Antlers
Wenn Monster von uns Besitz ergreifen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 25 Oktober 2022
 
Halloween-SPECiAL

 
Antlers
Originaltitel: Antlers
Produktionsland/jahr: USA 2021
Bewertung:
Studio/Verleih: Phantom Four Films/Searchlight Pictures/Walt Disney Studios Motion Pictures
Regie: Scott Derrickson
Produzenten: U.a. J. Miles Dale, David S. Goyer & Guillermo del Toro
Drehbuch: Henry Chaisson, Nick Antosca & Scott Cooper, nach einer Kurzgeschichte von Nick Antosca
Filmmusik: Javier Navarrete
Kamera: Florian Hoffmeister
Schnitt: Dylan Tichenor
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 28. Oktober 2021
Kinostart USA: 29. Oktober 2021
Laufzeit: 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube (Englisch)
Streamen: Disney+
Mit: Keri Russell, Jesse Plemons, Jeremy T. Thomas, Graham Greene, Scott Haze, Rory Cochrane, Amy Madigan, Sawyer Jones u.a.


Kurzinhalt: Nach einer psychischem und physischem Missbrauch durch ihren Vater geprägten Kindheit ist Julia aus dem Elternhaus geflohen, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Doch ihre traumatische Vergangenheit ließ sich nicht so leicht abschütteln, weshalb sie in weiterer Folge dem Alkohol verfiel. Nun ist sie auf dem Weg der Besserung. Um jedoch diesen Weg nicht allein zugehen, ist sie bei ihrem Bruder Paul eingezogen, der das Haus ihrer Eltern nach deren Tod übernommen hat. Julia arbeitet als Lehrerin an einer Grundschule. Ihr fällt in ihrer Klasse ein sehr verschlossener und verängstigt wirkender Junge auf. Sie befürchtet, dass Lucas zu Hause etwas ähnliches durchleiden könnte, wie sie einst, und informiert sowohl die Direktorin an ihrer Schule, als auch ihren Bruder, der im Sheriff Department arbeitet, über ihren Verdacht. Die Wahrheit, die Julia schließlich aufdeckt, ist jedoch um einiges komplizierter, übernatürlicher und vor allem auch erschreckender, als es sich Julia in ihren wildesten (Alp-)Träumen hätte vorstellen können, und bringt sie auf direkten Konfrontationskurs mit einer alten Macht, die ihren Ursprung in der Vergangenheit ihrer Heimatstadt hat…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Ich habe bislang alle (Lang-)Filme von Scott Cooper gesehen. "Crazy Heart" konnte mir sehr gut gefallen, "Auge um Auge" und "Feinde – Hostiles" fand ich ok; einzig "Black Mass" war in meinen Augen eher mäßig. Der Grund für meine Vorfreude auf "Antlers" lag letztendlich aber eher an Guillermo del Toro als Produzent. Zwar bin ich normalerweise klug genug, auf den Schmäh – wird doch mit "Von den Machern von…" immer wieder mal gern beworben – nicht hereinzufallen, in diesem spezifischen Fall muss ich aber zugeben, ihnen ebenfalls diesbezüglich auf den Leim gegangen zu sein. Zusätzlich angeheizt wurde meine Erwartungshaltung dann auch noch durch die lange Verzögerung. Das erste Mal aufmerksam wurde ich auf den Film bereits 2019 (er wurde ja 2018 schon abgedreht), für 2020 wäre er dann fürs SLASH 1/2 im Gespräch gewesen, welches dann aber aus wohl allseits bekannten Gründen abgesagt wurde. Zugleich damit verschwand "Antlers" generell lange Zeit in der Versenkung. So sollte er dann letztendlich erst im Oktober 2021 seine Premiere beim Beyond Fest in den USA feiern. Kurz danach schaffte er es dann zwar auch schon in die deutschen, nicht jedoch die österreichischen Kinos. Und so dauerte es bis zum Release auf Disney+, bis ich endlich Gelegenheit bekam, ihn mir anzusehen.

