr nämlich, abseits der alten Veteranen, mit einem "stellar cast" auf, und das teilweise bis in die kleinste Nebenrolle. Davon kann man hier nur träumen. Das bekannteste Gesicht (wieder: abseits der "Legacy-Charaktere", natürlich) ist der aus "The Boys" bekannte Jack Quaid. Jenna Ortega und Dylan Minette befinden sich zudem aktuell auf dem aufsteigenden Karriere-Ast. Der Rest hingegen ist gänzlich unscheinbar und unauffällig.

Szenenbild. Am schwersten wiegt für mich aber, dass es "Scream 5" fast gänzlich an jener Betrachtung der Genre-Regeln, -Klischees und -Trends vermissen lässt, welche die Reihe bislang so auszeichnete. Der einzige entsprechende Aspekt ist hier das zuletzt in Hollywood überaus beliebte "Requel"; zu denen "Scream" selbst ja auch zu zählen ist. Leider belässt man es aber dabei, darauf hinzuweisen; die ironische Behandlung wird hingegen leider stark vernachlässigt. Ja, man kommentiert es, macht jedoch letztendlich genau dasselbe. "Scream 5" ließ mich dabei insbesondere an die "Star Wars"-Sequels denken, mit Dewey als Han, Gale als Leia, und Sidney als Luke. Was fehlt, ist die Cleverness der – insbesondere von Kevin Williamson geschriebenen – Vorgänger, die sich dieser Regeln bewusst war, sie dem Zuschauer vermittelten, wo eben dies aber nur der Ausgangspunkt dafür war, mit eben diesen zu spielen. Was bleibt, ist ein geradliniger Horrorstreifen nach dem Schema F, dem jedoch neben einem cleveren Drehbuch auch die inszenatorische Qualität fehlt, die Wes Craven einbrachte. So hangelt man sich von einem klischeehaften Moment zum nächsten, und ich als Genre-Kenner konnte dabei so ziemlich alles, von fake-scares bis zu echten Schockmomenten, praktisch auf die Sekunde genau vorhersagen. Gähn.

Dass ich den Film nicht noch schlechter bewerte, liegt in erster Linie daran, dass er zwar sehr abgedroschene, aber nicht grundsätzlich schlechte und/oder inkompetente Genre-Kost liefert. So freute ich mich natürlich insbesondere über die Rückkehr der drei Veteranen Neve Campbell, Courteney Cox, und David Arquette. Vor allem das Zusammenspiel der letzteren beiden fand ich insofern nett, als sie im echten Leben ja mittlerweile geschieden sind. Schön, dass das Wiedersehen vor der Kamera trotz dieser – früheren? – privaten Differenzen geklappt hat. Nett war auch, dass wenn Dewey es sich anders überlegt und zur Rettung eilt, sein altes musikalisches Thema angespielt wird; etwas, dass ich bei "Scream 4" vermisste. Das war allerdings auch wirklich der einzige Moment, wo es dieser Fortsetzung gelang, den unmittelbaren Vorgänger zu übertreffen. Immerhin muss ich dem Film zugestehen, dass die Kills soweit ganz nett gemacht waren, und zwar sowohl auf Seiten von Ghostface, als auch dann, wenn es diesem (diesen?) an den Kragen geht. Mit der größte Clou ist jedoch die Rückkehr einer weiteren Figur, die ich hier nicht spoilern will, und die sich aus der persönlichen Verbindung zwischen Sam und ihr ergibt. Dies ist nicht nur so ziemlich die einzige originelle Idee von "Scream 5" (also originell im Sinne von "innerhalb der Reihe etwas Neues"), sie bringt uns auch einige der besten Szenen des Films. Letztendlich war mir persönlich dieser eine Aspekt aber leider zu wenig. Und abseits dessen, sowie der zarten Behandlung der "Requel"-Thematik, war (mir) "Scream 5" einfach zu geradlinig, generisch und teilweise richtiggehend abgestanden. Große Fans klassischer (ernsthafterer) Teenie-Slasher mögen dies anders sehen, aber in meinen Augen ist ohne Wes Craven und Kevin Williamson als die treibenden kreativen Kräfte hinter der Kamera leider viel vom Reiz der "Scream"-Filme verloren gegangen.

Fazit: Szenenbild. "Scream 5" war für mich leider eine sehr abgedroschene Fortsetzung, die einen Großteil jener Stärken, welche die "Scream"-Reihe bislang auszeichneten, vermissen ließ. Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett sind nun mal (leider) keine Wes Cravens, und inszenieren den Film derart klischeehaft, das ich sowohl alle "fake" als auch echten "scares" meilenweit riechen konnte. Fast noch schwerer wiegt für mich aber, dass zugleich James Vanderbilt und Guy Busick keine Kevin Williamsons sind. Abseits der Behandlung des Requel-Trends lässt es "Scream 5" leider an jenen ironischen (Meta-)Tönen vermissen, welche die Reihe unter der Fülle an Teenie-Slashern so hervorstechen ließ. Die "Scream"-Filme waren sich der betreffenden Regeln immer bewusst, vermittelten diese dem Zuschauer – und darauf aufbauend dann mit ihnen zu spielen. Eben diese letzte Ebene vermisste ich hier schmerzlich. Weitere Kritikpunkte sind die vorhersehbare Auflösung, die größtenteils uninteressanten und austauschbaren Figuren (die auch dafür sorgen, dass einem letztendlich ziemlich egal ist, wer sich denn nun als der oder die Mörder herausstellt), sowie die insbesondere im Vergleich zum direkten Vorgänger schwache Besetzung. Positiv sticht in erster Linie die Rückkehr der "Legacy-Characters" ins Auge. Zudem gab es immerhin eine ganz bestimmte Idee, die es mir durchaus angetan hatte. Trotzdem ist "Scream 5" für mich zusammen mit dem dritten Teil der bislang schwächste der Reihe; was für mich umso unverständlicher macht, dass just dieser lauwarme Aufguss an den Kinokassen erfolgreich genug war, um das dahinsiechende zu revitalisieren.

Wertung: 4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Paramount Pictures)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2022





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