Das Endergebnis war zwar keinesfalls schlecht, nach dieser langen Wartezeit aber leider doch ein wenig ernüchternd. So habe ich zwar grundsätzlich überhaupt nichts dagegen, wenn übernatürliche Horrorelemente als allegorisches Mittel zur Behandlung realer Schrecken dienen – meine Vorliebe für u.a. "Der Babadook" sollte hierfür Beweis genug sein – im vorliegenden Fall fand ich es aber nur mittelmäßig gelungen. Ja, der Film zeigt uns, wie sich einst geliebte (und liebevolle) Menschen vor unseren Augen plötzlich zu "Monstern" verwandeln können – und wie schwer es in solchen Fällen sein kann, sich von ihnen zu lösen. Und als Kurzfilm hätte das vielleicht auch wirklich gut funktionieren können. Hier hingegen war mir das (fast) allein aber doch ein bisschen zu wenig. Erschwerend kommt hinzu, dass Mythen der amerikanischen Ureinwohner im Vergleich zu Zombies, Geistern und so weiter filmisch vergleichsweise wenig erforscht sind, weshalb es in diesem Fall schon nett gewesen wäre, wenn man bei den betreffenden Elementen nicht den Eindruck gehabt hätten, dass sie eigentlich nur Mittel zum Zweck sind, um eben die gewünschte Allegorie anbringen zu können. Der Film plätschert zudem – nach dem noch gefälligen Einstieg – recht lange ohne große Spannungsmomente vor sich hin. Und das Ende hätte klischeehafter nun wirklich nicht sein können. Trotz dieser ausführlichen Kritik ist "Antlers" aber sicher kein Reinfall, und gab es durchaus auch positive Elemente. So mag ich ja sowohl Keri Russell und Jesse Plemons sehr gern, und habe mich dementsprechend über ihre Besetzung hier durchaus gefreut. Die Monster waren zudem sowohl vom Design als auch der Umsetzung her echt cool (auch wenn ich am Ende ein bisschen an die Königin aus "Aliens" denken musste). Nach einem lange Zeit leider recht unaufgeregten Verlauf ist das Finale dann gut umsetzt, und sowohl atmosphärisch (mit dem Nebel), optisch (die starken Farben z.B. der Polizeiautos) als auch spannungstechnisch ganz nett. Vor allem aber hatte es mir der Ausgang des Geschehens in der Mine dann echt angetan. Insbesondere eine Szene war dann nämlich echt hart, und stach dementsprechend hervor. Da wäre ich sogar fast geneigt gewesen, "Antlers" eine (leicht) überdurchschnittliche Wertung zu geben; ehe ihn die schon erwähnte klischeehafte letzte Szene dann doch auf Mittelmaß drückte.

Fazit: Szenenbild. "Antlers" war zwar nicht schlecht, nachdem ich aber fast drei Jahre auf ihn gewartet hatte, war ich vom Endergebnis leider doch eher enttäuscht. Das ganze hätte einen echt coolen, knackigen, interessanten und idealerweise auch furchteinflößenden Kurzfilm abgeben können; als Spielfilm brauchte "Antlers" aber nach einem noch gefälligen Beginn einfach zu lange, ehe die Horrorelemente wieder in den Mittelpunkt rückten. Zudem fand ich es, so sehr ich allegorischen Horror sonst auch schätze, in diesem Fall insofern schade, als Filme über Mythen der indigenen Bevölkerung der USA jetzt eh nicht unbedingt an der Tagesordnung stehen; dementsprechend hätte man es hier ruhig auch geradliniger umsetzen können. Und auf die letzte Szene/Einstellung hätte ich aufgrund dieses mittlerweile echt abgenutzten Klischees auch lieber verzichtet. Demgegenüber stehen die gute Besetzung (insbesondere Keri Russell und Jesse Plemons), eine sowohl optisch nette als stellenweise auch angenehm atmosphärische Inszenierung, das dann durchaus packende Finale, sowie nicht zuletzt ein bestimmter, starker Moment während des Showdowns. Für mehr als durchschnittliche Standardkost reicht es insgesamt aber leider nicht.

Wertung: 5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Walt Disney Studios Motion Pictures)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2022





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